Faustlesarten
Jede Generation findet ihren
Faust den sie aus guten Gründen
So oder ganz anders interpretiert
Gerade las ich eine sich für neu
Haltende marxistische Interpretation
Tief verseucht vom Geist der 68er
Hier wird der Faust zur dialektischen
Figur und Goethe mit Hegel ausgelegt
Was so absurd wie langweilig war
Dies im bekannten Vokabular der
Totalitären Sekten die Marx folgen
Sich gerne links darum noch nennen
Erspare den Leserinnen lieber die
Wiedergabe der zutiefst ideologischen
Argumente die uns genau dies zeigen
Doch groß ist der zutiefst bürgerliche
Faust weil er so viele Zugänge noch
Ermöglicht auch 200 Jahre danach
Auch Menschen noch beschäftigt die
Selbst zum Faust es schaffen das Wort
Antifaschismus unterzubringen
Diese Rechtfertigungen für alles
Von Mauerbau bis RAF wäre wohl
Keinem im Kontext zu Goethe eingefallen
Doch die quasi bibelfesten Marxisten
Schaffen es ihr magisches Wort auch
Zum Faust noch unterzubringen
So las sich das Interview mit dem
Marxistischen Germanisten wie eine
Bibelstunde des Marxismus halt
Hier wird das antikapitalistische im
Faust II zum Schlüssel für eine neue
Antibürgerliche Lesart des Faust
Ein so bürgerliches Stück seiner
Herkunft zu berauben um es dafür
Ins marxistische Korsett zu zwängen
Erfordert in blinder Dreistigkeit einen
So festen Glauben dass ich diese
Lesart des Faust religiös totalitär nenne
Es aber bezaubernd finde wie bunt
Große Literatur noch immer anregt
Ohne etwas neues zu lernen dabei
Alle bleiben in ihrem Denken stecken
Aus dem sie sich ihren Faust auslegen
Der ihnen logisch schlüssig erscheint
jens tuengerthal 29.12.24
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