Montag, 9. September 2024

Lektürentagebuch 09/09/24

Lektürentagebuch 09/09/24

In drei Büchern durch die Welt
Gereist bei der heutigen Lektüre
Dabei kehrte sich manches von
Innen nach außen auf dem Weg

Angefangen mit dem Papageienbuch
Den alten indischen Sagen in welchen
Der kluge Papagei Ratschläge für die
Liebe wie die Lust mit Weisheit gibt

Bei der heutigen Geschichte ging es
Um einen mittellosen Brahmanen den
Einen Zauberstab erhält der ihm jeden
Tag reiche Mittel zur Verfügung stellt

Der weise Mann nutzt den Reichtum
Tagliche eine berühmte Hetäre zu
Besuchen wie sich mit ihr in der
Praktischen Liebe lustvoll zu üben

Als diese schließlich angestiftet
Von einer gierigen wie neugierigen
Kollegin ihrem Brahmanen das
Geheimnis seines Reichtums

Abluchst um den Zauberstab ganz
Für sich zu nutzen verschwindet
Das gute Werk wieder und keiner
Hatte irgendeinen Vorteil davon

Bis die Huren dann sogar vor
Gericht lügen um den Brahmanen
Vertreiben zu lassen was ihnen auch
Mit List und Lügen gelang womit der

Vermeintlich weise doppelt bestraft war
Diese Geschichte gehören noch zu
Jenen die den König warnen nicht
Nach dem lachenden Fisch zu forschen

Spannend wäre hier ihre moralische
Beurteilung insofern die Huren zwar
Einerseits scheinbar gewannen aber
Am Ende doch alle eher verloren

Der Zauberstab dessen Schätze
Auch ihren Reichtum mehrte war
Für alle verschwunden und die
Lügen der Huren besiegen den

Ehrlichen Hokuspokus mit List
Auch der freie Umgang mit den
Angesehenen Huren zu denen
Ein Brahmane sein Geld bring
t
Ein gutes Leben damit zu haben
Wäre in unserem Kulturkreis für
Priester eher verpönt trotz der
Zahlreichen Skandale der Kirchen

Hier aber geht es gegen die Neugier
Die Macht der Götter fußt auf dem
Aberglauben der Menschen die
Gegen alle Vernunft weiter glauben

Wie deutlich die Papageiengeschichten
Dies zeigen und wie frech trickreich sie
Mit der Lust und ihren Gefahren spielen
Ist eine der indischen Besonderheiten

Langsam und leidend nähert sich nun
Andrzej Bobkowski in Hinter dem
Wendekreis diesem auf hoher See
Wobei schon die Reise von Cannes

Bis nach Algier genug Übelkeit erregte
Vom überall Erbrochenen wie den darum
Ewig wiederkehrenden Spaghetti mit ihrer
Tomatensauce die schwappte zu erzählen

Eine Seefahrt ist nur begrenzt lustig wie
Wieder eindrucksvoll geschildert wird
Warum so rätselhaft für alle bleibt warum
Manche sich das freiwillig noch antun

Werde das nie verstehen und halte mich
Wenn ich irgend kann fern von allen sich
Schaukelnd bewegenden Untersätzen die
Natürlich Übelkeit erregen können

Allerdings tun sie das was Bobkowski
Auch eindrucksvoll für sich und seine
Frau beschreibt nicht bei allen während
Die Gattin den Seegang liebt kotzt er

Dies alles noch auf dem Mittelmeer
Denke ich und überlege wie übel 
Die Fahrt über den Atlantik wird
Froh nur davon zu lesen wenn

Der Autor schildert dies wirklich sehr
Einfühlsam und vorstellbar was sich
Mit meinen Erinnerungen noch an
Überfahrten nach England deckte

Auch unsere Familien saßen damals
In der Großraumkabine und während
Sie havarierte Besatzung aufnahmen
Lief das Erbrochene durch die Gänge

Ersparen den werten Leserinnen lieber
Weitere Details die weder lesenswert
Noch in guter Erinnerung mir sind die
Kunst der Verdrängung half dabei

Doch spätestens seit Windstärke 6
Im Kutter vor Kap Arkona mit der
Wiederkehrenden Wassermelone
Vermeide ich Boote zu besteigen

Immer fraglicher scheint mir welche
Gründe aus Europas Kultur ins
Ferne wilde Südamerika führen
Könnten und ich sehe keine

Auf moralisch schwankendem Kurs
Das baldige Duell im Nacken von
Dem er nichts erzählen kann versucht
Atanazy die Zeit mit Zosia zu genießen

Genial erkundet Stanislaw Witkiewicz
In Abschied vom Herbst das Innenleben
Seiner Protagonisten wie die absurden
Vorstellungen von der Moral des anderen

Ein kleines Schäferstündchen bei dem
Nicht mehr passiert als ein keuscher Kuss
Offenbart unterschiedliche Gedanken wie
Verschiedene Vorstellungen voneinander

Sie denkt ihren Verlobten zugleich mit
Einem Geliebten er möchte ihre Liebe
In aller Reinheit anbeten ohne zu ahnen
Dass sie weiter denkt als er schon tat

Ihn quält das Gewissen ob der Tat die
Kaum zur Ausführung bisher kam sie
Findet vieles selbstverständlich was
Er sich nie mit ihr vorzustellen traute

Wo er ihr nicht standesgemäß scheint
Betet er sie als keusche Heilige an was
Keinen der Beteiligten glücklicher macht
Noch irgendwem Erfüllung schenkt

Atanazy betet in seiner Verlobten Zosia
Eine für ihn heilige reine Liebe an die
Sein Gewissen quält was natürlich den
Reiz des Ausbruchs weiter erhöht

Diese ist eine normale Frau mit ganz
Normalen auch sexuellen Bedürfnissen
Träumen und Wünschen und so leben
Zwei Liebenden in Rollen nebeneinander

Spannend ist wieder wie der eigentlich
Hilflose Mann mit seinem Gewissen ringt
Die Frau ganz andere Vorstellungen hat
Beide einander aber nicht erreichen

Es erinnert dies an das Mars-Venus
Modell von John Gray wonach wir von
Zwei verschiedenen Planeten kommen
Eben Mars und Venus und darum auch

Außerirdische füreinander sind die sich
Nur schwer verständigen können aber
Wo sie dies berücksichtigen zumindest
Das miteinander besser genießen können

In Abschied vom Herbst entstehen
Viele der emotionalen Probleme aus
Unterstellungen und Erwartungen wie
Vorstellungen vom jeweils anderen

Seltsamerweise noch unvorstellbar
Scheint zumindest den männlichen
Beteiligten was die weiblichen denken
Aber sie haben feste Vorstellungen

Was die üblichen Katastrophen bei
Begegnungen und deren Folgen
Verursacht und damit auch die
Geschichte unvorhersehbar hält

Die dort Lieben und Techtelmechtel
Sind Grund genug über die eigenen
Abgründe auf diesem Gebiet weiter
Nachzudenken sie zu ergründen

Was mehr kann gute Literatur je
Als das eigene Denken anregen
Wie bestenfalls sogar Gefühle
Noch positiv lustvoll beeinflussen

jens tuengerthal 9.9.24

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