Sonntag, 20. Oktober 2024

Lektürentagebuch 19.10.24

Lektürentagebuch 19.10.24

Mal wieder in geliebter Vielfalt
Gelesen begonnen mit dem stets
Zauberberg ein wenig Franz Hessel
Einige Seiten Dieter Borchmeyer in

Thomas Mann Werk und Zeit also
Über den Zauberberg gelesen wie
Am Ende mit Friedrich Luft zum
Jubiläum ins Hotel noch gelesen

Im Zauberberg das erste mal das
Üppige Abendbrot miterlebt dem
Wieder ermüdete Erschöpfung als
Schwarzbier Konsequenz folgte

Der jedoch das Abendvergnügen
Mit Spielen und mehr vorausging
Wie die neue Begegnung mit dem
Warnenden Santana Settembrini

Nach einem erneuten Versuch mit
Der Lieblingszigarre der viel eher
Ertragen als genossen wird ging
Hans Castorp erschöpft zu Bett

Die genaue Beschreibung seiner
Teils wiederkehrenden Träume ist
Sicher eine Referenz an Freud der
Gerade heiß diskutiert wurde noch

Wie Doktor Krokowski der dort die
Seelenzergliederung im Berghof als
Nebenheilungszweck betreibt galt
Die Lehre vom Unterbewusstsein

Lange als wissenschaftlich anerkannt
Wurde der Medizin zugeordnet auch
Wenn die Psychoanalyse für ihre nur
Behauptung eines Unterbewusstseins

Noch weniger Beweise hat als es die
Homöopathie für ihre Lehre je hatte
Was bei Mann zwischen den Zeilen
Im Spott wunderbar noch durchklingt

Es wird diese seltsame Lehre dem
Peinlichen Sandalensockenträger
Krokowski leicht mystisch angehängt
Wie eine Geisterbeschwörung noch

Dies ist echte kritische Aufklärung
Welche sich nicht davor scheut auch
Medizinische Moden zu hinterfragen
Mit dem schlicht kritischen Verstand

Wie normal ist das tief religiöse
Geplapper von der Seele noch
Wer hinterfragt dieses Denken
Was dem Aberglauben ähnelt

Es gibt weder für die Seele noch
Für das Unterbewusstsein einen
Irgend wissenschaftlichen Beweis
Der dieses wo lokalisieren könnte

Statt sich auf die Natur als das was
In ihr erkennbar ist zu beschränken
Wird der religiöse Bereich der die
Geistigen Welten erfasst vereinnahmt

Die Psychoanalyse wird so Religion
Deren Lehrer zu Hohepriestern die
Löffel biegender Mystik näher sind
Als je Naturwissenschaft zu sein

Diese kritische Haltung zu einem
Abseitigen Zweig der Medizin zeigt
Wie sehr der Zauberberg auch eine
Kulturgeschichte und Philosophie

Seiner Epoche war die sich auch
Vor großen Fragen nicht fürchtete
Gegen den Zeittrend hinterfragte
Um selbständiges Denken zu lehren

Allein dieser spöttischen Haltung
Der Psychoanalyse gegenüber die
Viele immer noch für ein Heilmittel
Halten ist die Lektüre lohnend

Die ironische Traumanalyse des
Erhitzt frierenden Hans Castorp
Führt dies mit großer Freiheit vor
Deutet an und schafft Bezüge

Darin zeigt sich klar es gibt kein
Unterbewusstsein wir verarbeiten
In Träumen was uns geschah
Denken Gedanken eben zu Ende

Relevant ist nur was wir erinnern
Nicht was eine Hypnose behauptet
Der noch aktuelle Hokuspokus zur
Religiös medizinischen Menschenkunde

So geht es nicht um hohe Mächte
Welche das behauptete dann nach
Schema auslegen sondern schlicht
Um Verarbeitung von Erfahrung

Wie immer Thomas Mann selbst
Zur Psychoanalyse wirklich stand
Was ihm nur unterstellt wurde ist
Diese Karikatur selbstredend

Ironie Distanz und immer dabei
Kritische Vernunft als Maßstab
Führen im Leben weiter als die
Heilslehren der Psychoanalyse

Deren Behauptungen wie ihre
Diplome sind wertlos für alle
Die genug kritischen Geist noch
Behalten haben selbst zu denken

Die ironische Offenbarung eines
Aberglaubens als solchen ist eine
Tief philosophische Handlung die
Dem Geist der Aufklärung dient

So gesehen ist der Zauberberg
Mehr als nur Spott über das so
Heilige Kurunwesen wie auch die
Parallelwelt in den Sanatorien

Es ist eine kritische Philosophie
Die mit Spott daran erinnert wie
Schnell die Medizin zum Glauben
Wie Ärzte Hohepriester werden

Die wir dazu noch für all diesen
Unsinn teuer bezahlen ohne
Gewinn dabei als für sie die
Könige krankhafter Bereicherung

Einst las ich es mit einer Liebe
Die Medizin studierte wie zur
Krankenschwester dann wurde
Doch heute esoterisch abdriftete

Als Impfgegnerin Heilpraktikerin
Wurde wie Hokuspokus glaubt
Sie sollte es wieder mal lesen
Denke ich freudig kritisch dabei

So ist der Zauberberg eben mehr
Als nur Literatur sondern trägt auch
Eine Ethik und Philosophie in sich
Die im Geist der Aufklärung denkt

Lachend den Geist der Aufklärung
Gegen die Zumutungen einer im
Aberglauben haftenden Medizin
Hochleben lassen ist wunderbar

Was nun auf Umwegen wieder
Viel zu lange von einem Buch
Nur erzählte das dafür aber in
Vielem noch weiterdenken lässt


Franz Hessel kann hier kurz mit
Freundlicher Verneigung vor der
Höflichen Ironie erwähnt werden
Die in erfundenen Vorworten steckt

Dies zu beschreiben fällt schwer
Es sollte die Leserin sich in den
Wunderbaren Autor vertiefen um
Seinen zarten Ton zu spüren der

Auch wo er ironisch verspottet
Höflich bescheiden fragend bleibt
Statt sich über etwas zu erheben
Dies der Vernunft zu überlassen

So ist auch die Lektüre von Hessel
Zutiefst philosophisch wie sowohl
Aufklärung wie kritischem Denken
Förderlicher als viele Philosophen


Dieter Borchmeyer liest sich zu
Thomas Mann immer erhellend
Wie aufklärend kritisch und gut
Auch wo ich ihm nicht zustimme

Die Betrachtungen zum Schnee
Wie dessen analytische Auslegung
Ist gewiss wissenschaftlich belegt
Wie dem Zeitgeist entsprechend

Doch wird sie fast kafkaesk was
Bei einem Thomas Mann der doch
Genug im Text deutlich sagt wie
Eine auktoriale Stellung einnimmt

Seltsam unpassend mir vorkommt
Was ich natürlich ahnungslos als
Nur leidenschaftlicher Leser dieser
Auslegung gerne entgegenhielte

Es wird vermutlich niemand kümmern
Als die verehrten Leserinnen doch ob
Es das Bild des Zauberbergs wie des
Autors Mann wandelt ist zweifelhaft

Der große Vorteil des nur Dichters
Ist es fußnotenfrei behaupten zu
Können was keiner Prüfung standhielte
Um den Geist dahinter zu bewegen

Es ist Spott und Kabarett über das
Unwesen der Medizin als armer
Angehöriger und Besucher nur doch
Trägt dies eine kritische Philosophie

Die Hinwendung zum Humanismus
Wie die Abwendung vom Glauben
An deutsches Volkstum ist dabei
Vielfältig lesbar und erkennbar

Dieser Hinweis fehlt mir in der
Sonst hervorragenden Biografie
Von Borchmeyer leider noch ganz
Darüber diskutierte ich gerne mehr


Stattdessen las ich eine ebenfalls
Wunderbar ironisch distanzierte
Geschichte von Friedrich Luft der
Lange Stimme des RIAS noch

Es geht um das Leben in Hotels
Wie großartig dieses doch wäre
Was von eigener Enge ihn befreite
In der er jedes Geräusch kennt

Was das Leben im Hotel einen
Über die Fremdeinschätzung durch
Den Portier wie dessen Zimmerwahl
Schon an Einsichten verkündet

Auf welches geheime Wissen
Greift diese Spezies zu jedem
Das passende Zimmer zuzuweisen
Wo greifen sie völlig ins Leere

Luft erzählt von einem Freund
Der statt drei Wochen Urlaub im
Billigen Hotel zu machen lieber
Für Tage im Grand Hotel ist

Dort residiert was ihm einen
Unerschöpflichen Fundus an
Geschichten schenkt wie die
Erhoffte Bedeutung übertrifft

Im Nebensatz zu erwähnen
Wie er mit dem oder der an
Diesem oder jenem Ort war
Schafft höhere Gemeinsamkeit

Der Freund kannte nicht nur
Hotels in denen auch gerne
Prominente residierten er
Teilte sie mit ihnen auch

Egal ob er sie nur von Ferne
Wenn überhaupt je sah ist
Dies als hätten sie das Bett
In jedem Sinne schon geteilt

Das Hotel als also intimer Ort
Der Kenner wie Erfahrung uns
Offenbart und echte Genießer
Deren Frühstück Vollpension ist

Die Welt der Gäste und Reisenden
Eine nur Scheinwelt des Glanzes
Als vertraute Umgebung zu haben
Gibt den Anschein von Weltläufigkeit

Wo andere wochenlang auf den nur
Durchschnittlichen Kreuzfahrten sich
Auf unterirdischem Niveau beschäftigten
Geht der Gourmet nur für Tage also

Winzige feine Portionen dann in ein
Grand Hotel der Extraklasse einfach
Dort gewesen zu sein sei es dann
Im Landschloss oder Stadtpalast

Auch darin steckt wieder eine
Philosophie des weniger was
Gelebt zu viel mehr uns wird
Die der Bescheidenheit gefällt

Was angesichts des Luxus doch
Eher absurd klingt aber viel mehr
Tiefere Erkenntnisse verspricht
Als Cluburlaub mit Spießern je

jens tuengerthal 19.10.24

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