Sonntag, 9. März 2025

Lektürentagebuch 9.3.25

Lektürentagebuch 9.3.25

Mit Franz Hessel in seine auch lange
Heimat München gereist und sich von
Ihm die Stadt und ihre Eigenarten im
Liebevollen Ton schildern lassen

Kann als nahezu Ortsfremder wenig
Zu den Details sagen war aber auch
Im von ihm erwähnten Deutschen Museum
Heute zöge ich die Pinakotheken wohl vor

Berichtet von wunderbar breiten Straßen
Wie von verwinkelten Gassen auch dem
Mittelalterlichen Kern beschreibt er dazu 
Mit viel Liebe dazu dann Schwabing

Dort hat er selbst als Student gelebt
Um später mit seiner Frau Helen wie
Dem Sohn etwas ländlicher zu leben
Der Stadt und ihrem Wesen zugetan

Erzählt über Theater und Galerien
Wie die Münchner Künstler Szene
Die eher zweitrangig doch wäre
Wer groß würde ginge meist weg

Dabei erwähnt er Berlin nicht direkt
Spottet nur ein wenig über provinzielles
Von den Trachten bis zum Essen aber
Mehr über Touristen in Lederhosen

Nennt die etwas seltsam bleichen
Sächsischen Knie in kurzen Hosen
Die sich dann redend offenbarten als
Nur verkleidete Touristen dort

Hessel mag München und den dort
Geist auch wenn maches ihm als
Berliner kleinstädtisch vorkommt
Sind die Straßen teils sehr breit


Weiter mit Franz Hessel ging es
Im Flaneur in Berlin nun nach Charlottenburg
Dabei lästert er gleich über das große
Offene Tor am Landwehrkanal was keins ist

Der neobarocke Torbau wurde 1907/08
Errichtet dabei begrüßen den Berliner
Der durch den Tiergarten kommt noch
Bis heute Sophie Charlotte und Friedrich 

Allerdings wurde es im Nationalsozialismus
Noch etwas verbreitert um so Raum für die
Aufmärsche zu geben und blieb heute so
Ein wenig zerrissen seltsam damit

Nach Sophie Charlotte die dort am Dorf 
Lietzow ihre Sommerresidenz in der erst
Lietzenburg hatte wurde der Ort nach
Ihrem Tod Charlottenburg genannt

Dabei war es rasant gewachsen wie
Im Jahre 1895 Großstadt geworden
Sogar die mit dem höchsten Aufkommen
An Steuern im damaligen Reich noch

Ab 1920 wurde Charlottenburg dann
Zu einem Stadtteil von Großberlin was
Bis heute so blieb es war Zentrum
Des alten Westberlin noch bekam 

Von den Berlinern früh ausgelagerte
Universitäten wie Technik und Künste
Was auch Hessel schon beschreibt
Nur hieß der 17. Juni da Berliner Straße

Über das kleine Knie als Knick geht es
Zum Schloss Charlottenburg was er
Sehr liebevoll mit schönen Geschichten
Von der Enke bis zum Alten Fritz beschreibt

Freut sich an dem wunderbaren Garten
Wie den Anlagen in diesem vom düsteren
Mausoleum für Königin Luise und ihren 
König FW III bis zum zauberhaften Belvedere

Von der Wanderung in Filzpantoffeln durch
Das Schloss mit ironischem Bedauern dafür
Mit Begeisterung über die Stüler Bauten die
Ursprünglich Kaserne des Gardes du Corps

Heute beherbergen diese beiden zwei der
Schönsten Berliner Museen der klassischen
Moderne Berggruen und Scharf-Gerstenberg
Die immer einen Besuch noch lohnen

Am Lietzensee vorbei geht es bis zur
Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche über
Die er mit fast soviel Freude wie über
Den Berliner Dom dabei lästert

Warum dieser Bau so peinlich wie
Verlogen das Reich glorifizierte ist
Wunderbar lachend zu lesen zeigt
Dabei genug Intellektuelle Distanz

Dort verlässt bei Gelegenheit Hessel
Seine Stadtrundfahrt um ins nahe
Gelegene Romanische Café zu gehen
Das etwas östlich der Kirche lag

Der Intellektuellen Treffpunkt Berlins 
Bis zum Krieg stand zwischen der
Budapester Straße und dem Kudamm 
Ist heute leider nicht mehr erhalten

Dafür steht an seiner Stelle das so
Unsäglich hässliche Europa Center
Ein Einkaufszentrum Baujahr 1965
Das bei Christiane F eine Rolle spielt 


Zeitlich weit zurück und weit gen
Süden ging es danach mit dem Band
Zur islamischen Aufklärung ins Bagdad
Der Zeit um 900 das sehr luxuriös war

Weit überlegen sowohl künstlerisch
Wie intellektuell war nach dem Autor
Christopher der Bellaigue die Kultur
Dort der im Karolingerreich noch

Viele der griechischen Bibliotheken
Sollen in Bagdad gelandet wie auch
Gelesen und rezipiert worden sein
Auch unter anderem von Epikur

Dessen hedonistisches Denken wurde 
In der arabischen Kultur positiver noch
Bewertet als in der christlichen lange
Was sich in Vorurteilen bis heute hält

Große europäische Denker des hohen
Mittelalters die Bagdad oder Damaskus
Besuchten schrieben begeistert von
Der Intellektuellen Überlegenheit dort

Wie und wann es dann zur Wende kam
Warum das eher schlichte Weltbild der
Islamisten sich nur an den Koran hielt
Daraus auch die Scharia dann ableitete

Dies obwohl es lange Zeit eine große
Geistige wie philosophischer Überlegenheit
Der muslimischen Welt gegeben hatte auch
In Spanien wo vieles reformiert wurde 

Die Auberginen und Hülsenfrüchte 
Führten die Araber in al Andalus ein 
Was unsere Kultur dankbar übernahm 
Auch wie knapp der Sieg der Christen

Unter Karl Martell gewesen wäre wird
Von Bellaigue weiter phantasiert wie
Auch seine Behauptung die griechischen
Texte stammten aus Istanbul falsch ist

Dies wurde als Konstantinopel erst 
Im Jahre 1453 erobert genau wie die
Legende um Karl Martell wohl bloß
Eine unbelegte Heldensage ist 

So vertritt die heutige Forschung
Eher die These es wäre nur ein
Kleines Heer für einen Versuch
Gewesen der später glorifiziert wurde 

Doch von solchen doch eher kleinen
Ungenauigkeiten eines vor allem auf die
Islamische Welt spezialisierten Historikers 
Liest sich die islamische Aufklärung gut

Wie angelsächsische Historiker gerne
Spannend für ihr Publikum schreiben
Dennoch sollte es historisch korrekt
Die philosophischen Würzen würdigen

Zwar kappte Rom schon während der
Kreuzzüge die Brücke nach Konstantinopel
Schwächte Ostrom durch einen Überfall 
Aber von da kam der Geist der Renaissance 

Als sich nach 1453 zahlreiche Intellektuelle
Aus Konstantinopel gen Rom flüchteten
Geriet das Denken im Reich in Bewegung
Was sich in vielen Gebieten zeigte

Zwar mag auch die Wiederentdeckung des
Lukrez eine Rolle gespielt haben wie es
Greenblatt so wunderbar beschrieb doch 
Dürfte das Ende von Ostrom wichtiger sein

Dennoch auch die Intellektuelle Welt der
Araber in einem noch toleranten Islam
Angemessen zu würdigen könnte den
Gegenseitigen Verständnis sehr gut tun

So übernahm der Staufer Friedrich II viel
An Wissen von den Arabern in Sizilien
Was er durch seine Mutter einst erbte
Er in der Medizin Sektionen einführte 

Im christlichen Mittelalter war noch die
Arabische Intellektuelle Kultur der
Dogmatisch beschränkten christlichen
In vielen Teilen weit überlegen

Spannend wird da die Frage warum es
Zu einer Umkehr kam die sich vom
Längst aufgeklärten Denken abwandte
Ob es kolonialer Trotz der Masse war

Die Bewegung des Islamismus das
Geistige Niveau senkte um so besser
Die Massen bis heute erfolgreich noch 
Bewegen zu können mit Aberglaube 

Warum diese radikale Wendung die
Weg vom philosophisch kritischen Denken
Der islamischen Aufklärung zum typisch
Spirituellen Stumpfsinn dafür zu kommen

Wo sehen wir immer wieder ähnliche
Bewegungen auch im Westen der nach
Der aufgeklärt kritischen Zeit nun den
Idioten wie Trump und Putin zujubelt

jens tuengerthal 9.3.25

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