Dienstag, 1. Oktober 2019

Gefühlsnetz

Heute ist Partnersuche virtuell
Im Netz suchen wir die Liebe
Am besten fürs Leben um dann
Unsere Hochzeit bildschön auf
Instagram zu inszenieren als
Makellosen Traum vom Glück
Wie überhaupt die Suche mit
Bildern nach der Inszenierung
Selbiger förmlich schreit was
Uns schnell in die Tinderwelt
Führt das oberflächliche Paradies
Der Selbstbestätigung in dem
Wir uns durch Matches finden
Und falls einander schreiben
Dürfen sofern wir das Spiel
Nicht für freien Zugang noch
Bezahlen wollen uns also quasi
Noch spürbar deutlicher einen
Traumpartner kaufen wollen
Was mich so wenig je verlockte
Wie sonstige Prostitution auch
Doch scheint es uns viel wert
Weniger einsam zu sein wie
Zärtlichkeit und Berührung noch
Intensiver zu spüren als sonst
Gewöhnlich onanierend nehmen
Dafür sogar die immer lächerlichen
Seiten der Zweisamkeit in Kauf
Der virtuellen Hölle zu entkommen
Die täglich neue Auswahl verspricht
Egal welchen Gewinn so relativiert
Aller Liebe das besondere raubt weil
Der zufällige Wisch selten nur irgend
Höheren Idealen folgt als dem Trieb
Den wir uns ungern gestehen dafür
Mit programmierter Enttäuschung
Dort von großer Liebe träumen
Wie sie mir jene Prinzessin auch
Versprach die mich kleinen Frosch
Auf Instagram einst erwählte sie
Aus schwäbisch enger Hölle zu
Befreien um dann im Nichts
Aus dem sie mir erschien
Wieder zu verschwinden als
Schönster Stern am Himmel
Nur traurige Erinnerung mir ließ
Wie es so passend war für jene
Welt der virtuellen Liebe in der
Die größten Gefühle aus dem
Immer nur Nichts auftauchen
In dem sie wieder verschwinden
Hinterlassen nur die verlorenen
Träume die unsere Einsamkeit
Mit jedem mal noch vergrößern
Weil wir nach dern Erwachen
Spüren wie austauschbar wir
Für alle Ewigkeit statt der nur
Gehofften unendlichen Liebe
Am Ende immer doch bleiben
Bis Leben und Lieben enden

jens tuengerthal 1.10.19

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