Lektürentagebuch 29.3.25
Begonnen heute mit Franz Hessel im
Kramladen des Glücks wobei Gustav
Als Ich-Erzähler von der Verlobung seiner
Marga erfährt die er erschüttert hinnimmt
Dafür kommt es dann zum ersten Kuss
Mit einer Bekannten an der See die ihn
Zum Spaziergang mitnimmt nachdem er
Vorher von seinem Suizidversuch erzählt
Was Hessel weniger gut kann scheint es
Ist als Ich-Erzähler zu schreiben das wird
Wie vorher die Kinder Perspektive etwas
Mühsam dagegen spielerisch danach wieder
Wie eng dieser gescheiterte Versuch sich
Die Pulsadern mit dem Rasiermesser des
Vaters aufzuschneiden mit seiner verlorenen
Liebe zusammenhing bleibt noch unklar
Was lässt es näher erscheinen nicht erst
Seit Romeo und Julia wie dem Werther
Sich das Leben zu nehmen als die Liebe
Die vorher alles in diesem doch war
Über diese erschreckende Allmacht
Die uns gerne in den Wahnsinn treibt
Kritisch nachzudenken wäre sicher gut
Ob das realistisch ist bleibt fraglich
Wunderbar dagegen plaudert er wieder
Als Beobachter der beschreibt was ist
Ohne zuviel Gewicht auf die eigenen
Gefühle zu legen Flaneur zu bleiben
Er ist ein sehr feinsinniger Beobachter
Doch wo er was biographisch passend
Erscheint als Ich-Erzähler sich bemüht
Wird es schnell schwer erträglich hier
Spannend ist jedoch sein Wechsel der
Perspektiven der das Bild von Gustavs
Welt noch intensiver fühlbar macht was
Aus gefühlter Nähe schnell zu viel wird
Eine neue wunderbare Geschichte aus
Dem Papageienbuch gelesen in der es
Darum geht wie der Brahmane der Dieb
Wurde der Hinrichtung nochmal entging
Dabei sagte die Tradition doch wie
Im Buch als Verse noch angeführt:
Der Dieb wird durch Enthaupten bestraft,
Der Weise durch Nichtbeachtung,
Die Frau, wenn sie allein schlafen muss
Der Freund hingegen durch Schweigen
Als der Brahmane von dem Urteil erfährt
Was der König nach dem Gesetz fällte
Ließ er ihm ausrichten er könne die Welt vor
Dem Untergang retten so er auf ihn hörte
Dieser lässt den verurteilten Dieb kommen
Befragt den Brahmanen wie das möglich sei
Was er tun könnte die Welt zu retten worauf
Dieser erklärt er müsse nur ihn nicht töten
Sonst ginge mit ihm seine Welt unter da
Er dann nicht mehr wäre der König muss
Über diese Weisheit lachen und lässt den
Dieb laufen und rettet damit dessen Welt
Der Papagei sagt der Prinzessin wenn sie
So überzeugend für sich sprechen könnte
Solle sie ruhig tun was sie wolle was die
Frage nach der Lehre daraus stellt
Ist alles erlaubt sofern wir uns nur mit
Überzeugung auf unseren Wert berufen
Kommt es eher darauf an seinen Richter
Zum Lachen zu bringen also für sich
Einzunehmen statt noch zu kämpfen
Lieber für die eigene Frechheit dann
Begeistern zu können um auch eine
Lebensgefährliche Krise zu überstehen
Mögen sich die Leserinnen fragen wie
Sie mit Frechheit eine Notsituation
Durch gute Nerven besser überstehen
Als es Gesetze noch erlauben würden
Von Indien ging es zum Arabischen Diwan
Wo es verschiedene teils blutige teils verliebt
Zarte Verse vom Schwarzen Ritter wie
Antara ibn Schaddâd genannt zu lesen gab
In feiner Sprache ging es um Schlachten
Wird wieder über Kamele und blutige
Schimmel Stuten wie Hengste dabei deren
Empfinden einfühlsam sinnlich bedichtet
Die Perspektive eines Dichters aus der
Vorislamischen Zeit um das Jahr 600 ist
Spannend zu betrachten und von großer
Lyrischer Schönheit noch dazu geprägt
So weitet der arabische Diwan sowohl
Den Horizont für eine andere Kultur zu
Einer fern uns liegenden Zeit die aber
In den Gefühlen uns so nah kommt
Von der arabischen Halbinsel ging es
Auf die wirkliche Insel Sardinien wo
Marcello Fois in seinem Familienroman
Mercede und der Meisterschmied erzählt
Wie Luigi Ippolito seinem Bruder Gavino
Die Geschichte von der Verhaftung des
Großinquisitors die er auschrieb erzählt
Was zur Geschichte in der Geschichte wird
Sehr gut erzählt Fois von dieser wohl hochdramatischen Situation aus der
Vielleicht Geschichte der Familie die
Mit Dostojewskis Großinquisitor spielt
Zwischen weltlicher und göttlicher Macht
Wird hier im Heiligen Offizium gerungem
Wo sich die gefährlichste geistige Macht im
Damals noch spanischen Sardinien durch
Die weltliche Macht die sie verhaften will
Im Auftrag von Vizekönig und dem da
König Philipp III. von Spanien verfolgt sieht
Oder aufgefordert ein Urteil zu revidieren
Ein Konflikt der mit Worten ausgefochten
Sich einerseits auf Gott direkt beruft als
Großinquisitor andererseits auf den durch
Gott eingesetzten König als höchste Macht
Dieser Konflikt prägte das Mittelalter
Ließ Kaiser Heinrich IV. nach Canossa gehen
Vergebung nach der Exkommunikation vom
Papst persönlich dort noch zu erhalten
Die Reste dieses Saliers liegen übrigens
Unter dem so wundervollen Speyrer Dom
Was andere schöne Geschichten erinnert
Die hier auch keine Rolle mehr spielen
Hier kommen die Truppen des Königs
Des katholischen Spanien dafür zum
Gesandten des Papstes der gerade
Wohl dabei war noch zu foltern
Der mögliche Vorfahr der Familie will
Damit eine Exkommunikation mit der
Notfalls erforderlichen Gewalt revidieren
Was schon ein Paradox verdeutlicht
Nehmt bestrafte wieder auf in die
Gemeinschaft der Kirche oder wir
Werden euch Gewalt antun während
Ihr gerade einen anderen gefoltert habt
Die weltliche Macht bettelt dabei nicht
Um Wiederaufnahme wie es noch die
Kaiser des Mittelalters vielfach taten
Sondern zeigt ihre Kräfte deutlich
Wie es auch schon Karl V. durch seine
Plündernden Truppen beim sacco die Roma
Einst zugelassen hatte der Großvater wie
Zugleich Urgroßvater von Philipp III.
Wohin die Inzucht im Hause Habsburg
Führte zeigen Portraits der Zeit deutlich
Ist aber hier gerade kein Thema wo der
Mögliche Vorfahr den Inquisitor verhaftet
Eine spannend erzählte Geschichte mit
Historischen Bezügen die auch mit dem
Eigenwillen und Stolz der Familie spielt die
Sich nicht scheute die Kirche zu verhaften
Der Konflikt zwischen Aberglaube und
Weltlicher Macht wird dort ausgefochten
Die Dialoge sind dabei sehr stark als
Ausdruck eines uralten Konfliktes
Sehr schön ist diese Geschichte die
Der eine Bruder dem anderen erzählt
In die Handlung eingeschoben als
Historische Exkurs der mehr zeigt
Es wird darin mit der dunklen Seite
Der Kirche so gespielt wie mit dem
Stolzen Widerstände gegen sie von
Denen die doch dazugehören wollen
Heute gibt es keinen Grund mehr
In einer Kirche sein zu wollen außer
Aus Tradition oder als spirituelles Hobby
Damals hingen noch Existenzen daran
Dazu kam die verbreitete Furcht vor
Der Hölle oder der Strafe Gottes die
Machtmittel der Kirche lange waren
Von der die Mündigkeit uns befreite
Die Frage nach der Befreiung aus der
Unmündigkeit in der uns der Aberglaube
Auf Wunsch der Herrscher lange hielt
Führt mich zur nächsten Lektüre
In dem Katalog zu Was ist Aufklärung
Das erste Essays zur Klärung des Begriffs
Von Daniel Fulda begonnen der als dabei als
Kunsthistoriker sehr klug erläutert
Aus dem Bereich der Wetterkunde kam das
Wort Aufklärung das dann 1708 erstmals
Auch philosophisch in einem Konflikt nur
Umgekehrt noch verwendet wurde
Zwischen dem Pietisten Joachim Lange und
Christian Wolff in Halle ging es um dessen
Logischen Rationalismus der den Theologen
Empörte der damals laut forderte Aufklärung
Eine Bestimmtheit durch Gott zu nennen
Von welcher der pietistische Aberglaube
Ausgeht die überall gelten würde was
Sich zum Glück nicht durchsetzte
In allen anderen europäischen Sprachen
Wird dagegen sprachlich an das Licht
Was die Aufklärung brächte als damit
Erleuchtung sprachlich noch erinnert
Aus dem sprachlichen Ursprung in der
Wetterkunde heraus werden im deutschen
Gerne Frontspitze mit meteorologischer
Symbolik von Aufklärern lange genutzt
Auch deshalb eröffnete die Ausstellung
Mit einem solchen Stich als Frontspitz im
Großformat von Chodowiecki der die
Aufklärung durch Licht am Himmel darstellte
Die vertiefenden auch sprachlich historisch
Interessanten Gedanken sind dabei teilweise
Ein wenig professoral aber dennoch auch
Für Laien der Kunstgeschichte gut lesbar
jens tuengerthal 29.3.25