Montag, 10. Juli 2023

Zeitsucher


"Die wirkliche Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu erforschen, sondern darin, altes mit neuen Augen zu sehen!"

"Das wahre Leben, das einzige von uns wahrhaft gelebte Leben, ist die Literatur."

"Aus dem Umstand, dass mittelmäßige Menschen oft arbeitsam sind und die intelligenten oft faul, kann nicht geschlossen werden, dass Arbeit für den Geist eine bessere Disziplin sei als Faulheit."

"Das Lesen liegt an der Schwelle des geistigen Lebens; es kann uns darin einführen, aber es ist nicht dieses Leben."

"Wer liebt, ist so argwöhnisch, daß er auf der Stelle eine Lüge wittert."

"Ein Buch ist ein optisches Instrument, das der Autor dem Leser reicht, damit er sich selber klarer zu sehen vermöge."

"Die Gewohnheit ist eine zweite Natur: sie hindert uns, die Enge kennenzulernen, deren Grausamkeiten und deren Zauber sie nicht hat."

"Die Kraft, die am häufigsten pro Sekunde die Erde umkreist, ist nicht etwa die Elektrizität, sondern der Schmerz."

"Unser Glaube, daß ein Wesen an einem unbekannten Leben teilhat, in das unsere Liebe uns mit hineintragen würde, ist unter allem, was die Liebe zu ihrer Entstehung braucht, das Bedeutungsvollste, demgegenüber alles andere nur noch wenig ins Gewicht fallen kann."

"Überlassen wir die schönen Frauen den phantasielosen Männern."

"Nichtverliebte Menschen können nicht verstehen, wieso ein intelligenter Mann wegen einer ganz gewöhnlichen Frau leiden kann. Das ist, als ob man überrascht ist, daß jemand der Cholera zum Opfer fällt wegen einer so unbedeutenden Kreatur, wie es der Comma-Bazillus ist."

"Die Liebe ist etwas ganz Persönliches. Wir lieben nicht ein wirkliches Wesen, sondern eines, das wir uns selbst erschaffen haben."

"Wir bringen es zwar nicht fertig, die Dinge unseren Wünschen entsprechend zu ändern, doch ändern sich mit der Zeit unsere Wünsche."

"Das einzige, was noch schwieriger ist, als ein geordnetes Leben zu führen: es anderen nicht aufzuzwingen."

"Das einzige Paradies ist das verlorene Paradies."

"Ein jeder nennt die Gedanken klar, die den gleichen Grad der Konfusion haben wie seine eigenen."

"Pessimisten sind die wahren Lebenskünstler, denn nur sie erleben angenehme Überraschungen."

"Die Sehnsucht läßt alle Dinge blühen, der Besitz zieht alle Dinge in den Staub."

"Versuche stets, ein Stückchen Himmel über deinem Leben freizuhalten."

"Wenn ein Mann über eine Frau nachzudenken beginnt, gehört er ihr schon halb."

"Die Ausnahmen von der Regel machen den Märchenzauber des Daseins aus."

Marcel Proust

Zeitsucher

Am 10. Juli 1871 wurde in Paris der Autor
Valentin Louis Georges Eugène Marcel
Proust geboren sein Vater war ein
Katholischer Arzt seine Mutter entstammte
Einer jüdischen Bankiersfamilie er kam in
Auteuil zur Welt dem noblen Viertel nahe
Dem Bois de Boulogne mit neun Jahren
Erlitt Marcel seinen ersten Asthmaanfall
Ab 1882 besuchte er das Lycée Condorcet
Fand dort Freunde aus bekannten Familien
Wie Bizet oder Dreyfuss wobei Alfred der
Später die gleichnamige Affäre auslöste
Ein Freund von Marcel war als er sich in ein
Adeliges Mädchen verliebt bekommt er
Zugang zu den Salons der Oberschicht
Nach dem Lycée meldete sich Proust
Freiwillig für ein Jahr zum Militär um der
Einziehung auf vier Jahre zu entkommen
Nach einem Jahr schrieb er sich an der
Juristischen Fakultät ein und besuchte
Vorlesungen von Henri Bergson mit dem
Er weitläufig verwandt war  in Literatur und
Philosophie wobei dessen an der
Wahrnehmung orientiertes Konzept der
Zeit Einfluss auf Proust gehabt haben
Dürfte seine regelmäßigen Besuche in
Den Salons der Großbourgeoisie machte
Ihn zu einem Kenner dieses Lebens
Das er für Le Figaro beschrieb was ihm
Den Ruf eines Hofberichterstatters unter
Den Journalisten seiner Zeit einbrachte
Prousts Bewunderung für die Haute volée
Hatte ironische bis zu komische Züge
Ab 1895 trat er eine unbezahlte Stelle als Bibliothekar in der Bibliothèque Mazarine
An bei der er mehr durch Abwesenheit 
Glänzte nachdem er bereits sein
Juristisches Studium ohne ein Examen
Abschloss aber irgendwo doch noch
Eine License en lettres erhalten hatte
Nun kamen erste Romanprojekte und
Ein Duell mit einem Kritiker der ihn
Öffentlich der Homosexualität zieh
Nach dem Tod seines Vaters 1903
Wie zwei Jahre später seiner Mutter
Verfiel Proust in eine schwere Depression
Mietete ein Zimmer in Versailles das
Er für fünf Monate nicht verließ
Proust hatte von seiner Mutter aber
Ein kleines Vermögen geerbt und war
Nun finanziell unabhängig begab sich
Im Dezember 1905 zur Behandlung
Seiner Nervenschwäche in das
Sanatorium Boulogne-Billancourt
Ab Dezember 1906 lebte Proust am
Boulevard Haussmann 102 wie im
Sommer in Cabourg und Trouville
Ab 1909 zog er sich von der Welt
Zurück und begann sein Hauptwerk
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Als im Mai 1914 sein Chauffeurs wie
Sekretär und engster Vertrauter Agostinelli
Mit dem Flugzeug abstürzte fiel Proust
Erneut in eine schwere Depression
Woraus ihm erst seine Haushälterin
Céleste Albaret befreien konnte die
Auch zur Vertauten dabei wurde wie
Die Manuskripte sortierte in denen
Marcel sich zu gerne noch verlor
Er zog dann 1919 noch einmal um
An den Wohnsitz den er bis zu seinem
Tod nicht mehr wechselte und erhielt
Für den zweiten Band von la Recherche
Den Prix Goncourt im Dezember und
Wurden ein Jahr später zum Ritter
Der Ehrenlegion erklärt in den Jahren
Von 1920 bis 1922 erschienen vier
Weitere Bände bei Galimard als Proust
Im Mai 1921 eine Ausstellung besucht
Erleidet er wie seine Romanfigur in
Band V einen Schwächeanfall vor
Vermeers Ansicht von Delft auch
Wenn das Bild beeindruckend sein mag
Weist diese Reaktion auf ein höchst
Sensibles Temperament hin das der
Romanist Ernst Robert Curtius als
Einer der ersten in Deutschland als
Ganz große Begabung erkannte wie
Im Briefwechsel ab März 1922 hoch lobte
Am 18. November 1922 verstarb Proust
Im Alter von 51 Jahren an einer 
Lungenentzündung nach dem Tod
Seiner Eltern hat er seine Homosexualität
Relativ offen ausgelebt wobei er auch
Immer wieder für Frauen schwärmte
Besonders wo diese verheiratet oder
Sonst für ihn unerreichbar waren
Sich die Zeit zu nehmen um in das
Große Werk der Suche nach der
Verlorenen Zeit einzutauchen ist ein
Immer wieder wunderbares Experiment
Was ich seit über 25 Jahren ganz
Regelmäßig betreibe weil sich
Dabei jenseits aller Mafeleines
Endlos Zeit finden lässt die ein
Literarischer Gewinn immer ist

jens tuengerthal 10.7.23

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