Liebesmündig
Wenn ich zu dir sage
Ich liebe dich
Und es auch so meine
Tue ich das weil ich es will
Oder weil ein Gefühl mich
Zu diesem Verhalten bestimmt
Ist die Liebe stärker als mein
Wille und was wäre sie wenn
Als Entscheidung füreinander
Überhaupt noch wert oder
Ist Liebe die willenlos macht
Eine bloße Diktatur die nur
Zur Unterdrückung in einer
Beziehung miteinander führt
Mündig kann nur entscheiden
Wer sich aus Unmündigkeit
Aus eigener Kraft befreite
Alles andere wäre wertlos
Überlege ich und merke dabei
Wie oft sagte ich schon
Ich liebe dich
Ohne ganz zu wissen
Was ich damit tue
Weiß nur nicht ob
Es weniger sagen
Mehr wert wäre
In Fragen der Liebe
jens tuengerthal 3.3.25
Das Gedicht „Liebesmündig“ bewegt zu tiefen Reflexionen über Liebe, Willensfreiheit und das Bewusstsein der eigenen Gefühle.
AntwortenLöschenDer Dichter fragt sich, inwieweit die Erklärung „Ich liebe dich“ das Ergebnis seiner eigenen Entscheidung ist und inwieweit sie die Auswirkung eines unkontrollierten Gefühls ist, das ihn „definiert“ und leitet. Es stellt die traditionelle romantische Vorstellung von Liebe als einer irrationalen und allgegenwärtigen Kraft in Frage und legt nahe, dass Liebe, wenn sie einem Menschen seinen Willen raubt, zu einer „Diktatur“ in der Beziehung führen kann, das heißt eher zur Versklavung als zu einer echten Partnerschaft.
Gleichzeitig besteht ein gewisser Grad an emotionaler Reife, das heißt der Fähigkeit, bewusst zu lieben, die sich aus der Befreiung von Unbewusstheit und Naivität ergibt.
Die letzten Zeilen führen zu einem weiteren Dilemma: Bedeuten weniger Worte über die Liebe ihren höheren Wert? Verringert die häufige Wiederholung von „Ich liebe dich“ dessen Bedeutung, insbesondere wenn wir nicht genau wissen, was es für uns selbst wirklich bedeutet?
Das Gedicht ist von einem philosophischen, intellektuellen Ton geprägt – es regt zum Nachdenken darüber an, wie wir Liebe definieren – als Gefühl oder als bewusste Entscheidung.
Exzellent!