Dienstag, 1. Oktober 2024

Lektürentagebuch 28.9. bis 30.9.24

Lektürentagebuch 28.9. bis 30.9.24

An Geburtstagen kommst du fast nie
Zum Lesen warum die Tage auch in
Literarischer Hinsicht überschätzt sind
Zumindest mir ging es mal wieder so

Darum heute das Lektürentagebuch
Was schon am 28.9. begann dafür
Heute fortgesetzt wurde wie in der
Nachtlektüre mehr Gewicht hat


Beginne wieder mit Franz Hessel
Passend zum Herbst Am Kamin
Eine Geschichte die in Paris spielt
Über Erinnerungen an Feuer dort

Der noch 1880 geborene Hessel
Berichtet wie damals die einfachen
Pensionen noch alle Kamine hatten
Statt einer Zentralheizung wie heute

Wie das erste mal ihm der Portier
Noch den Kamin entzündet er aber
Dann einen eigenen Ehrgeiz dabei
Entwickelt das Feuer zu beschwören

Ob diese Technik sehr erfolgreich
Gar besonders effektiv war lässt
Der Autor für andere wunderschöne
Anekdoten vor diesem lieber offen

Wie er Nächte mit einer sehr süßen
Französin vor dem Kamin verbrachte
Die ihm viele Fragen zu Deutschland
Noch stellte die er mit viel Phantasie

Wie ebensoviel Humor beantwortete
Was sie ihm mit einem so typischen
Kurios quittierte und wie sich diese so
Süße von allen Seiten am Kamin wärmte

Sie drehte dem Kamin einmal diese
Dann jene ihrer so schönen Seiten
Zu was Freude genug für ihn war
Sich nun selig aber allein zu erinnern

Auch die mal zu ziehenden dann
Zu faltenden Schutzgitter sind ihm
Eine Erinnerung wert zumal er erst
Sie nachlässig mit dem Fuß bediente

Infolge musste er eine Klappe die
Sich verklemmte reparieren lassen
Wobei ihm der Monteur aufklärte er
Müsse sie wie eine Braut behandeln


Der Herbstnachmittag spielt passend
Dann im Paradies wo Adam mit Eva
Über die Schönheit der Äpfel spricht
Sie ihn zum probieren überreden will

Als sie ihn fragt ob er noch wisse was
Er den ganzen Tag getan hätte erwidert
Adam er hätte Dinge und Tiere benannt
Was er pathetisch voller ernst ihr sagt

Eva scheut sich nicht seine Neugier
Auf den Apfel weiter zu reizen um
Diesen schließlich zu pflücken womit
Das Paradies bekanntlich ein Ende fand

Ob dieses aus der Erkenntnis kausal
Resultierte oder Folge der Vertreibung
Durch den erdachten Gott war als dann
Kausale Strafe sei hier dahingestellt


Das Intermezzo von Franz Hessel ist
Ein wunderbares Plädoyer für das
Stelldichein statt der Einstellung die
Zu mechanisch industriell wäre

Welch wunderbaren Klang und wie
Zauberhaft zarte Erinnerungen hätte
Das Stelldichein noch immer wie
Mechanisch dagegen die Einstellung

Diese wird gefordert und sei doch
Immer eine zu etwas dazu noch im
Möglichst Gleichklang der Moden
Wie Industrielle Menschen einstellen

Lieber freut sich der gute Flaneur
Doch am gelegentlichen Stelldichein
Mit dieser oder jener wie den zarten
Süßen Erinnerungen an diese noch


Leichtes Berliner Frühlingsfieber als
Letzte der Hessel Geschichten die
Teils gelesen teils vorgelesen wurden
Beschreibt verliebt eine Berlinerin

Beginnt mit der Beschreibung ihrer
Kleider vor dem Schrank und welches
Sie heute passend wählen sollte wo
Sie mit ihm noch zum Tripolis will

Dieses liegt nicht in Nordafrika hier
Sondern holt jenes nach Berlin als
Markt am Platz vor dem Zoo bei nur
Leider ganz bald drohendem Regen

Brav begleitet er Doris und freut sich
Wo er noch Gelegenheit hat sie dabei
Beobachten zu können auf diesem so
Ungewöhnlichen Berliner Jahrmarkt

Außerdem hat dieser gerade Pause
Was sie auf ihr Unglück zurückführt
Er nicht weniger genießt weil es mehr
Gelegenheiten gibt sie zu beobachten

Schreibt sehr gefühlvoll dabei vom
Wegschicken oder warten am Ende
Was einige ihm zu Doris raten würden
Die ihn so sicherlich bald wegschickt

Doch bis dahin noch genießt er ihre
Stelldichein wie ihre Kleiderwahl
Ohne ein Wort über die unbedeckte
Doris auch nur fallen zu lassen

Eine typische Berlinerin sei sie eben
Die genau wisse was sie wolle stets
In Eile von einem Vorhaben gleich
Zum nächsten egal ob Mann hetzt

Mag sein dass am Ende des letzten
Hausflurs sie ein anderer erwartet
Frau von heute will nichts verpassen
Doch bis dahin genießt er sie noch


Auch das Papageienbuch erzählt in der
Achten Ermahnung der Tochter des
Ministers an den König wie ein junger
Mann seine geliebte Frau verliert

Dies geschieht weil er darauf besteht
Ihr alles zu erzählen was er erlebte
Womit sich ein Zauber wieder löst
Sie sich in magische Luft auflöst

Dabei hatte sie ihn noch gewarnt
Ihr davon zu erzählen doch war
Ihm wichtiger zu erzählen um sich
Damit gut darzustellen als zu folgen

Glaubte er sich doch mit Geschichten
Seiner Abenteuer so magisch sie auch
Waren ihrer sicherer zu sein als ohne wie
Männer logisch statt magisch denken

Im Ergebnis verliert er alles was
Verlassene Männer lehren könnte
Vorher auf ihre Frauen zu hören
Um dies hinterher zu verhindern

Eine vernünftige wahre Lehre die
Jeder sich besser noch zu Herzen
Nähme der mit Damen verkehrt
Wäre wer dabei je vernünftig

Ob es in der Summe die bessere
Wahl am Ende war eine zu verlieren
Um die nächste zu Gewinnen fragt
Keiner mehr den Damen lesen


Geschichten an Bord erzählt dafür
Andrezj Bobkowski den Leserinnen
In Hinter dem Wendekreis noch
Auf der Jagiello über den Atlantik

Wie so gerne entwickelt sich aus
Lauter Langeweile Streit um Essen
Insbesondere die polnische Suppe
Die sie extra für sich aushandelten

Auch wie dieser sich beruhigte als
Alle merkten dass keiner weniger
Oder unbezahlte Extrawürste noch
Aus der Küche erhalten würde

Dachte nur es gibt sehr viele gute
Gründe nie eine Kreuzfahrt zu machen
Dieser ist sicher nicht ohne Gewicht
Was bleibt uns an Land alles erspart

Ob die Kenntnis der polnischen
Küche zum Frieden beitrug ist so
Ungewiss wie andere Fragen an
Bord mit den Auswanderern aus

Dem Europa wenige Jahre nur
Nach dem schrecklichen Krieg
Dem Hunger und der Not überall
Was allen frisch in Erinnerung ist

Viel schöner dagegen sind die
Geschichten über Frankreich als 
Gute alte Freundin die beide kennen
Sich vertrauensvoll an Bord erzählen

Schon diese Wendung die so gut
Zu dem irgendwie weiblichen Land
Passt auch in meiner Erinnerung
Ist voll vielfältig zarter Schönheit


Zum Abschluss der Abschied vom Herbst
Wo es weiter im Dialog zum Sein ging
Der etwas verstiegen sich wiederholt
Damit zeigen will wie intellektuell er ist

Das bleibt über Seiten zäh wie mühsam
Damit das Gegenteil des Kokains von
Dem Atanazy kontrapunktisch nun träumt
Als doch nur ganz kleiner Adeliger dort

Vom bedeutenderen Freund für seine
Sprenglerschen Thesen intellektuell
Erniedrigt wie damit bloßgestellt was
Weniger lebendig als lästig sich las

Das sonst hohe literarische Niveau
Lässt hoffen diese etwas eher eitle
Intellektuelle Spielerei möge eine
Ausnahme im sinnlichen Roman sein

Sobald der Reiz groß genug wieder
Wird die Lektüre fortgesetzt doch
Zuviel Eitelkeit der Autoren nervt
Leser eher als zu unterhalten

Diskurse zum Klassendenken sind
Mit einem zweifelnden Kranken der
MIt Verlobter und Geliebter am Bett
Andere Gedanken haben dürfte so

Ermüdend wie meist was auch an
Der persönlichen Abneigung dagegen
Liegen könnte die sich belästigt fühlte
Doch sich wandeln wieder könnte

Es ist schön viele Philosophen wie
Ihre Gedanken über einen Diskurs
Zweier einzubauen doch verliert
Die Idee als eitles Spiel jeden Reiz

Dann geht die Geschichte wie die
Vielen angerissenen Stränge auf
Deren Fortsetzung Leser warten in
Intellektueller Spielerei verloren

jens tuengerthal 30.9.24