Donnerstag, 19. September 2024

Lektürentagebuch 19/09/24

Lektürentagebuch 19/09/24

Heute in 5 Büchern über und aus Berlin
Gelesen und die Lektüre genossen das
Eine sogar schon heute Nacht vor dem
Sonnenaufgang am frühen Morgen

Begonnen mit Franz Hessel dem großen
Flaneur aus Berlin der in dem Band 
Teigwaren leicht gefärbt wunderbare
Geschichten um Liebe und Leben erzählt

Es sind diesmal die Erlebnisse von zwei
Echten Berlinerinnen in der ersten trifft
Die junge Bankiersgattin ihre Freundin
Welche auf einem Gut in der Mark sonst

Ihr ländliches Dasein fristet die sie schon
Erwartet als sie in ihre schöne Wohnung
Kommt und der sie ganz aufgeregt vom
Besuch bei der Kartenschlägerin erzählt

Diese wohnt in einer schrecklich armen
Gegend am Fuß der Schönhauser Allee
In einer Wohnung in der sich schon die
Tapeten von den Wänden wellen

Sie liest ihr aus den Karten ihre Zukunft
Rät ihr bei ihrem Mann zu bleiben der
Bald sehr gute Geschäfte mache wie den
Armen adeligen Offizier ihren Liebhaber

Den sie sich nebenbei noch hält lieber
Zu verlassen da dieser sie ohnehin mit
Ihrer Freundin betrüge und erzählt wie
Aufgeregt sie nun ist weil doch ganz

Unentschieden was sie tun soll auch
Fürchtet ihr Mann könnte bereits eine
Geliebte haben und sie verlassen wollen
Was sie keinesfalls riskieren will

Wie die Geschichte überraschend dann
Endet und ob die Kartenlegerin am Ende
Völlig richtig lag oder doch nicht möge
Die werte Leserin selbst erkunden

Die zweite Geschichte aus dem ganz
Wunderbaren Hessel Band heißt 
Die vernünftige Nephretete und erzählt
Wie eine Liebesgeschichte beginnt

Durch überraschende Ansprache wie
Er keine wirklich gute Partie dabei ist
Sie sogar mehr verdient als er der noch
Archäologie studiert und wie schon am

Anfang der Geschichte auch der dicke
Aber lustige Freund immer dabei war
Außer sie trafen sich in seiner Bude
Und wie es dann ganz sachlich endet

Auch hier wieder ein überraschender
Schluss im Liebesleben der natürlich
Völlig selbständigen und selbstbewussten
Berlinerin die gern das Leben genießt 

Wenn schon in Geschichten in Berlin
Unterwegs setzte ich die Stadtrundlese
Mit Friedrich Luft fort der diesmal in der
Berliner Luft vom Krieg erzählte unter

Dem Titel Es war eine unheilige Nacht
Berichtet Luft von seinen schrecklichen
Erlebnissen an Heilig Abend 1944 auch
Wenn in der Nacht keine Bomben fielen

Wie sie ihr Dasein mit Zuteilungen noch
Fristeten in ihrer Wohnung in der dazu
Die Heizung kaputt war und wie bei ihnen
Noch eine ausgebombte Familie in der

Vorher schon Enge einquartiert war wie
In dieser seltsamen Heiligen Nacht keine
Feierstimmung aufkommen wollte in den
Verdunkelten Zimmern zusammen frierend

Ein eindrucksvoller Erlebnisbericht aus
Den Schrecken des Krieges der uns zeigt
Wie gut wir es im Frieden haben warum
Alles getan werden sollte ihn zu erhalten

Weiter in Berlin blieb ich mit diesmal dem
Prachtband Berlin aus meiner geliebten
Anderen Bibliothek von Ernst Dronke der
Über die Rolle des Adels in Berlin erzählt

Dieser fände sich nur noch im Offizierskorps
Der Garde geschlossen wieder spiele aber
Auf der Straße keine Rolle mehr längst hätten
Reiche Bürger wie Diplomaten die prächtigeren

Kutschen und Kaleschen berichtet uns der
Journalist aus der Zeit des Vormärz also
Kurz vor der Revolution von 1848 wie auch
Die diplomatischen Korps weitgehend die

Repräsentation wie Empfänge vom Adel der
In Berlin keine sichtbare Rolle mehr spiele
Übernommen hätten darunter auch Bürger
Wie der Gatte der bekannten Henriette Herz

Dieser war Konsul für Sardinien und er
Wie besonders seine Frau sollen ganz
Hervorragend repräsentiert haben wie
Immer Doktor Herz auch Konsul wurde

Diese etwas frechen kritischen Blicke
Auf das vorrevolutionäre Berlin noch
Bevor es ein Kaiserreich wieder gab
Sind kulturhistorisch schön zu lesen

Eine lohnende Lektüre für alle Berliner
Wie sonst an der Statt interessierte
Die hier einen klugen Einblick auch
In den Geist dieser Zeit bekommen

Wenn schon Berlin dann richtig und
So lag Jens Biskys dicker Band Berlin
Als nächstes nah in dem der Journalist
Wunderbar Stadtgeschichte erzählt

Schon relativ weit fortgeschritten ging es
In der heutigen Lektüre um Stadtplanung
Im Westen Berlins noch in der Phase des
Inseldaseins im Kalten Krieg

Die Bausünden der sechziger wie der
Siebziger Jahre werden thematisiert und
Wer dabei wie gutes Geld über endlose
Fördermittel noch kassieren konnte

Mit scharfer Feder erzählt Bisky vom
Steglitzer Kreisel als Milliarden Grab
An dem sich eine blonde Architektin
Bis zu ihrem Konkurs bereicherte 

Wie die Planung Berlins als Autostadt
Die zerrissene Vision durch Straßen
Mit Autobahnen versiegelter Städte
Welche keine Straßenbahn wollten

Das Auto galt als Zeichen von Freiheit
Zwischen den Mauern gaben breite
Autostraßen ein Gefühl grenzenloser
Möglichkeiten auf der kleinen Insel

Wie verfehlt diese Planung war und
Wohin sie die Stadt mit Milliardengräbern
Ohne Perspektive auf Besserung führte
Erleben die Berliner im Westen noch heute

Ohne Auto zu leben gilt im Westen als
Undenkbar die Wagen waren lange ihre
Version von Freiheit auf der Insel Berlin
Entsprechend werden sie verteidigt

Wann und ob es da ein Umdenken gibt
Bevor diese Generation ausstirbt ist so
Unklar wie die was aus diesen großen
Versiegelten Flächen werden soll

Zum Abschluss der Berlin Lektüre noch
Zu Alexander Karena ins Taxi gestiegen
Der in Auto halt! diesmal über Prominente
Fahrgäste in Berlin zu berichten weiß

Er beginnt mit dem Prinz den er fuhr
Der sich seine Karte noch geben ließ
Verprach sich zu melden aber dann nie
Wieder von sich hören noch ließ was

Der erfahrene Russe lächelnd kühlt
Mit Adel verpflichtet auf französisch
Kommentiert wozu auch hier nicht
Mehr noch gesagt werden soll

Berichtet von einer Fahrt mit dem noch
Berühmten Admiral von Tirpitz den er
Zum Reichstag fuhr wo sie in einer noch
Intensiven Debatte unterbrochen wurden

Erzählt von dem so sympathischen
Albert Patry den er noch aus Russland
Kannte mit dem er als er noch Professor
War im Seebad sich schon unterhielt

Einige Sternchen und Schauspieler noch
Die er zu fahren die Ehre hatte oder doch
Lieber nicht gehabt hätte was aber nicht
Weiterer Berichte hier wert scheint

Am Ende lange berichtet er von seinem
Treffen mit Hermann Sudermann dem er
Als Literaturprofessor in Russland kannte
Wie sie ihn dort schon hoch schätzten

Dieser fühlt sich sehr angesprochen wie
Vor allem ernst genommen als Autor der
Nicht nur Massenware produziert und lud
Ihn zu sich in die Villa am Wannsee ein

Dort pflegten sie längere Konversation
Der gute Sudermann verspricht Karena
Für ihn mit seinen Kontakten sorgen zu
Wollen und schreibt ihm auch weiterhin

Von seinem Gut in der Mark und von
Literarischen Reisen mit dem immer
Versprechen sich um ihn zu kümmern
Dann kam leider der Tod dazwischen

jens tuengerthal 19.9.24

Endlos

Endlos

Endlos Zeit haben
Traumhaft wie Liebe ohne
Ende mal wäre

jens tuengerthal 19.9.24

Anfangsende

Anfangsende

Anfang heißt Ende
Endlich ist alle Natur
Keine bleibt ewig

jens tuengerthal 19.9.24

Toleranzende

Toleranzende

Toleranz endet
Mit religiöser Wahrheit
Schneller als geglaubt

Egal ob Islam
Nationalsozialismus
Oder sonst Glaube

Wissen heißt Freiheit
Beweisbar bedeutet erst
Am Ende glaubhaft

jens tuengerthal 19.9.24

Liebesherbst

Liebesherbst

Ist der Herbst das große Sterben
Graue Zeit des Abschied schon
Der im Winter erfriert um damit
Platz fürs neue Jahr zu schaffen

Als Herbstkind empfinde ich den
Herbst als die schönste Blüte im
Vielfältig blühenden Jahr als den
Schönsten Übergang zum neuen

Die Hälfte des Lebens vermutlich
Längst überschritten spüre ich wie
Der Körper gleich den Blättern so
Langsam welk und alt nun wird 

Nun beginnt die Zeit der Rückschau
Sich an erlebtes zu erinnern um
Zu genießen was noch bleibt bis
Die Natur dem ein Ende setzt

Aus dieser Haltung zu lieben ohne
Den Anspruch noch die ganze Welt
Erobern zu wollen schafft Tiefe die
Spüren lässt was bleibt und gut tut

Nicht von großer Liebe mehr träumen 
Sondern kleines Glück genießen
Gibt die Freiheit zur Freude an dem
Was ist und egal wie sein kann

Sich so völlig erwartungslos zu
Begegnen schenkt der Liebe erst
Den Raum den sie braucht zu sein
Denke ich und genieße einfach

Wenn du keine mehr erobern willst
Dir nichts mehr beweisen musst
Hast du alles im Leben erreicht
Zeit mit der Liebe glücklich zu sein

jens tuengerthal 19.9.24

Altweibersommer

Altweibersommer

Was für ein unfeiner unpassender
Name für die schönste Jahreszeit
Dachte ich immer bis ich die Wurzeln
Des zauberhaften Wortes erkundete 

Es kommt von weiben was heute
Weben heißt und meint die im
Herbstlicht wie verzaubert dann
Noch sichtbaren Spinnennetze

Die letzte Zeit im Jahr in der sie
Noch auf die Jagd gehen diese
Stolzen Jägerinnen die ihre Männchen
Fressen wenn sie keine Lust haben

Wann Spinnen willig sind und die
Begattung durch das kleinere wie
Viel schwächere Männchen dann
Genießen weiß ich nicht genau

Sich im Herbstlicht an den Netzen 
Im milden Licht freuen ist schön 
Egal was ihren Männern passiert
Welcher kleine Tod war je größer

jens tuengerthal 19.9.24

Mittwoch, 18. September 2024

Lektürentagebuch 18/09/24

Lektürentagebuch 18/09/24

In drei wunderbaren Büchern heute
Literarisch geschwelgt und gelesen
Davon zwei der Anderen Bibliothek
Also haptisch und inhaltlich genossen

Begonnen mit Auto halt! dem Band
In dem Alexander Kareno von seiner
Zeit als Taxifahrer in Berlin erzählt als
Russischer Flüchtling und Literat

Über die rauhen Sitten unter den
Taxi Chauffeuren und die teilweise
Weit ins sexuelle noch reichenden
Erlebnisse wurde schon berichtet

Dieses Kapitel beschäftigte sich mit
Politischen Fahrgästen und wie sie
Sich zu ihrer Überzeugung äußerten
In jeweils kurzen Abschnitten dazu

Empört reagiert der Fahrgast den er
Fragt ob er ein Monarchist sei weil
Er den König noch lobte während
Kommunisten unterschiedlich sind

Die meisten die als Proletarier zu
Funktionären wurden bleiben noch
Kameradschaftlich laden ihn zum
Trinken einmal sogar ein während

Höhere Funktionärinnen die er
Zu einem bekannten Haus der
Sowjets fährt lieber schweigen
Sind manche Studenten gerade

Betrunken besonders redselig
Alle träumen mit Macht andere
Für sich arbeiten zu lassen um
Selbst faul die Füße hoch zu legen

Der Traum vom Schlaraffenland
Mit umgekehrten Vorzeichen ist
So schlicht wie Marx Theorien aber
Belegt die größere Kraft der Natur

Von einem sowjetischen Funktionär
Berichtet der russische Flüchtling
Wie er ihn an eine einsame Stelle
Fährt dort niederschlägt und geht

Ob dies nur Karenos Wunschtraum
Der Rache an denen die ihn einst
Als Literaturprofessor vertrieben
Zum Exildasein zwangen oder sich

Tatsächlich so abspielte spielt für
Das Lesevergnügen keine Rolle
Der Ich-Erzähler mit seinem hohen
Sinn für Gerechtigkeit folgt dieser

Aus dem Berlin der Zwanziger ging
Es ins alte Indien um dort weiter im
Papageienbuch zu lesen wo die
Tochter des Minister den König warnt

Die Geschichte vom Esel der den
Haushund ermahnt vor Einbrechern
Zu warnen und dies als dieser sich
Weil vernachlässigt weigert selbst

Übernimmt um dafür vom wütenden
Hausherren fast totgeschlagen zu
Werden weil es nie gut tut seine Nase
In fremde Angelegenheiten zu stecken

Was nun der neugierige König der
Immer noch wissen will warum der
Fisch über die Keuschheit seiner
Frau lachte lernen soll bleibt offen

Gewagt aber warnt die Tochter
Des Ministers den hohen Herren
Lieber nicht zu neugierig zu sein um
Nicht zu hören was er nicht hören will

Vom Papageienbuch ging es zu
Abschied vom Herbst wo es nun
Endlich um das Duell ging das mit
Pistolen auf einer Wiese stattfand

Die Anfahrt zu dieser an einem
Ganz wunderbaren Morgen wie
Die Beschreibung der Natur sind
Ein Genuss von einem Maler was

Der Leser von Witkiewicz sofort
Merkt und den wunderbaren Tag
Im Herbst mit letzten Blättern im
Wind selbst fast spüren kann

Der Aufbau der Spannung zum
Duell was Atanazy als Hauptperson
Wohl überleben wird ist sehr gut
Fesselt den Leser geistvoll

Wie der unerwartet getroffene
Der zuvor noch letzte Gedanken
Hegte die Situation erlebt bis ihm
Schwarz vor Augen wird ist eine

Einfühlsam gekonnt beschriebene
Szene in der Nähe des Todes der
Alle Beteiligten sehr erschreckt es
Ging ja nur um eine Ehrensache

So tut es dem Prinzen der seinen
Konkurrenten bei seiner Verlobten
Hela anschoss so leid dass die
Anderen ihn wegziehen müssen

Das immer wieder Spiel mit der
Leichtigkeit des Todes mit dem
Der Autor so gekonnt spielt passt
Zur Figur Atanazys wie zum Autor

Die schönen Momente in ihrer
Ganzen Fülle bis zum Ende
Noch genießen zu können um
Ins Nichts zu gehen wirkt leicht

Ein intellektuelles wie reales Spiel
Mit dem Tod findet hier seinen
Großartigen literarischen Ausdruck
So wählte er selbst diesen Weg

Vor dem deutschen Einmarsch
War Witkiewicz nach Osten noch
Mit seiner Geliebten geflohen als
Dieser dann an die Sowjets ging

Nahm er sich mit Schlaftabletten
Wie Aufschneiden der Pulsadern
Das Leben die Geliebte überlebte
Ihren Versuch auf gleiche Art noch

jens tuengerthal 18.9.24

Aufklärungsgeschenk

Aufklärungsgeschenk

Aufklärung schenkt uns
Freiheit ohne alle Tricks
Außer mehr Vernunft

jens tuengerthal 18.9.24

Innehalten

Innehalten

Innezuhalten
Verschönert Leben vielfach
Mit mehr Langsamkeit

jens tuengerthal 18.9.24

Alletassen

Alletassen

Noch alle Tassen
Im Schrank zu haben zeigt den
Klugen Teetrinker

Außer einer aus
Der gerade feiner Tee
Getrunken wurde

jens tuengerthal 18.9.24

Unausgesprochen

Unausgesprochen

Nennen wir es einfach L
Das größte Gefühl was so
Schnell in Flammen setzt
Wie sich wieder verliert

Sprechen wir nicht aus
Was wir doch wissen
Aber kann wer etwas je
Über Liebe wissen dies

Mächtigste Gefühl was alles
Dass es berührt verzaubert
Seltsam anders aussehen
Zumindest lässt durch die

Dann rosarote Brille scheint
Die Liebste die Schönste zu sein
Was sie auch unzweifelhaft ist
Solange der Rausch anhält

Denke es und weiß nichts
Fühle nur umso mehr was
Da natürlich unvernünftig
Besser unausgesprochen bleibt

Egal ob es passt oder nie
Ist zumindest tröstlich
Am Ende gewinnt immer
Die Liebe und wenn nicht

Ist es wohl noch nicht
Am Ende angekommen
Mit dem L oder so was
Manche Liebe nennen

jens tuengerthal 18.9.24

Dienstag, 17. September 2024

Lektürentagebuch 17/09/24

Lektürentagebuch 17/09/24

Über drei Philosophen las ich heute
Davon zwei Bänder aus der geliebten
Anderen Bibliothek wie in einer ganz
Hervorragenden Biografie über Kant

Begonnen mit Sabine Appels Buch
Unser Rousseau der sein Leben wie
Die Entstehung der so einflussreichen
Philosophie daraus sehr gut erzählt

Welchen Einfluss hatte seine Heimat
Genf wie der dortige Calvinismus auf
Rousseaus Denken wie sein Ideal von
Einer freien bürgerlichen Gemeinschaft

Vieles in seinem Schreiben spricht für
Eine solche Idealisierung der Stadt wie
Ihrer Institutionen ohne wirklich in ihr
Je gelebt oder gewirkt zu haben 

Er gilt eher als Vordenker der großen
Französischen Revolution wie der mit
Ihr erfolgten Menschenrechtserklärung
Aus seinem Naturrechtsverständnis

Woher dieses rührt wie ihn Pufendorf
Beeinflusste und er diesen dann im
Sinne von Hume neu dachte der auch
Bei seinem Freund Holbach verkehrte

Doch gibt es wie Appels den Lesern
Klug aufzeigt einige Stellen die sich
Deutlich auf Genf beziehen die auch
Vor den Franzosen noch revoltierten

Viele Genfer verehrten ihren Rousseau
Ohne auf all die Widersprüche in seinem
Leben und Schaffen dabei einzugehen als
Philosophen der Freiheit und Gleichheit

Rousseau fand zwar in Paris Freunde wie
Kontakt zu Diderot und Voltaire war auch
Gast im Salon Holbach aber machte sich
Mindestens ebenso schnell unbeliebt

Seinem Ideal vom zurück zur Natur
Entsprach die Metropole Paris auch
Eher weniger und so lebte er lange
Im Gartenhaus einer Geliebten noch

Die Annäherung an Rousseau über
Seine biografischen Wurzeln wie die
Aufklärung über die Realität hilft auch
Seine Philosophie kritisch zu sehen

Trotz meiner eher kritischen Haltung
Zu Rousseau der sich gerne noch viel
Größer machte als er war beschreibt
Sabine Appels ihn spannend und gut

Auch das vielfältige Genie Rousseaus
Der eigentlich nach Paris ging um dort
Die Musikwelt mit seiner neuen ganz
Eigenen Notenschrift zu revolutionieren

Dies misslang ihm wie so vieles noch
Auch seine Geliebten zu zwingen ihre
Gemeinsamen Kinder ins Heim zu geben
Was er für das beste zur Erziehung hielt 

Scheint eher als der Versuch eines Autors
Sich seine Ruhe zu sichern und bloß nie
Verantwortung übernehmen zu müssen
Als vom Geist der Aufklärung getragen

Verdienste hat er sich jedoch sicher als
Autor der Enzyklopädie erworben wo er
Für seinen Freund Diderot Beiträge zu
Verschiedenen Themen beisteuerte

Wie nah der vielfältig begabte Mann
Dem Wahnsinn war der sich weigerte
Eine seiner Opern in Versailles selbst
Zu dirigieren aus Angst sich dabei in

Die Hose zu machen aufgrund einer
Natürlichen Neigung zur Inkontinenz
Die seine Liebe zur Natur begründete
Sei hier vorerst einmal dahingestellt

Als fraglos wahnsinnig geworden galt
Friedrich Nietzsche über den sehr klug
Otto A. Böhmer in Der Hammer des Herren
Schreibt wo es genau darum heute ging

In dem Kapitel ein schwieriger Fall geht
Es um die Fahrt in die Nervenheilanstalt
Wie Psychiatrien damals noch hießen
Nachdem ihn zu Turin der Wahnsinn ergriff

Wie die erste Zeit in dieser Anstalt in der
Er sich doch noch relativ normal fühlt
Von einer Schwester auch gefragt wurde
Welcher der beiden anderen denn der

Angekündigte Patient nun sei was ihn
Mehr erfreute als die beiden Professoren
Die ihn in Turin mit der Bahn abholten
Den lange krankgeschriebenen Kollegen

Der Arztbrief zu seiner Einlieferung bleibt
Entsprechend unklar noch in der Diagnose
Vermutungen zur Syphilis gelten heute als
Nicht unbedingt sichere Grundlage noch

Seine ihn besuchende Mutter begrüßt der
Philosoph noch sehr freundlich doch kommt
Der Wahnsinn bald wieder über ihn was zu
Einer Unterbrechung des Besuchs führt

Eindrucksvoll wird das Erlebnis in der
Klinik als Patient geschildert der nur
Zeitweise völlig neben sich steht was
Kaum Wege der Behandlung eröffnet

Zumal die Psychiatrie 1889 noch in den
Kinderschuhen steckte kann Nietzsche
Froh sein wenn ihm erspart blieb was
Andere über viele Jahre erlitten

Die verschwimmende Grenze von
Wahnsinn und Genie bei der die
Flucht in die Krankheit auch eine
Befreiung sein kann ist fließend

Seinen 1890 einsetzenden Ruhm
Erlebte der Philosoph nicht mehr
Bewusst sondern als Pflegefall
Unter Obhut von Mutter und Schwester

Der große Vordenker der später
Lebensphilosophie genannten Form
Des Denkens verstarb 1900 umnachtet
Als berühmter Mann der es nicht wusste

Unter keinem Verdacht des Wahnsinns
Steht dagegen Immanuel Kant den
Marcus Willaschek in seinem Buch Kant
Die Revolution des Denkens vorstellt

Im heutigen Kapitel ging es um die
Vernunft die alles prüft auch sich selbst
Wohin dies kritische Denken führt wie
Es konsequent mit Vorurteilen aufräumt

Der Einleitungssatz der das kritische
Denken auch auf die Religion ausdehnt
Wie damit deren Grenzen aufzeigt lässt
Jeden kritischen Denker freudig lächeln

Wie viele Menschen leben bis heute
In einem Korsett des Aberglaubens
Den sie nie kritisch überprüfen lernten
Weil es eben Glaubenswahrheit wäre

Heute nennt sich dieser Bereich der
Verdunkelung gerne spirituell und lässt
Menschen viele Geister sehen über die
Kant schon bei Swedenborg spottete

Welche Freiheit darin liegen kann den
Ganzen Aberglauben wie Religion dem
Kritischen Denken zu unterwerfen ist
Aktueller denn je schauen wir in die Welt

Dort hoffen immer noch Menschen
Auf Antworten auf letzte Frage oder
Glauben an eine unsterbliche Seele
Als gäbe es so etwas in der Natur je

Dieser Wahnsinn wie das Märchen
Vom Himmelreich nach dem Tod gilt
In unserer Gesellschaft als normal
Auch gegen und ohne jede Vernunft

Wie befreiend ist da das kritische
Denken was alles vernünftig prüft
Statt weiter Dogmen zu verkünden
Weil nichts ist außer der Natur

Der Richter unserer Moral ist kein
Erfundener Gott sondern allein unser
Gewissen nach den Maßstäben die
Kant im kategorischen Imperativ zeigte

Kein Urteil hat einen Wert als was
Diesem kritischen Denken nach dem
Gewissen in Freiheit folgt womit die
Religiöse Moral überflüssig wurde

Kant setzte damit eine Revolution
Des Denkens in Gang der sich die
Sekten und der Aberglaube noch
Immer mit Dogmen widersetzen

Wie gut tut es sich klar zu werden
Was Gewissensfreiheit bedeutet
Warum es keiner Gesetze bedarf
Wo alle es endlich begriffen

Über Kant und seine Revolution im
Denken bei Willaschek zu lesen ist
Eine Freude die den Lesern so die
Komplexe Philosophie erschließt

jens tuengerthal 17.9.24

Mondzauber

Mondzauber

Wie verzaubert fühlte ich mich
Als ich vom Einkaufen kam mit
12 Packungen Spekulatius im
Rucksack auf den Rücken beim
Blick in den Himmel über Berlin
Wo der Mond so zauberhaft rund
Von Osten her durch die Straßen
Am Helmholtzplatz leuchtete
Welch Glück ist es doch solch
Himmelsereignisse zu sehen
Denke ich ohne dabei noch
Zu überlegen ob es vielleicht
Auf dem Land viel toller wäre
Weil ich es genieße wo ich bin
Was wie der erfreute Blick nach
Oben in die erweiterte Natur
Genug Freude mir schenkt
Dankbar für alles zu sein
Ob diese tiefe Zufriedenheit
Beim Blick in den Himmel ohne
Götter der Mondzauber ist
Weiß ich nicht so genau
Aber glücklich genug bin ich
Es einfach dabei zu belassen

jens tuengerthal 17.9.24