Dienstag, 18. Juli 2023

RicardasHuch


"Aus der Fülle des Herzens leben ist das Geheimnis des Genies; ein volles Herz ist die Voraussetzung dazu."
Luthers Glaube, Briefe an einen Freund, Insel-Verlag, Leipzig 1919, S. 129


"Das Einzige, wonach wir mit Leidenschaft trachten, ist das Anknüpfen menschlicher Beziehungen, nichts ist uns umgekehrt so schmerzlich als das Auflösen derselben. Unser Glück und Unglück hängt von unseren menschlichen Beziehungen ab."
Quellen des Lebens. Umrisse einer Weltanschauung. Insel 1935


"Das Leben ist ein beständiges Abschiednehmen. Jeden Abend nimmt man von einem Tage Abschied, oft mit einem Seufzer der Erleichterung, aber oft auch mit Schmerz."
Schlussworte, 1. Deutscher Schriftstellerkongreß, in: Gesammelte Werke, Band 5, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1966, S. 831


"Das Leben ist ein grundloses und ein uferloses Meer; ja, es hat wohl auch ein Ufer und geschützte Häfen, aber lebend gelangt man dahin nicht. Leben ist nur auf dem bewegten Meere, und wo das Meer aufhört, hört auch das Leben auf."
Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jüngeren. Cotta 1914


"Für seine Handlungen sich allein verantwortlich fühlen und allein ihre Folgen, auch die schwersten, tragen, das macht die Persönlichkeit aus."
Gesammelte Werke, Schriften zur Religion und Weltanschauung, Band 7, Kiepenheuer & Witsch, 1966, S. 632f


"Ich denke nicht ans Ende, // Kein Fürchten soll mich lähmen."
Zuversicht, in: Gedichte, Verlag von H. Haessel, Leipzig 1894, S. 143 


"In jedem Urteil drückt der naiv urteilende Mensch sich selbst aus, [...]"
Blütezeit der Romantik, Verlag von H. Haessel, Leipzig 1905, S. 293


"Jede Bekanntschaft, jede sympathische Begegnung ist ein Gewinn."
Schlussworte, 1. Deutscher Schriftstellerkongreß, in: Gesammelte Werke, Band 5, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1966, S. 833


"Liebe ist das einzige, was wächst, indem wir es verschwenden."
Gesammelte Werke, Band 7: Schriften zur Religion und Weltanschauun, Hrsg. Wilhelm Emrich, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1966, S. 580


"Wer rückwärts sieht, gibt sich verloren, [...] wer lebt und leben will, muß vorwärts sehen"
Michael Unger, Insel-Verlag, Leipzig 1925, S. 135




RicardasHuch

Die erste Deutsche die Geschichte studierte
Wie darin promovierte tat es in der Schweiz
Nachdem sie mit 15 ihre Heimatstadt die so
Deutsche Kaiserstadt Braunschweig der
Unangemessenen Liebe zu ihrem damals
Schwager wie Vetter verlassen musste
Sie wurde eine bekannte Autorin und war
Als Konservative widerständiger als viele
Die hierzulande den angepassten Weg
Des geringsten Widerstandes wählten
Um in Ruhe ein gutes Leben zu haben
Was Ricarda Huch diese erstaunliche
Wissenschaftlerin und Autorin nicht tat
Die am 18. Juli 1864 geborene große
Dame der deutschen Literatur war
Zugleich konservativ wie unkonventionell
Was zu ihrem Leben wie zu ihrem Stil passt
Das in der Villa Bierbaum auf dem heute
Inselwall in Braunschweig begann aber
Mit 16 in Zürich nachdem sie sich in
Ihren Vetter verliebt hatte mit dem Abitur
In der Schweiz weiterging was damals
Den Damen in Deutschland so wenig
Noch gestattet war wie ein Studium
Oder gar eine Promotion die Dame
War eine nett lächelnde oberflächlich
Nur gebildete Gebärmaschine zur
Erzeugung von standesgemäßen
Nachwuchs den sofern das Haus
Wohlhabend genug war das Personal
Mehr versorgte als die Eltern egal
Ob das vielleicht besser so war
Über die Hochschule fand sie dann
Lebenslange Freundinnen wie etwa
Marie Baum und Marianne Plehn
In dem 1893 veröffentlichten Roman
Erinnerungen von Ludolf Ursleu
Geht es wie in den Buddebrooks
Nur lange vor ihnen um ihre Liebe
Zu Richard Huch wie den Untergang
Der Familie als Unternehmer zum
Entsetzen ihrer Familie war der unter
Dem Titel durchaus erfolgreich
Wurde sicher in Braunschweig wie
Später die Buddebrooks in Lübeck
Zum skandalisierten Thema was die
Beste Voraussetzung des Erfolges ist
Ab 1896  wurde sie Lehrerin am
Kippenberg Gymnasium in Bremen
Beschloss dann ab 1897 lieber als
Schriftstellerin in Wien zu leben wo
Sie den 7 Jahre jüngeren Zahnarzt
Ermanno Ceconi kennenlernte wie
Wenig später heiratete um dann mit
Diesem in seine damals österreichische
Heimat Triest zu ziehen wo sie über
Das Risorgimento forschte wie ihre
Tochter Marieta zur Welt brachte
Aufgrund ihrer Forschung zu Garibaldi
War sie bei den italienischen Faschisten
Sehr beliebt ohne je eine zu sein was
Sie aber vor Verfolgung dann im
Nationalsozialistischen Deutschland
Bewahrte also ein bleibender Schutz
In harten Zeiten für sie wurde ihr
Buch über die Blütezeit der Romantik
Erschien noch in der Wiener Zeit
Ab 1900 lebten sie in München wo
Ceconi ein Verhältnis mit Käte Huch
Begann der Tochter von Ricardas
Schwester Lilly wie ihrem Jugendschwarm
Richard Huch worauf sich beide Paare
Trennten aber dafür endlich Ricarda
Mit Richard zusammenkam die 1907
Dann doch noch heirateten weil was
Lange währt selten besser wird hielt
Diese Ehe auch nur was diese meist
Wenig überraschend nur bringen und
Wurde 1911 wieder geschieden ihre
Jugendliebe Richard starb schon 1914
Immerhin schrieb sie in dieser Phase
In Braunschweig freizügige sexuelle
Gedichte was Kenner der Stadt die
Kaum als Paris der Provinz galt wohl
Überrascht aber auch ein Kontrapunkt
Zu enttäuschten Erwartungen mit der
Jugendliebe sein kann die es eben
Nicht mehr brachte wie erhofft
So ging sie wieder nach München
War während des Weltkrieges dann
Teilweise in der Schweiz wie ab 1918
Wieder in München wo sie über Bakunin
Wie über Jesus und die Formen des
Intellektuellen Aberglaubens schieb
In München lernte sie Thomas Mann
Annette Kolb und Rainer Maria Rilke
Kennen war mit der Frauenbewegung
In Kontakt Katia Mann schreibt dafür
In ihren Erinnerungen dass ihre Kinder
Bei Ermanno Ceconi in zahnärztlicher
Behandlung waren womit sich die
Künstlerkreisen wieder schließen
Von denen mein Großvater erzählte
Als ihre Tochter Franz Böhm heiratete
Wie die ersten Enkel kamen zog sie
Nach Berlin und wurde dort in die
Sektion Dichtkunst der preußischen
Akademie der Künste aufgenommen
Wo ihre Arbeit zur deutschen Revolution
Von 1848 entstand Alte und neue Götter
Nach der Wahl von 1933 wie der damit
Machtergreifung der Nationalsozialisten
Schied sie als erste freiwillig wieder
Aus der Akademie nach dem Ausschluss
Von Alfred Döblin aus dabei verhielten
Sich die Nationalsozialisten widersprüchlich
Ihr gegenüber einerseits bekam sie noch
Persönliche Glückwunschtelegramme
Von Hitler und Goebbels zum 80. aber
Andererseits durften Teile ihrer Werke
Nicht mehr veröffentlicht werden was
Zeitweise schwierige finanzielle Verhältnisse
Verursachte ihre Deutsche Geschichte
Die Nationalsozialisten implizit kritisierte
Wurde verrissen und der zweite Band
Konnte 1937 nur noch unter Schwierigkeiten
Erscheinen doch die Liebe der Italiener
Rettete sie wohl auch insoweit wieder
Der dritte 1941 fertiggestellte Band
Konnte dann erst zwei Jahre nach
Ihrem Tod 1949 erscheinen die Zeit
Von 1937 bis 1947 lebte sie in einer
Art inneren Emigration mit ihrer Tochter
In Jena da ihr Schwiegersohn dort 
Einen Lehrauftrag hatte so trafen sich
In ihrer Wohnung viele die später beim
Attentat am 20. Juli beteiligt waren
Diesen Frauen und Männern wollte
Die greise Dichterin noch ein Denkmal
Setzen was ihr nur noch für die
Weiße Rose gelang die Würdigung
Der anderen Kreise durch sie erschien
Erst 1997 50 Jahre nach ihrem Tod
Nach dem Krieg bemühten sich noch
Kommunistische und sowjetische Kreise
Darum sie für sich zu gewinnen was
Aber wenig erfolgreich war auf dem
Ersten deutschen Schriftstellerkongress
Im sowjezonalen Teil von Berlin war
Sie noch als Ehrenpräsidentin aber
Schon wenige Stunden nach ihrer Rede
Betroffen durch den Terror des Regime
Floh sie mit der Eisenbahn nach
Frankfurt am Main wo ihr Schwiegersohn
Hessischer Kultusminister geworden war
Der Reisen im ungeheizten Zug über die
Sektorengrenze war ihr Körper nicht mehr
Gewachsen und sie starb am 17. November
Im Gästehaus der Stadt Frankfurt und
Bekam ein Ehrengrab auf dem dortigen
Hauptfriedhof was noch besteht

jens tuengerthal 18.7.23

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