Freitag, 4. September 2020

Naturkultur

Wie sehr bedingen sich Natur und Kultur?

Reproduktionsmedizin und Genetik wenden alte Kulturtechniken an, um Natur zu verändern. Wir schaffen damit Natur in ihrer eigenen Form und nutzen dazu Sprache und Zahlen, die unsere Wissenschaft hervorgebracht hat. Damit könnten die Grenzen von Natur und Kultur verschwimmen, der Zusammenhang von beidem deutlich werden.

Früher galt die klare Abgrenzung zwischen Natur und Kultur, geistiger Welt und natürlich gewachsener. Infolge der Industrialisierung haben sich immer mehr Menschen von der künstlichen Welt abgewandt und wollten zurück zur Natur, die sie als rein und gut betrachteten.

Diesen Virus hat schon Rousseau in die Welt gesetzt, der aber als einst gläubiger Mensch, der sich nie von seinen Wurzeln im Aberglauben geistig löste, die biblische Erzählung vom Paradies aufgriff und sich für ein Zurück zur Natur aussprach. Dem folgten leider nicht nur die französischen Revolutionäre und rechtfertigten damit teilweise auch ihren für viele kopflos endenden Terror sondern bis heute Millionen Menschen, die bedenkenlos die Natur idealisieren, ohne zu merken wie unmenschlich ihr Traum vom Paradies eigentlich ist, den Kant in seiner Schrift zum ewigen Frieden so wunderbar widerlegt.

Erst die Kultur machte den Menschen menschlich, brachte eine Zivilisation hervor, die zwar auch viele ökologische Nachteile mit sich bringt, aber darum nicht in ihrer Wirkung für eine unmenschliche Natur negiert werden sollte, weil so nie ein Fortschritt in der Kultur geistig erreicht werden kann. Doch ist dieses Denken tief verwurzelt in vielen Menschen, die in der Zivilisation leben und sich bei kurzen Ausflügen an der Natur als bloße Beobachter erfreuen, ohne je in ihr leben zu wollen oder zu können, deren natürliche Kriterien der Auslese für sich zu akzeptieren. Wie unkultiviert und unzivilisiert wäre es, die Gefahren des Corona-Virus zu ignorieren und den Tod hunderttausender alter und kranker Menschen zu riskieren, was bis auf wenige Covidioten auch die Mehrheit eingesehen hat, dennoch werden viele eine Impfung ignorieren wollen, die Schutz bringen könnte, weil sie meinen, die künstliche Erzeugung körpereigener Antikörper, welche die Natur imitiert, sei unnatürlich und da hilft auch keine Vernunft, weil der Glaube stärker als die Wissenschaft ist, was aber eben auch Teil unserer geistigen Kultur ist, so schädlich sie hier wirkt.

Doch der alte Gegensatz zwischen Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft, die von sich meinte, sich nur mit de, was ist, zu beschäftigen, könnte mit künstlicher Befruchtung, Klonen und Schöpfung von Leben durch andere gentechnische Methoden erledigt sein, wenn die Naturwissenschaft begriffe, dass nur die Nutzung alter Kulturtechniken sie dazu befähigt, zu beschreiben und zu erkennen, was Leben ausmacht und entstehen lässt, der Einfluss wechselseitig ist.

Der große Plan von der Weltformel, die am besten und denklogisch gleich das ganze Universum erfasst, aber, seltsam genug, trotz immer höherer Komplexität, nie die Liebe beschreiben konnte, dürfte an dieser überholten Trennung immer gescheitert sein, weil Mathematiker in schlichten Formeln dachten und Philosophen, Theologen und sonstige Geisteswissenschaftler, die Welt in Worten beschrieben. Beide überzeugt, alles zu erfassen, sahen im Wust der Komplexität nicht mehr, was ihnen dabei entscheidend immer fehlte, der Zusammenhang, der Sein erst ausmacht und alles erfasst.

Die Formel genügt so wenig, wie Verse allein je zum Beweis taugten, auch wenn sie so klug waren, wie Lukrez de rerum, Über die Dinge der Natur, was sogar Physiker wie Einstein noch als gültige und geniale Beschreibung der Welt ansahen, auch wenn es da schon 2000 Jahre alt war, weil er in Zusammenhängen dachte, wie schon Epikur vor ihm und es menschlich tat.

Leugne für gewöhnlich die Existenz einer Seele, als religiöses Subjekt, das nur aus dem Glauben stammt und keine materielle Grundlage hat, viele Menschen dazu verführt, diesem eine eigene unsterbliche Existenz zuzuschreiben. Als Begriff für die unfassbare Komplexität, die unser Sein bestimmt , könnte es aber tauglich sein. Weil unsere Entscheidungen nicht allein vom neuronalen Netzwerk in unserem Hirn getroffen werden, sondern daran auch die Hormone teilnehmen und alle anderen Botenstoffe und Teile aus denen unser Wesen besteht und wir noch dazu inzwischen feststellen, dass Natur auch in sich lebt, also auch der genetische Code jeder Zelle noch durch äußere Einflüsse verändert werden kann, von dem wir noch sehr wenig wissen, auch wenn diese Seele natürlich sterblich wäre wie alle Natur vergänglich ist.

Bisher wurde zwischen Modifikation und Mutation unterschieden, um innere und äußere Einflüsse voneinander abzugrenzen. Doch vermutlich ist dieses eigentlich schlicht dialektische Modell zu eng und greift zu kurz. Auch Mutationen durch äußere Einflüsse sind denkbar und nachweisbar, in der Gentechnik das täglich Brot. Wie stark Erziehung, Prägung, Leidenschaft sich auch auf die Struktur der Zellen auswirken, ob und wie sie das Genom beeinflussen, wissen wir noch nicht. Manche uns unerklärlich scheinende Techniken indischer Yogi würden damit im Zusammenhang verständlicher, ohne damit das ganze sogleich begreifen zu können.

Auch der Begriff von Familie hat sich durch die neuen Techniken verändert. Wenn ich mir, gedacht er wäre bald möglich, einen Klon meiner selbst als Ersatzteillager schaffen würde, das so mein Überleben sichern könnte, verginge ich mich im Falle der Nutzung wohl strafbar an meinem nächsten Verwandten. Bin ich mit den schon bald aus eigenen Zellen züchtbaren Organen nicht auch verwandt, frage ich mich und überlege, wie und ob solche möglicherweise lebensrettenden Eingriffe begrenzt werden dürfen und müssen. Wie ist die Verwandtschaft mit einer künstlich befruchteten Eizelle, die im Reagenzglas heranwächst oder mit den Kindern homosexueller Paare, die sich bisher das eine oder andere noch leihen müssen, überlege ich und wie könnten beide Elternteile eines schwulen Paares mit ihrem gemeinsamen Kind verwandt sein, was juristisch schon für verheiratete Paare angenommen wird aber nach der Natur eine Konstruktion ist, weil wir es gewohnt sind Verwandtschaft so zu definieren, was aber nicht zwingend ist.

Unser Begriff von Verwandtschaft ist von einem patrilinearen Denken von Nähe des eigenen Blutes bestimmt. Dies bestimmt auch unser Strafrecht, was eigentlich willkürliche Entscheidungen über zulässige und unzulässige Liebe damit trifft. Wer etwa seine Schwester oder einen Abkömmling liebt, darf diesen nicht zum Partner wählen, ohne eine Straftat zu begehen, egal wie echt und aufrecht das Gefühl beider Seiten ist, weil unser Verständnis von Recht und Unrecht noch durch kirchliche Normen geprägt ist, die stärker sind als alle Vernunft und so zu Strafverfahren führen, die absurde Ergebnisse haben können, in denen sich der Staat heute noch anmaßen muss über die Zulässigkeit einer Liebe und ihren Vollzug zu entscheiden.

Die noch angeführte Behauptung, dies diene der Vermeidung von Erbkrankheiten und dafür als berühmte Beispiele, das Habsburger Kinn oder die Bluterkrankheit in den Häusern Romanow oder Valois anführt, könnte völlig falsch liegen. Es mag Gründe geben, warum eine Neukombination des genetischen Codes günstig und besser ist. Bisher wissen wir davon zu wenig das bestehende Strafrecht bestehen zu lassen, Einschränkungen von Freiheit und sogar Würde, sofern es die Liebe verböte, für etwas ungefähres zuzulassen. Genug wissen wir aber längst, mögliche Krankheiten zu erkennen und zu vermeiden. Ein Grund für Strafe als die moralische Anmaßung ist nicht erkennbar.

Aber all dies resultiert eben auch aus dem alten Verhältnis von Natur und Kultur, das als Gegensatzpaar gesehen wird und was infolge vieles aus dem Zusammenhang reißt. Sich anhand der Methoden der Gentechnik, die notwendig alte Kulturtechniken nutzt, klarzumachen, dass beides in einem unauflösbaren Zusammenhang steht und wir das Ganze nur als solches verstehen können, eines das andere beeinflusst und alles in Zusammenhang miteinander steht, könnte helfen, die Komplexität zu begreifen und gerade deshalb mit ihr achtsam und vorsichtig umzugehen.

Es ist großartig, wenn Gentechnik uns helfen kann, Krankheiten zu heilen, Leben zu retten, das Überleben von Millionen Menschen etwa in Dürregebieten zu sichern und anderes mehr. Dagegen ist nichts zu sagen, doch sich bei allem bewusst zu sein, dass wir nur kleine Zauberlehrlinge sind, die nur einen winzigen Teil der Formeln und Zusammenhänge kennen und so auch nicht alle Folgen ihres Handelns absehen können, dürfte helfen, mit unserem Wissen achtsam und vorsichtig umzugehen.

Ein zurück zur Natur als reine Lehre und eine generelle Verbannung aller Gentechnik scheint mir so unsinnig wie ihre bedenkenlose Nutzung, solange wir so wenig über die Folgen unseres Handelns wissen. Es gibt da keine klare und einfache Antwort. Der Prozess der Erkenntnis wird weitergehen. Wir müssen aus Fehlern lernen ,aber können zumindest versuchen, die Folgen so wenig gravierend wie möglich zu halten, nichts zu tun, was wir nicht mehr beherrschen können, was sicher in den nächsten Jahrzehnten eine ständige Gratwanderung wird, von der wir noch nicht wissen können, wohin sie führt.

Es genügt nicht die einfache Kenntnis der Natur nach aktuellem Wissensstand, um eine gute Lösung zu finden, sondern es wird immer wieder neue Kompromisse brauchen, die sich an den aktuellen Bedingungen orientieren, die Gesellschaft auf dem Weg mitzunehmen. Es ist Zeichen einer guten, gewachsenen politischen Kultur, solche Prozesse zu durchlaufen und gemeinsam Lösungen zu suchen. Wir brauchen keine starken Führer sondern kluge Verhandler, die Lösungen und Kompromisse suchen, den komplexen Bedürfnissen der Welt gerecht zu werden. Hier müssen Kultur und Natur zusammenspielen, eine taugliche Lösung zu finden, die es nicht mit einer Sicht und einfach gibt, sondern die das Produkt eines langen diskursiven Weges sein wird und das ist vermutlich die Formel, die unsere Welt gerade dringender braucht als alles andere. Suchen wir Wege und Kompromisse auf dem Weg zu zeitweise gültiger Erkenntnis. Die Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners, es gibt höchstens gerade noch nicht widerlegbares Wissen, lernen wir damit umzugehen und vereinen Kultur und Natur so konstruktiv, eine ist Teil des anderen und umgekehrt.

jens tuengerthal 4.9.20

Donnerstag, 3. September 2020

Cup of tea 053

Bei einer feinen Tasse Tee
Heute einem Earl Green
Grüner Tee mit Bergamotte
Aufgegossen im Gusseisen
In alter chinesischer Form
Statt voriger nur Glaskanne
Die sich fallend just erledigte
Wie Glas es gerne mal tut
Statt sich zu ärgern gewonnen
Dem draußen Regen lauschen
Auf den Kamin dabei blicken
Der Kamin spielenden Lampe
Aber was ist schon Wirklichkeit
Wenn es zur Stimmung genügt
Verbreite hier ein Wohlgefühl
Auf dem Diwan um mich
Als lebte ich wirklich noch
In der besten aller Welten
Wie Voltaire im Candide einst
Im Geiste der Aufklärung noch
An gute Zukunft glaubend trotz
Absolutistischer Realität um ihn
Und so gesehen ist es das auch
Ein Tee ein Buch ein Kamin
Ruhiger Regen vor dem Fenster
Die Welt scheint vollkommen
Für den Moment beim Tee
Was manchmal auch genügt
Jenseits aller Sehnsucht
Bald gibt es Spekulatius
Wieder ein Jahr rum

jens tuengerthal 3.9.20

Geschlechtersex

Welche Geschlechter haben Sex und wie?

Die Eindeutigkeit hat sich erledigt. Vater, Mutter, Kind ist irgendwie vorgestrig als Modell. Auch in Ordnung, für die Mehrheit noch normal, aber nicht mehr als durchschnittlich und eben nur eine solche Variante, deren es viel mehr heute gibt und das scheint für die Mehrheit, immer normaler zu werden, zumindest in Deutschland, andere Teile der Welt sind noch lange nicht soweit.

An der Universität von Kalifornien können Student*innen heute zwischen sechs verschiedenen Angaben für das Geschlecht wählen. Nach Geschlecht getrennte Toiletten wurden an amerikanischen Universitäten 2015 abgeschafft, sie wurden der realen Vielfalt nicht mehr gerecht, dahingestellt, ob das für alle Seiten von Vorteil war, hat es sicher zu mehr Gerechtigkeit für alle die geführt, die sich nicht nur männlich oder weiblich sehen sondern irgendwo dazwischen oder als etwas eigenes und das ist ein positiver Akt gegen Diskriminierung.

Ob Trump die Quittung für den Aufstand gegen sexuelle Diskriminierung und die staatlich verordnete Politik dagegen war, mit der viele noch nicht mitkamen, ist eine andere Frage, die ich hier nicht beantworten möchte. Sicher ist aber ist, dass teilweises Unverständnis für die neue Gleichheit, zur Hinwendung eines Teiles der Bevölkerung, die mit der neuen Vielfalt nichts anfangen konnte, zu den schlichten konservativen Mustern für die Trump steht, beigetragen hat.

Auch in Deutschland begann die Bewegung in den großen Städten, allen voran Berlin, was schon lange für seine größere Freiheit in Fragen der Sexualität bekannt ist, nicht umsonst den ersten bekennend schwulen Bürgermeister hatte, viele Arten zu Leben und seine Befriedigung zu suchen, toleriert - für jede Leidenschaft eigene Clubs hat. Der gleichgeschlechtliche Sex hat hier genauso viel Tradition wie Prostitution und Clubs, in denen freier Sex praktiziert wird, jeder nach seinem Gusto Befriedigung finden kann. Sei es zu mehreren oder gefesselt, mit mehr oder weniger Körperausscheidungen. Auch im Freien, wenn es die Witterung zulässt, wird sich gerne, im Rahmen des Zulässigen und auch darüber hinaus, worüber sich dann besonders die Regenbogenpresse freut, weil Sex immer geht, der jeweiligen Leidenschaft hingegeben.

Es gibt in Berlin in Sachen Sex nichts, was es nicht gibt, zumindest im Bereich des legalen - vom anderen weiß ich wenig und möchte darum nicht weiter darauf eingehen aber schon Christiane F. berichtete aus dem damals noch geteilten Berlin von der Prostitution ganz junger Mädchen, eben Kindern eigentlich, im Umkreis des Bahnhofs Zoo. Dagegen geht der Staat inzwischen mehr oder weniger konsequent vor und die Strafbarkeit wurde dabei verschärft, was zumindest einen gewissen Schutz geben könnte. Es haben sich mir auch schon mehrfach sehr junge Damen, vermutlich aus dem Kosovo, angeboten aber ich habe mich davon immer entsetzt abgewandt und diese irgendwann nicht mehr gesehen, nicht wissend, ob sich das in der vermutlich gut vernetzten Szene herumsprach oder die Polizei dem durch stärkere Kontrollen inzwischen wirksamer der Kinderprostitution vorbeugt.

Eine gewisse Zeit verdingten sich junge Männer wohl auch aus dieser Region als Prostituierte im Tiergarten im Bereich hinter dem Schloss Bellevue, dem ehrbaren Sitz des Bundespräsidenten, wobei mir nicht bekannt wäre, dass es dabei einen Zusammenhang gäbe. Auch diese habe ich schon länger nicht mehr gesehen und sie scheinen auch ihre Zeltlager dort abgebrochen zu haben, unklar ob die Polizei auf Beschwerden hin stärker durchgriff oder nur verstärkt kontrollierte und die Szene sich schlicht verlagerte.

In der Zeit der Schließung von Bordellen und Clubs aufgrund des Lockdown, hat sich die käufliche Sexualität ins Netz begeben. Sie tauchen auf den üblichen Partnerportalen wie Tinder oder Okcupid und Finya mit für die jeweilige Altersgruppe passenden Profilen auf, die aber die professionelle Absicht deutlich machen, teilweise sogar Tarife nennen. Im übrigen dienen diese Portale auch im nichtprofessionellen Bereich vielen zur Enteckung gelegentlicher Sexualkontakte. Für diesen Bereich gibt es auch noch eigene Portale, die es nicht an Deutlichkeit bezüglich der gewünschten Varianten fehlen lassen, regen Zulauf gerade in Zeite des Lockdown hatten.

Dabei finden sich auch Transgender, Doppelgeschlechtliche und viele andere Varianten lange unklarer Zuschreibung. Facebook bietet seinen Mitgliedern inzwischen über 30 Kategorien zur Wahl des Geschlechts an und drückt damit auch einen Trend zum uneindeutigen an. Bisexualität ist normal, Pansexualität weit verbreitet, Sapiosexualität von vielen mit ernsteren Absichten gewünscht, was immer sie sich darunter inhaltlich vorstellen. Was früher die Bar oder das Café um die Ecke zum Kennenlernen war, ist inzwischen das Netz geworden und die entsprechenden Orte werden nur für die ersten Treffen aufgesucht, um festzustellen, ob Sympathie und Reiz füreinander vorhanden sind. Mit Corona wurden auch verstärkt Parks aufgesucht und Spaziergänge gemacht, was den finanziellen Aufwand verringerte und die Chance zu größerer Konzentration aufeinander bot, manche schöne Schäferstündchen auf Bänken beginnen ließ.

Frauen suchen sich dabei Männer aus und lassen sich dennoch gerne in alter Manier überreden, was nicht ohne eine gewisse Lächerlichkeit ist, aber dem ganzen noch einen spielerischen Charakter gibt. Mann könnte sich darüber empören, weil es eigentlich völlig unemanzipiert ist, oder sich daran freuen, weil es ist, wie es ist und eben zum Spiel der Geschlechter beim Buhlen um Sex dazugehört, bei dem beide Geschlechter gerne zwischendurch in alte Muster verfallen. Zumindest beim herosexuellen Sex, wie ich ihn eigentlich ausschließlich pflege.

In Zeiten von me too hat Mann, wenn er nicht naiv ist, gelernt auf kleine Zeichen zu achten, Frau die Führung insoweit zu überlassen, vorsichtig zu fragen, statt einfach zu tun, sich in möglichst jedem Moment des Einverständnisses versichern zu lassen, was gelegentlich der sexuellen Stimmung nur bedingt förderlich aber dennoch unbedingt empfehlenswert ist, sich nicht unerwartet völlig veränderten Umständen gegenüberzusehen, die aus den verschiedensten Gründen resultieren können. Aufgrund meiner beschränkten Selbstwahrnehmung und der aus Erfahrung erkannten Unfähigkeit, den Willen von Frau je sicher zu erkennen, frage ich lieber einmal mehr, als einmal zu wenig und habe damit bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht.

Dennoch passiert es auch mir gelegentlich, dass Frauen aus ihrer Sicht Dinge gänzlich anders wahrnehmen und es, egal was war, schlicht umdrehen, Mann einen Vorwurf zu machen, der ihnen Macht gibt. Dann genau zu wissen, was du gesagt und gefragt hast, bei absoluter Offenheit, die das Thema am Sex am besten zunächst wissenschaftlich abstrakt thematisiert, kann sehr hilfreich sein und es empfiehlt sich, vor allem, wenn Frau versucht zu verkehren und zu spielen, sich lieber gleich zurück zu ziehen, um kein Risiko einzughen, womit ich mir wohl manche Gelegenheit schon entgehen ließ aber zumindest mir von keiner den Vorwurf machen lassen musste, ich hätte sie gegen ihren Willen verführt, was mir schon einige Männer völlig schockiert berichteten, die gar nicht wussten, wie ihnen geschah und die ohne jede böse Absicht sich plötzlich als Angeklagte oder Beschuldigte sahen, was ihnen so fern wie irgendwas lag.

Es gibt sicher solche Fälle und es ist gut, dass Frau auch durch die Nein heißt Nein Kampagne stärker geschützt wurde. Doch sollte auch der gutwillige und leidenschaftlich zärtliche Mann überlegen, wie er agiert, um nicht zum Opfer von Spielen in diesem Kontext zu werden, bei denen es manchen mehr um die Stärkung ihres Egos als eine sexuelle Begegnung geht. Zwar mag etwas daran sein, dass sich manche Frau nach dem leidenschaftlichen Liebhaber sehnt, der auch einfach zugreift und will, aber dies lässt sich auch bei weiteren Treffen aufgrund ausdrücklicher Vereinbarung noch erreichen. Aus meiner geringen Erfahrung würde ich heute jedem Mann raten, sich dabei zurückhaltend und vorsichtig zu verhalten, lieber abstrakt über Sex zu reden, statt vorschnell zu handeln und ich habe damit nur gute Erfahrungen gemacht und konnte mich in den Fällen, die eben vorkommen, wenn die Dinge umgedreht werden sollen, vielleicht auch das eigene Gewissen zu beruhigen, immer auf ausdrückliche Erklärungen berufen und das war auch gut so.

Auch begegnet sind mir in den virtuellen Netzwerken inzwischen Hermaphroditen, die teils eine eher männliche Neigung zum Sex haben in weiblich anmutender Gestalt oder umgekehrt sehr weiblich sich geben bei relativ männlichem Aussehen. Es ist nicht klar, was es ist und muss es auch nicht sein. Sich von den Umständen dabei überraschen zu lassen, bei Einhaltung der üblichen Grundsätze, hat noch nie geschadet. Bin vielen Frauen begegnet, die ihre Erfahrungen mit Afrikanern oder Arabern gesammelt haben, teilweise von deren Potenz oder Männlichkeit noch schwärmten, teilweise deren Sozialverhalten beklagten, teilweise, zu einem gar nicht geringen Anteil inzwischen, von solchen Männern um viel Geld unter immer gleicher Vorgabe für die Familie in der Heimat sorgen zu müssen oder ein großartiges Geschäft an der Hand zu haben, an dem sie diese beteiligen wollten, betrogen wurden mit entsprechender Enttäuschung. Diejenigen, die infolge bei der Polizei waren, berichteten, diese winkte meist nur ab, weil die Fälle bekannt wären und gehäuft vorkämen, es keine wirkliche Aussicht gäbe, wieder an das Geld zu kommen oder die Typen zu kriegen. So sind auch neue einprägsame sexuelle Erfahrungen für manche Frauen ein Produkt der Flüchtlingspolitik, ohne jede Wertung. Von Männern wurde mir das seltener berichtet und ich kann auch nichts dergleichen erzählen, was aber auch an meiner Neigung zu weniger exotischen Damen liegen kann, die Leidenschaft sich eher gen Norden denn gen Süden oder Osten orientieren würde, der Dichter sich in der Minne am liebsten in seinem Sprachumfeld bewegt und dort eben mit Worten gewinnen kann oder nicht, weniger auf seinen bloßen Anblick dabei vertrauend, weil Bescheidenheit besser steht.

Bei unseren französischen Nachbarn, die in vieler Hinsicht in der Sexualität freier und offener schon lange lebten, ist die Toleranz gegenüber anderen Modellen der Ehe oder Familie geringer ausgeprägt und Gesetzesreformen haben dort immer wieder zu massiven Protesten konservativer Kreiser teilweise im Bündnis mit Psychoanalytikern geführt, die etwa behaupteten Kinder, die ohne Vater oder Mutter aufwachsen müssten, etwa bei homosexuellen Paaren, würden schwere psychische Schäden erleiden, weil das von ihnen seit Freud geglaubte und behauptete Unterbewusstsein, nicht darauf eingestellt wäre, was mir als Nichtgläubigen abstrus erscheint und nur die Nähe der Psychoanalyse zum vorigen monotheistischen Aberglauben belegt, mit dem sie im Bündnis auch protestierten, was an das unheilige Bündnis von Esoterikern, Anthroposophen, Verschwörungstheoretikern, Rechtsradikalen und anderen Spinnern gegen die Corona-Maßnahmen in Deutschland erinnert und geistig selten auf höherem Niveau ist.

Sexualität ist lange ein heikles Thema gewesen. Während Homosexualität inzwischen in Deutschland für die ganz große Mehrheit als normal gilt, auch künstliche Befruchtung in Familien weitgehend akzeptiert ist, wird es von Teilen der Bevölkerung für Singles oder Homosexuelle noch kritisch gesehen, was allerding die geltende Gesetzeslage erledigt hat, die damit die neue Normalität langfristig stärken wird.

Hatte mehr als eine Partnerin, die auch mit homosexueller Liebe mit Frauen Erfahrungen gemacht hat, was mich nie gestört hat, im Gegenteil war mein Gefühl dazu immer eher, dass ich diese Leidenschaft für den weiblichen Körper teilen und verstehen kann. Die eigene homosexuelle Neigung ist bei mir relativ gering ausgeprägt und bis auf kleine Versuche mit meinem damals besten Freund in Teenie-Zeiten, der sich da schon zu seiner Homosexualität bekannte, die über Knutschen und etwas Fummeln selten hinausgingen, wie die ungezählten Versuche schwuler Freunde, mich anzumachen, kann ich in diesem Bereich nicht viel berichten. Die Partnerinnen, die auch schon Frauen hatten oder parallel mit Frauen zusammen waren, berichteten so unterschiedliches, dass ich mir nicht anmaße, ein Urteil oder etwas generelles dazu zu sagen.

Es gibt dabei wohl genauso Partner, die in klassische Rollenmuster verfallen, wie es welche gibt, die eher zärtlichen Kuschelsex praktizieren, während manche sogar das fehlende Glied durch ein künstliches ersetzen, was andere völlig abstrus und fremd finden. Einige mochten es zu mehreren, allerdings dabei meist mit mehreren Frauen und mir als einzelnem Mann, während heterosexuelle Frauen eher von dem Wunsch erzählten gerne mehrere Männer auf einmal zu haben. Finde aber beides nach ausreichend praktischer Erfahrung weniger reizvoll als die konzentrierte Begegnung in den meisten Fällen, da das Element der Nähe, die das aufgehen und sich öffnen so schön macht, für mich in der Gruppe verloren geht. Aber da sind die Neigungen unterschiedlich und ich kenne auch Frauen, die sich gerne in Clubs mit bis zu sechs Männern in allen Öffnungen und mit beiden Armen auf einmal beschäftigen, die aber abgesehen von dieser etwas exzessiven sexuellen Neigung im Alltag wie schüchterne, freundliche Damen benehmen, es ist scheinbar ein sportliches Hobby wie für andere Tennis oder Golf, vielleicht mit dem Reiten auch inhaltlich am ehesten vergleichbar. Habe trotz mehrfacher Angebote nie an solchen sexuellen Massenveranstaltungen teilgenommen und ziehe beim Akt eher die Zweisamkeit vor, wobei natürlich jede Regel ihre seltene Ausnahme kennt, die durch ihre Seltenheit auch einen Reiz haben kann.

Mit zunehmenden Alter stelle ich immer mehr fest, wie lästig ich den Wechsel der Sexualpartner finde und wie gerne ich mich auf eine konzentriere, die und deren Körper ich kenne. Ob daraus gleich eine natürliche Neigung zur Monogamie abgeleitet werden kann, es so eine überhaupt gibt, weiß ich nicht zu sagen. Zumindest gewinnt Sex durch gewachsenes Gefühl und Vertrauen mit der Zeit sehr, außer wir vernachlässigen und fallen als Paar zu schnell in wiederholte Muster dabei. Den Sex mit mehreren fand ich immer eher sportlich und konkurent, ihm fehlte das Element der Innigkeit für mich.

Vermute, dass ich, durch die Erziehung meiner Mutter, eine starke Neigung zum partnerschaftlichen Sex habe und bei jeder Frau mit der ich schlafe oder mit der ich sonstwie Sex habe, das Gefühl habe, für sie da sein und irgendwie liebevoll sorgen zu müssen, weil meine Mutter mir schon sehr früh klar machte, dass Sex haben zwar völlig ok ist, aber als Mann auch bedeute, Verantwortung zu übernehmen, die im Falle einer Schwangerschaft, ein Leben lang gehen kann. 

Bin zwar ein erklärter Gegner der Psychoanalyse, deren Aberglaube an das Unterbewusstsein und deren dogmatische geradezu messianische Auslegung mir fremd ist und destruktiv erscheint, dennoch halte ich es für klug, auch bei den Neigungen auf die eigene Sexualisierung und Prägung zu schauen. So bin ich damit aufgewachsen, dass Sex zu Familie führt, Familie Verantwortung bedeutet und etwas positives ist und habe die entsprechenden Neigungen entwickelt, ist es mir beim Sex wichtiger, Frau zu befriedigen, als mich selbst, weil ich diese Kunst als hohe Qualiät sehe, die Partnerschaft sichert, warum mir viele heute praktizierte Formen der Sexualität eher fremd sind, ohne diese be- oder verurteilen zu wollen.

Auch darum waren mir die ONS immer eher fremd, hatte ich fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich nicht verliebte, weil ich Frau nicht nur benutzen wollte, sondern lieber leidenschaftlicher Diener ihrer Lust bin, wobei Ausnahmen die Regel nur bestärken. Eigentlich wäre ich also ein typischer Beziehungsmensch, denke ich, weiß aber andererseits auch, dass es gut sein kann, keine zu haben, weil es einem vieles erspart, was das Leben und die Sexualität weniger schön machen. Welches die ideale Form ist, suche ich noch, sollte ich es entdecken, werde ich natürlich darüber schreiben. Denke Familie ist ein gutes und bewährtes Modell des sozialen Zusammenhalts aber das ist unter den glücklichen Umständen, unter denen ich aufwuchs, auch leicht zu sagen. Für andere werden es andere Modelle sein. Manche brauchen den steten Wechsel, um darin Bestätigung zu finden, was sie glücklich macht, wie sie unglücklich und depressiv werden, wenn ihnen das fehlt.

Es liegt mir fern über die eine oder andere Form des Sex zu urteilen. Jeder Weg, der die Beteiligten glücklich macht, wird gut sein. Keiner sollte dabei Dinge tun, die ihr oder ihm nicht entsprechen, um seiner Rolle gerecht zu werden oder zu gefallen. Der Marquis de Sade, dessen Neigungen ich ansonsten nicht teile, schrieb eins, erlaubt und gut ist, was gefällt. Das teile ich, sofern die Beteiligten diese Entscheidung frei und verantwortlich treffen konnten, sich ihrer Neigungen und Vorlieben bewusst sind. 

Etwas für den anderen tun, kann auch lustvoll und schön sein, als Befriedigung genügen aber gemeinsam wird der Sex erst, wenn beide sich in ihrem Streben nach Befriedigung auf ihre Art treffen und beglücken können und das ist wohl der Gipfel dieser wahrhaft königlichen Kunst, in der wir nie im Leben ausgelernt haben werden, weil jede Begegnung, auch die wiederholte mit dem gleichen Menschen, unter anderen Umständen, neues offenbart und ungeahnte Schätze preisgeben kann.

Es ist egal welches Geschlecht die Beteiligten haben oder welcher Gruppe sie sich eher zuordnen gerade, was für mich zählt, ist die offene Begegnung, die sich gut tun will und es auf ihre Art nach Neigung kann. Wer das findet, kann damit glücklich sein, was mehr sollte kommen?

jens tuengerthal 3.9.20

Mittwoch, 2. September 2020

Giftmordversuch

Mutig spricht Kanzlerin Merkel aus
Was alle schon lange geahnt haben
Der Kreml-Kritker Nawalny sei Opfer
Eines Giftmordversuches geworden
Was ja gute europäische Tradition
Denken wir nur an die Ringe die
Zu Hugenottenzeiten die spätere
Schwiegermutter Henris trug dessen
Erste Hochzeit noch vom Spektakel
Der Bertholomäusnacht gekrönt wurde
Bei dem Caterina von Medici wohl auch
Ihre mit Giftringen geschmückten Finger
Im Spiel um die Macht dazwischen hatte
Gleiches wird auch Papst Alexander VI.
Nachgesagt dem Borgia Papst der auch
Vater von Cesare und Lucrezia war die
Selbst als Giftpatin berühmt noch wurde
In Berlin wurde im 19. Jahrhundert die
Ursinus als Täterin unter Verwandten
Berühmt und berüchtigt aber mangels
Nachweis nicht hingerichtet anders als
Gesche Gottfried aus Bremen die als
Letzte noch 1831 mit dem Schwert
Hingerichtet wurde auch weil sie
Mit Freude Böses getan hatte spuckten
Bremer über Jahrzehnte auf den Stein
An dem ihr Kopf gelegen haben soll
Doch all diesen ist gemeinsam sie
Verwandten stets Gifte die auch
Andere hätten bekommen können
Während die Vergiftung Nawalnys
Der nun zur Erholung in der Charité
Durch einen Kampfstoff erfolgte
Auf den keiner sonst Zugriff hat
Als die üblichen staatlichen Kreise
Warum der Botschafter einbestellt
Merkel eine Mahnung nach Moskau
Schickte zur Aufklärung beizutragen
Was die Frage stellt wohin soll die
Preußische Ehrlichkeit führen beim
Verlogenen Geheimdienstmann Putin
Der wiederholt genau solche Taten
Schon beging und damit allen zeigt
Hütet euch vor meiner Macht doch
Wieder das alte Spiel lächelnd spielt
Er wisse von nichts und ihm könne
Keiner etwas jemals beweisen was
Die Frage stellt wie gehen wir nun
Mit dem bekennenden Mörder um
Wie mit denen die ihm zujubeln noch
Wann werden staatliche Verbrechen
Durch Regierungen endlich gesühnt
Wer kann sich hiergegen wehren
Ist es ein Fortschritt dass Merkel
Die Dinge mutig beim Namen nennt
Zumindest sehen wir daran deutlich
Die politische Kultur in Russland
Hat sich seit der Renaissance 
Nicht wesentlich weiterentwickelt
Was den Opfern wenig hilft aber
Die Lage einschätzen lässt
Russland bleibt vorgestrig

jens tuengerthal 2.9.20

Covidiotie

Alle Covidioten zu nennen
Die eine andere Meinung haben
Wäre schrecklich intolerant
Liegt mir eigentlich völlig fern
Gerne hätte ich Verständnis
Für Menschen die sich durch
Die mildesten Maßnahmen noch
Beschränkt fühlen lieber die
Bekannte Realität leugnen wie
Menschenleben weiter riskieren
Sich mit Rechstradikalen verbünden
Verschwörungstheorien anhängen
Aber so sehr ich mich bemühe
Es will mir einfach nicht gelingen
Halte sie alle für entweder
Völlig bescheuert oder schlimmer
Noch für lebensgefährlich bösartig
Frage mich selbstkritisch ob dabei
Aufklärung jemals helfen könnte
Die aus selbstgewählter Unmündigkeit
Die Aluhutträger befreien könnte
Solange diese Impfgegner eine
Krankheit leugnen die so viele
Tote weltweit bereits gefordert hat
Eine Regierung stürzen wollen
Mit Feinden der Demokratie sich
Verbünden aus dummer Angst
Vor einem noch unbekannten Virus
Dessen Existenz sie zugleich leugnen
Sich schlicht asozial nur verhalten
Als vermeintliche Freiheitskämpfer
Aber ich muss es wohl zugeben
Kann gegenüber soviel Dummheit
Weder tolerant noch großzügig sein
Sie gefährden auch andere Leben
Schaden mit Lügen der Demokratie
Bejubeln autoritäre Herrscher
Es sind einfach Idioten
Rücksichtslos noch dazu
Da endet alle Toleranz
Für Menschen die Rechte wie
Freiheiten benutzen die sie
Zugleich beseitigen wollen

jens tuengerthal 2.9.20

Doppelnatur

Ist alles Natur oder nichts ohne Kultur?

Betrachte ich die Familie und ihre Geschichte, wird mir das Doppelte im einheitlichen deutlich. Familie ist etwas natürliches, ihr entstammen wir durch Zeugung und sie ist die Umgebung des Aufwachsens. Es läge also nahe, anzunehmen, Familie läge in der Natur und sei eben, wie es über die Liebe gesagt wird, was sie sei, Etwas, das uns innewohnt gegen das wir wenig tun können, weil seine Eigenschaften schon in unserer Natur steckten, seien es die Gene oder andere Orte, die familiäres Erbe uns anzeigen, die wir vielleicht noch entdecken müssen.

So weit schien alles klar und natürlich. Andererseits kenne ich genug Menschen, denen Familie eher fremd ist, die ihre eigene furchtbar finden und lieber fliehen. Keineswegs natürlich finden diese Menschen es, sich nach der Familie zu sehnen und den Kontakt zu genießen. Manche haben gar traumatische Erfahrungen, bis zum Mißbrauch, die ihr Leben prägten - ihnen käme es unnatürlich und krank vor, sich noch nach ihrer Familie zu sehnen, die sie psychisch oder körperlich mißhandelte.

Was Familie für mich ausmacht und als eine schöne Erinnerung wach hält, ist die Kultur des Zusammenlebens, wie ich sie kennenlernte und die geprägt ist von Sitten und Gewohnheiten, die mir vertraut sind und mit denen ich aufwuchs. Es ist dies anerzogenes und geprägtes Verhalten, was mit dem Sozialverhalten meiner Umgebung zusammenhing. 

Von anderen hörte ich Geschichten von Konkurrenz, Missbrauch wie Missachtung in der eigenen Familie, dabei einmal dahingestellt, inwieweit das Gefühl nicht genug Beachtung zu bekommen, schon Quelle eines pathologischen Sozialverhaltens war, was immer nur Unzufriedenheit erzeugen kann, also eher einen kranken Zustand ausdrückt, als einen Mangel zu beschreiben. Jedoch tritt dies so häufig in Zeiten von Instagram und der Kunst der unbescheidenen Selbstinszenierung auf, dass sich fragt inwieweit frühere Krankheit durch neue Normalität in der Identität ersetzt wurde, eine solche Unterscheidung noch angemessen wäre.

Ob nun die bemängelten oder beklagten Familienumstände, im Gegensatz zu dem, was ich erlebte, eher der schlechten menschlichen Natur entsprechen oder was meine Familie miteinander meistens lebte, natürlich war oder ist, weiß ich nicht zu sagen. Sicher ist nur, dass viel von dem, was mir wichtig ist in der Familie, auch Produkt unserer familiären Kultur war.

Christina von Braun, die über diesen Doppelcharakter in ihren Blutsbanden für die Familie nachdenkt, bringt dafür das wunderbare Beispiel von Kants Traktat zum ewigen Frieden, wo uns der kluge Königsberger genau dies an einem der viel diskutierten Themen der Aufklärung musterhaft vorführt.

Der ewige Frieden ist nach Kant kein natürlicher Zustand, sondern einer, um den sich bemüht werden muss, der die Einhaltung Vernunft geleiteter Maximen braucht, um zu bestehen, also eine gewachsene Kultur, die sich entwickelt und im gemeinsamen Interesse die egoistischen nationalen Antriebe zurückstellt und daraus eine Völkerrecht entwickelt, was sich dem höheren Ziel der friedlichen, republikanischen Koexistenz unterordnet. Darin zeigt sich ein Mißtrauen gegenüber der kriegerischen menschlichen Natur, die durch Verträge und Vereinbarungen wie geschäftliche Interessen am besten gezähmt werden kann.

Wir können diese Realität derzeit gut in der Welt beobachten. Während sich ein, von den eigenen kolonialen Verbrechen teilweise geläutertes Europa, sich um friedliche, durch Verträge geregelte Koexistenz bemüht, sehen wir von den Irrwegen mancher Regierungen in den Staaten des ehemaligen Ostblocks wie Polen und Ungarn einmal ab, die ihre Identität durch reaktionären nationalen Trotz behaupten wollen und hoffen damit Mehrheiten dauerhaft erringen zu können, dass sie die Prinzipien der Demokratie aushebeln, sich wie immer in der Geschichte ien wenig schwierig zeigen, haben die ehemaligen Supermächte Russland und die USA sich derzeit von vertraglichen Lösungen und den Prinzipien der Vernunft auf internationaler weitgehend verabschiedet. Was zum einen an der Natur der dort gewählten Führer Putin und Trump liegt, zum anderen an einem Wiedererstarken des Glaubens gerade in ländlichen Regionen, der den republikanisch vernünftigen Prinzipien zuwiderläuft, die Kant zum ewigen Frieden als nötig voraussetzt.

Sicher gibt es auch noch die kleinen Diktatoren wie in Nordkorea und auch die Situation in China ist noch fern von den Prinzipien der Aufklärung, wo immer noch die Erben einer totalitären Partei regieren, die andere Länder besetzten und sich nur so lange um Verträge kümmern, wie diese ihnen nutzen und die Prinzipien des Ewigen Friedens in vieler Hinsicht egoistisch nationalistisch ignorieren, doch lassen sich mit diesen zumindest zuverlässig Geschäfte machen, wovon bei einem Trump nicht ausgegangen werden kann, der in seiner Unbildung unberechenbar ist, was über Putin niemand sagen würde, auch wenn er sicher kein lupenreiner Demokrat ist, wie persönlich interessierte Stellen einst äußerten.

Doch soll dieser kleine Ausflug eigentlich nur verdeutlichen, wie aktuell Kants Denken bis in die Gegenwart ist, wie seine Prinzipien, die der alte Feldmarschall Moltke, der große Schweiger, der gewiss auch ein kluger Mann war, berufsbedingt zu widerlegen trachtete, weil alles andere seine Lebensleistung relativ überflüssig gemacht hätte, insofern die Eroberungskriege unter Bismarck, die Moltke militärisch führte, nach Kants Theorie illegale Verbrechen gewesen wären, weil sie als Angriffskriege zumindest teilweise auf die Eroberung von Territorium zielten und die Macht des Nachbarn beschneiden wollte, nicht dem ewigen Frieden dienten, sondern vielmehr einer der Auslöser des grausamen 1. Weltkrieges wohl waren.

Den Helden von Königgrätz als Kriegsverbrecher zu sehen, wäre so einseitig wie das Urteil der Alliierten nach dem 2. Weltkrieg über Preußen, das sie als Hort des Militarismus schlicht auflösten, ohne auf die positive kulturelle Prägung dabei zu achten, die eben in Ostpreußens Königsberg den Vordenker des ewigen Friedens, der Freiheit und der egalitären Republik hervorbrachte, eine Kultur der Toleranz wachsen ließ, die Hugenotten anlockte, einem Moses Mendelssohn, den Aufstieg ermöglichte, eine Kultur der Bescheidenheit prägte, von der viele bis heute lernen könnten, was besonders beim Blick in die USA auffällt, aus der auch ein Widerstand gegen die Diktatur des Österreichers wuchs.

Kant erkannte die Notwendigkeit der Zähmung der menschlichen Natur und ihrer Neigung zu Kampf und Krieg durch die bürgerliche Gesellschaft und ihre Gesetze. Ob das Recht dabei der absolute Faktor ist, als den viele ihn heute sehen und wie mancher Kant liest, würde ich an dieser Stelle bezweifeln. Wer den kategorischen Imperativ als höchsten und unwiderlegbar wichtigsten moralischen Grundsatz entwickelte, wird nicht Gesetze über das Gewissen legen wollen, an dem alles zu messen ist und gibt damit allem Recht eine relative Gültigkeit vor dem eigenen Gewissen, auch wenn die Notwendigkeit der Befolgung sich aus dem Kontext erschließen kann, ist Kant kein rechtsgläubiger Positivist, sondern immer noch ein pragmatischer Philosoph der Freiheit, der es den Menschen ermöglichte, sich völlig von der transzendenten Bindung der Moral in irgendeinem Aberglauben zu befreien. 

Genau hier zeigt sich wieder die Doppelnatur guten Handelns, das sich aus einer Kultur entwickelt, die das kriegerische, triebhafte Sein der unkultivierten Naturwesen überwindet, sich damit klar in Gegensatz zu einem Gläubigen wie Rousseau stellt, der von paradiesischen Naturzuständen träumt und damit auch philosophisch ein Opfer des alten Aberglaubens an den Mythos von Adam und Eva wurde, statt Freiheit zu erkennen zum Vorbeter des Terreur wurde.. Andererseits auch im moralischen Maßstab des kategorischen Imperativ an das Gewissen als natürliche Eigenschaft appelliert, was es zu kultivieren gilt. Über all dem noch das Prinzip der Aufklärung als Befreiung aus selbstverschuldeter Unmündigkeit, weil der Mensch sich durch aktive geistige Handlung befreien kann, um gut und glücklich zu leben.

Der unkultivierte Mensch möge zur Kultur finden, um sich zu befreien, womit die Freiheit kein paradiesischer Naturzustand mehr ist, sondern Produkt einer Kultivierung, die Einsatz und Engagement erfordert. Ob wir die Fähigkeit haben, befreit zu leben und damit die Normen an unserem Gewissen zu messen, moralisch gut zu handeln, liegt an uns und unserer Natur. Es zeigt damit Kant den gleichen Ansatz, den auch der Gilgamesch Epos bei der Initiation zeigt. Dort wird Herikat rasiert, also kultiviert, um wie ein Mensch auszusehen, was auch immer spätere griechische Philosophen darüber denken mochten, könnte eine Frage der Mode sein, die so unerheblich ist, wie vieles dabei und lernt im Anschluss Liebe und Lust bei einer Hure kennen, was den Prozess der sexuellen und emotionalen Kultivierung meint. Der Mensch muss an sich arbeiten, um sich zu befreien. Es ist dies ein ständiger Prozess mit offenem Ausgang, der immer neue Anforderungen an uns stellt.

Der Mensch kann, wenn er nach den Prinzipien des KI lebt und seinem Gewissen folgt, auf alle Normen und Gesetze verzichten. Wenn wir so handeln, dass unser Handeln zugleich Gesetz für jedermann sein kann, können wir von allen staatlichen Normen befreit und aufgeklärt leben. Ob dies der unserer kultivierten Natur am ehesten entsprechende Zustand ist, wäre die eine Frage, wie wir dorthin gelangen können die andere.

Für die Familie gilt ein gleiches. Sie ist ein Stück unserer Kultur, lebt von ihren Sitten und Gebräuchen und ist ihrem Wesen nach, als Bündnis der Verwandten, auch Teil unserer Natur. Wie unglücklich Menschen ohne Familie sind und was sie sich anstatt einbilden, wäre ein anderes Thema über das ich ohne eigene Erfahrung des Mangels vermutlich nicht urteilen kann. Was ich davon bisher im Leben bei anderen beobachten konnte, war nicht eben vielversprechend und widerlegt die These von der Bedeutung nicht wirklich.

Zwischen Natur und Kultur balancieren wir durch das Leben. Kann nur so kultiviert werden, wie es meiner Natur entspricht. Wer darüber hinaus etwas erreichen will, muss an sich arbeiten und seine Grenzen überwinden. Menschen sind nicht sondern werden immer weiter, sind keine Geschöpfe eines erdachten Schöpfers sondern Kinder der Natur, über die sie nur geistig hinaus wachsen können, wo wir es wagen, diese Verantwortung wahrzunehmen. Dazu gehört wohl auch Mut, darum bleibt der Wahlspruch der Aufklärung bis in die Gegenwart: sapere aude! Habe Mut! (dich deines Verstandes zu bedienen, woraus der Rest logisch folgt).

jens tuengerthal 2.9.20

Liebeswirren

Liebe ist ein klares Gefühl
Was gerne völlig verwirrt
Wir wollen uns sicher sein
Auf Basis unberechenbarer
Emotionen die noch dazu
Gerne nach Laune schwanken
Die Ausgangskonstellation
Des sich verliebens trägt
Nicht wirklich zur Aufklärung
Wie Herrschaft der Vernunft
Irgendetwas bei im Gegenteil
Dennoch wollen wir uns gerne
In Sicherheit wiegen was die
Planung unseres Lebens
Wozu Ehe und Familie einst
Als Institut erfunden wurden
Doch Sicherheit geben auch
Versprechen ewiger Liebe nie
Die schneller wieder verschwinden
Als Mensch sich vorstellen kann
Was immer nun ewig sein soll
Im begrenzten Menschenleben
Und so schwanken wir weiter
Ohne zu wissen wohin was
Wohl Leben eben ist das
Nicht immer gut endet
Auch wenn zumindest das
Es irgendwann halt endet
Wir mit Gewissheit wissen
Wie Fontane einst dichtete
Der es das Beste nannte
Was uns das Leben sendet
Auch in der Liebe ein Trost
Nur wie glücklich wir sind
Mit dem was übrig bleibt
Können wir entscheiden
Was bei aller Verwirrung
Doch eine gute Aussicht ist
Ganz vernünftig betrachtet

jens tuengerthal 1.9.20

Montag, 31. August 2020

Vaterbildwandel

Gibt es noch ein Vaterbild oder viele?

Das Vaterbild, mit dem ich noch in den siebzigern aufwuchs, hat sich völlig gewandelt. Während es in meiner Kindheit noch normal war, dass der Vater berufstätig war und die Mutter den Haushalt führte, sich meist um die Kinder kümmerte, die Väter diese Aufgabe wenn überhaupt am Abend oder am Wochenende übernahmen, auch wenn die Ausnahmen schon in meiner Kindheit begannen, wurden sie doch noch bestaunt, ist das heute ganz anders geworden.

Erinnere mich etwa, dass die Mutter meines damals besten Freundes, sich von ihrem Mann, auch einem Arzt, trennte, weil sie Medizin studieren wollte und ihm das nicht gefiel, was sicherlich eine verkürzte Wiedergabe ist, aber so ähnlich wurde es uns damals kommuniziert. Sie zog dann in eine WG, finanzierte sich ihr Studium selbst und in der Villa mit vielen Leuten, kam es mir immer etwas chaotisch vor. Es war ein ganz anderes Modell als das, was ich gewohnt war aber ihre Kinder sind alle sehr erfolgreich geworden nach gesellschaftlichen Maßstäben, was ich von mir nicht unbedingt behaupten kann aber das ist ein sehr weites Feld.

Bei mir war der Vater von morgens bis abends in der Klinik und arbeitete nach dem Dienst noch wissenschaftlich, um in seiner Karriere vorwärts zu kommen, irgendwann die Professur und den begehrten Chefarztposten zu bekommen. Unsere Mutter kümmerte sich um Haushalt, Kinder und alles übrige, hielt ihrem Mann den Rücken frei. Nebenbei organisierte sie irgendwann noch Frauengruppen, es waren eben die siebziger, engagierte sich immer sozial und bildete sich, soweit Zeit neben drei kleinen Kindern blieb, noch weiter.

Am Wochenende fuhr ich häufiger mit meinem Vater in den Wald zu langen Wanderungen, zum Hüttenbau oder um Fossilien zu suchen. Er übernahm allen schweren Aufgaben und war sich für nichts zu schade, schleppte bei Umzügen sogar mal die Waschmaschine alleine, worauf er mächtig stolz war und was zur Familiensaga wurde. Später kümmerte er sich um den Garten, auch dies mir geradezu Herkules-Kräften, die Bewunderung abrangen, mir aber auch irgendwie fremd waren. Warum jemand nach Stunden in der Klinik noch am Wochenende wie ein Berserker im Garten rackerte, hat sich mir nie erschlossen, wie mir die Freude an der Gartenarbeit immer eher fremd blieb, was daran gelegen haben könnte, dass ich ab meinem 11. Lebensjahr auch immer wieder mal im Garten helfen musste, bis mich genug Allergien davon irgendwann verschonten. 

Doch war das Bild klar, der Vater war der starke Mann, der alles konnte und diese Rolle auch mit Leidenschaft ausfüllte. Lange habe ich danach gestrebt auch so zu wirken, bis mir klar wurde, dass mich das nicht erfüllte und meine Begabung eher auf anderem Gebiet lag. Natürlich habe ich, wie mein Vater in seiner Jugend, einsame Wanderungen mit minimaler Ausrüstung auch im Winter gemacht, um mich zu beweisen und es meiner Familie zu zeigen. Das war ganz nett und nicht schlecht, es mal erlebt zu haben, genau wie meine kurze Pfadfinderzeit, die ich später als einsamer Waldläufer fortsetzte, doch fand ich es immer schon wesentlich reizvoller im Sessel beim Tee ein gutes Buch zu lesen, schöne Bilder anzuschauen oder mich an schönen Frauen in einem Café zu erfreuen, als in der wilden Natur zu leben, das tat ich nur, weil es ja von mir als Mann erwartet wurde.

Auch als ich Vater wurde, ging ich noch mit meiner Tochter und ihrer Mutter campen und hielt den erfahrenen Abenteurer hoch, der ich irgendwie war und als der ich vor meiner Tochter glänzen wollte, war aber andererseits in dieser Rolle eigentlich falsch. Glücklich war ich über die vielen Stunden, die ich ihr vorlas oder Geschichten erzählte. Es dauerte noch einige Jahre, bis ich mir eingestehen konnte, dass ich all dies Abenteurertum völlig albern fand und mich viel lieber geistigen Dinge widmete, am glücklichsten in meiner kleinen, langsam wachsenden Bibliothek war und nicht viel mehr brauchte.

Warum Menschen freiwillig in schaukelnde Segelboote steigen, wenn sie nicht müssen, wilde Fahrradtouren unternehmen, die ich natürlich auch einst gemacht habe, um dem Vorbild der Väter und Onkel zu genügen, wozu ich sogar meinen schwulen besten Freund noch nötigte, weil es angeblich so toll wäre, im Wald zu leben - wobei diese Tour zumindest kulinarisch sicher die beste aller Waldfahrten wurde, weil dieser eben auch ein begnadeter Koch und Genießer war, während ich noch die rauh männliche Fahrtenküche vertrat, wie sie dem alten Vorbild der Abenteurer entsprach, mit dem ich groß wurde, obwohl mein Vater durchaus exquisit zu kochen verstand, was mir in Jugendzeiten noch unmännlich vorkam.

Von all diesem Unsinn habe ich mich glücklicherweise befreit. Koche wenn nötig gerne und nicht ganz schlecht. Muss nicht auf irgendwelche kältesten Berge klettern oder abenteuerliche Touren mehr erleben, nicht weil ich selbst genug machte, sondern weil ich mir eingestand, was mir wichtig ist und was ich für verzichtbar halte, warum ich nicht unmännlich sein muss, wenn ich ein Stubenhocker, Leser und Dichter bin, sondern einfach ein anderes Bild vom Mann lebe, als es in meiner Kindheit anerkannt war.

Der Prozess der Wandlung verbunden mit Erkenntnis begann bei mir als ich Vater und Hausmann wurde, die gewohnt mütterliche Rolle in vielem übernehmen musste. Dies führte bei mir zunächst zu Abwehrreflexen etwa gegen das Putzen, was ich nur, wenn absolut notwendig mit großem Widerwillen durchführte, wenn auch wesentlich exzessiver als ich es je getan hätte, um den Anforderungen meiner Partnerin zu genügen, die eher jungfräulich streng waren. Fühlte mich beim Putzen schlecht und als Mann erniedrigt, was natürlich völlig albern ist, ich aber bis heute noch nicht völlig überwinden konnte, warum ich diese Tätigkeit nach Möglichkeit vermeide und lieber den vielen Bücherstaub großzügig übersehe.

Dies obwohl ich es gerne ordentlich und schön habe aber die gesellschaftliche Prägung war anscheinend stärker als Vernunft und das Bedürfnis, es schön und ordentlich zu haben. Um so mehr genoss ich es, wenn ich mit Frauen zusammen war, die dies gerne und mit Liebe taten. Konnte das auch voller Liebe bewundern und mich dankbar zeigen aber ich fühlte mich dennoch schlecht dabei.

Über die Rolle als Vater und Hausmann auf dem Spielplatz habe ich schon berichtet. Es war anfangs seltsam aber ich gewöhnte mich mit der Zeit daran und da ich die Gesellschaft von Frauen schon immer gerne mochte, wusste ich es auch zu genießen, wenn auch mit einem leicht schlechten Gewissen, weil es doch meine Aufgabe als Mann gewesen wäre, für den Unterhalt der Familie zu sorgen, was meine Partnerin aber besser konnte.

Es prallen momentan immer noch das traditionelle und das neue Vaterbild zusammen und versuchen nebeneinander zu existieren. Unter der Regierung Merkel hat sich sehr viel gewandelt im Selbstverständnis und es ist inzwischen auch in konservativen Familien normal Elternzeit als Mann zu nehmen, wie schon an anderer Stelle erzählt oder Hausmann zu werden, wie es mein Schwager für sich entschieden hat und womit beide wohl sehr gut leben. Auf der anderen Seite stehen reaktionäre Kräfte, die sich im Umfeld der AfD und in sehr konservativen Kreisen der CDU und CSU noch finden, die teilweise versuchen, das tradierte Bild, wieder hochzuhalten und alle Probleme der Gesellschaft auf die veränderten Rollen zurückzuführen.

Die Konflikte zwischen diesen verschiedenen Bildern vom Vater und seiner Rolle in der Familie haben teilweise ein durchaus aggressives Potenzial. Hier stehen sich konservative Migranten und deutsche Reaktionäre in vielem näher als sie ahnen. Dies gilt auch in deren Abneigung gegen andere etwa homosexuelle Lebensformen und sonstige Formen der Sexualität, die nicht dem gewohnten Durchschnitt entsprechen.

Doch hat sich das Bewusstsein in der Mehrheit der Bevölkerung hier wohl deutlich gewandelt. Nach jüngsten Umfragen im Rahmen der Gesetzesänderung befürworten über 85% der Deutschen die homosexuelle Ehe und deren Gleichberechtigung auch bei Adoption und künstlicher Befruchtung. Es ist wohl nur eine sehr kleine, leider laute Minderheit, die sich noch dagegen äußert.

Wie das Beispiel Russland und USA zeigen, ist es jedoch möglich, dass solche Randgruppen, wenn sie genug Lärm machen, eine Mehrheit erlangen können. Diese Menschen suchen die Konfrontation und Provokation wie das Beispiel Trump zeigt und wie auch der Umgang mit Homosexuellen in Russland immer wieder vorführt. Auch darum ist es wichtig, darüber offen zu reden und sich diesen abwegigen Positionen laut entgegenzustellen. Das Bild vom Vater hat sich seit meiner Kindheit gewandelt und gibt mehr Menschen die Chance, ihrer Art entsprechend zu leben und glücklich zu werden.

Fühle mich viel wohler damit, nicht mehr den Abenteurer zu spielen, nach dem Vorbild meines Vaters und meines Patenonkels, dem ich schon abwegigerweise in meinem Studienwunsch gefolgt bin. Aber ich habe über vierzig Jahre gebraucht, um mich aus der alten Rolle zu befreien und meinen Weg zu finden, auch weil von Männern ja erwartet wird, dass sie entschieden sind, tun, was nötig ist und ihrer Rolle entsprechen. Das bin ich weder noch und es ist gerade als Künstler ein lebenslanger Weg und ein ewiges Ringen, was es nicht einfacher macht aber zumindest wurde mir so zumindest irgendwann die Richtung klar und ich kann auch als Vater der Mann sein, der ich bin, was viele absurde Wege entbehrlich macht, die vorher schon gegangen wurden. Nur wo ich mich auf das konzentriere, was ich kann, werde ich in dem, was ich tue, gut sein und alles andere wird müßig. Wo ich das lebe, kann ich auch als Vater meinen Talenten entsprechend präsent sein und wirken, statt überall glänzen und der größte sein zu wollen, wie ich es noch von meinem Vater in Erinnerung hatte, was ihn vermutlich viel Kraft für seine sanften Seiten gekostet hat, von der Dichtung bis zur Malerei.

Denke, es ist gut, alte Bilder über Bord zu werfen und zu leben, was einem liegt. Klar weiß ich, wie ich im Wald ein Feuer machen und darauf kochen kann - aber ich muss es nicht mehr tun, um es mir oder anderen zu beweisen. Anzuerkennen, dass wir in einer Kultur und Zivilisation leben und es ein Verdienst sein kann, sich mit geistigen Dingen und Fragen mehr zu beschäftigen, als wie ein Steinzeitmensch in der Natur überleben zu spielen, war für mich ein wichtiger Schritt, um meine Rolle zu finden, mit der ich natürlich auch mal hadere und ringe, was mir ziemlich menschlich erscheint. Die verbleibende Zeit zu nutzen, das zu leben, was mir liegt und was ich kann, scheint mir auch für meine Rolle als Vater das wichtigste, weil wir nur das weitergeben können und in dem gut sind, was uns entspricht und wenn ich als Literat und Dichter in Erinnerung meiner Tochter bleibe, wäre mir das wichtiger als ein Abenteurer, Jäger oder Bauer zu sein.

Vielleicht könnten wir viele der gerade gesellschaftlichen Konflikte durch die lauten Randgruppen besser befrieden, wenn sich jeder mehr um das kümmerte, was ihm liegt und Freude macht, denn was wir mit Liebe tun, machen wir gut und damit tun wir uns und anderen besser aber das ist natürlich nur meine persönliche Ansicht, der nach einigen vorigen Versuchen als Abenteurer und Waldläufer festgestellt hat, wie glücklich ich mit Büchern und Geschichten bin und das ich am besten in dem bin, was mich glücklich macht und ich nicht mehr wie ein Ritter Turniere fechten muss, sondern mich auf die Rolle als Minnesänger bescheiden kann, die mir mehr liegt. Auch als solcher ein guter Vater sein zu können und weg von Erwartungen zu kommen, könnte das beste Vaterbild bringen.

jens tuengerthal 31.8.20

Unsterblichkeit

Ist die Unsterblichkeit jemals
Erstrebenswert oder eher nie
Weil sie das Leiden unendlich
Auch verlängerte mit dem wir
Menschen meist kämpfen müssen
Fragen sich ein Physiker wie
Ein Metaphysiker im Dialog
In Giacomo Leopardis großem
Werk den Opuscula Moralia
Die ich heute mal wieder las
Während der Physiker ganz
Aufgeklärter Humanist hierbei
Sich dafür einsetzt widerspricht
Ihm der Metaphysiker entschieden
Leben sei nur der Verlängerung
Wenn überhaupt wert wenn es
Als solches schön sei was aber
Doch seltene Ausnahme sei
Warum es besser sei dieses
Auch frei beenden zu können
Weil wertvoll nur das Schöne
Nicht das Leben an sich sei
Fragte mich wer recht hatte
Wie sehr hoffen wir verliebt
Doch noch auf Unsterblichkeit
Zumindest dieser einen Liebe
Wo Reste von Vernunft blieben
Sagen wir dann bis zum Tod
Der auch gesetzlich als Scheidung
Gilt wie es in der Trauformel hieß
Was heute pragmatisch ersetzt
Um die Liebe damit viel weniger
Lebensgefährlich sein zu lassen
Welch normative Illusion wohl
Doch frage ich mich etwa an den
Fliegenden Holländer denkend
Der erst durch unschuldige Liebe
Von seiner Unsterblichkeit erlöst
Wird und seine Reise beendet
Was an Unsterblichkeit jemals
Erstrebenswert sein könnte oder
Ob es die Sucht der Raser ist
Die stets durchs Leben eilen
Ohne je innezuhalten womit
Diesen die so viel noch wollen
Das Grenzenlose erstrebenswert
Wohl scheinen könnte und wie fern
Ein solches Leben unserer Natur ist
Die beschränkte Zeit uns gibt um
Was ist begrenzt genießen zu können
Während alles Unendliche ewig unfrei
Machte vor allem uns die Freiheit nähme
Unser Leben zu beenden was doch
Größter Ausdruck der Willensfreiheit ist
Wie schon Lukrez und Epikur lehrten
Weil sich für das Nichts entscheiden
Können alles Leid auch relativiert
Da doch ein Ausweg bleibt während
Unsterblichkeit oder ewige Jugend
Ein verflucht grenzenloses Sein
Nur schenkte was zwar der Mode
Der Welttouristen wohl entspräche
Die meinen Dinge sehen zu müssen
Wie überflüssige Bücher sie lehren
Aber dem kritischen Geist nur zeigt
Wie schädlich dieser Wahn nicht nur
Für unsere Umwelt sicher ist sondern
Uns vom Kern des Seins entfernt
Was nach seiner Natur beschränkt ist
So mag für geistlose Wesen wohl die
Ständige Bewegung ein Ersatz sein
Der die innere Leere kompensiert
Doch genießt bewusster wer sich
Der Grenzen allen Seins bewusst ist
Sie nicht zu verschieben trachtet
Sondern lieber mit dem lebt was ist
Auch wenn viele Menschen bis heute
Sich Unsterblichkeit für ihre Seele
Träumen was immer diese sein soll
Leugne sie lieber um frei zu sein
Ändert der Aberglaube nichts an der
Natur die natürlich vergänglich ist
Macht alles was wir darüber hinaus
Uns erfinden immer unfrei weil es
Jenseits dessen liegt was wir noch
Entscheiden oder bestimmen können
Warum der freie Mensch logisch die
Unsterblichkeit flieht um lieber das
Was ist als solches zu genießen
Was nur begrenzt schön sein kann
Wie alles Unendliche ein zuviel wäre
Vollkommene Schönheit nicht mehr
Schön sondern zu perfekt wäre um
Menschlich noch schön zu sein
Die kleinen Fehler liebenswert machen
Wie operierte Schönheit immer hässlicher
Als was Natur uns als solche mitgab
Das Gleichgewicht dadurch zerstört
Aber vermutlich werden immer viele
Von vollkommener Schönheit träumen
Nasen Brüste Glieder korrigieren um
Am Markt der Liebe erfolgreich zu sein
Die Spuren des Alters wegspritzen um
Den Traum von Unsterblichkeit in der
Jugendlichen Schönheit zu leben sich
Für den Anschein gerne vergiften weil
Das verfluchte Bild der Unsterblichkeit
In vielen Köpfen noch mit der Liebe
Auf die wir alle irgendwie hoffen
So tief verbunden ist auch wenn wir
Wären wir ehrlich nie um der Schale
Wegen geliebt werden wollen scheint
Die Hoffnung darauf doch unsterblich
Wie so viele menschliche Fehler die
Es gut machen dass wir es nicht sind
Sondern der Kampf ein Ende hat
Besser wir genössen bis dahin mehr
Was ist statt unsterblich sein zu wollen
Es wäre nur ein endloser Fluch

jens tuengerthal 31.8.20

Sonntag, 30. August 2020

Sozialverwandt

Verändert sich Familie durch soziale Verwandtschaft?

Es gibt verschiedene Formen der sozialen Verwandtschaft, die in parallel gelebt werden und sich teilweise sogar überschneiden. Vor einigen Jahren wurden endlich die Partnerschaften homosexueller Paare der Ehe gleichgestellt, auch beim Adoptionsrecht, was eine neue Form der sozialen Familie eingeführt hat. Länger bekannt sind schon die Patchworkfamilien, wo sich Kinder aus vorigen Partnerschaften oder auf egal welche Art gezeugte Nachkommen mit teils eigenen neuen wie denen des neuen Partners zusammenfinden.

In diesem Bereich gibt es auch viele Adoptionen, also Annahmen fremder Kinder als eigener, um in der neuen Familie eine Gemeinschaft zu bilden, den Kindern das Gefühl von Gleichberechtigung zu geben. Dazu kommen nun die Kinder homosexueller Partner, die entweder durch künstliche Befruchtung, Adoption oder aus vorigen herterosexuellen Beziehungen kommen. Kinder sind damit nicht immer natürliche Nachkommen ihrer Eltern.

So ganz neu ist diese Entwicklung nicht. Bei den Römern wurde sie schon lange akzeptiert und war gängige Praxis. So sind einige Kinder aus dem Geschlecht der Julianer etwa, die Kaiser wurden, angenommene, galten aber wie eigene, konnten sogar beim Erbe der Kaiserkrone bevorzugt werden, um den besten Nachfolger zu finden, dahingestellt, ob das dabei immer gelungen ist.

Einige Untersuchungen haben festgestellt, dass die Zahl der Missbrauchsfälle in Patchwork Familien, etwa in den USA, wo die Studie durchgeführt wurde, deutlich erhöht war. Ob das an einer geringeren Hemmschwelle gegenüber den angenommenen Kindern liegt oder das Sozialverhalten in solchen Familien ein anderes ist, weil die Offenheit für andere Lebensformen größer ist, konnte dabei nicht nachgewiesen werden. Zumindest scheint es in dieser Konstellation für Kinder ein höheres Risiko sexuellen Missbrauchs zu geben. Möglich ist auch, dass sich Täter mit einer solchen Neigung bewusst Frauen mit Kindern aussuchen und das für ihre Zwecke ausnutzen, womit noch nichts über die Tauglichkeit dieses Modells im übrigen gesagt werden könnte.  Enthalte mich darum jeder Bewertung und gebe nur wieder, wovon ich in Christina von Brauns Blutsbande las, denke aber es sollte im Interesse der Kinder genau beobachtet werden. 

Habe, meines Wissens, nur ein Kind und war mit dessen Mutter über viele Jahre in einer nicht staatlich legalisierten Beziehung bei geteiltem Sorgerecht verbunden. In diesen Fällen, muss der Vater, also auch ich, ausdrücklich seine Vaterschaft erklären und die Mutter wurde in unserem Fall mehrfach und eindringlich gefragt, ob sie wirklich ein geteiltes Sorgerecht wolle, was dagegen im Falle ehelicher Kinder vermutet wird. Hier gilt ein Kind als vom Vater stammend, wenn es in der Zeit des Bestands der Ehe gezeugt wurde, ohne dass es einer weiteren Prüfung oder genauerer Nachweise bedarf. Die Väter ehelicher Kinder werden also durch eine Vermutung gegenüber den nichtehelichen privilegiert, da der Staat ein Interesse am Bestand der Ehe als Ordnungsform der Familie hat.

Dies zeigt sich auch beim Familiennamen, den das gemeinsame Kind trägt und der also auch einen guten Teil seiner Identität ausmacht. In der Ehe gibt es genaue Regelungen, welchen Namen gemeinsame Kinder führen, falls die Partner sich nicht schon für einen gemeinsamen Namen entschieden haben. Bei einer nicht staatlich legitimierten Partnerschaft, entscheiden dies die Partner und ich wurde bei der Eintragung meiner Tochter, die auch auf Wunsch meiner damaligen Partnerin hin, meinen Nachnamen tragen sollte, mehrfach gefragt und mich erklären und rechtfertigen wie die ausdrückliche Erklärung meiner Partnerin dazu vorlegen, weil der nichteheliche Vater als zweifelhaft behandelt wird.

Dafür gibt es gute Gründe, um eine Diskriminierung der Mütter zu vermeiden, die lange Zeit eher üblich war. Inwieweit das nun zu einer Diskriminierung der Väter führte, ist eine andere Frage. 

Neue Fragen dazu stellen sich in homosexuellen Partnerschaften oder in Fällen der künstlichen Befruchtung. Wie wäre es etwa, wenn sich ein Paar zusammenfindet, bei dem die Frau ein Kind durch künstliche Befruchtung bekam, der Partner später dazu kam und das Kind wie ein eigenes annimmt, frage ich mich - würde sich der Name des Kindes automatisch ändern, wenn die Eltern heiraten und sich für einen Familiennamen entscheiden würden, dürfte das Kind mitentscheiden?

Was ist bei einem homosexuellen Paar, das in ein einer eingetragenen Partnerschaft lebt und als solche ein Kind adoptiert, aber keinen gemeinsamen Familiennamen führt, wessen Name hätte dabei Priorität?

Das Thema sozialer Verwandtschaft scheint in vieler Hinsicht komplex und wird vermutlich noch Grund für manche spitzfindige juristische Streitigkeiten geben, bei denen auch das Namensrecht eine nicht geringe Rolle spielen dürfte, das inzwischen Doppelnamen eher ausschließt, um Kinder und Ämter zu entlasten aber damit nicht unbedingt zu mehr Gerechtigkeit führte.

Wie ist es mit angenommenen aber nicht adoptierten Kindern, die in einer Familie aufwuchsen aber da nicht adoptiert, keine privilegierten Rechte gegenüber den natürlichen Kindern haben, sondern erbrechtlich sogar klar benachteiligt wären?

Angesichts vieler neuer Formen des Zusammenlebens und der Verbindung, stellt sich mir die Frage, inwieweit es nicht eine klare und einfache Regelung zum Wohle der Kinder bräuchte oder sich der Staat besser mehr zurückhielte und Eltern in Fragen des Namens und ähnlicher Dinge alleine entscheiden ließe.

Die Blutsverwandtschaft kann ich nicht beenden. Wenn sich der Erbe nicht völlig daneben benimmt, ist eine Enterbung meist unzulässig. Bei der sozialen Verwandtschaft kann das anders sein. Ist eine solche Unterscheidung gerecht gegenüber adoptierten oder sonst angenommenen Kindern?

Verhindert die Unterscheidung, die es juristisch gibt, nicht die natürliche Integration und Annahme, weil diese Kinder rechtlich eine andere Stellung haben?

Frage mich, was gerechter oder besser wäre und mehr zur Integration beitragen könnte. Eine völlige Gleichstellung mit den natürlichen Kindern wäre eigentlich das rechtlich gebotene. Unklar ist nur, ob dies nicht zu einer Diskriminierung dieser Kinder führte. Halte die mögliche Diskriminierung der natürlichen Kinder gegenüber den sozialen oder angenommenen aber für verkraftbar und weniger tragisch als eine Fortsetzung der rechtlichen Diskriminierung der angenommenen Kinder.

Doch wandeln wir hier noch auf einen dünnen Grat wechselnder Akzeptanz in der Gesellschaft, der sich erst langsam verändern wird. Die rechtliche Grundlage völliger Gleichberechtigung wäre in dieser Hinsicht ein gutes Zeichen für Familien, die diesen Schritt wagen, um den Bestand der neuen Beziehungen zu schützen. Zuvorderst sollte immer der Schutz der Kinder stehen.

Fraglich nur, ob etwa im hohen Alter angenommene Kinder, die nur die eigenen ausbooten sollen, gerecht sein können und wer dabei mehr Schutz verdient. Kann Erbe oder seine Erwartung überhaupt je schutzwürdig sein?

Es stellen sich in einer komplexen Gesellschaft immer mehr Fragen, je nach Art des Zusammenlebens. Fraglich jedoch erscheint mir, ob es auf diese eine allgemeine Antwort geben kann oder wir statt immer feinerer juristischer Regelungen, die den Streit verhindern sollen, nicht immer mehr Rechtsstreitigkeiten bekommen an denen vor allem Anwälte gut verdienen und das unterstützenswert ist.

Wäre weniger Regelung und mehr Freiheit bei einem klar vorrangigen Schutz der Kinder nicht das wichtigste?

Wenn wir dies aber anerkennen würden, müssten wir fragen, was am wichtigsten für die Kinder ist und wie wir sie vor Zwist nachhaltig schützen können.

Könnte mir vorstellen, dass ein Wahlrecht der Kinder hinsichtlich ihres Namens mit Erreichen der Volljährigkeit die einfachste und beste Lösung wäre, dem Streit aus dem Weg zu gehen. Auch mehr Mitsprache der Kinder könnte manche Konflikte verhindern und vielleicht die Einigkeit in der Familie erhöhen, auch wenn das manchen noch unvorstellbar scheint. Trauen wir den Menschen mehr zu, haben sie auch die Chance, sich besser zu zeigen und die Dinge in ihrem Sinne zu ordnen. Was auch für viele andere Konflikte in der sozialen Familie gilt, die eben vom Miteinander mehr lebt, als vom Gegeneinander und manchen Rosenkrieg verhindern könnte unter dem besonders die Kinder leiden.

Familie könnte so eine soziale Heimat werden, in der wir auch wahlverwandt sein können, wenn wir uns so wohl und gebunden fühlen. Weniger Regelung und mehr Suche nach gemeinsamen Lösungen, könnte ein besserer Weg sein als der Kampf um Recht. Es gibt nicht die eine Antwort auf alle Fälle, sondern es ist in jedem Fall anders, darum sollten wir weniger auf Gesetze als auf moderierte Gespräche setzen, um Konflikte nachhaltig zu lösen.

jens tuengerthal 30.8.20

Samstag, 29. August 2020

Partnerwahl

Wonach wählen wir Partner aus?

Die gewählten Verwandten, mit denen wir uns entscheiden ein Leben und hoffentlich auch ein Bett zu teilen, sind unserem Leben die nächsten. Außerhalb des Berufes, verbringen wir die meiste Zeit mit ihnen. Eine vernünftige Auswahl, würde sich also empfehlen, um nicht nach dem ersten Rausch der Hormone ernüchtert und enttäuscht zu erwachen.

Doch wann treffen wir je dabei eine vernünftige Entscheidung?

Die meisten Beziehungen beginnen heute hormonell gesteuert, weil wir uns verlieben und oder sexuell begehren. Dabei ans Ziel der Sehnsucht zu kommen, versprechen wir uns meist noch in völliger Unkenntnis des anderen manches, was wir später oder schon bald Liebe nennen. Im Alltag wundern wir uns dann, warum die wunderbare Zeit plötzlich endet, der oder die andere, für den wir vorher voller Glück schwärmten, uns plötzlich unerträglich erscheint, auch wenn sich bei nüchterner Betrachtung nur zeigt, was immer schon da war, die vorhandenen Eigenschaften haben wir nur unter dem Einfluss von Hormonen und Gefühlen erfolgreich verdrängt.

Kann mich nicht erinnern, eine Beziehung allein aus Vernunftgründen begonnen zu haben - wann haben wir auch wirklich die Wahl dazu, denke ich dabei und erinnere mich der Verwirrung,   in die mich die hormonelle und emotionale Steuerung immer wieder gestürzt haben. Bin unter Einfluss dieser unvernünftigen Steuerung mit einer vermeintlich großen Liebe zusammengezogen und wunderte mich später über das verstärkte Auftreten der vorher schon sichtbaren und bekannten Eigenschaften. Hätte sie in diesem Zustand beinahe und gerne geheiratet, weil sie mir so vollkommen erschien und diese Liebe als das größte Glück, welchen guten Grund sollte es für die Ehe sonst geben, denke ich immer noch manchmal, auch wenn mich Erfahrung und Vernunft eines besseren belehrt haben könnten.

Entsprechend stürzte ich nach dem Ende solcher Achterbahnfahrten mehr als einmal in tiefste Zweifel auch am Leben, weil ich so sehr und ganz an die Liebe glauben wollte, für sie lebte, was nun vollends unvernünftig scheint, statt froh zu sein, das ewige Theater hinter mir zu haben. Aber wir entscheiden in emotionalen Dingen eben selten vernünftig, Depressionen fragen nicht, ob es passt, wenn sie auftauchen, und wir wundern uns hinterher über das manchmal erschreckende Ergebnis. Vielleicht gibt es Menschen, die all das sehr vernünftig regeln und ordnen, sollte ich nicht wir sagen, sie verdienten sicher Bewunderung, mir ist das noch nie gelungen, im Gegenteil, es fing immer emotional und von Hormonen getrieben an und kaum eine wichtige Entscheidung wurde nach ruhiger Abwägung und vernünftig getroffen. Nicht mal meine Verlobungen, also die Versprechen ein Bündnis auf Lebenszeit zu führen, habe ich sonderlich abgewogen unter Berücksichtigung aller Umstände bisher entschieden, sondern immer eher von großem Gefühl und einem gemeinsamen Traum getrieben, vielleicht noch mit der Hoffnung auf sexuelle Erfüllung, wobei die dabei selten eine große Rolle spielte, eher der Wunsch eine Familie zu gründen.

War mir sehr bewusst, was das Eheversprechen bedeutet und was ein Lebensbund heißt, hatte es von meinen Eltern und Großeltern vorgelebt bekommen, sah vernünftigerweise die Hindernisse, die schon für die Liebe im Eheversprechen liegt aber wollte es dennoch immer wieder und würde es immer noch nicht für mich ausschließen, auch wenn ich sehr hoffe dabei nun vernünftiger und weniger emotional vorzugehen, was eine große Illusion schon war.

Was macht es also aus, was ein glückliches und gemeinsames Leben sein könnte?

Sicher gehört bei einer Beziehung auch die Liebe dazu, spielt die zentrale Rolle, spätestens seit der Romantik, wollen alle gern ihren Lebensbund darauf gründen, während vorher eher Vernunftgründe maßgebend waren und Ehen arrangiert wurden, wie es bis heute in vielen Teilen der Weltüblich ist. Dazu gehört auch der schöne Sex, wobei der mit zunehmendem Alter oft an Bedeutung verlieren kann aber nicht muss - manche entdecken auch erst jenseits der 50, was wirkliche Lust sein kann, nichts ist unmöglich. Viel wichtiger aber, und oft vernachlässigt, ist die Frage, was ein gemeinsames Leben ausmacht, wie der Alltag funktioniert und was an schönen Dingen geteilt werden kann.

Für mich wäre daher immer zentral, sehe ich von der gern idiotischen Hormonsteuerung einmal ab, ob ich mit meiner Partnerin die Liebe zu guten Büchern teilen kann, welche gemeinsamen Unternehmungen beiden Freude machen würden, was an kulturellen und sonstigen Dingen mit Freude geteilt werden könnte, wie kompatibel die Familien wären, insofern mir Familie sehr wichtig ist, womit die gemeinsame Zeit, die immer knapp bemessen ist, gerne und mit Lust verbracht würde. All diese Punkte entdecken wir oft erst lange nach der schon längst unter Einfluss der Hormone getroffenen Entscheidung. Dann kann es zufällig gut passen oder eben eher weniger, was oft zu großen Enttäuschungen führt, weil es sich doch vorher so schön anfühlte und im Rausch der Hormone noch große Versprechen gemacht wurden.

Der alte Spruch, drum prüfe sorgsam, wer sich ewig bindet, hat vernünftig betrachtet viel wahres in sich und ich würde ihn sofort unterschreiben, dahingestellt, ob ich auch immer danach handeln werde. Jemanden zu finden, mit dem du ohne viel Streit klar kommst, mit dem das Leben sich gut und harmonisch anfühlt, ist für ein dauerhaft glückliches Leben viel bedeutender als der größte sexuelle Reiz und die heißesten Gefühle und Liebesversprechen, deren Haltbarkeit bekanntlich oft relativ kurz gemessen am Ausmaß der Ankündigung sind. 

Es gibt sehr wenige Menschen, mit denen dir das gelingt, könnte sie vermutlich an einer Hand aufzählen, vielleicht gibt es auch nur einen oder eine für jeden und wenn du das Glück hast, die oder den zu treffen, würde ich inzwischen sagen, genieß es und denke über nichts anderes mehr nach, weil es ist, wie es ist, zumindest vernünftig betrachtet, doch wer ist in diesen Dingen schon vernünftig und wägt all diese Dinge nüchtern ab. So könnte ich noch lange über die vernünftige Partnerwahl wie ihre guten Gründe sprechen und wäre doch nicht sicher, ob ich im entscheidenden Moment von Vernunft geleitet würde oder, wie es mein Großvater gelegentlich angeheitert auszudrücken pflegte, genau dann das Hirn im Hintern sitzt und schieben hilft. Zumindest zu wissen, was gut und richtig wäre, worauf es im Leben wirklich ankommt, ist ja schon mal ein Fortschritt - ob dieser dann wirklich weiterführt, bleibt unklar und so bleibt es weiter spannend, wohin das Leben uns am Ende verführt und wieviel wir davon selbst und vernünftig entscheiden. Gerade bei der in so vielem entscheidenden Frage der Partnerwahl entscheiden wir doch meist viel weniger als wir glauben, zumindest war es bei mir bisher so und ich habe noch von niemandem gehört, der es entscheidend anders gemacht hätte, weil wir in Fragen der Liebe eben auch aus dem Bauch und nach dem Herz entscheiden.

jens tuengerthal 29.8.20

Auflösungserscheinung

Die Demo der Covidioten wie
Manche Politiker sie nannten
Leichtfertig wie populistisch
Wurde wegen Missachtung
Der Hygienevorschriften schnell
Wie erwartbar wieder aufgelöst
Was ohne vorherige behördliche
Verbote gelassener gewesen wäre
So einen Beigeschmack leider hat
Der keiner Demokratie gut steht
Inhaltlich stimme ich der Behörde
Völlig zu keiner will diese Narren
Hier in Berlin außer verwirrten
Attilas hier und dort die besser
Bei ihren Burgern blieben statt
Die Mehrheit weiter zu nerven
Die Gesundheit der Polizisten
Unnötig zu gefährden aber das
Müssen wir um der Demokratie
Willen ertragen denn Corona ist
Wie Merkel treffend formulierte
Eine demokratische Zumutung
Aber die sollten wir möglichst
Gelassen aushalten insoweit
Wörtlich der Kanzlerin folgend
Wir schaffen das sicherlich
Doch besser demokratisch statt
Mit rituellem Antifaschismus
Der eher das Gegenteil erreicht
Bin nicht ihrer Meinung aber
Sagen dürfen sie diese in Berlin
Diese Toleranz hat hier länger
Tradition als alle Parteien die
Bei abweichenden Meinungen
Lieber verbieten statt ertragen
Sich an Preußens Toleranz
Erinnern täte vielen besser
Die Demokratie zu verteidigen
Verbote helfen da nicht
Diese Leute sind peinlich
Eine schwäbische Invasion
Der schlichten Gemüter die
Lieber Verschwörungstheorien
Folgen statt kritisch zu denken
Eine echte Zumutung für uns
Freie Berliner die zu ertragen
Die sich Freiheitskämpfer noch
Dazu in ihrem Egoismus nennen
Aber da müssen wir drüber stehen
Diese demokratische Zumutung
So tolerant aushalten wie auch
Den schwarzen Block zum 1. Mai
Wer verbietet stärkt die Spaltung
Fördert die Verschwörung nur
Erreicht alleine das Gegenteil
Berlin ist da nicht klug regiert
Es braucht mehr preußische
Toleranz statt linker Meinung
Den Frieden zu erhalten denn
Eine Demokratie die Demos
Verbietet ist lang keine mehr
Zeigt Auflösungserscheinungen
Was ich für gefährlicher halte
Als einige schwäbische Covidioten
Die kann Deutschland ertragen
Sein wir sicher wir schaffen das

jens tuengerthal 29.8.20

Freitag, 28. August 2020

Bürgergoethe

Zu Goethes Geburtstag sei heute
Dem Bürger Goethe gedacht der
Als solcher vielleicht die wichtigste
Rolle seines Lebens spielte die ihn
Zum Dichter der Deutschen machte
Deren Wesen sehr bürgerlich ist
Heute noch mehr als zur Goethezeit
Wo der Staat vom Adel regiert wurde
Abgesehen von den freien Städten
Geboren in Frankfurt aus teilweise
Altehrwürdiger Familie stammend
Von der mütterlichen Seite her war
Die Familie Textor als Bürger schon
In der Stadt ehrwürdig stellten mit
Dem Großvater einen Bürgermeister
Wie Goethe in Dichtung und Wahrheit
Berichtet wie er als Knabe noch bei
Der Kaiserkrönung auf dem Balkon
Des Römers die Feier miterlebte
Er hatte ein gutes Leben in Frankfurt
Die Familie war angesehen wohnte
In einem schönen Haus war vermögend
Genug dass sein Vater der Jurist war
Schon nicht mehr arbeiten musste
Sich um die Bildung des Sohnes wie
Der Tochter nicht zu vergessen kümmerte
Doch woher kam das Vermögen in der
Heute Bankenstadt war das noch kein
Selbstverständnis sondern war vom
Großvater Friedrich Georg Göthé wie
Sich der aus Thüringen stammende
In Frankreich ausgebildete Schneider
Noch nannte bis der Vater latinisierte
Des Ansehens unter Bürgern wegen
Dieser von Goethe eher verschwiegene
Handwerker war ein sehr erfolgreicher
Gewandschneider zu Frankfurt der
Die Höfe bis Böhmen belieferte sogar
Einmal mit Goethes Ururgroßvater
Dem Heidelberger Juristen Textor der
Nach dem pfälzischen Erbfolgekrieg
Einem Ruf nach Frankfurt erst folgte
Wo er Justiziar der Stadt werden sollte
Durch Heirat der Kinder sich etablierte
Bis der Enkel Bürgermeister wurde
Wovon der dann Weimarer Goethe
Stolz in Dichtung und Wahrheit erzählt
Während er den Vater seines Vaters
Den wohlhabenden Handwerker der
Aus Nichts ein Vermögen sich schuf
Lieber stillschweigend überging weil
Es dem Selbstwert nicht entsprach
Was Goethes Leben lang finanzierte
Bis er als Geheimer Rat zu Weimar
Auch dort juristisch irgendwie tätig
Dank Wohlwollen des Herzogs sein
Eigenes Auskommen wie Titel fand
Herr von Goethe wurde worauf er
Weniger wert wohl legte als Schillers
Dessen Frau von Familie die Geltung
Bei Hof so wichtig war wie sie auch
Goethes so bürgerliche späte Ehe
Mit Christiane eher kritisch sah
Von den Kommentaren der Stein
Sei an dieser Stelle ganz abgesehen
Die andere Gefühle rühren mochten
Sofern sie nicht Anna-Amalia selbst war
Goethe war in Weimar wie in Frankfurt
Ein Bürger und verkehrte mit den
Guten Familien zu denen auch die
Brentanos zählten was später noch
Eine romantische Rolle spielen sollte
Die Betonung des ehrwürdigen Textor
Großvaters der auch Johann Wolfgang
Getauft worden war zeigt wie wichtig
Goethe die Verwurzelung in der Stadt
Wie ihrer bürgerlichen Gemeinschaft war
So war der auch Naturforscher zwar stets
Dichter und Denker aber mehr Zeit wohl
Verbrachte er mit der Verwaltung ob als
Theaterdirektor oder Bibliothekar wie
Mitglied der Sachsen-Weimarer Regierung
Mit der Ausnahme der Reise nach Italien
Jener Auszeit die sich der Beamte nahm
Vom Herzog großzügig dabei bezahlt
Auch kreativ noch weiter zu arbeiten
Am meisten erinnern wir den Künstler
Der als Dichter und Autor unsterblich
Doch Goethes Leben bestimmte mehr
Seine Existenzs als Bürger zuerst in
Frankfurt wie später in Weimar wo
Im Haus am Frauenplan viele Gäste
In bürgerlicher Tradition verkehrten
Ob seine Mitgliedschaft in der Loge
Der Freimaurer in Weimar wie später
Mit dem Herzog bei den Illuminaten
Auch den Bürger Goethe zeigt oder
Wie es gedacht war klassenlos eher
Zu sehen sein sollte mag dahinstehen
Überragend war sein Engagement hier
Weder noch warum auch das Gerücht
Der Herzog und Goethe wollten bei
Den von Knigge lange auch geführten
Illuminaten nur spionieren unwichtig ist
Sicher zumindest ist wie sehr Goethe
Auch in bürgerlicher Tradition stand
Dem Textor Großvater auch darum
Ein literarisches Denkmal setzte noch
Viel mit der Mutter über das Leben
In der einst Heimat Frankfurt schrieb
In Gedenken an den Bürger Goethe
Sei dem Dichterfürsten gratuliert als
Großem bürgerlichen Literaten auch

jens tuengerthal 28.8.20

Alles

Alles in einer finden wollen
Trägt das Scheitern schon
In sich während gelassen
Genießt wer sich an dem
Grenzenlos freuen kann
Was ist statt mit Erwartung
Sicher enttäuscht zu werden
So liebe ich lieber ganz ohne
Große Hoffnung habe dafür
Immer mehr real davon was
Vernünftig ernüchtert klingt
Ist in Wirklichkeit eine große
Liebeserklärung an die
Möglichkeiten des Glücks
Was alles sicher sein kann
Wird eine mir immer mehr
Ohne etwas zu müssen
Nennen manche es Liebe
Genieße lieber namenlos

Dzdw 28.8.20

Enthaltsamheiter

Enthaltsamheiter

Enthaltsamkeit ist das Gegenteil
Von einem lustvollen Leben
Setzt auf Verzicht statt Genuss
Auch wenn Entsagung so auch
Zu einem Rausch werden kann
Liegt sie dem Epikuräer fern
Außer um das Wesentliche so
Angemessen zu würdigen
Als Mittel zur Konzentration
Der Lust die sich so steigert
Wie auch weniger mehr wird
Wo wir was bleibt um so mehr
Dafür als besonders genießen
Die Perspektive können wir
Dabei auf den Verzicht legen
So am Mangel weiter leiden
Oder im weniger aufgehen
Um angemessen zu würdigen
Was eigentlich alles da ist
Glücklicher damit zu leben
Statt Mangel zu empfinden
Was einfach einleuchtend klingt
Fällt vielen Menschen schwer
Sobald es Gewohnheiten betrifft
Wie kleine Beispiele zeigen können
Auf Urlaub einmal zu verzichten
Weil Corona es nahelegte lag
Vielen völlig fern obwohl diese
Sonst weniger asozial wären
Niemandes Leben gefährden
Wollen würden es aber tun
Aus unbewusster Gewohnheit
Die nicht reflektiert was sie tut
Kaum einer der gerne fliegt würde
Dafür auch zugleich töten wollen
Nimmt es aber aus alter Gewohnheit
Wider besseres Wissen in kauf
Zerstören die Welt die sie lieben
Wie die meisten gerne vorgeben
In ihrer touristischen Umarmung
Die durch Besichtigung zerstört
Von Kant dagegen zu lernen hieße
So zu handeln dass in jedem Moment
Alles was wir tun allgemeines Gesetz
Werden könnte und aufgeklärt wäre
Wer sich dabei aus selbstverschuldeter
Unmündigkeit befreien würde also
Vernünftig am Gewissen prüfte was
Verantwortbar wie nötig wäre um
Gut leben zu können wüsste genau
Was danach sittlich geboten wäre
Pflegte kein tödliches Vergnügen
Auf Kosten leidender anderer
Sondern genösse Ruhe für sich
Ohne anderen damit zu schaden
Leben noch unnötig zu riskieren
Übte Enthaltsamkeit im Schaden
Könnte guten Gewissens genießen
Statt sich moralisch zu belügen
Lernte vom großen Geist Kant
Welche Reisen wirklich bilden
Was so einfach wie erfolgreich
Für das persönliche Glück wäre
Aufklärung und Mündigkeit dabei
Ganz nebenbei noch verschenkte
Warum der Sommer der eigentlich
Gebotenen Enthaltsamkeit besser
Als Chance zur Entdeckung eines
Nicht asozialen Lebens genutzt
Worden wäre statt die Folgen nun
Überrascht lautstark zu beklagen
Die so absehbar wie der Verlauf
Der viele Unbeteiligte töten wird
Wie keiner Kreuzfahrten macht
Wer nur etwas Verantwortung hat
Weil die Folgen untragbar tödlich
Sicher können wir weiter machen
Was Reiseindustrie uns nahelegt
Damit zum Vergnügen die Leben
Vieler Menschen riskieren was
Zumindest die Anzahl der Gefährder
Schnell deutlich reduzieren würde
Eine Art von Auslese sicher wäre
Neugierig nur wäre ich dabei wer
Dafür die Verantwortung übernimmt
Kategorisch sittlich wie ehrlich
Oder sich lieber unmündig belöge
Den unmündigen Idioten gäbe
Ohne Verantwortung zu übernehmen
Denn wir wissen was wir tun
Könnten es zumindest wissen
Mangelte es nicht am Verstand
Übe mich derweil lieber heiter in
Enthaltsamkeit so wird weniger mir
Zur immer mehr Quelle der Lust
Bei konsequent gutem Gewissen
Was die Nachaltikosophie mir zum
Dauerhaften Lustgewinn macht
Mit immer weniger mehr erleben
Macht mündig frei und zufrieden

jens tuengerthal 27.8.20

Donnerstag, 27. August 2020

Vaterunsicher

Was ist sicher an der Vaterrolle?

Die moderne Technik hat es ermöglicht die Vaterschaft mit sehr hoher Sicherheit nachzuweisen, womit die klassische Unsicherheit wegfiel, die durch soziale Dominanz in der patrilinearen Gesellschaft ausgeglichen werden sollte. Andererseits ist das klassische Rollenmodell im Prozess der Emanzipation weggefallen und Väter mussten ihre Rolle zwischen Haushalt und Beruf neu finden und definieren, was gelegentlich auf Schwierigkeiten und Widerstand stieß, in Ausläufern auch noch stößt, was die Dominanz klassisch dominanter Typen wie Putin oder Trump erklären kann.

Der Prozess der Emanzipation, der de facto nach den 2. Weltkrieg zur normativen Gleichstellung führte, um die noch verschiedene Kämpfe geführt wurden, hat seit der Kanzlerschaft Merkels in Deutschland eine andere Richtung genommen. Es ist durch Änderung der Gesetzgebung auch in Fragen der Kinderbetreuung inzwischen ein anderes gesellschaftliches Selbstverständnis gewachsen. Auch in traditionellen Familien ist es inzwischen normal, dass Väter Erziehungszeit nehmen und sich gemeinsam um die Kinder gekümmert wird, was in meiner Kindheit noch die große Ausnahme war, auch als ich zu Beginn der neunziger mein Studium begann noch als exotisch eher und der Karriere schädlich galt, wird heute als soziale Kompetenz gesehen.

Als ich noch zur Zeiten von Kanzler Schröder Vater wurde und vernünftigerweise eine zeitlang Hausmann, bis meine Tochter mit eineinhalb in den Kinderladen kam, war ich auf dem Spielplatz noch eher die Ausnahme unter vielen Muttis hier im Prenzlauer Berg. Das hat sich in den letzten Jahren völlig gewandelt. So ist heute etwa mein Schwager Hausmann geworden, während meine Schwester ihre Karriere verfolgte. Auch sie brachten ihre Kinder inzwischen früh in die Kita, was bei uns noch kritisch gesehen wurde, zumindest im Westen, während es im Osten als selbstverständlich und besser so galt. Hier hat sich unter der Kanzlerschaft von Merkel auch auf Initiative ihrer ersten Familienministerin von der Leyen ein relativ rasanter Bewusstseinswandel durchgesetzt, der die Egalität verstärkte.

So weit so gut im Sinne des Feminismus, der sich auch in ländlichen Regionen immer weiter durchsetzt. Dies ist für Kinder und Väter, die früher wenig vom Heranwachsen ihrer Kinder mitbekamen, eine große Chance. Mit einer gewissen Verzögerung ziehen langsam auch die Führungspositionen der Wirtschaft nach und Elternzeit ist kein notwendiges Karrierehindernis mehr, was auch die Chancen der Frauen im gebärfähigen Alter auf Führungspositionen bei gleicher Qualifikation erhöht hat. Das ist lobenswert und trägt zu mehr gesellschaftlicher Gleichheit bei, kann langfristig auch die immer noch große Einkommenslücke schließen helfen.

Ob es eine eher konservative, noch dazu kinderlose Regierungschefin brauchte, um diese zeitgemäße und gerechtere Politik auch in den traditionell konservativen Kreisen der Wirtschaft durchzusetzen, ist eine Frage, die nicht ohne Berechtigung scheint. Zumindest haben es die Sozialdemokratie oder die Grünen in der Zeit ihrer Regierung nicht geschafft, vergleichbare Veränderungen durchzusetzen. Ob sie ein größeres Selbstverständnis dafür schufen, ist unklar. Zumindest haben sie es noch nicht geschafft eine Frau länger erfolgreich in eine Führungsposition zu bringen, das Scheitern von Andrea Nahles sprach hier Bände, wie es künftig gehen wird, ist noch unklar, kann aber hinsichtlich der hier thematisierten Vaterrolle und ihrer größeren Unsicherheit dahinstehen.

Mit der Zunahme der Emanzipation nahm auch die Sehnsucht eines Teils der Frauen nach traditionellen Männern und ihrem Rollenverständnis zu, was sie andererseits gesellschaftlich ablehnten, fanden nicht wenige sexuell durchaus reizvoll, woraus manche erwartbare Konflikte entstanden. Parallel dazu nahm die Impotenz und das sexuelle Desinteresse bei vielen Männern zu. Ob dies am höheren Anteil von Pillenresten, also Östrogenen, im Trinkwasser lag, ist wissenschaftlich noch unklar. Beweise gibt es dafür bisher nicht. Eine Rolle könnte aber auch das unsichere Rollenverständnis spielen, in dem Männer der Gegenwart sich sehen.

Einerseits sollen sie verständnisvoller Vater und zärtlicher Partner sein, der aber bitte seine Aufgaben im Haushalt auch selbstverständlich wahrnimmt, was aufgrund eines unterschiedlichen Verständnisses der notwendigen Ordnung immer wieder auch zu Konflikten führt, andererseits, auch bewunderte Macher und starke Kerle, die ihren Mann stehen. Hausmänner werden immer noch von manchen verspottet, auch wenn das Selbstverständnis langsam zunimmt, sehen sie sich, wie ich in der noch frühen Phase sehr stark, dazu genötigt, ihre Rolle zu rechtfertigen, die mal als emanzipiert gelobt, dann auch nur milde belächelt wird. Es gibt kein Selbstverständnis in den Rollen und Aufgaben mehr und alles muss immer wieder ausgefochten und diskutiert werden, was nicht immer ohne Schäden für die Beziehung und die sexuelle Leidenschaft abläuft.

So war mein Ehrgeiz beim Putzen immer relativ gering ausgeprägt und ich empfand es nie als Auszeichnung dort zu glänzen, eher das Gegenteil erstrebenswert. Die Vaterrolle als Spielpartner meiner Tochter zu glänzen, nahm ich dagegen mit wesentlich mehr Engagement wahr. Dies kann in manchen Fällen auch umgekehrt sein, allerdings ist das Modell, was mir meine Eltern auch vorlebten, noch weiter verbreitet und führt immer wieder zu Rollenkonflikten.

Unsicher geworden ist die Notwendigkeit des Mannes als Erzeuger auch durch die künstliche Befruchtung und andere neue Formen der Fortpflanzung, die noch in der Entwicklung begriffen sind. So stehen sich die einerseits nun biologische Sicherheit der Vaterschaft, die allerdings meist nur zur Abwehr einer solchen und der mit ihr verbundenen Geldzahlungen geprüft wird und wohl eher sehr selten, um die eigene Vaterschaft zu beweisen und die Unsicherheit der neuen Rolle gegenüber, wobei noch unklar ist, wohin die Entwicklung führt und was das für alle Beteiligten beste Modell der Zukunft ist.

Dies ist nach tausenden von Jahren, in denen das patrilineare Modell in unserem Kulturkreis dominierte, eine sehr rasante Veränderung mit offenem Ausgang, bei der sich immer mehr Männer fragen, was ist eigentlich unsere Rolle, welche Aufgaben müssen wir erfüllen, wofür werden wir anerkannt und geliebt, was macht uns glücklich, wie wollen wir in Zukunft leben. Inwieweit es in früheren Kulturen noch andere Modelle gab, wie die Schlüsselherrschaft der germanischen Frauen, von der Tacitus berichtet und andere stärker matriarchal geprägte Formen des Zusammenlebens ist noch relativ unklar, da hier zu großen Teilen die schriftliche Überlieferung der sozialen Strukturen fehlt.

Was kann ich als Mann noch tun, als mich mit Liebe, in das zu fügen, was ist, frage ich mich, dem die chauvinistischen Allüren fremd sind, die sich gerade ins letzte Gefecht stürzen und habe doch auch Frauen erlebt, die genau das von mir erwarteten, was mir fremd war und den Feminismus lieber verspotteten, von dem sie andererseits profitierten. International betrachtet prallen hier auch verschiedene Kulturen und Lebensweisen aufeinander, die manche Männer zur Partnersuche eher in fernere Länder ausweichen lassen, um in gewohnter Weise zu leben, auch wenn es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich Freiheit und Egaliät überall durchsetzen.

Die Erwartungen an die Rolle des Mannes sind höchst unterschiedlich und es ist müßig, sich um das eine oder andere bemühen zu wollen. Es scheint vernünftiger, sich selbst zu genügen und die Umstände und Bedürfnisse, so zu nehmen, wie sie eben sind, statt ein allgemeines Modell zu suchen, lieber mit den je Umständen, so glücklich wie möglich zu sein, weil es ist, wie es ist und ich froh sein kann, wenn sich eine findet, der das genügt und gefällt.

Als Vater habe ich nach der Zeit als Hausmann und in einer Beziehung die Rolle gewechselt, war nicht mehr der strenge eher autoritäre Vater, sondern lieber der Kumpel, der großzügig war, weil es mir mehr lag und habe mich damit wesentlich wohler gefühlt. So gesehen, war es vermutlich gut so. Würde aber meinen Fall nie verallgemeinern wollen und denke es bleibt wie die Rolle des Vaters auch in Zukunft unsicher. Tröstlich nur ist, dass es den Frauen mit den Veränderungen ähnlich gehen wird und beide gemeinsam Wege suchen müssen, mit denen wir langfristig glücklich werden. Vielleicht hilft es diese Zeit des Übergangs und der relativen Unklarheit als für beide nicht ganz einfach aber den eben normalen Wahnsinn zu halten, mit dem wir eben leben müssen, was anderes bleibt uns auch nicht, also empfiehlt es sich, nach meinem Empfinden, was ist, so sehr wie eben möglich, zu genießen.

jens tuengerthal 27.8.20

Mittwoch, 26. August 2020

Bürgerfamilie

Die bürgerliche Familie
Löst sich immer weiter
Aus traditionellen Strukturen
Viele trennen sich wieder
Verbinden sich danach neu
Kinder werden gemischt
Unter neuen Bedingungen
Homosexuelle dürfen heiraten
Auch Kinder als Paar haben
Durch künstliche Befruchtung
Um Gleichheit zu gewähren
Die Demokratie garantiert
Deren Werte sich wandeln
Wenig ist mehr sicher als
Die Hoffnung auf Liebe die
So unsicher wie immer ist
Als bloßes Gefühl Basis
Dauerhafter Gemeinschaft
Sein soll und selten kann
Was die Frage stellt wie die
Bürgerliche Gesellschaft der
Zukunft aussehen könnte
Welche Konstante dann trägt
Ob Familie anders definiert
Rollen neu verteilt werden
Wie das Ergebnis aussieht
Was es dabei bedeutet dass
Väter sicher sein können durch
Biologische Nachweise zugleich
Mutterrollen übernehmen um
Für gerechte Verteilung damit
Sorgen zu können für die sie
Einige gering schätzen während
Andere es natürlich erwarten
Frauen als Ernährer der Familie
Neue Aufgaben übernehmen
Wie funktioniert der Gleichklang
Nach altem Modell in anderer
Rolle als aufgewachsen noch
Was ist jemals selbstverständlich
Können wir alles infragestellen
Fragt sich wohl mancher noch
Aber tun es natürlich längst 
Weil der Alltag es erfordert
Dennoch sollen den Kindern
Werte von Familie vermittelt
Ihnen auch Sicherheit geben
Wissen wir irgend schon wie wir
In der Zukunft leben wollen
Was bleiben soll was geht
Um die bürgerliche Familie
Zusammenzuhalten oder ist
Deren Bestand überflüssig
Was aber ersetzt sie dann
Braucht Gesellschaft sie noch
Wer entscheidet darüber als
Diejenigen die es leben 
Sie täglich neu definieren
Müssen ohne festen Rahmen
Scheint alles im steten Fluss

jens tuengerthal 26.8.20

Regenlauschen

Dem Regen lauschen ist
Wie verliebt sein in die
Natur wie ihren Wandel
Der das Leben spiegelt
In jährlichem Zyklus
Immer wieder kehrend
Doch sich wandelnd
In unserer Wahrnehmung
Schon immer liebe ich
Den Herbst über alles
Mit Stürmen Regen Farben
Die Zeit der reifen Trauben
Von der Rilke einst dichtete
Wie einsam lange bleibt
Wer jetzt allein ist sich kein
Haus mehr baut dafür wie
Blätter treiben durch die
Alleen unruhig wandern
Wird in den Herbststürmen
Nach dem großen Sommer
Während es langsam wieder
Immer düsterer um uns wird
Das alte Jahr im Winter stirbt
Was manchem Furcht bringt
Vor grauen Nebeltagen mit
Immer weniger Licht noch
Erfüllt mich mit Glück denn
Was ist schöner als im Herbst
Dem Abschied behütet lauschen
Wenn wie jetzt im ersten Sturm
Der den Sommer uns austreibt
Regen auf Fensterbänke prasselt
Wind böenweise Bäume schüttelt
Wird es wieder wirklich schön
Vorm Kamin in geteilter Welt

jens tuengerthal 26.8.20