Mittwoch, 2. Oktober 2024

Lektürentagebuch 1.10.24

Lektürentagebuch 1.10.24

In drei Büchern heute gelesen die
Teils Literatur und über Literatur im
Historischen Kontext handelten also
Hessel selbst und über Shakespeare

Mit Franz Hessel begonnen noch am
Vormittag da gestern eingeschlafen
Noch vor der Nachtlektüre hierbei
Der Zauberer und das möblierte Zimmer

Die liebe Doris suchte wieder einmal
Ein neues möbliertes Zimmer weil sie
Noch in einer Pension logierte was
Stets den ganzen Freundeskreis

In ihre Suche involvierte weil sie
Dabei noch passendes für diese
Entdeckte was für sie natürlich nie
Infrage kam aber doch so gut wäre

Auch beriet sie sich dabei ständig
Über Vorzüge und Nachteile zu
Denen sie ihre Meinung hören wollte
Egal ob diese eine Rolle je spielte

Der Erzähler selbst war von dieser
Doris die mich ganz erstaunlich an
Eine liebe Berliner Freundin erinnert
Beauftragt ein Buch zu besorgen

Da Doris bettlägrig war mit einer
Migräne oder ähnlichem Unwohlsein
Aber das Stück dringend für eine
Rolle im Theater noch bräuchte

Wie Hessel hier die Migräne oder
Sonstiges weibliches Unwohlsein
Im Nebensatz behandelt zeugt von
So viel Erfahrung wie Weisheit

Er durchwühlte sofort beflissen
Alle großen Buchhandlungen um
Dort nur ganze Ausgaben zu finden
Bis er nach langer Suche endlich

Vermutlich im KaDeWe in einer Ecke
In der dort einmal Bibliothek den
Fraglichen Band entdeckte und gleich
Erwarb und zu der Kranken eilte

Dort traf er noch einen anderen Herren
Der ihm beim Einkauf zuvorkam weil sie
Sicherheitshalber gleich zwei beaufragte
Zumindest einen auch zu bekommen

Etwas enttäuscht und leicht angesäuert
Über den Konkurrenten der zu Füßen
Ihres Diwans bei ihr sitzt bleibt er doch
Und Doris plaudert munter mit beiden

Während er sich noch fragt ob dies
Vielleicht der war zu dem sie neulich
Ganz eilig entschwinden musste also
Gegen keimende Eifersucht kämpft

Bittet die gute Doris ihn als sich der
Andere endlich aufmacht zu gehen
Doch noch zu bleiben sie müsse ihm
Ganz dringend noch etwas erzählen

Mit der nach diesem Sieg deutlich
Geschwollenen Brust lauscht er ihr
Andächtig begierig auf jedes Detail
Der letzten möblierten Besichtigung

Wie sie in ein einst feines Haus in
Der guten alten Kleiststraße kam
Wo längst viele Karten an jeder
Klingel stecken für Untermieter

Darauf vermerkt wie oft für jede
Geklingelt werden müsse kam
Es ihr etwas heruntergekommen
Vor und dennoch machte sie sich

Auf das fragliche Zimmer noch zu
Besichtigen und es öffnete ihr das
Mädchen was sie bat zu warten
Bis die gnädige Frau dazu käme

Sie nutzt die Zeit und besichtigt
Das benachbarte Zimmer schon
Dessen Tür offen stand früher
Wohl der gute Salon war heute

Mit Diwan und Bett und viel Tüll
Anders möbliert war und noch
Während sie so Dinge berührte
Ein Gefühl zu bekommen da sei

Eine Dame hereingekommen die
Deutlich zumindest früher sicher
Im horizontalen Gewerbe tätig war
Die sie ansprach dies sei ihr Raum

Ohne noch weiter nach dem Zimmer
Zu schauen verließ die beschämte
Doris fluchtartig die Wohnung in der
Eine ältere Hure im Salon residierte

So klagt sie ihm sei diese Suche
Doch sehr ermüdend sie solle
Vielleicht lieber in der Pension
Bleiben wo sie wüsste was sie hätte

Dies sei zwar teuer aber sie reise
Ja viel gern und ständig wie auch
Das provisorische zu ihr passe was
Er erleichtert zur Kenntnis nimmt

Als er sich dann verabschieden will
Wird sie wieder ganz munter es
Ginge ihr schon viel besser sie sei
Wie befreit was denn im Kino liefe


In Friedells Kulturgeschichte noch
Seitenweise über Bacon gelesen
Ohne nachvollziehen zu können
Warum er ihm so viel Bedeutung

In seinem sonst so wunderbar
Wie abgewogen gewichteten
Buch historischer Plaudereien
Einräumt was an mir liegen kann

Philosophisch nicht unbedeutend
Für ein Denken was bis in unsere
Zeit wirkt und doch entscheidendes
Dabei verkennend wie heute egal

Mit sehr viel mehr Genuss dagegen
Die Seiten über Shakespeare den
Größten Dichter der Epoche dann
Verschlungen und teils belächelt

Großartig sein Blick auf historische
Zusammenhänge wie auch seine
Einordnung der Persönlichkeit des
Dichters von dem wir wenig wissen

Wie er Spekulationen entgegentritt
Dieser sei nicht der Autor gewesen
Ihn in seine Zeit dabei stellt auch
Als wilder Bühnenunternehmer

Einer jedoch der genug verdiente
Am Ende geruhsam wieder in sein
Stratford upon Avon zu ziehen um
Dort sein Leben zu beschließen

Von der Shakespeare Neugier
Durch Friedells teils Meinungen
Die keine Belege brauchen doch
Gepackt las ich nun noch weiter

Ein wenig in dem wunderbaren
Band Shakespeare von Galiani
Der erstmals die Quelltexte seiner
Stücke alle zusammenbrachte

Der große Shakespeare schrieb ab
Kopierte und klaute seine Storys
Wie es ganz gewöhnlich noch war
Keiner brachte sie so wie er dabei

Doch dies zu sehen relativiert
Das eine große Genie ein wenig
Er baute auf dem auf was es gab
Nutzte es in schöner neuer Form

Ob er darum weniger Genie ist
Der die Sprache wie die Szenen
Fand die seine Stücke so groß
Wie alles menschliche erfassten

Was auch Friedell hoch lobt wie
Das Reich der Phantasie dazu als
Eigenen Spielraum noch nutzte
Die Zuschauer zu verzaubern

Denn wie Friedell so wunderbar
Dazu von Shakespeares Grabstein
Zitiert ist dies der Stoff aus dem
Die Träume gemacht einst wurden

Noch wissenschaftlicher wird der
Mensch Shakespeare dann von
Stephen Greenblatt im Band
Will in der Welt eingeordnet

Erfuhr noch interessantes über
William Shakespeares Vater der
Aufgrund zu großer Schulden so
Einige Grundstücke verkaufte

Dieser war früher im Gemeinderat
Von Stratford doch seine Schulden
Erledigten dies irgendwann dennoch
Hatte er dort Freunde und Gönner

War also wohl eine einnehmende
Persönlichkeit der länger noch so
Manches nachgesehen wurde was
Gegen die guten Sitten verstieß

So Shakespeare von drei Seiten
Angesehen wobei der weite Blick
Von Friedell erfreulich schön war
Den großen Autor spürbar machte

Dies ohne alle Glorifizierung oder
Seltsamen Geniekult doch dafür
Auf liebevoll bewundernde Art die
Kulturhistorisch verständlich macht

Egal wie gut die Quellen nun sind
Was wir von Shakespeare wissen
Wo wir eher mutmaßen wird er im
Blick in seine Zeit noch lebendiger

jens tuengerthal 1.10.24

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