Donnerstag, 19. Dezember 2019

Ordnungshalber

Alles was Recht ist muss nicht
Rechtens oder auch legitim sein
Zwar spricht eine Vermutung wohl
Dafür dass Gesetze rechtens sind
Doch kann es auch anders sein
Wie der Nazi-Terror lange zeigte
Dessen Unrecht so evident war
Dass sich darauf keiner mehr
Einfach verlassen durfte sondern
Wer Recht sprach hätte zweifeln
Sollen oder müssen nach unsrem
Guten Gewissen wo immer es sitzt
Dies hochmoralische etwas in uns
Diese Formel nach Radbruch genannt
Dem Heidelberger Rechtslehrer einst
An dessen Schreibtisch ich einst saß
Wurde auch für Mauerschützen noch
Angewandt diese politischen Opfer
Der feigeren Anstifter hinter dem
Einst antifaschistischen Schutzwall
Der totalitäres Denken von links später
Als rote Fortsetzung vorher brauner Brühe
Mehr umfärbte als inhaltlich änderte
Deren Erben bis heute undemokratisch
Zwischen den Polen gern schwanken
Wir wissen also zwar relativ formal
Was heute gültiges Recht ist
Welcher Erlasse es dafür bedarf
Damit alles seine Ordnung hat
Die Anwendung der Norm nicht
Schon an Formfehlern scheitert
Doch was davon gütig ist kann nur
Das geprüfte Gewissen uns verraten
Befehlsverweigerung beim Militär ein
Verbrechen wird so zur petitesse die
Wollen müssen soll wer nach seinem
Grundgesetzkonformen Gewissen handelt
Auch wenn es das da noch nicht gab
Nulla poena vor Strafe schützte wird
Die gefühlte Gerechtigkeit als Mehrwert
Wider den Rechtsstaat noch anerkannt
Um nicht Unrecht zu legitimieren was
Jedem nicht Juristen absurd vorkommt
Genügte zur Bestrafung von Tätern
Die sonst der Unrechtsstaat legitimierte
Recht ist also nur relativ gültig was
Dessen absoluten Anspruch auf dann
Durchsetzung  stark infrage stellte
Dächte wer dabei streng logisch
Nicht nur wie üblich halt politisch
Was dazu führt dass die allergrößten
Schreihälse rechts wie links mehr
Gehör bekommen als die schweigende
Mitte wo beide Seiten laut fordern
Das Schwein müsse bestraft werden
Was zu absurden Saltos der Legitimation
Staatlichen Handelns im Nichts führt
Über das Recht besser schwiege 
Weil manches nicht regelbar ist
Was wir besser zugäben statt den
Dumm populistischen Rufen nach
Gerechtigkeit dabei nachzugeben
Bedächten wie absurd solche ist
Alles was Recht ist ist es nicht
Immer der Gerechtigkeit wegen
Die noch weniger messbar ist
Was die Frage stellt wozu dann
Überhaupt Recht ohne Aussicht
Aber es ist eben ein Kompromiss
Wie so viele bedingt tauglich
Staunt der Beobachter dennoch
Was bei uns Recht sein soll weil
Politisch gewollt und wie dies nur
Auf die relative Gültigkeit jeder Norm
Hinweist was auch befreiend ist

jens tuengerthal 19.12.19

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