Freitag, 11. Oktober 2024

Feierfreitagsriesling

Feierfreitagsriesling

Den ersten Freitag wieder fit genug
Um rauszugehen genieße ich den
Riesling im Crossroads an der üblichen
Kreuzung und staune erstmal wie leer

Es dort kurz vor elf noch war doch kaum
Nahm der Flaneur seinen Platz auf der
Kinobank inmitten ein kamen schon
Zwei Gruppen und ganz schnell

Waren die Plätze überall gut gefüllt
Herren und Damen gemischt sprechen
Verschiedene Sprache und für doch
Noch größeren Umsatz für Tino

Der gleich wieder seinen Platz
Hinter der Bar einnahm um sich
An seine hörbar schüttelnde Tätigkeit
Zu machen während Selma eifrig

Wie korrekt alle bedient mit ihrem
Zauberhaften Lächeln unter Locken 
Wie immer in Kleid und Turnschuhen
Freut sich der Flaneur am Geschehen

Wie den unerwartet vielen die hier
An ihm vorbei flanieren wie sogar 
Ihm gelegentlich ein Lächeln noch
Schenken während der Laden brummt

Da ertrage ich sogar die gerade eher
Heftig krachige Musik die mir sonst
Eher fremd vorkäme doch passt sie
Zur neuen Unruhe die ich als stiller

Flaneur und Beobachter genieße
Feiere so überraschend meine
Weniger überraschende Gesundung
Beim Rheingauer Riesling nun doch

Im überraschend großen Kreis
Genieße die Stammbar mit ihren
Vielen verschiedenen Gesichtern
Die in der Menge verschwimmen

Bedaure nur das Konzert in der
Philharmonie heute noch lieber
Abgesagt zu haben doch ist was
Hier zu sehen ist zumindest eine

Eine Entschädigung was nicht für 
Alles was ich höre gerade gilt
Doch lasse ich mich vom Blick
Verwöhnen der hier reichen soll

Riechen muss ich ja noch nichts
Und der Riesling schmeckt dafür
In gewohnter Qualität heimatlich gut
In der besten aller gerade Wellen

jens tuengerthal 11.10.24

Lektürentagebuch 11.10.24

Lektürentagebuch 11.10.24

Gestern Nacht bevor der Morgen
Graute noch einige Seiten gelesen
Mit Franz Hessel in Paris gewesen
Wie in Hamburg im Zauberberg

Auf den letzten Seiten besuchte
In der Vorschule des Journalismus
Hessel noch einen Jahrmarkt im
Dorf vor Paris und war verzaubert

Mit Begeisterung las ich seine
Beschreibungen der fröhlichen
Menschen auf dem Land wie der
Städter auf Landpartie im Glück

Finde Jahrmärkte eigentlich eher
Gräßlich Volksfeste mit Massen
Die betrunken grölen wie sich an
Vielen Stellen gerne noch drängeln

Zu gräßlicher Musik singend tanzen
Wie sich sonst peinlich benehmen
Als sei das Leben eine Kreuzfahrt
Wie griesgrämiger Abneigung mehr

Mied solche Orte also eher die ich
Als Kind wenn Markt war so liebte
Weil es mir meist zu voll wie zu laut
Dort gewesen ist nichts für Leser

Wie zärtlich liebevoll dagegen der
Blick Hessels auf das Geschehen
Der mich lehrte es anders zu sehen
Als Flaneur von außen voller Lust

Lust an den schönen Momenten
Wie an der Freude der Menschen
Die sich herausgeputzt haben um
Zu sehen und gesehen zu werden

Es ist immer ein Jahrmarkt auch
Der Eitelkeiten wie der Paarungen
Suche nach Zuneigung und Nähe
Wie Freude am kleinen Augenblick

Wie schön kann so etwas mal sein
Als Flaneur und stiller Beobachter
Von außen betrachtet ohne gleich
Ein Teil des ganzen sein zu wollen

Vielleicht sollte ich mal wieder so
Einen Jahrmarkt besuchen statt
Nur darüber zu urteilen wie mir
Gerade eine Geliebte ein Bild

Von sich im Dirndl schickte war ich
Ganz hingerissen auch wenn mir in
Gedanke an Oktoberfeste graust
Sind Damen im Dirndl wunderschön

Vielleicht lohnt manche Schönheit
Sich daran mehr zu freuen als über
Etwas kritisch urteilen zu wollen auch
Wenn das Treiben mir fremd bleibt

Kann immer noch wie Hessel es tat
Nach der Rückkehr nach Paris am
Montmartre im Café Wein genießen
Um dort darüber dann zu schreiben

So kann mehr Toleranz gegenüber
Egal welchem Unsinn der feiert den
Genuss wie die Lust dabei viel eher
Teilen um sich daran zu freuen

So habe ich vom immer liebevollen
Franz Hessel wieder etwas gelernt
Woran ich mich neu freuen kann
Was die Lektüre so dankbar macht

Einige Seiten bis die Augen zufielen
Noch im Zauberberg gelesen der
Noch von Hans heranwachsen in
Hamburg wie seinem Weg erzählt

Wie ein Freund des Großvaters
Genauer der alte Wilms diesem
Rät er solle doch auch Schiffbauer
Werden etwa bei Tunder & Wilms

Dort werde er ein Auge auf ihn
Haben und so studierte Hans
Den Schiffsbau und wollte nun
Nach dem Urlaub dort anfangen

Was ihm mehr lag als so eine
Freiluftkarriere wie sie Joachim
Als Offizier für sich noch plante
Wo ihm doch Arbeit eher fern lag

Doch waren die Verhältnisse des
Ererbten Vermögens nicht so gut
Dass er nicht über Arbeit weiter
Nachdenken noch musste wie

Konsul Tienappel ihm eröffnete
Wenn auch genug um später im
Sanatorium gut leben zu können
Bis alles irgendwann ein Ende hat

Vom Erbe arbeiten oder für Arbeit
Leben um in ihr Erfüllung zu finden
Waren weniger die Alternativen als
Das eben nunmal nötige zu tun

So bleibt Hans durchschnittlich in
Seiner Begabung wie Begeisterung
Doch offen und neugierig dabei aus
Dem nötigen das beste zu machen

jens tuengerthal 11.10.24

Aberglaube

Aberglaube

Aber Glaube hilft
Keinem beim ausfüllen des
Steuerformular

jens tuengerthal 11.10.24

Liebesglaube

Liebesglaube

An Liebe kannste
Glauben oder vergessen
Davon zu träumen

jens tuengerthal 11.10.24

Fußballgläubige

Fußballgläubige

Aufgeregt merken
Fußballgläubige plötzlich
Pöhler verdient Geld

Kloppo keuscher Held
Irrealer Träume vom
Kinderfußball weg 

Gläubige enttäuscht
Andere lachen lieber
Über Gläubige

jens tuengerthal 11.10.24

Bergglaube

Bergglaube

Der Glaube versetzt
Berge glauben Gläubige
Eher wirkt Wetter

jens tuengerthal 11.10.24

Lektürentagebuch 10.10.24

Lektürentagebuch 10.10.24

Heute in drei Büchern lesend gereist
Begonnen mit dem Zauberberg der
Noch in Hamburg gerade spielt
Während Hans in Davos schläft

Weiter mit Franz Hessel in Paris
Flaniert und Begegnungen gehabt
Wie am Ende noch auf einige
Seiten mit Bobkowski auf dem Meer


Erfahren wie gut es Hans Castorp
Beim Konsul Tienappel traf und
Wie er seinen Porter schon zum
Dritten Frühstück nach der Schule

Als Kind auf Anraten des Arztes
Genießen durfte wobei er blieb
Schon in Hamburg gerne rauchte
In Regen und Nebel aufwuchs

Den Hafen wie die Schiffe als
Sein Element als Ingenieur der
Er später werden sollte schätzte
Wer an Mutter statt sich bemühte

Wie korrekt der Konsul auch sein
Reichliches Vermögen anlegte
Wie sich dafür dann als guter
Kaufmann zwei Prozent nahm

Wie er sich schon vor dem Studium
Mit seinem Vetter Joachim Ziemßen
An der zugefrorenen Alster im Café
Auf einen Grog oder Porter trag

Ein gutes normales Leben führte
Wie es typisch für Angehörige der
Hanseatischen Oberschicht ist wie
Mit allem soweit auch zufrieden war

Ungerührt von den Schicksalschlägen
Die mit dem Tod sein Leben prägten
Wuchs er im Flachland so heran um
Zum Urlaub ins Hochland zu fahren

Denke an die noch geschlossenen
Gesellschaftlichen Schichten von
Denen meine Großmutter mir auch
Erzählte was später verloren ging

Ob diese republikanische Egalität
Eher ein Gewinn oder Verlust war
Soll hier nicht erörtert werden doch
Wahren manche Kreise es noch

Achten auf Abstand zu anderen
Die diesen nicht angehören so wie
Sie jene mit Leichtigkeit verbannen
Um etwas besonderes zu bleiben

Ein wenig kannte ich dies Gefühl
Aus der Großfamilie wie auch von
Der Bremer Großmutter die ohne
Dünkelhaft zu sein wusste mit wem

Wuchs wesentlich egalitärer auf
Was die Auswahl nicht immer so
Erleichterte und wenn es dann
Doch einmal passte kam mir dies

Eher so seltsam vor dass ich den
Kontrapunkt gerne noch suchte
Was nicht immer wirklich klug war
Keinen Netzwerker auszeichnet

Hans Castorp wuchs jedenfalls in
Geschlossenen Kreisen der typisch
Hanseatischen Oberschicht auf die
Dem ähnelten was meine Großmutter

Von sich und ihren Freundinnen wie
Ihrer Reitquadrille im Bürgerpark vor
Dem Krieg noch erzählte wie sich die
Sitten der Hansestädte sehr ähneln

Beim Besuch im Fockemuseum noch
In Bremen zeigte die Großmutter mir
Die Großväter ihrer Freundinnen die
Aussahen wie der alte Castorp auch

Der alte Hamburger Stadtadel hat
Den gleichen Dünkel wie sonstige
Sich für besser haltende Kreise die
In Bremen Understatement spielen


Mit Franz Hessel in Paris ist immer
Schön weil auch seine Art darüber
Zu berichten wie seine Ausreden
Als Flaneur so wunderbar sind

Immer mehr betont er nun aber
Wirklich dieses oder jenes mit
Dem klaren Ziel zu erledigen
Morgen etwas zu schreiben

Heute müsse er doch noch
Gönne er sich einfach weil
Alles doch schon vorbereitet
Ein wenig nur zu flanieren

Die zwei Seiten welche diese
Geschichte auf journalistischen
Spuren nur noch hat lassen wohl
Vermuten dass es dabei bleibt

Die schönste Reportage ist nicht
Eine erlebte Story sondern alles
Das was anstatt nebenbei noch
Passierte so auch erzählt wird

Genau das macht Hessel perfekt
Der Großmeister des nebenbei
Welcher lieber weiter beobachtet
Als sich für eines zu entscheiden

Ein echter Flaneur bleibt stets
In jeder Lebenslage ein solcher
Lässt sich von keinen Aufträgen
Nachhaltig vom Leben ablenken

Wer fleißig sorgsam alles gleich
Erledigt und nichts aufschiebt
Kann am Ende stolz auf sich sein
Wir Flaneure leben inzwischen


Bobkowski an Bord nähert sich
Langsam real dem Wendekreis
Das Wetter wird wärmer wie die
Tage streng gleichmäßig dafür

Vergnügt sich auf gelegentliche
Drinks mit seinem Bekannten
Freut sich diesen so vorzuführen
Dass diesem der Appetit vergeht

Nachdem er vorher noch dessen
Immer so reichliche Freude am
Essen erwähnte musste er sie
Ihm durch bissige Ironie nehmen

Kein guter Zug wie der Autor des
Wendekreises an Bord einige eher
Weniger sympatische Züge zeigte
Was vielleicht daran liegen könnte

Längere Zeit an Bord eines solchen
Dampfers zu sein ist sicher eine der
Unangenehmsten Vorstellungen für
Einen Literaten und Intellektuellen

Nichts läge mir ferner als solch
Eine Kreuzfahrt oder ähnliches
Zur Auswanderung manchmal
Aber sind Hoffnungen seltsam

Es mag seine Ironie sein um mit
Dem Schicksal der dritten Klasse
Lächelnd zu überleben doch bringt
Ihn dies mir nicht wirklich näher

Bin gespannt wie es sich nun
Nach dem Wendekreis entwickelt
Im Gegensatz zur Zeit in Frankreich
War dies alles für Leser eher nervig

jens tuengerthal 10.10.24

Donnerstag, 10. Oktober 2024

Buchwelten

Buchwelten

Buchwelten waren
Immer besseres Zuhause
Als nur Wirklichkeit

jens tuengerthal 10.10.24

Liebesgewiss

Liebesgewiss

Der Liebe gewiss 
Enttäuscht sicher schneller als
Erwartungslos weg

jens tuengerthal 10.10.24

Teestart

Teestart

Tage beginnen
Für Teetrinker genüsslich
Mit etwas Warmem

jens tuengerthal 10.10.24

Erwartungssicher

Erwartungssicher

Erwartungen sind
Ganz sichere künftige 
Enttäuschungen nur

jens tuengerthal 10.10.24

Liebeserstaunlich

Liebeserstaunlich

Staune über die Liebe wie 
Alle Wunder die sie bewirkt
Was dieses magische Gefühl
Mit der gewohnten Welt macht

Verliebt verfärbt sich dann im
Blick den manche rosarot nennen
Andere für himmelblau eher halten
Alles um dich wird ein anderes

Sie kann das gegen jede noch
So schlechte Erfahrung wieder
Blendet alle Vernunft erfolgreich
Berauscht uns wie eine Droge

Dennoch gilt dieser schon oft
Tödlich endende Rausch als
Gesund gut ganz natürlich auch
Sein Wahnsinn als noch normal

Treffend beschrieb Erich Fried
In seinem nun hundert Jahre
Alten Gedicht Was es ist die
Liebe was sie ist als das

Es ist was es ist und jedes
Wort mehr wäre wieder das
Zuviel an der Waage der Liebe
Was wirklich erstaunlich ist

Sie kommt für die Ewigkeit
Soll bitte nie wieder enden
Verschwindet dann spurlos
Am besten ohne Erinnerung

Schaue staune wundre mich
Verstehe die Liebe bis heute
Noch nicht auch wenn sie mir
Näher kam als irgendwer je

Lasse es erstaunlich stehen
Auf neue Wunder gespannt
Von der die wirklich alles kann
Und doch nur ist was sie ist

jens tuengerthal 10.10.24

Lektürentagebuch 9.10.24

Lektürentagebuch 9.10.24

Der langweilige Kranke hat den
Leserinnen wenig neues von der
Lektürefront zu berichten außer
Es sind noch die beiden gleichen

Thomas Manns Zauberberg wie
Franz Hessels Reportage aus Paris
Beide verzaubern mich noch ganz
Wenn auch auf unterschiedliche Art

Warum meine Eindrücke bei der
Lektüre gerade wichtiger sind als
Zu erzählen was dabei geschah
Was die Geschichten mit mir taten

Hessel durch seinen so liebevollen
Blick auf eine Stadt die ich kenne
Die mit der Liebe verbunden ist auch
Für mich auf ganz seltsame Art dabei

Er durchquert Paris allein als
Flaneur und Beobachter besucht
Gelegentlich alte Freunde oder
Trifft frühere Geliebte zufällig nur

Wieviel offener und freier ist damit
Sein Blick als es meiner dort je war
Immer an der Seite wunderschöner
Frauen die dies von sich wussten

Gefühlvoll fand ich sie natürlich
Wenn gemeinsam dem Bett erst
Entstiegen konkurrenzlos schön
Im Rausch der Hormone geblendet

Habe die Pariserinnen darum eher
Griesgrämig zu sehr geschminkt
Ewig gehetzt und nie der Rede wert
Gefunden statt sie zu beobachten

Die Wertung war bedeutend zur
Abgrenzung der Musen bei mir
Sowohl ihret als auch meinetwegen
Ganz zweifellos zu bleiben was

Das Leben in Gegenwart schöner
Damen immer angenehmer macht
Sich vieles erspart was doch nie
Der Mühe sonst wert auch wäre

Drei davon waren Pariserinnen wie
Sicher bildschön und flanierten selbst
Auf Laufstegen für Chanel damals
Was kein intellektueller Ausweis war

Doch waren alle Damen deren Nähe
Der Flaneur in Paris genoss sowohl
Intelligent wie gebildet und dazu noch
Wunderschön zumindest für mich

Neige ein wenig dazu wohl das
Erbe meines seligen Vaters für die
Damen in meiner Gegenwart gerne
Besonders begeistert zu schwärmen

Was den Blick auf alle anderen trübt
Geschuldet den schlechten Augen
Auch so ein Erbe von obigem wirkt
Der eigene Blick gelegentlich starr

Es gab also genug Gründe in der
Gegenwart meiner Grazien lieber
Keine anderen schön zu finden
Was meiner Natur eher fern liegt

Dennoch fehlen mir die einsamen
Spaziergänge durch Paris wie die
Blicke im Café voll liebevoller und
Bewundernder Neugier irgendwie

Sie darum nun mit Franz Hessel
Zu einer wunderbaren Zeit dazu
Erleben zu dürfen ist Glück genug
Muss nichts mehr dort nachholen

Könnte sogar sollte es sich irgend
Zufällig ergeben in Begleitung dort
Spazieren ohne Sorge noch etwas
Verpasst zu haben was ich doch las

Was mich zumindest darin bestätigt
Wie überflüssig gute Lektüre doch
Alles Reisen macht was viel eher
Für Analphabeten nötig nur scheint


Auf dem Zauberberg in aller Ruhe
Vom Sterben und dem Erlebnis des
Todes für den jungen Hans Castorp
Gelesen beim Tod des Großvaters

Damit also im Haus in Hamburg
Nicht in Davos am Zauberberg
Dennoch im so vielfältigen wie
Schönen Zauberberg vertieft

Dieser war nun schon der dritte
Seiner nahen Verwandten den er
Als Kind gerührt aber unberührt
Betrauerte wie es sich so gehörte

Eine gewisse Professionalität im
Umgang mit den Ritualen hilft 
Genug innere Distanz zu behalten
Welche beim Tod besser tut

Bevor er zum dann nächsten Paten
Konsul Tienappel kommen sollte
Erlebt er noch die Aufbahrung des
Großvaters wie den Anblick des Toten

Vom Sterben hatten sie den Jungen
Lieber fern gehalten weil es am Ende
Doch wohl ein hustender Kampf war
Den kein Kind miterleben mehr muss

Wie spannend aus diesen doch
Kindlichen Erlebnissen sich später
Im Sanatorium seine Berufung zum
Besuch moribunder Patienten ergab

Denke daran wie ich gerade erst
Den Tod meines Vaters erlebte
Eigentlich nicht erlebte weil er
In der Kurpfalz starb und ich in

Berlin noch weilte aber auch dort
Nicht das Bedürfnis hatte noch die
Leiche beim Bestatter zu besichtigen
Um von ihm Abschied zu nehmen

So wie Hans Castorp mit dem alten
Fiete im Frack mit Nasenring noch
Am offenen Sarg stand den Toten
Vor sich sah sah ich ihn nie 

Sah genug Leichen im Leben
Gesehen geborgen gewaschen im
Krankenhaus in den Keller gefahren
Ist eben kaltes totes Fleisch mehr nie

Die Auseinandersetzung mit dem
Tod der nahen Angehörigen wie das
Erleben ist für mich als Leser ein
Anderes als zur Zeit erster Lektüre

Wie wirken die Worte auf mich nun
Die mir damals noch fremd waren
Von Beerdigungsritualen erzählen
Wie der Rolle des kleinen Hans 

Selbst älter inzwischen als Mann
War als er den Zauberberg schrieb
Weit von Hans und dem Knaben
Schon lange entfernt und doch

Nun das ein Halbwaise sein
Mit ihm teilen gibt der Lektüre 
Neues Gefühl wie eine andere
Färbung damit die heiter bleibt

Finde das Nichts nicht schrecklich
Was ich selbst davon erlebte als
Das Herz umgefahren stillstand
Ist nicht der Rede wert war nichts

Erlöst von allen Sorgen die mit
Dem erwachenden Bewusstsein
Langsam wieder kommen scheint
Das Ende eher als große Freiheit

Wie schön ist es den Zauberberg
Mit seinen existenziellen Fragen
Des Lebens neu zu lesen wie zu
Sehen was mich davon prägte

Die leicht ironische Distanz auch
Zum Tod der nur mit Würde so
Wie es sich gehört begangen wird
Ist geblieben und lässt gut leben

Spannend ist wie sehr so viele
Gedanken und Worte dabei
Teil meines Denkens wurden es
Sich anfühlt als wäre es von mir

Nicht in der Anmaßung damit dem
Großen Thomas Mann zu gleichen
Sondern sich in seinen Worten so
Ganz vertraut nun wiederzufinden

Wer weiß wie alt ich noch werde
Wieviele Jahre bleiben doch sollte
Noch eine Generation mir bleiben
Wäre nochmalige Lektüre spannend

Vor über dreißig Jahren las ich den
Zauberberg das erste mal noch in
Einer anderen Welt da lebend wie
Sehe ich seine Bilder heute in mir

Klassiker der Literatur und große
Werke wie der Zauberberg sind
Für mehrfache Lektüre gemacht
Lerne ich gerade und genieße es

jens tuengerthal 9.10.24

Mittwoch, 9. Oktober 2024

Literar

Literar

Immer seltener
Wird gute Literatur
Wiederholung hilft

jens tuengerthal 9.10.24

Liebesqualen

Liebesqualen

Liebe quält gerne
Spürbar damit zu bleiben
Alles nur Gefühl

Himmel auf Erden
Mit hohem Preisrisiko
Lohnt eher selten

jens tuengerthal 9.10.24

Handschriftlich

Handschriftlich

Handschrift von Quallen
Ist krakelig natürlich
Gleichen dem Dichter 

jens tuengerthal 9.10.24