Montag, 25. Februar 2019

Unsterblichheiter

Wie sterblich ist der Mensch noch
Wann ist es sicher aus und was
Erwartet uns im durchschnittlich
Was wächst und was schrumpft

Der Mensch lebt und also ist er
Sterblich und bleibt es auch
Zumindest vorerst dahingestellt
Ob das nun gut oder schlecht ist

Viele um das gerne so jugendliche
Silicon Valley in Kalifornien forschen
Über Unsterblichkeit über die Gene
Wie wir sie doch erreichen können

Finde dies Streben sehr amerikanisch
Ansonsten eher unverständlich weil es
Angesichts großer Zahlen das Detail
Vergißt was Leben auch ausmacht

Unsterblichkeit schränkte rein aus
Demographischen Gründen unsere
Fortpflanzung die wir mit Leidenschaft
Immer noch betreiben natürlich ein

Wo sollten alle mehrhundertjährigen
In Ruhe leben wenn rüstige neunziger
Um die Ecke mit Rollator rocken wollen
Gar jugendliche fünfziger Sport machten

Das Generationenproblem verschöbe
Wie verschärfte sich immens plötzlich
Streikten Gewerkschaften für eine Rente
Mit 650 oder wäre 130 schon genug

Schaue ich die Lebenserwartung der
Weltbevölkerung im Verhältnis zur dann
Geburtenrate an könnte solches wohl
Zu befürchten sein oder realistisch

Lag die Erwartung in der Welt vor
50 Jahren noch bei knapp vierzig
Hat sie sich seitdem verdoppelt
Was wohl positiv stimmen könnte

Sicher müssten begrenzte Ressourcen
Uns Sorgen machen angesichts der
Größeren Langlebigkeit doch nimmt
Mit dieser auch die der Geburten ab

Die noch in meiner Jugend gefürchtete
Wahnsinnige Überbevölkerung auch
Angesichts besseren Überlebens führte
Trat so nicht ein was nicht an AIDS lag

Zwar führte die Immunschwäche zu
Kleinen Ausschlägen auf der Skala
Die aber langfristig unerheblich sind
Auch wenn sie einzelne sehr betrafen

Der Tod ist ein individuelles Unglück
Aber eine kollektive Notwendigkeit
Er hat außer im Aberglauben nichts
Erschreckendes weil er nichts ist

Was nicht mehr ist geht uns nichts an
Es ist für unser Sein möglicherweise
Bedauerlich jemanden zu vermissen
Aber das ist eine bloße Gewohnheit

Jenseits der Trägheit die uns an den
Gewohnheiten festhalten lässt ist der
Tod weder bedauerlich noch freudig
Er ist einfach nur kein Sein mehr

Unsere Genkombination war vort
Unserer Zeugung nicht existent so
Wird nach unserem Tod nicht mehr sein
Was nicht ist macht keine Sorgen mehr

Unsterblichkeit ist ein Witz weil wir
Zwar vielleicht irgendwann einige
Einzelne Gene sequenzieren oder
Verändern können aber nicht alles

Andererseits sind Quallen wenn
Sie nicht tolle Knaben oder Feinde
Töten an sich im einfachen Wesen
Gänzlich unsterblich doch für was

Wer nicht sterben will hat das Leben
Nie begriffen wie wer unter dem Tod
Leidet als ginge uns dieser etwas an
Es ist bloß egoistische Gewohnheit

Wir geben gern vor es ginge uns
Beim Streben nach Unsterblichkeit
Um den Nächsten geliebten Menschen
Welch dreiste Lüge es geht nur um uns

Doch was ist der Gewinn davon außer
Die uns vom Aberglauben eingeredete
Angst vor dem Tod zu überwinden was
Uns im Leben genauso leicht fallen könnte

Über Unsterblichkeit lachen können weil
Nichts nichts ist was wir fürchten müssen
Es ist einfach nicht mehr schmerzfrei wie
Überhaupt ein Nichts ohne Gefühle dann

Zum Leben mit seinen unendlichen Prozessen
Von Wachstum und Veränderung gehört der
Tod als Bestandteil ganz normal dazu dabei
Ist der Zeitpunkt auch relativ egal für nichts

Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei
Heißt es in einem Karnevalslied von einer
Tiefgründigeren Weisheit als mancher wohl
Denken wird der es fröhlich schon grölte

Hat die Wurst nun wirklich zwei Enden
Oder wie alles Anfang und Ende was
Sich aus der Natur der Dinge ergibt
Oder relativiert sich alles beim Tod

Außer unserer Unvernunft wächst
Über den Tod hinaus nichts von uns
Auch unser Gehirn arbeitet nicht mehr
Wir sind uns selbst egal geworden

Die gelassene Heiterkeit auch im
Angesicht des Todes zu behalten
Braucht festen Aberglauben oder
Stärkere Vernunft die lernbar ist

Wer des Denkens fähig ist kann
Begreifen das Unsterblichkeit ein
Treppenwitz der Geschichte ist
Der das System der Natur ignoriert

Es ist in allem ein stetes Kommen
Wie Vergehen und nichts ist jemals
Von Dauer als die menschliche Dummheit
Die beim Aberglauben noch wächst

Nicht der Tod oder die damit verbundene
Tatsache müsste uns Angst machen
Bei vielen ist es die Angst etwas zu
Verpassen in künftigen Zeiten

Wie albern kleinlich unzufrieden ist das
Weiß welch komplexe Maschine ich bin
Die funktioniert beschränkte Zeit warum
Der Tod jederzeit willkommen mir wäre

Muss ich mehr hinterlassen als Worte
Das gezeugte Kind oder gepflanzte
Bäume sind Rituale der Traditionn nur
Bereit sein zu gehen macht groß

Könnte auch noch dreißig Jahre leben
Aller statistischen Wahrscheinlichkeit
Nach werde ich das mindestens tun
Wenn nicht sogar noch über fünfzig

Wichtig ist nicht mehr das wann
Sondern die ruhige Gelassenheit
Die jede Furcht davor nimmt weil
Nichts keine Angst machen muss

Einen kurzen Herzstillstand hatte ich
Schon erleben dürfen und die folgende
Längere Bewußtlosigkeite blieb auch
Ohne Erinnerung oder helles Licht

Von nichts kommt nichts und wo nichts
Mehr ist mache ich mir keine Sorgen mehr
Genieße lieber solange ich es kann alles
Danach kommt von allein und ist nichts

Diese philosophische Gelassenheit die
Epikur uns schon lehrte scheint mir als
Einzige erstrebenswerte Unsterblichkeit
Weil sie einfach furchtlos genießen kann

jens tuengerthal 25.2.2019

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