Mittwoch, 12. März 2025

Lektürentagebuch 12.3.25

Lektürentagebuch 12.3.25

Mit einer gewissen Traurigkeit aber auch
Großer lächelnder Freude heute den Band
Auto halt! von Alexander Kareno aus der
Anderen Bibliothek beendet wie zugleich

Das wunderbare Nachwort begonnen was
Vielleicht besser Vorwort gewesen wäre
Weil es das Verständnis deutlich erhöht
Zeigt wie genial der Autor hier Ebenen

Von Fiktion und Realität vermischt um
Diesen Taxi Roman aus dem Berlin der
Wilden Zwanziger fast wie eine Reportage
Aus dem Taxi heraus berichtet wirken lässt

Wunderbar beginnt dies letzte Kapitel schon
Mit der Erinnerung des Chauffeurs der auch
Autor und Literaturwissenschaftler noch ist
An eine Erzählung von Paul Ernst über

Den alten Chinesen der seine Blumen
Im Garten mit einer kleinen Kanne gießt
Für jede Füllung wieder herabsteigt was
Dem Beobachter umständlich erscheint

Dieser ein Philosoph fragt den uralten
Gärtner warum er nicht vermittels einer
Bewässerungsanlage effektiver arbeitete
Dann könnte er hundertmal mehr leisten

Darauf erwidert der alte Mann dass wer
Sich einer Maschine bediene damit auch
Zur Maschine würde und dieser sein Herz
Gäbe was sein Tun so wertlos mache 

Die Maschine treibe nur zur Hast was
Den geistigen Tod mit sich bringe so
Aber sei er beim Gießen mit jeder der
Pflanzen in Kontakt und im Gleichgewicht

Dies pflege die Poesie die in der Natur
Läge nur in der Stille könnten schöpferische
Naturen gedeihen so sei die Langsamkeit
Des Lebens Voraussetzung ihrer Kunst 

So fragte Paul Ernst spöttisch warum am
Kurfürstendamm keine metaphysischen
Philosophen mehr leben würden wie er 
Von Goethes Liegekutsche schwärmt

Aus der Provinz ziehe die Nation ihre Kraft
Weil es dort Ruhe und Stille gäbe welche
Die Großstadt nicht mehr kennt dennoch
Wachsen die Großstädte immer weiter

Menschen kämen nach Berlin weil hier
Etwas los wäre und die Provinz verödet
Dagegen wachse Berlin stündlich weiter
Will immer mehr an Grün verbauen

Wie aktuell scheinen uns die Klagen 
Des Taxi fahrenden russischen Literaten
Wo auch über Wohnungsnot in der
Großstadt überall geklagt wird 

Erzählt von der Novelle von Maupassant
In der ein vom Rokoko noch geprägtes Paar
Sein Menuett im Bois des Bologne tanzt
Fern dem materialistischen Paris nach 1789

Sorgt sich um die Zukunft des Tiergartens
Wie des Grunewald wenn alles von immer
Mehr gehetzten Menschen verdrängt wird
Sei deren Einsparung zu befürchten

Doch noch hundert Jahre nachdem
Kareno Auto halt! schrieb gibt es beide
Noch als große Gärten der Stadt wie
Mehr Bäume und Grün als nach dem Krieg

Die Mahnung vor der hektischen Stadt
Die ständig in Eile unterwegs ist mag
Berechtigt sein doch liegt es auch an uns
Orte der Stille und Ruhe zu schaffen

So ist meine kleine Bibliothek direkt
Am Helmholtzplatz im Seitenflügel ein
Solch idealer Ort des Rückzugs der
Wie der Dichter darin aus der Zeit fällt

In Gemeinschaft mit großen Autoren
Entsteht die schönste kreative Atmosphäre
Denke ich auf dem Diwan dichtend
Kann die Großstadt beides bieten

Auto halt! ist eine sehr lohnende Lektüre
Nicht nur für Berliner sondern auch um
Die Welt aus der Sicht eines Ausländers
Hier mit kritischem Blick zu sehen


An diesen wunderbaren Band aus der
Geliebten Anderen Bibliothek schließt
Sich ein sehr gutes Nachwort an von
Jekatherina Lebdowa und Natascha
Timoschkowa die das Buch einordnen
Was ich noch weiter lesen werde wie
Darüber im Lektürentagebuch auch
Berichten möchte weil es den Text
In einen größeren literarischen Rahmen
Stellt der seine Genialität wie auch die
Vielfältigen Parallelen offenbart etwa
Mit dem zeitgleich in Berlin lebenden
Vladimir Nabokov wie zeigt was die
Erzählungen über den Autor offenbaren
Wie seine Zweifel an der Moderne
Oder seine Abneigung gegen die 
Bolschewiken die er einmal sogar
Bei Gelegenheit noch verprügelt
Was ihn mir sehr sympathisch machte
Auch im Humor hinter seinen steten
Klagen über die Moderne wie die
Zeiten in denen er überleben muss

jens tuengerthal 12.3.25

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