Mittwoch, 30. April 2025

Geisterseher

Geisterseher

"Das Schattenreich ist das Paradies der Phantasten. Hier finden sie ein unbegrenztes Land, wo sie sich nach Belieben anbauen können. Hypochondrische Dünste, Ammenmärchen und Klosterwunder lassen es ihnen an Bauzeug nicht ermangeln." 
aus: Träume eines Geistersehers von Immanuel Kant 

Lebe nahezu nur noch in geistigen Welten 
Bücher zu lesen finde ich der Erkenntnis 
Förderlicher als durch die Welt zu laufen

Auch die Liebe ist ein rein geistiges Ding 
Für die ich mein Leben immer gelebt
Auch wenn sie nicht rational erklärbar

Doch liegt mir nichts ferner als mich
In spirituelle Welten je zu begeben 
Die ich für unfreien Hokuspokus halte

Träume eines Geistersehers nannte Kant
Seine Auseinandersetzung mit Svedenborg
Der dessen heute wohl spirituell genannte
Suche nach Erkenntnissen widerlegt weil
Sie nicht den Ansprüchen rationaler
Erkenntnis genügen kann woran sich
Bis heute nichts geändert hat doch
Noch immer halten Menschen ihre rein 
Subjektiven spirituellen Welten für eine
Höhere Form von Erkenntnis was sie
Gemessen am kritischen Denken wie
Eines aus der Unmündigkeit befreiten 
Menschen also im Sinne der Aufklärung
Nie war sondern stets eine eher dem 
Religiösen ähnliche Form der Unfreiheit
Was sich viele bis heute noch nicht
Bewusst gemacht haben weil es ihnen
An Mut mangelt ihre Welt auf sich allein
Zu stellen statt höhere Wesen zu erfinden
Die immer untauglich waren um ein
Moralisches Verhalten zu begründen
Weil dies nur am Gewissen zu messen 
Nicht durch autoritäre Regelungen
Begründet werden kann warum die
Träume eines Geistersehers heute
So aktuell sind wie zu ihrem Erscheinen
Im Jahre 1766 auch die 10 Gebote
Kein moralischer Ansatz sind sondern
Eine autoritäre Weisung damit ohne
Jeden ethischen Wert auch sind den
Nur ein aufgeklärtes Verhalten hat
Was sich aus der Unmündigkeit
Durch kritisches Denken mutig befreite 
Warum sapere aude also habe Mut
Zum Motto der Aufklärung wurde die
Ihre Welt moralisch ganz auf sich stellt
Damit mögen religiöse Regeln wie
Die Ausübung ihrer Rituale einen
Traditionellen Wert haben ethisch
Dagegen bleiben sie völlig wertlos
Weil sie sich auf bloß erfundene
Rational nie belegbare Quellen
Beziehen statt allein auf das Gewissen
Was uns leitet nur das zu tun was für
Jeden Menschen zu jeder Zeit an
Jedem Ort also als ein dann 
Allgemeines Gesetz gültig sein kann
Was mit den Erkenntnissen aus dem
Schattenreich nie möglich sein wird
Warum diese ethisch wertlos sind 
Noch dazu verführen diese angeblich
Höheren Wahrheiten zur Unfreiheit
Weil sie Erkenntnis an Aberglauben
Ohne rationale Belege knüpfen 
Befreien wir uns aus dieser nur
Traditionellen Unfreiheit um in
Aufgeklärter Welt frei zu leben
Statt spirituelle Sklaven der
Geisterseher noch zu bleiben
Gott ist tot es kommt nun
Allein auf uns an

jens tuengerthal 30.4.25

Dienstag, 29. April 2025

Lektürentagebuch 29.5.25

Lektürentagebuch 29.5.25

Unter dem Titel Alfonso misst erzählt
Franz Hessel vom königlichen Besuch
Im deutschen Pavilion auf der wohl
Weltausstellung in Barcelona

Vielleicht war es auch irgendeine nur
Die sich ähnlich gebärdet als sei sie
Eine Weltausstellung wie jene welche
Die Welt einst nach Hannover holte

Das muss uns in Berlin nicht weiter
Peinlich sein immerhin war es nicht
Bielefeld sondern das Hauptdorf der
Niederen Sachsen die gutmütig sind

Auf solchen Ausstellungen ist er doch
Eher selten schreibt Hessel doch die
Verdienstvollen Fotografen der Zeitungen
Gleichen diesen Mangel wieder aus

Zumindest vermeintlich ist er so auch
Mitanwesend beim Besuch von König
Alfonso der dort eine nackte weibliche
Figur deutscher Künstler wohl vermaß 

Er tat dies mit erhobenem Arm wie
Dabei geöffneter Hand um so die
Proportionen richtig zu vermessen
Offen bleibt ob ihn dies befriedigte

Die mit ihm hinter ihm den Pavillon
Besuchende Königin schaut dagegen
An deutscher Nacktheit lieber vorbei
Wie von einer Bourbonin zu erwarten 

Ob die einst Habsburger auf dem
Spanischen Thron noch mehr für
Nackte Deutsche übrig hatten verrät
Uns Hessel so wenig wie der Fotograf

Der Statue dagegen scheint die hier
Königliche Aufmerksamkeit peinlich 
Eher zu sein ihr Blick ist gesenkt auf
Ihren Schoß egal ob goldener Schnitt

Wie Franz Hessel es wieder schafft
Aus einer kleinen Notiz wie einer
Bild Unterschrift einer Berliner Zeitung
Eine Geschichte zu zaubern ist groß

Er nimmt den Leser der auch für
Gewöhnlich eher seltener noch mit
Königlichen Majestäten Ausstellungen
Besucht mit in die Tiefe eines Fotos

Fragt ob Maß nehmen gleich auch den
Goldenen Schnitt meint und weckt so
Andeutungsweise Gedankenwelten die
Über ein Klatschbild weit hinaus reichen


Hans Castorp philosophiert gegenüber
Seinem Vetter Joachim Ziemßen über
Die Zeichen des Tierkreises und wofür
Sie im Lauf des Jahres für uns stehen

Nicht etwa astrologisch was schon vom
Wort her eine contra dictio wohl ist weil
Dieser Aberglaube in nichts logisch ist
Dafür gefährlicher Hokuspokus immer

Sondern eher astronomisch wie dabei
Am Lauf der Welt noch orientiert die
Sich bekanntlich elliptisch irgendwie
Um unseren Stern die Sonne bewegt

Staunt wie mit der Sommersonnenwende
Die nun kurz bevorstand der Sommer
Die Zeit der langen Nächte beginnt die
Dann doch längst wieder abnehmen

Also mit dem Sommer der Herbst kommt
Wie die dunkle Zeit des Winters sich nun
Pausenlos wieder nähert während dann 
Wenn es am dunkelsten gerade ist der

Frühling mit längeren Tagen beginnt was
Logisch ist da alles irgendwie kreisförmig
Aber doch jedes Jahr wieder uns sehr
Erstaunlich doch vorkommt eigentlich 

Während sie so miteinander plaudernd
Durch Davos Dorf schreiten erregen 
Sie die Aufmerksamkeit zweier vor
Ihnen im Gespräch vertiefter Herren

Kenner der Materie wissen natürlich
Hierbei handelt es sich um die zwei
Antagonisten Settembrini und Naphta
Denen ich mich morgen dann widme

Wie Thomas Mann im Zauberberg aus
Einer kleinen Plauderei einen Diskurs
Zur Philosophie der Natur entwickelt
Zeigt die historische Größe des Romans

Diese kleinen Exkurse aus dem Nichts
Eines spontanen Gedankens sind es
Die an Michel de Montaigne erinnern
Den Krankenhausroman ewig machen


Aus den Schweizer Bergen geht es
Wieder nach Ägypten und durch die
Zeit zu Joseph und Dudu die sich im
Gespräch der Herrin langsam nähern

Stelle mir die Freude vor mit der ein
Puppenspieler Thomas Mann hier den
Dialog von Dudu und Joseph entwirft
Der die biblische Geschichte belebt

Wie Muth des Potiphar Ehefrau ihm
Als älteren Diener des Hauses nun
Auftrug mit Joseph Frieden zu schließen
Um gemeinsam der Sache zu dienen

So solle der ältere den jüngeren der
Ganz fraglos der schönste sei schützen
Hier verwendet Mann wieder die Wendung
Von den sieben Bergen aus dem Märchen

Diese ist auch nicht im ägyptischen Mythos
Verwurzelt oder bekannt sondern aus den
Weniger alten deutschen Märchen was
Den Humor Manns deutlich uns zeigt

Soll diese freche Anleihe bei den
Brüdern Grimm für sein biblisches
Epos diesem Ewigkeit geben oder
Ist es wieder augenzwinkernder Humor

Vermutlich beides wie eine große
Spottlust eines Erzählers der das
Biblische Thema gern komisch erzählt
Der ein lachender Zauberer auch war

Die Lügen werden immer dreister
Haben jedoch teils einen wahren Kern
Nicht überführt zu werden dabei so
Wird schon ein Treffen geplant

Die von einem solchen ausgehende
Gefahr für alle Beteiligten der großen
Verführung legt es nahe zu misstrauen
Was Joseph auch deutlich macht

Den radikalen Kurswechsel nimmt er
Dudu doch nicht ab und äußert dies
Auch so klar gegenüber dem Zwerg
Aber will der Herrin gerne gehorchen

Sie wolle gerne regelmäßig von ihm
Über die Dinge des Hauses als dem
Zuständigen Hausmeier wie Mann 
Die Aufgabe nennt informiert werden

Der Glaube an zumindest einen Teil
Von Dudus Lügen lässt dessen Plan
Besser als erwartet aufgehen was 
Ihn dreist immer weiter gehen lässt

Die Zurückweisung der Freundschaft
Kann er lächelnd weltmännisch nehmen
Solange der Rest der Inszenierung passt
Wie damit die böse Rechnung aufgeht

Wenige Zeilen nur in der Bibel hat
Mann hier zum großen sozialen Drama
Im Haushalt des Potiphar inszeniert das
Im Epos viel über Menschen erzählt 

So die großen Fragen von Religion über
Liebe und gesellschaftliche Stellung
Mit höfischen Intrigen dazu humorvoll
Zu behandeln hat ganz viel Klasse 


Auf der Flucht von Hermann und Ulrike
Im gleichnamigen Roman von Wenzel
Wirft ihnen der Graf erst einen Zepter
Hinterher der dabei zerschmettert wird

Wie er dann doch noch den Bauernrock
Der zur Flucht verkleideten Baronesse
Zu greifen bekommt und diese darum
Trotz Heldenschwüren misslingt ist zu

Komisch beschrieben wie auch der danach
Cholerische Anfall des Grafen den erst die 
Gräfin mit gespielter Unterwürfigkeit wieder
Ausbügeln kann zum dann besseren

Nun soll Ulrike nach Leipzig und Heinrich
Ist lebenslänglich vom Grafen verbannt bis
Sich alles wieder beruhigt hat zeigt die
Situation doch fein absolutistische Willkür

Ein wenig immer übertrieben teils fast
An eine Komödie schon erinnernd hat
Wezel zugleich noch vor der Revolution
Eine deutliche Kritik geschrieben

Dieser Spott über den Absolutismus
Lokaler Fürsten die nur Grafen waren
Zeigt sich an den Begriffen Herrschaft
Statt der Land verwendet wird

Der Graf will Henrich aus seinem Land
Verbannen dass er nicht mal hat als
Graf nur im Besitz einer Herrschaft 
In der er aber richterlich auch urteilte

Diese feine Unterscheidung der im
Reich gültigen Strukturen der Macht
Bei zugleich Spott über die Anmaßung
Des durch Lügen gelenkten Grafen 

Zeigen den aufklärerischen Anspruch
Der nur scheinbar komischen Geschichte
Die doppelbödig doch viel Humor zeigt
Welcher tiefer geht als der Klamauk zeigt


Am Bett seines Freundes Josto der
Mit halbem Gesicht und nur einem Bein
Heimkehren durfte erfährt Gavino mehr
Über den Wahnsinn seines Bruders

Wie diese bewusste Momenten haben
Dann aber wieder dahin dämmern ganz
Ohne Hoffnung auf Heilung nicht tot
Aber auch nicht mehr lebend sind

Nach diesem längeren Vorspiel endlich
Gibt Josto ihm einen Umschlag mit
Seinem Namen darauf und er fragt sich
Was er den Eltern erzählen kann

Der Bruder lebt aber ist nicht mehr
Ist wahnsinnig geworden während
Die Massen niedergemetzelt oder 
Würgend im Giftgas erstickten

War dieses Dasein eine Freude
Weil das eigene Kind noch lebt
Oder eine Schande eigentlich doch
Von dem lieber keiner wissen will

Wäre ein Heldentod leichter für die
Eltern zu verkraften als der Wahnsinn
Des geliebten klugen Sohnes der
Manchmal nur wusste wer er war

Es sind diese großen existentiellen
Fragen die Marcello Fois in seinem
Roman Mercede und der Meisterschmied 
So stark in die Geschichte einbaut

Ein sardischer Roman steht auf dem
Pappschuber der Anderen Bibliothek
Ein Familienepos wäre auch in treffend 
Für diese große Stück Literatur

jens tuengerthal 29.4.25

Postnational

Postnational

Die Pläne zur Annexion von
Kanada und Grönland weckten
Den jeweiligen nationalen Geist 
Gegen die Großmacht USA 

Doch wären Vereinigte Staaten
Von ganz Amerika nicht eine
Große Chance für alle dabei
Statt nationaler Kleinstaaterei

Nationen sind ein Unsinn der
Seine große Anziehungskraft
Erst mit der in Romantik erreichte
Ohne darum vernünftig zu werden

Sie bedienen ein bloßes Gefühl
Das sich nach Gemeinsamkeit
Mit anderen ähnlicher Art sehnt
Wird so leicht instrumentalisierbar

Nationen und Grenzen sind nichts
Irgend natürliches sondern ein nur
Ersatz zur Kompensation eigener
Minderwertigkeitskomplexe meist

An den Rändern zerfleddern sie gern
Jede Abgrenzung bleibt willkürlich was
Das Projekt der Annektion des ganzen
Amerikanischen Kontinents künftig

So spannend wieder macht auch wenn
Trump noch das Gegenteil spielt wären
USA von Feuerland bis zur Arktis ein
Geradezu unschlagbarer Kontinent 

Die alten Kolonien Europas könnten
Vom europäischen Vorbild lernen wie
Ein Staatenverbund demokratisch geht
Damit alle davon profitieren können

Auch Putin mit seinen sowjetischen
Feuchten Träumen sucht eigentlich
Ein postnationales Gebilde das wie 
Europa erfolgreich funktionieren würde

Wir können die Narren bekämpfen
Die in Moskau oder Washington über
Nationale Größe noch schwadronieren
Oder sie postnational lieber umarmen

Die EU ist das erfolgreiche Modell einer
Demokratischen Integration zu einem
Starken Wirtschafts und Kulturraum
Dessen Identität synchron wächst 

Postnational funktioniert weltweit wie
Grenzenlos effektiv dabei schafft nach
Gemeinsamen Vorbild die Integration
Welche zum ewigen Frieden uns führt

Das neue postnationale Konstrukt
Mit geteilten Prinzipien für Märkte 
Welche Freiheit und Demokratie
Im Schlepptau bringen ist es dann

Europa ist nicht die Welt sondern
Nur ein kleiner nördlicher Zipfel davon
Aber seine postnationale Konstruktion
Hat mehr Zukunft als vereinte Nationen

jens tuengerthal 29.4.25

Wahlhelfer

Wahlhelfer

Die Liberalen gewannen in Kanada
Dank Donald Trump die Wahlen so 
Stärkten dessen Pläne zur Annektion
Der nördlichen Nachbarn eine längst
Abgewählt geglaubte Regierung die
Ihren Sieg dem nationalen Stolz der
Kanadier verdanken die aber nun
Nicht national konservativ wählten
Sondern eher liberal progressiv
Hauptsache nur gegen Trump
Der erfolgreich seine Gegner stärkt
Wie kein Mensch mit Anstand noch
Einen Tesla je fahren wird ohne sich
Als Nazi beschimpft zu sehen weil
Stimmungen die Welt verändern
Manchmal auch zum Guten als
Reaktion auf zuviel Lärm

jens tuengerthal 29.4.25

Stromausfall

Stromausfall

Der südliche Stromausfall hatte
Vermutlich viele Gründe sicher
Nur ist Erneuerbare waren es
Die den Wiederaufbau sicherten
Schlimmeres verhindern konnten
Was nachdenklich alle machte
Die nicht nur Monopole verteidigen 
Also auf Dezentralisierung mit 
Erneuerbaren Energien zu setzen
Die Atomkraftwerke boten keinen
Schutz mussten sogar anstatt mit
Diesel Aggregaten gekühlt werden
Was uns wieder deutlich zeigt die
Zukunft und Stabilität ist Grün
Wer auf anderes setzt hat keine
Wie zu viele alte Männer noch
Die dem Klimawandel voraus 
Sterben werden

jens tuengerthal 29.4.25

Liebeshoffnung

Liebeshoffnung

Hoffnung auf Liebe 
Vertraut bloßen Gefühlen
Als wären sie was

jens tuengerthal 29.4.25

Morgengrauen

Morgengrauen

Grauenvoll beginnt
Was ebenso endete
Schon perspektivlos

jens tuengerthal 29.4.25

Erwachen

Erwachen

Erholt erwachen
Statt ewig erschöpft kämpfen
Ein Traum im Alter

jens tuengerthal 29.4.25

Musenlos

Musenlos

Ein Dichter ohne Musen ist
So stumm wie tot vermutlich
Außer er ist selbstverliebt genug
Sich in Versen zu vergöttern
Woran es mir völlig mangelt
Was einigen seltsam genug
Sogar zeitweise gelang doch 
Ist dies Tun für andere meist
Völlig uninteressant dabei
Was der einzig vernünftige
Grund ist der noch blieb sich
Weiter mit Frauen abzugeben
Ohne zu wissen wie es umgekehrt
Für das eine oder andere Geschlecht
Sich gerade passend anfühlt
Sehen wir also von ästhetischen
Oder sexuellen Fragen ab 
Die schnell gewöhnlich werden
Wie von großen Gefühlen
Die ohnehin selten oder nie
Vernünftig gewesen sind
Warum Liebe niemals ein
Vernünftiger Grund sein wird
Sich mit anderen zu beschäftigen
Wie der sicherste Weg in die
Emotionale Abhängigkeit was
Liebe erfolgreich ausschließt
Warum es ohne Musen wohl
Keine Zukunft mehr gibt
Zumindest für Liebeslyrik 
Was bei den Dichtern die mit
Liebe dichten irgendwie alles ist
Zu vollständiger Erledigung führt
Die dann schon wieder egal ist
Weil ja schon nichts mehr blieb 
Denke ich und muss lächeln
Über alles oder nichts

jens tuengerthal 29.4.25

Montag, 28. April 2025

Lektürentagebuch 28.4.25

Lektürentagebuch 28.4.25

Von fruchtloser Pfändung gelesen
Bei Franz Hessel unter genau diesem
Titel auch ganz passend dabei wie ihn
Ein staatlicher Vollstreckungsbeamter

Zur Einziehung der Kirchensteuer
Besucht aber dann doch nichts pfändet
Weil so vieles doch geschützt ist wie
Die beiden ins Gespräch kommen

Er den schwer berlinernden schlichten 
Mann auf seiner Pfändungstour begleitet
Manches über die Nachbarschaft lernt
Wie diesen fruchtlos beamtischen Beruf

Sehr fein beobachtet Hessel dabei die
Umstände der Pfändung wie die eher
Nachsichtige Anschauung des Beamten
Der auch nur seine Pflicht halt erledigt

Viel in der Stadt noch herumkommt 
Früher auch Straßenbahn mal fuhr
Als die Fahrt noch 10 Pfennige kostete
Heute bei 20 lieber doch alles läuft

Am Ende ließ er sich noch zum Bier
In der nächsten Eckkneipe verführen 
Wo er noch tragische Geschichten
Aus der Laubenkolonie erzählt

Hier wurde Hessel wieder zum
Flaneur des Alltags den er als
Liebevoller Beinbacher begleitet
Die Pfändung menschlich macht


Wie grauenvoll sind die Schrecken
Des Krieges die Marcello Fois in
Mercede und der Meisterschmied so
Schmerzhaft treffend beschreibt

Von Gespräch das Gavino mit Jostu
Der ohne ein Bein und mit nur noch
Halbem Gesicht heimkehrte aus dem
Kampf gegen die Österreicher führt

Wie er einmal als sie ihn das erste mal
Mobilisierten Luigi Ippolito in einem
Gespensterhaften Trupp von bereits Wahnsinnig gewordenen noch sah 

Erzählt vom Schrecken der Schlacht
In der die Österreicher Giftgas noch
Einsetzten das nach Stall einfach roch
Wie dann 60.000 einfach verreckten

Es ist ein einziges Grauem für einen
Kampf nur um wenige Meter der an 
Die von den Russen überfallene Ukraine
Voller Mitgefühl wieder denken lässt

Warum tun Menschen sich dies an
Wo verläuft die Grenze vom längst
Wahnsinn zur gerade noch Vernunft
Wie lange bleiben wir Menschen dabei

Es ist schwer erträglich diese Seiten 
Aus dem Wahnsinn des Krieges der
Den Bruder wahnsinnig machte länger
Zu lesen und Leben so zu ertragen

Betrachte es nur von außen in der
Ferne denke an meinen damals
Noch jungen Urgroßvater der als
Schuldirektor vor Verdun fiel

Auch dort wie in den Alpen einst
Stellungskrieg um Zentimeter der
Berge von Leichen produzierte die
Keiner der Angehörigen sehen musste

Leben diese beiden großen Gemetzel
Aus dem 20. Jahrhundert noch in in der
Erinnerung von uns glücklich dabei
Spätgeborenen weiter nach

Leugne den psychoanalytischen Unfug
Lieber als einfache Erklärungen zu suchen
Merke wie wütend all dies mich macht 
Lebe leidend auf diesen Seiten mit

Warum ich es weiter lesen statt einfach
Dieses Grauen zu überspringen oder
Ein wenig zu pausieren frage ich mich
Vermutlich weil es gut geschrieben ist

Vielleicht auch um lesend das Grauen
Endlich zu überwinden wieder in dann
Lichtere Zeiten zu kommen die endlich
Zumindest eine Perspektive bieten


Langsam nähert sich das erste Jahr
Auf dem Zauberberg der Vollendung
Es sind die längsten Tage des Jahres
Ohne dass dies den Ablauf änderte

Mahlzeiten Spaziergänge Liegekur
Alles folgte dem immer gleichen Lauf
Nun trägt Hans Castorp wieder die
Gleichen Anzüge wie zu Beginn

Die Arme voller Blumen kehrt er
Von den kleinen Spaziergängen heim
Es sind Sommerblumen die ihn auch
Als kleiner Strauss zur Ankunft begrüßten

Mit Handbuch von Linné und mehr
Beginnt Hans zwischen Loggia und
Zimmer zu botanisieren zum
Spott seines Vetters Joachim

Sehr anschaulich beschreibt Mann
Dabei die Betrachtung der sinnlichen
Fortpflanzungsorgane der Blumen die
Menschlichen ja nicht unähnlich sind

Ohne es auszusprechen zeigt schon
Die Art der Beschreibung voller Lust
Wie nah der Sex der Blumen dem 
Menschlichen doch in ganz vielem ist

Dies alles beschreibt Thomas Mann
Mit einem lächelnden Humor der
Auch deftig sexuelle Anspielungen
Etwa zur Konsistenz des Schleims

Mit solcher Eleganz dabei bloß über
Die Blumen der Bergwelt referierend
Dass es für Freunde des großen
Literaten eine lachende Freude ist

Bei Mann ergießt sich niemals
Wie bei Henry Miller das Sperma
Gleich eimerweise noch ist der Sex
Konkret ein Thema dafür indirekt

Die Botanik und die Fortpflanzung
Der Blumen die der menschlichen
Begattung nicht ganz unähnlich ist
Lädt zu diesem Spiel wunderbar ein

Wer weiß wo und wie wann kann
Auf jeder Wiese Blümchenpornos sehen
Bei denen offen sich voller Lust
Einander zweckfrei hingegeben wird

Blumen zeigen ihre Geschlechtsorgane
Ohne alle Scham ganz offen werden
Vielleicht dafür von uns so bewundert
Unklar ob Damen sie darum so lieben

Diese feine Sinnlichkeit bei Mann
Welche die Natur als Spiegel nimmt
Schafft es über Sex zu schreiben
Während sie über Blumen berichtet

Dies ohne das sexuelle außer im
Pflanzenreich auch nur zu erwähnen
Was soviel Humor wie zugleich auch
Hohe Kunstfertigkeit dabei zeigt. 

jens tuengerthal 28.4.25


Nichtstunbezahlung

Nichtstunbezahlung

Eine ehemalige Programmdirektorin
Des RBB lässt sich ihr Nichtstun gut
Bis zum Lebensende vergolden und
Bekommt so bei ihrer vermutlichen
Lebenserwartung acht Millionen noch
Für gar nichts wie sie es einst vertraglich
Mit dem Sender vereinbart hat was
Dieser nun empört einstellen wollte
Weil Nichtstun nicht bezahlt wird
Im ordentlich fleißigen Deutschland
Worüber die Bild natürlich empört
Den aufgeregten Lesern berichtete
Finde das viel Lärm um Nichts aber
Ein Land was Millionen für Nichtstun
Ausgiebt wunderbar sympathisch
Melde mich auch dafür an als stets
Fleißiger armer täglicher Poet
Wozu zahlen denn alle Gebühren
Da ist ein wenig Punk und Chaos
Doch hoffentlich mit drinnen 
Denk ich und freu mich wenn
Nicht alles ordnungsgemäß läuft
Und Gerichte das bestätigen
Damit nicht jeder nur seinen
Berechenbaren Wert hat ist das
Auch mal acht Millionen wert

jens tuengerthal 28.4.25


Wendepunkte

Wendepunkte

Wendepunkte werden gerne
Verkündet wie gefordert damit
Endlich alles anders wird weil
Sich bekanntlich alles ändern muss
Damit es bleibt wie es immer war
Wie Tancredi zu seinem Onkel
In Lampedusas Leopard weise sagte
Dazwischen balancieren wir in der 
Leben genannten Versuchsreihe
Als blinde Narren die zu gerne
Ihre Meinung für Wahrheit halten
Ohne je zu wissen warum

jens tuengerthal 28.4.25

Bewährungschance

Bewährungschance

Überall wird nun über das künftige
Kabinett des noch nicht gewählten
Möchtegern Kanzlers Merz geredet
Dabei sind alle im Urteil sicher was
Mehr auf deren Persönlichkeit als
Auf sonst Umstände schließen lässt
Einige empört der Kulturstaatsminister
Der gar kein Minister eigentlich ist
Aber sicher dass Gegenteil der noch
Amtierenden Claudia Roth was doch
Zumindest den Diskurs belebt dafür
Wird die designierte Ministerin für
Wirtschaft von vielen gelobt die
Sonst gerne zweifeln und ich
Enthalte mich gerne dazu völlig
Jede bekommt ihre Bewährungschance
Jeder Typ natürlich auch seine
Sage darum gerne mal nichts
Was noch nicht gewählte als
Vielleicht Minister taugen könnten
Halte alles dazu vorab eher für
Geschwätz als je brauchbar
Genieße es nichts zu meinen

jens tuengerthal 28.4.25

Liebeserzählung

Liebeserzählung

Liebe erzählen
Lässt alte Geschichten viel
Schöner erscheinen

jens tuengerthal 28

Erlesen

Erlesen

Manche erleben
Große Abenteuer selbst
Erlese sie wenn

jens tuengerthal 28.4.25

Teebeginn

Teebeginn

Tage mit einer
Teetasse zu beginnen
Bleibt bester Anfang

jens tuengerthal 28.4.25