Lektürentagebuch 1.12.25
Im Zauberberg von Thomas Mann
Wurde Joachim nun Bettlägerig als
Er auch passierte Kost und Brei
Nicht mehr alleine essen konnte
Der Hofrat ordnete Flüssignahrung
Wie strenge Bettruhe an noch auf
Den letzteren Spaziergängen davor
Mit seinem Vetter Hans Castorp
Hatte Joachim den Arm von Hans
Der ihn an kritischen Stellen stützte
Sobald wie möglich abgeschüttelt
Um nur ja Haltung zu bewahren
Hans hatte bemerkt wie dessen
Augen trüb wurden und der Blick
Sich eher senkte doch noch war er
Nur leicht gelblich statt braungebrannt
Am letzten Abend vor der dann
Finalen Bettruhe sucht er noch mal
Im Musikzimmer das Gespräch mit
Der hochbrüstigen lachenden Marusja
Sie saß im Schaukelstuhl den er so
In der Schräge hielt dass sie ihn
Direkt anschauen musste und Hans
Hielt von diesem Abschied Abstand
Mit Beginn der Bettlägerigkeit schreibt
Hans der Familie dezent und höflich
Dass es Joachim gut täte wenn nun
Seine Mutter käme was dazu auch
Hofrat Behrens für geboten hielte
Worauf Luise Ziemßen drei Tage
Später eintrifft und von Hans mit
Dem Schlitten dazu abgeholt wird
Welches Gesicht er sich dafür
Zurechtlegte und wie er direkten
Fragen der Tante auswich beschreibt
Mann mit dezenter Ironie dabei
Am Bett von Joachim mit der Mutter
Welche dessen dürre gelbliche Hand
Hielt bemerkte nun auch Hans dass
Dieser nun ein Moribundus war
Abgemagert und ohne alle Kraft
Ertrug er nur noch den Rest der
Ihm am Leben blieb und hatte
Nicht mal die Kraft zu lächeln
Seine Mutter aber entwickelte
In seiner Nähe Löwenkräfte
Die alle für ihren Sohn tun wollte
Ohne wirklich helfen zu können
Zwei Briefe in den Buddenbrooks
Gelesen am 2. August 1846 schreibt
Konsul Buddenbrook einen solchen
Mit klugen Ratschlägen an Thomas
Zum Besuch von Christian bei ihm
Der ja nun in London auch noch
Kaufmann werden will nachdem
Es mit der Wissenschaft nichts war
Erfreut zeigt sich der Vater von den
Erfolgen seines Sohnes in Amsterdam
Der von Lohnerhöhung berichtete
Rät ihm weiter fleißig zu bleiben
Auch einen guten Draht zu seiner
Patronin solle er aufbauen der ihn
In Notfällen sehr gut tun könnte
So wäre seine Erfahrung gewesen
In Inhabergeführten Geschäften ist
Die Frau des Chefs eine wichtige
Persönlichkeit für den eigenen Erfolg
Auch soll er nach einer Braut schauen
Berichtet vom Besuch bei Tony die
Im fünften Monat schwanger wäre
Wo aber alles sehr gut aussähe
Wie der Doktor ihm versicherte
Besorgt über dessen Gesundheit der
Von einer nervösen Störung sprach
Erzählt er von seiner Kur damals die
Er sich nur ungern nun leisten würde
Erwähnt dabei die unruhigen Zeiten
Was 1846 also politisch im Vormärz
Kommende Ereignisse andeutet die
Revolution quasi schon vorwegnimmt
Die Geschäftsideen des Sohnes sieht
Der eher konservative Vater mehr als
Kritisch er solle doch bitte bei allem
Den Grundsatz der Firma beachten
Danach soll er nur des Tags solche
Geschäfte machen dass er auch
Des Nachts gut schlafen könne
Was ihm immer geholfen habe
Zwar wären inzwischen andere
Die diese Grundsätze nicht ehrten
Erfolgreich wie Strunck & Hagenström
Er hoffe auf das Erbe der Mutter
Auch die vielen ihm nun vom Senat
Übertragenen Aufgaben weiter für die
Finanzen und die Stiftungen forderten
Gerade seine volle Aufmerksamkeit
Verabschiedet sich mit zahlreichen
Namentlich aufgezählten Grüßen wie
Dem Wunsch er möge arbeiten beten
Und sparen was ein feiner Witz ist
So legt Thomas Mann dem frommen
Konsul den Wahlspruch der Mönche
Ora et labora der die Ordensregel
Der Benediktiner ist in den Mund
Dieses ergänzt um Sparsamkeit was
Den tief gläubigen Finanzsenator von
Lübeck eher zeigt als den gerissenen
Geschäftsmann den es nun bräuchte
Nicht umsonst schreibt er seien die
Geschäfte nicht mehr gewachsen
Seit dem Tode des Großvaters was
Zeigt wohin Frömmigkeit nur führt
Zumindest geschäftlich scheint es
Nur seriös weniger aussichtsreich
Spannend aber ist dass der einst
Mönchische Zweiklang hier zum
Dreiklang mit Sparsamkeit wird
Was die merkelsche Gebetsmühle
Also schon früher aktuell machte
Die durch Sondervermögen ersetzt
Was zum Glück die Firma führt
Ob für öffentliche Finanzen nun
Anderes gelten muss als für Firmen
Scheint gerade wieder spannend
Während ein mafiöser Makler nun
Die größte Volkswirtschaft wie eine
Private Firma führt ohne dabei die
Fragen der Zeit irgend zu verstehen
Zeigt sich wie aktuell Buddenbrooks
Auch 125 Jahre nach dem Erscheinen
Immer noch sind und wie genial Mann
Ihr Scheitern mit eingebaut hat schon
Der zweite Brief in diesem Kapitel
Ist von Bendix Grûnlich diesmal vom
13.. Oktober 1846 der damit seinen
Schwiegereltern die Geburt mitteilt
Vor einer halben Stunde erst sei Tony
Niedergekommen aber Mutter und
Kind seien wohlauf schreibt hier der
Sichtlich aufgeregte junge Vater
Tony ist sogar schon wieder so fit
Dass sie den Brief noch um ein PS
Zur Namenswahl ergänzt bei der sie
Mit G. also Grûnlich nicht einig sei
Mit ganz wenig deutet Mann hier
Im formalen Schreiben an seine
Schwiegereltern schon vieles an
Was Grünlich genau charakterisiert
So wird die erzählte Handlung des
Romans durch Briefe ergänzt die
Wichtiges über das Leben erzählen
Ohne den Ort verlassen zu müssen
Geballte Information zum Verständnis
Die nicht direkt erlebt so aber noch
Indirekt so erzählt wird ist ein guter
Trick die Handlung voran zu bringen
Zusätzlich charakterisieren beide
Briefe noch ihre Verfasser die sich
Auf ganz typische Weise zeigen was
Den größeren Kontext herstellt
Ein wirklich genialer Schachzug
Der Abwesende wie hier Thomas
Oder Christian einbezieht ohne
Den Ort der Handlung zu verlassen
Auch das Ende von Grünlich deutet
Sich im Staunen des Konsuls an
Über die viele Zeit die er ihnen noch
Widmet ergänzt um sein Bedauern
Dass er seine Schwiegereltern die
Duchamps in Hamburg nicht mehr
Besuchen konnte auf deren Erbe
Er ganz Kaufmann für die Firma hofft
Sich um das Erbe bemühen wollen
Aber keine riskanten Geschäfte für
Die Firma wagen und den Sohn zu
Ora et labora mit Spaten zu mahnen
Das zeigt eine Familie die ziemlich
Nah am Abgrund schon steht über
Den sie sich bei Grünlich empört
Wie manche Grenzen hier fließen
Es sind diese Kleinigkeiten auch die
Beim ersten Lesen kaum bemerkt
Eine wirklich geniale Komposition
Des ganzen Romans hier zeigen
Welch Freude ist es sie nun bei
Der zweiten Lektüre zu genießen
Wie alle Werke Thomas Manns
Mehrfach gelesen werden sollten
Dies auch den Humor zu sehen
Der noch die unmöglichsten Szenen
Mit einer großen Komik verbindet
Sogar dem Tod lächelnd begegnet
Auch wenn es heute gerade noch
Modisch ist Thomas Mann zum
Jubiläum als verklemmten Schwulen
Zu offenbaren zählt sein Humor allein
Jeder der Mann ausgiebig las weiß
Um diese Neigungen die er selbst
Oft genug noch verspottet im Werk
Aber er macht sich über sich lustig
Die sexuellen Offenbarungen auf
Regenbogen Niveau sollen uns einen
Humorlosen verklemmten Schwulen
Zeigen der darum so schrieb
Wer Mann verstehen will sollte sich
Auf sein Werk konzentrieren statt
Wie Illies im Dreck zu wühlen ohne
Je den großen Humoristen zu sehen
Thomas Mann ist der komischste
Unter den deutschen Schriftstellern
Merkt nur kaum einer weil alle lieber
Über ihn statt ihn selbst lesen
Die kurzen Abschnitte heute zeigen
Wieder den grandiosen Humoristen
Darüber sollte geforscht werden denn
Deutsche die über sich lachen können
Sind eine wirklich seltene Spezies
Den meisten Biographen offenbar
Völlig unvorstellbar die sich lieber
Über Mann schreibend lustig machen
Der Spott über die eigene Familie mit
Viel Humor wie über sich selbst dabei
Als völlig unfähigen Kaufmann der nur
Künstler werden konnte zeigt es uns
Der Humor im Werk Thomas Manns
Wäre ein wichtiges Thema für die
Zukunft vielleicht lernen Deutsche
Von ihm auch über sich lachen
Dann würden mehr Thomas Mann
In seiner komischen Tragweite als
Autor endlich verstehen lernen statt
Nur spießig Abgründe zu suchen
Diese Skandal-Biographien zeigen
Vor allem humorlose Autoren die den
Witz bei Thomas Mann nicht sehen
Weil er zu vornehm dezent für sie ist
Damit sind llies & Co nur Offenbarung
Des schlichten Wesens der Verfasser
Die besser für Bild oder Bunte künftig
Schrieben statt je wieder Biographien
Werde weiter für den Humor bei
Thomas Mann als komischsten
Deutschen Autor kämpfen ohne das
Sonst obligatorische Schenkelklopfen
jens tuengerthal 2.12.26