Von der See in die Berge reisen, eines Höflichkeitsbesuchs wegen, zu bleiben, um den Dingen auf den Grund zu gehen, nahe dem Tod die abendländische Kulturgeschichte mit wechselnden Mentoren zu durchlaufen und während der frisch examinierte Knabe unter Davoser Bergluft in der Liegekur korrekt gewickelt, zeitlos zum Manne reift, der schließlich im Flachland sich verliert und vermutlich den Tod sucht, besteigt der Leser den Gipfel des Bildungsromans, den Thomas Mann seinen Hans Castorp im Zauberberg erklimmen ließ und auf der Suche nach der verlorenen Zeit stellen sich im Davoser Biotop die wichtigsten Fragen unser Kultur neu - wer hier ankam und sich zurechtfand, kann wohl Bildungsbürger genannt werden, liegt doch in den Exkursen dort eine ganze Welt verborgen und solange dieses Buch gelesen wird, lebt die Idee des totgesagten Bürgertums weiter - aus der Welt aussteigen, um sie zu entdecken, beschreibt in seiner Dialektik bürgerliche Werte besser, als jede Philosophie und jedes Sachbuch es könnte - so ist der Zauberberg die Philosophie der Bürgerlichkeit, die als Roman alle Kultur in sich trägt.
jens tuengerthal 6.6.2017
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