Auch am Abend und in der Nacht
Vorm 1. Mai die noch an sehr alte
Fruchtbarkeitsriten und erinnert
Wanderte ich wieder durch Berlin
Den gewohnten Weg durch
Die Großstadt in ihre Natur
Vom Helmholtzplatz zur Stralau
Über Kreuzberg nach Mitte zurück
In der längst vertrauten Böse Buben Bar
Sitze ich nun nach vielen Kilometern
Schreibe beim Grauburgunder darüber
Was in der Nacht der Nächte besonders
Zuerst das rosa Licht nach sonnigem Tag
Als ich um die Rummelsburger Bucht lief
Mehr Menschen am Ufer feierten heute
Musik schallte von manchen Booten
Die Partystimmung am offenen Hafen
Wurde durch das milde Rosa überall
In ein seltsam sanftes Licht getaucht
Als wäre Berlin hier verliebt errötet
Zum verlieben schön war es schon
Wurde als das Rosa langsam dämmrig
Rot wurde als ich kurz an der Spitze saß
Geradezu kitschig schöner noch
Ideale Stimmung zum sich Verlieben
Zumindest theoretisch was jedoch
Praktisch gerade völlig irrelevant ist
Übte es zumindest seinen Zauber aus
Sanft und mild verschwammen dann
Auf der Südseite zurück die Konturen
Wie unerwartet schön Berlin sein kann
Gar nicht dreckig und rau hier mehr
Kreuzberg dann im schon Dunkeln
In üblich ausgelassener Stimmung
Nur etwas mehr Polizei gelegentlich
Doch sonst feiernd eher freitäglich
Randale war einmal und soll dafür
Morgen ins benachbarte Friedrichshain
Auswandern wo auch nichts zu spüren
Nur vielleicht etwas mehr Menschen
Im Licht der Großstadt das alle Nächte
Gleich beleuchtet verschwand der Zauber
Der ländlichen Stralau wieder unklar nur
Ob mehr ihre Fruchtbarkeit feiern wollen
Durch SO 36 die ganze Oranienstraße
Bis zur Rudi Dutschke die mich dann
Zur Friedrichstraße führte auf der ich
Bei Dussmann die Wanderung unterbrach
Mit des Jubilars Fontane passenden Band
Wie man in Berlin so lebt ging es weiter
Wieder über die Spree dem Schiffbauerdamm
Folgend zur eben Böse Buben Bar
Magisch war bisher in dieser Nacht nur
Das wunderbare rosa Licht in der Natur
Durch westlichen Untergang ganz logisch
Erklärbar und bloß zauberhaft aussehend
Berlin ist herrlich realistisch wie immer
Magie hat nur die Natur wo sichtbar
Was vielleicht wenig romantisch ist
Aber erholsam nüchtern mir scheint
Berlin feiert wie immer nur etwas länger
Vielleicht auch manchmal lauter heute
Ist ohne alle Magie was es ist und so
Liebenswert nach über siebzig Kilometern
So gleicht die Stadt dem was Erich Fried
Hoch romantisch nüchtern einst über
Die Liebe dichtete und mir gerade genügt
Was ist ohne magische Rührung zu genießen
jens tuengerthal 30.4.2019
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