Samstag, 27. April 2024

Mollbach

Mollbach

„das größte Kunstwerk das die Welt je gesehen hat“ 
Carl Friedrich Zelter über Bachs H-Moll Messe

Heute soll ich dieses größte Kunstwerk
Der Menschheit hören und bin gespannt
Im Berliner Dom der einst größten
Kirche der Protestanten die nach
Dem Wunsch ihres Bauherren dem
Damaligen Kaiser Wilhelm II mit
Ihrer Kuppel unbedingt noch den
Petersdom übertreffen sollte was
Im Ergebnis so protzig wurde wie
Der Wilhelminismus uns leider in
Vielfacher Erinnerung sichtbar ist
Wie die leider auch wieder
Errichtete Schlosskuppel am 
Berliner Humboldtforum das als
Es noch stand Stadtschloss war
Das zu Zeiten der Humboldts
Keine peinliche Kuppel hatte

Das großspurig misslungene wird
Im Aufführungsort über den schon
Franz Hessel wie Harry Kessler
Gerne lästerten die Schinkels so
Eleganten Vorgängerbau noch
Aus eigener Erinnerung kannten
Schon sichtbar auch wenn die
Größte protestantische Kirche
Der ideale Aufführungsort für
Deren größten Komponisten
Sein könnte wäre da nicht der
Widerspruch von Bachscher
Bescheidenheit zum Bau

Auch klanglich ist der Dom ein
Eher schwieriges Gebäude wie
Musiker mir schon vorher beim
Besuch des Gallery Weekends
Versicherten und so waren
Meine Erwartungen an dieses
Meisterstück schon relativ gering
Auch wenn die einzige Messe
Die Bach hinterließ großartig ist

Sphärisch klar begann es wieder
In bachscher Manier der in seinen
Kompositionen viel besser zu der
Schlichten Schönheit eines Schinkel
Passte als in den Berliner Protzdom
Der architektonisch einfach nur
Eine Nummer zu großmäulig ist
Aber damit irgendwie auch perfekt
Zu Berlin passt wo alle zu gerne
Die Größten noch sind statt sich
In preußischer Bescheidenheit
Lieber mit Eleganz zu üben
Wie es der Museumsinsel sonst
So vorbildlich gelang

Doch wie zart schön ist dieser
Bach der wundervoll gespielt wird
Vom Barock Orchester Aris & Aulis
Zu dem die Domkantorei  singt mit
Fünf Solisten von Sopran bis Bass
Unter Leitung von Domkantor
Adrian Büttemeier so bekommt
Der Zuhörer der unpassenden
Umgebung zum trotz ein Gefühl
Für die Größe dieses Werks

Das Bach einst in der Trauerzeit
Nach dem Tod des sächsischen
Kurfürsten begann wie dann
Dessen Nachfolger widmete
Ohne hier im Herz Preußens
Weiter auf irgendwelche Sachsen
Eingehen zu wollen brachte dieses
Letzte große Werk was er wohl
Nie selbst ganz aufführte dem
Großmeister der protestantischen
Kantate wenn auch erst nach 
Zweimaliger untertänigster Nachfrage
Noch den Titel des Hofkapellmeisters

Für diese catholische Messe wie sie
Intern in der Familie Bach noch hieß
Die eine vollständige katholische Messe
Auch wäre vom Protestanten Bach
Was aber zu den sächsischen Kurfürsten
Wiederum gut passte die nach der
Übernahme auch der polnischen
Krone zum Katholizismus konvertierten
Was an Henri Quattre erinnert dem
Paris auch eine Messe wert war
Wie den Wettinern Warschau dann
Bis sich später Preußen Österreicher
Mit den Russen Polen teilten was
So fragwürdig war wie der Versuch
Putins die Ukraine auf sowjetische
Manier zu annektieren

Aber zum Glück geht es hier nicht
Um irgendwelche Politik sondern
Die sphärischen Klänge Bachs im
Grauenvollen Berliner Dom ob den
Himmlischen Klängen gelingt den
So unpassenden Raum für egal was
Mit ihrer Schönheit zu verzaubern

Schriebe ich nicht für die Leserinnen
Schlösse ich gerne wie meine direkte
Nachbarin andächtig die Augen um
Den so wunderbaren Klängen hier
Als nur Zuhörer zu lauschen

Doch wenn ich dies für Momente
Dann doch nur bachandächtig dabei
Tue höre ich genau was meine liebe
Freundin meinte der Klang matscht
Ein wenig und lässt die sonst so
Zauberhafte Bachsche Klarheit
Im doch unpassenden Gebäude
Leider ein wenig vermissen

So wie einst Karajan Wagner
Wie die Philharmoniker klanglich
Ein wenig vermatschte es an
Klarheit in so manchem fehlen ließ
So schafft es auch der Berliner Dom
Hervorragendes Orchester wie
Chor und Solisten zu Dombrei
Unter der zu großen Kuppel
Mehr zu zermatschen als es
Meister Bach in Hochachtung
So noch gefallen könnte was
Zugegeben spekulativ bleibt

Doch muss dieser es so wenig
Noch hören wie Felix Mendelssohn
Dessen Lehrer Zelter einst das
Werk so hochlobte als sein
Chor noch in der Singakademie
Wenige hundert Meter von hier
Sang und probte die bis heute
Noch vom Gorki Theater also
Quasi russisch besetzt ist

Das Werk bleibt wunderbar wie
Großartig und auch die hier
Aufführung ist sehr gut wäre
Da nicht der Raumklang dieser
Strahlend schöne Tag der noch
In den Fenstern der Kuppel leuchtet
Verzauberte sogar den peinlichen
Darum so typischen Berliner Dom
Bach bleibt immer wunderbar
Denke ich dankbar für die Karte
Der unten geigenden Freundin

jens tuengerthal 27.4.24





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