Heimatlos
Eine Liebste war gerade in ihrer Heimat
Um ihre Mutter dort zu beerdigen wie sie
Die bald 50 Jahre in Berlin schon lebte es
Sich wünschte um am Ende anzukommen
Sie redet viel von ihrer Heimat dem Kosovo
Wo Serben lange die Albaner unterdrückten
Dann wallen die Gefühle schnell hoch wie
Wenn sie von den Bergen und Wiesen
Dort erzählt die so schön wären wie
Kein Ort sonst auf der Welt da ist sie
Überzeugt auch wenn sie gelegentlich
Über ihre Landsleute schimpft die nur
Auf den Status schauen statt sich für
Den Menschen dahinter noch zu
Interessieren immer am Telefon wären
Ständig redeten und sich inszenierten
Die Albaner halt die früher Illyrer waren
Lausche dem immer etwas befremdet
Wie fasziniert zugleich weil ich keine
Heimat habe sondern nirgendwo wie
Überall zuhause bin außer vielleicht
In meiner kleinen Bibliothek wo noch
Heimatgefühle etwas hochkommen
Über die ich aber lieber lache denn
Was bin ich und wo komme ich her
Als in Bremen geborener der schon
Mit einem Jahr gen Frankfurt zog
Dort blieb bis ich 16 wurde und es
Weiter nach Süden gen Heidelberg
Ging wo ich bis zur Jahrtausendwende
Lebte liebte studierte um ab da in
Berlin Redakteur Vater Liebhaber
Zu werden wie Leser zu bleiben
Die Welt sah ich als Kind schon
Der Wechsel langweilt mich eher
Bin meiner Zeit darum voraus
Reise nicht mehr sondern bin
Lieber ganz da wo ich bin mit
Weniger Mobilität in die Zukunft
Weil alles andere keine mehr hat
Verbinde Orte mit Menschen die
Sie zu etwas mir machen dann
So geht es mir auch mit den
Berliner Stradteilen und Kiezen
Die sich über Liebste in meine
Erinnerung einschrieben eine
Erinnerung eigener Art schufen
Die Kurpfalz wo ich erwachsen
Wurde wie studierte blieb mir
Auch im Tonfall immer fremd
Aber den Wein von da lieb ich
Bremen die Schöne im Norden
Ist nur über Großeltern bekannt
Manche Geliebte in und um gehabt
Die seltsam vertraut mir waren
Vielleicht war es der Tonfall der
An meine Mutter mich erinnerte
Aber ich kenne meinen Geburtsort
Eigentlich real kaum wie ich bei
Der Lektüre von Neue Vahr Süd
Dem Roman von Sven Regener
Merkte der fremde Welten beschrieb
Obwohl mein Opi dort Zahnarzt war
Berlin ist halt Berlin der Ort
An dem ich am längsten lebe
Seit 22 Jahren schon ohne je
Heimatgefühle aufzubauen noch
Klar ist der Helmholtzplatz vertraut
Kenne ich ihn eine Dekade genau
Treffe immer Bekannte am Platz
Bekomme meinen Weißwein ohne
Nachfrage in der Stammbar darf
Dort noch sitzen wenn alle anderen
Schon rein müssen ab Mitternacht
Werde im Edeka freundlich begrüßt
Wie vom Vietnamesen an der Ecke
Mit seinem immer offenen Laden
Auch vom Palästinenser daneben
Vielleicht ist das schon Heimat
Weiß es nicht so genau habe
In Heiligensee wie in Wilmersdorf
Dahlem und Charlottenburg schon
Heimatliche Gefühle mit vollem Herz
Gehabt aber gehöre nirgendwo hin
Dort fehlen mir die Bars hier die
Harmonie der Gärten wie das
Ländlich vorstädtische doch was
Viel Ruhe und Harmonie schenkt
Im Osten fehlt mir der Westen
Dort ist es zu eingefahren bald
Habe die Taut-Siedlungen lieben
Gelernt unser Weltkulturerbe
Durch die Frauen dort wie die
Oderberger von oben gesehen
Erst richtig genossen wie auch
Schmargendorf und der Grunewald
Einmal sehr vertraut waren durch
Die Liebe die dort liegen blieb
Orte sind mit Frauen erst
Etwas mir geworden wie Berlin
Voll von denen ist die halt hier
Wohnen aber heimatlos bleiben
Auch echte Berlinerinnen als
Geliebte genießen dürfen was
Das Gefühl für die Stadt verändert
Wie den Dialekt liebevoll betrachtet
Den auch ein Liebermann schnurrte
Bin gerne heimatlos zwischen Büchern
Immer zuhause mehr in Geschichten
Heimat ist eine komische Idee
Weiß nicht wo das ist
jens tuengerthal 30.8.22
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