Samstag, 19. April 2025

Parallelwelt

Parallelwelt

Wie wäre es wenn es eine
Parallelwelt gäbe in der sich 
Unsere nur etwas anders spiegelte
Quasi unterirdische Existenzen
Die vielleicht weiter oder doch noch
Viel weiter zurück als wir sind 
Was ergäbe sich für uns daraus
Andere Welten zu beobachten
Die zeitlich parallel das gleiche
Vollständig anders interpretieren
Im kleineren Maßstab für uns
Meist unsichtbar eigene Kulturen 
Sich entwickeln lassen die uns zu
Flaneuren ihres Seins machen
Wie sie uns mit Abstand betrachten
Überlege ich und denke wenn es
Diese nicht gibt ist es an der Zeit
Ihre Geschichte zu erzählen als
Wäre sie lange schon Wirklichkeit

jens tuengerthal 19.4.25


Familienflaneur

Familienflaneur

Kenne meine Familie
Solange ich lebe was
Als Teil des ganzen
Irgendwie logisch ist

Kann ich da noch wie sonst
Überall daneben sitzen statt
Tel des Ganzen inmitten zu sein
Was den Flaneur ausschlösse

Irgendwie nehme ich daran teil
Aber suche auch gerne Abstand
Sitze in einem anderen Raum um
Zu beobachten was alle machen

Sich aus allem rauszuhalten ist
Das große Talent der Flaneure 
Wie es in der Familie funktioniert 
Unbeteiligt zu bleiben übe ich noch

Als Teil einer Gemeinschaft doch
Daneben zu bleiben ohne sich
Zugleich daneben zu benehmen
Ist die Balance des Familienflaneur

jens tuengerthal 19.4.25

Familienliebe

Familienliebe

Familie lieben
Wäre natürlich meinen
Gerne die ohne

jens tuengerthal 19.4.25

Familientreffen

Familientreffen

Familie treffen
Kann überraschend schöner
Als erwartet sein

jens tuengerthal 19.4.25

Gutsnacht

Gutsnacht

Die Nacht im Gutshaus
Ohne Gespenster verbracht
Am Morgen erwacht

jens tuengerthal 19.4.25

Freitag, 18. April 2025

Reisefülle

Reisefülle

Im weit über den letzten Platz gefüllten
Regionalzug von Berlin nach Wismar
Stapeln sich die Menschen in den Gängen 
Unmöglich dachten wir als wir uns in Berlin
In den völlig überfüllten Zug quetschten
Dann ging es doch und irgendwann
Fanden sich Sitzplätze und wir kamen
Ins Gespräch mit anderen Reisenden
Reisen bleibt eine lästige Tätigkeit aber
Manchmal wird was unmöglich schien
Plötzlich überraschend schön mit Platz
Bei Müttern mit Kindern die natürlich
Beschäftigt werden wollen was die 
Fahrt schneller vergehen lässt 
Die Illusion mit der sich Reisende
Ihr lästiges Sein schönreden 
Was wir hinter uns bringen um
Die Familie an Ostern zu sehen
Manchmal frage ich mich ob 
Nicht besser künftig alle Feste  
Vom Aberglauben trennten um
Sie zu individualisieren damit
Nicht alle zur gleichen Zeit reisen
Es wäre wesentlich entspannter
Aber vermutlich zu vernünftig
Und so stapeln wir uns weiter
Bis wir an die See kommen
Noch eine halbe Stunde

jens tuengerthal 18.4.25

Liebesheimat

Liebesheimat

In einer Liebe
Heimat suchen lässt Träume
Leichter verlieren 

jens tuengerthal 18.4.25

Heimathafen

Heimathafen

Schiffe haben den
Heimathafen von dem wir
Menschen nur träumen

jens tuengerthal 18.4.25

Ausgeträumt


Ausgeträumt

Ausgeträumt hat wen
Wecker nach wenig Stunden
Aus diesen reißen 

jens tuengerthal 18.4.25

Flaneureschicksal

Flaneureschicksal

Der Flaneur steht immer daneben
Beobachtet nur was passiert ohne
An dem teilzunehmen bleibt er für sich
Manchmal nur fühlen sich insbesondere
Damen beobachtet und beschweren sich
Über den der niemandem etwas tut
Noch irgendwas will weil sie sich
Gerne ungestört fühlen wollen
Sich nicht vorstellen können
Dass einer nur beobachtet ohne
Etwas von ihnen zu wollen was sie
Wiederum als Beleidigung empfinden
Wie gut tut es da wenn der Wirt 
Deiner Stammbar dich als sein
Maskottchen verteidigt und sie 
Damit bloßstellt was jede weitere
Diskussion mit diesen Damen erledigt
Weil jeder weiß der Flaneur ist nur 
Ein Flaneur und alles ist gut so
Was aber zeigt wie schwer wir
Flaneure es heute haben wo
Nichttun verdächtig ist

jens tuengerthal 17.4.25

Donnerstag, 17. April 2025

Liebeshimmel

Liebeshimmel

Unter dem Himmel über Berlin
Der gerade keine Sterne hat
An die Liebe denken die sich
Hier schon so vielfältig zeigte
Schenkt Freude in Erinnerung
Denke an das Meer von Gefühl
In dem ich viele Jahre badete 
Lausche dem Echo der Wellen
Die noch lang in mir nachhallen
Um so weiter sie sich entfernen 
Desto mehr zu einer harmonischen
Melodie der Liebe werden die so
Schöner scheint als sie je real war
Dankbar so viele wunderbare Frauen
Irgendwann geliebt zu haben wird 
Die Erinnerung schönste Gegenwart
Frei von allem Leid was die Liebe
Auf die eine oder andere Art doch
Immer irgendwann noch brachte
Schaue in den Liebeshimmel der
In der Erinnerung immer blau ist
Bleibe dankbar auch unter Wolken
Was ich alles erleben durfte und
Bliebe lieber hoffnungslos nun

jens tuengerthal 17.4.25

Gründonnerstagsriesling

Gründonnerstagsriesling

Am Abend vor Karfreitag nach einem
Sonnig warmen Tag sind die Plätze
Vor den Bars gut gefüllt auch vor dem
Crossroads sitzen einige Bekannte 

Schnell und ohne Worte brachte Phil
Den Riesling der heute mit auch Phil
Wie Tino die Bar rockt natürlich musste
Tino erst mal raunzen wo ich sitze

Wie immer am reservierten Personaltisch
Konnte aber sogar auf die Genehmigung
Durch den alten Phil verweisen womit
Das Thema lachend erledigt war

Irgendwie ist es ja auch ein Stück
Gute Gewohnheit die Sprüche der
Pappenheimer in deiner Bar schon
Fast sicher erwarten zu können 

Draußen sitzen zwei Paare davon
Eines gemischt geschlechtlich dem
Ersten Anschein nach sowie zwei
Gemischte Gruppen mit Paaren

Das Damenpaar ist blond und dunkel
Ohne weitere besondere Merkmale
Die eine Dame mit drei bärtigen Herren 
Trägt einen langen Vorhangrock

Dieser ginge vermutlich auch als
Markise durch in meinem Rücken
Sitzen zwei Paare am Stehtisch die
Sich deutlich hörbar unterhalten 

Dennoch um weghören bemüht
Kann ich nicht berichten ob ihr
Von den Damen dominiertes Gespräch
Trotz vieler ‘aber’ interessant ist

Gerade stellt eine der Damen fest
Du solltest ihnen nie vermitteln dass
Sie dumm sein was zumindest nicht
Unsympathisch klingt bei egal was

Der neue Phil der den alten Phil
Künftig ersetzen wird wie mir der
Alte der auch noch jung ist gerade
Mit seinen beruflichen Plänen erzählte

Ist an seinem ersten Tag hier noch
Sehr engagiert und konzertiert wie
Dabei auch zuvorkommend höflich
Ein schöner Kontrapunkt zu Tino

Einiges leicht verkleidetes Partyvolk
Flaniert zwischendurch vorbei gern
Um Aufmerksamkeit dabei bemüht
Die Kreuzung ist gut bevölkert heute

jens tuengerthal 17.4.25

Lektürentagebuch 17.4.25

Lektürentagebuch 17.4.25

Zwei wunderbar humorvolle Geschichten
Von Franz Hessel gelesen wobei die eine
Zugegeben eher fremd mir blieb dafür
Die andere um so näher gefühlt habe

Der Geiger von Florenz bespricht einen
Eher harmlosen Ufa Film der wohl wie
Soviele wieder vergessen würde wäre
Da nicht die wunderbare Elisabeth Bergner

Die Schwärmerei für Schauspieler fand ich
Schon immer eher peinlich wie auch die
Bewegten Bilder eher überschätzt noch
Zumindest im Vergleich zu Büchern 

Kein Film reicht je an gute Bücher
Auch wenn Visconti sich bemühte
Aber der Geiger von Florenz klang
Schon wie vergessen wir schnell

Nett ist es wie Hessel die Bergner
Groß schreibt und schwärmt von ihrer
Dort Hosenrolle als Geiger aber es
Scheint austauschbar wie der Film

Allen Superlativen zum Trotz bleibt
Die Figur und seine Schwärmerei
Farblos was an mir als Leser auch
Liegen könnte den Filme anöden

Hessel zu lesen ist ein Vergnügen
Über Filme so langweilig wie diese
Was also passend soweit wäre als
Gute Ironie zumindest durchgeht

Wunderbar dagegen ist die zärtliche
Arabeske die mit dem biblischen
Dialog von Adam und Eva beginnt
Wo sie ihn zum Apfel verführt 

Sie tut dies mit typisch fraulichen 
Fragen die seinen Ehrgeiz wie
Seine Neugier anstacheln sollen
Ist also Schlange und Verführung 

Anschließend an diesen Ausflug
In die endlose Vergangenheit denkt
Der Autor darüber nach wie schwer
Es doch Frau mit Mann heute hätte 

Ihre Aufgabe wäre ob vom Teufel 
Oder Gott beauftragt dabei den
Mann zur Wirklichkeit zu verführen
Damit er dort seinen Mann steht

An was alles die heutige Frau dabei
Denken muss was er ihr dann bitte
Freundlichst wieder abnehmen soll
Macht das Leben der Frauen schwer

Mit feinem Humor und schöner Ironie
Erzählt Hessel hier so treffend über
Das Verhältnis von Mann und Frau
Was mich Leser ständig lächeln lässt


Weiter ging es nach Sardinien was wohl
Manche auch für das Paradies halten
Das durch den Ausbruch des Weltkrieges
Überraschend sehr beeinträchtigt wird

Während der eine Sohn den Eltern
Berichtet dass er sich freiwillig zum
Kriegsdienst gemeldet hat um damit
Bessere Konditionen zu bekommen

Liest der andere kommunistische Artikel
Gegen den Krieg und Mercede sieht sich
In ihren Ahnungen bestätigt während
Michele Angelo beinah ausrastet

Absurd schien es dem Schmied sich
Freiwillig zum Dienst zu melden auch
Als Unteroffizier noch und eine düstere 
Stimmung breitet sich in der Familie aus

Droht nun das nächste Unglück oder
Hatte die Familie schon genug davon
Wie hält die Mutter noch zusammen
Was entgegengesetzte Wege geht


Von der Insel ging es in die Berge
Nach Davos wo der Hofrat besonders
Die Schneeschmelze lobte die alle Gäste
Sonst eher betrübte weil etwas verging

Frau Salomon die genug von ewigen
Verlängerungen und dem Vorführen ihrer
Edlen Spitzenwäsche bei Untersuchungen
Hatte reiste lautstark und wild ab 

Spätestens im Herbst sei sie wieder da
Prophezeite Hofrat Behrens was die
Hochbusige Marusja und ihre Tante
Die Urlaub machen für sich ankündigten

Einige alte Bekannte aus dem Speisesaal
Waren bettlägrig geworden andere wie
Der blasse Doktor Blumenkohl sogar
Ganz dezent unauffällig verstorben

So entstanden Lücken an den Tischen
Einige setzten sich auch um was etwa
Frau Stöhr plötzlich neben Joachim brachte
Was bis Pfingsten die einzige Unruhe war

Gedanken ob die nur fünf Monate
Bis zum Herbst eine lange Zeit sind
Für den sehnsüchtigen Vetter oder ein
Nichts nach den dortigen Maßstäben

Wie Mann hier mit der Zeit jongliert
Ist immer wieder wunderbar zu lesen
Führt uns die Relativität der Wahrnehmung
Die wir zu gern für wahr halten deutlich vor


Bei Thomas Mann dem Genie noch
Bleibend ging es nach Ägypten zu
Joseph und seine Brüder wo nun der
Hofzwerg Dudu eine Intrige spinnt 

Jener wie Mann schreibt Unterwüchsige
Der zuerst bei Mut gegen Joseph hetzte
Ihr die rassistischen Argumente noch in
Den Mund gelegt hatte redete nun süß

Mit dem Instinkt naher Diener wie in 
Allen Intrigen erfahrener Mann hatte er
Gespürt wie sich seine Herrin langsam
In dem schönen Sklaven verliebte 

Nachdem ihr Versuch scheiterte
Joseph direkt zu verbannen durch
Den Widerstand des Potiphar sah er
Die Chance zum großen Drama

Diese zu nutzen verkehrte er seine
Vorigen Worte in ihr Gegenteil und
Lobte und pries ihn wie er nur konnte
Förderte damit noch Muts Gefühl

Wunderbar beschreibt Mann das
Vorspiel des biblischen Dramas mit
Großer Freude an höfischen Intrigen
Die ihren sicheren Weg gehen

Gemein war schon was vorher geschah
Doch war es offen intrigant nun aber 
Wird das scheinbare Gegenteil für die
Vernichtende Intrigen mit allen gespielt

Grausam und gemein ist es schon über
Andere bei der Herrin schlecht zu reden
Doch zur tödlichen Gefahr wird es wenn
Liebe dabei noch im Spiel ist

Welch Niedertracht liegt darin noch die
Gefühle der anderen zu missbrauchen
Seine eigene Rache zu bekommen die
Liebe als Werkzeug zu nutzen dafür

Wie großartig hat sich Thomas Mann
In den dünnen biblischen Stoff der
Vieles nur andeutet hinein gedacht
Eine menschliche Geschichte gesponnen

jens tuengerthal 17.4.25

Zufriedenheiter

Zufriedenheiter

Alles im Leben erreicht zu haben
Schenkt Zufriedenheit zum Abgang
Was aber relativ egal mir ist da ich
Dann ja nicht mehr da bin 

Wichtiger dagegen könnte werden
Mit dem was ist zufrieden zu sein
Weil es große Gelassenheit schenkt
Mehr kaum mehr denkbar scheint

Nichts neues mehr zu wollen um
In dem zu ruhen was ist wäre der
Horror aller Märkte wohl wie der
Meisten Frauen vermutlich auch

Ob das in unserer Natur liegt oder
Ein Büchersammler sich einfach
Dem Ziel seiner Wünsche anpasst
Ist für meine Zufriedenheit egal

Sich am status quo freuen ohne
Nach anderem noch zu streben 
Schenkt heitere Zufriedenheit die
Mit immer weniger glücklich ist

Wer das von sich sagen kann
Hat alles im Leben erreicht denke ich
Lächelnd auf meinem Diwan inmitten
Der kleinen Bibliothek meines Lebens

jens tuengerthal 17.4.25

Heimatgefühl

Heimatgefühl

Was ist eigentlich Heimat
Frage ich mich der zufällig
In Berlin in Prenzlauer Berg
Am Helmholtzplatz nun lebt
Dies bald 15 Jahre in einer
Wohnung was die längste
Zeit meiner Lebens an einem
Ort bisher gewesen ist sich 
Im Leben nicht mehr ändert
Wenn ich nicht muss was
Keine gute Perspektive wäre
Geboren noch in Bremen
Aufgewachsen in Frankfurt
Natürlich am Main denn die
Oder lag ja in der DDR die
Zum Glück mir erspart blieb 
Abitur und Studium in Heidelberg
Vater geworden in Berlin hat mein
Leben verschiedene Orte aber
Eine Kontinuität Bücher die
Das geistige Zuhause mir
Egal wo waren warum auch
Menschen und Orte für mich
Relativ austauschbar egal sind
Heimat ist wenn meine Bibliothek
Was konsequent immobil macht
Habe dort alles erreicht was ich
Als Knabe mir träumen konnte
An Büchern Möbeln Frauen
Von allem dicke genug
Es braucht nichts mehr 
Weiß nicht ob das Heimat ist
Übe nun noch Zufriedenheit
Dann habe ich fertig

jens tuengerthal 17.4.24

Ordnungsliebe

Ordnungsliebe

Ordnung lieben schützt
Im Chaos der Gefühle
Nicht vor Verlusten

jens tuengerthal 17.4.25