Lektürentagebuch 18.12.24
Hans Castorp liest weiter über das
Leben und seine Entstehung in den
Zellen wie die und unbekannten
Bedingungen dieser Entwicklung
Ob Leben Organisation war also
Nie elementar und die Zelle dies
Schon als Wesen in sich trug um
Im Zusammenspiel Leben zu werden
Wo wird die bloße Chemie in den
Molekülgruppen lebendig was ist
Die Initialzündung des Lebens das
Zum großen Sein dann erwacht
Wie viele wissen wir noch nicht
Was der Natur liegt noch im Dunkeln
Um Beginn und Funktion zu verstehen
Fragt sich der Ingenieur im Liegestuhl
Ist das kleinste nicht mehr teilbare
Was Atom genannt durch seinen
Status energetischer Ladung die
Basis des Seins oder die Brücke
Spiegelt sich in seiner Ladung
Die über den Zustand entscheidet
Das große in Universum wieder
Rast es um den Kern wie die Erde
Jene um die Sonne in einem
Randbereich des Universums
Diese um ihr geladenes Zentrum
Den Zellkern in steten Bahnen
Wie der Staat der Zelle seine
Eigene Ordnung hat die unsere
Soziale funktionell quasi wiederholt
Als arbeitsteilige Gemeinschaft
Auch wenn es real umgekehrt ist
Gesellschaft nur Natur spiegelt
Passt das Bild ganz wunderbar
Die Ordnung im System zu sehen
Sind Krankheiten Konflikte in der
Kooperation des Innersten was
Dem äußeren völlig gleicht kam
Hans der Ordnung allen Seins
Gut eingewickelt in der frostigen
Hochgebirgsnacht in Davos nah
Verstand die Funktion im Kern
Wie die des Universums zugleich
Wie manche Zellen pathologisch
Zu wachsen beginnen und andere
Verdrängen oder fressen gleicht
Ihre Natur der andere Zellen völlig
Ein Tumor besteht aus dem gleichen
Eiweißketten wie die gesunde Zelle
Die sein Wachstum dann zerstört
Sind Sein und Nichtsein fast eins
War Krankheit unzüchtiges Leben
Das seine ordentliche Bahn verließ
Eine Art von hemmungsloser Lust
Der Quelle allen Lebens am Ende
Waren wuchernde Zellen die dem
Tumor glichen der Ursprung mit dem
Aus nur Materie organisiertes Sein
Mithin das Leben wachsen ließ
Über diese Erkenntnis dessen
Was Leben eigentlich ist war
Hans eingeschlafen wie in Träume
Von einem Kuss Clawdias gefallen
Genial ist wie Thomas Mann die
Seinerzeit gerade ganz aktuellen
Theorien zu Sein Atom und Zeit
Über Hans Lektüre einbaut
Leben als Krankheit das nur
Durch überlegene Wucherung
Entstand und tote Materie belebte
Nach der Natur ohne Magie
Von der Betrachtung der Natur
Ging es zu ihrer Verklärung in
Versen des arabischen Diwan
Und wie dieser sich verbreitete
Das Ghasel als Liebesgedicht
War die verbreitetste Form als
Minne wie als Flirt oder Klage
Erläutert Stefan Weidner dazu
Schon im Vorwort des arabischen
Diwan und so wurde auch deren
Schrift zur verbreitetsten der Welt
Bevor es Kolonien schon gab
Sie reichte vom Balkan über die
Heutige Türkei bis nach Indien
Die Ghaselendichtung war von
Sarajewo bis Dehli verbreitet
Häufig wurde mit Ghaselen
Auch die mystische Liebe zu Gott
Dargestellt wie etwa bei Hafis
Der Goethe zum Diwan inspirierte
Die vorislamische Lyrik kannte noch
Keine Liebesdichtung für Gott dafür
Wurde die Geliebte zur Göttin was
Die Sufi Dichter für ihre Verse nutzten
Die alte arabische Dichtung prägte
Auch die epischen Erzählungen in
Afrika Asien und Südosteuropa noch
Wichtigste Gestalt war der Madschnûn
Diesen trieb die Liebe zu Laila in den
Wahnsinn was vielfältig bedichtet wurde
So wurden historische Gestalten zu
Figuren der volkstümlichen Mythologie
Auch die biblische Geschichte von
Josef und seinen Brüdern die uns
Thomas Mann im Josephsroman
Erzählt ist Teil alter Mythologie
Im sechsten Hauptstück geht es
Unter dem Titel die Berührte um
Den Versuch der Verführung des
Joseph durch Mut-em-enet
Die Gemahlin des Potiphar deren
Geschichte und Lügen die Welt kennt
Wie Mann das Kapitel einleitet aber
Zugleich fragt was sie dazu verführte
Viel bedeutender scheint ihm diese
Frage als die bekannte Geschichte
Welche Seelen und Fleischesnot
Sie wohl dazu erst verführte
Dabei scheint die bloße Tatsache
Oder wie er sagt dass was war
Weniger wichtig als das wie
Welches wen dazu verführte
So passt die biblische Geschichte
Nicht zum Bild der Frau was sich
Schon bisher gezeigt hat warum
Das Wie den Urtext wahrhaftig mache
Wurde ihr Stolz durch die Leidenschaft
Gebrochen welche sie verführte zur
Verführerin zu werden und wie groß
War ihre innere Einsamkeit zuvor
Wie frei war sie noch als sich in ihr
Entschied Joseph zu verführen
Welche Kräfte nahmen Besitz schon
Von ihr mehr als sie aushalten konnte
Um sie zu verstehen erzählt uns
Mann ihre Geschichte wie die ihrer
Abstammung aus fürstlichem Hause
Die hohe Beamte auch waren
Sie war eine wunderschöne Frau
Von vollkommen weiblicher Gestalt
Mit kleinen Brüsten aber breiten
Ihr Becken tragenden Hüften
Galt allen als vollkommen keusch
Niemand lästerte über sie was im
Lasterhaften Ägypten viel hieß wo
Alle so gerne doch immer lästerten
Wie muss sich diese so schöne
Kluge Frau auf die Zunge lange
Gebissen haben bevor sie den
Joseph mit bekannten Worten
Die biblisch überliefert ja sind
Zu verführen versucht hat was
Bekannte Katastrophe dann
Für Joseph nach sich zieht
Doch zuvor wirbt Mann noch
Um Verständnis für die Arme
Die von ihrer Leidenschaft so
Ihrem Wesen fremd ergriffen
Zeigt sie uns als ein Opfer
Der geißelschwingenden
Unteren Kräfte das völlig
Unerwartet außer sich war
Eine Neuinterpretation der
Frauenrolle wie insbesondere
Ihrer die verletzlich empfindsam
Opfer unbefriedigter Triebe wird
Nicht dass rauchsüchtigeWeib
Des hohen Beamten sondern
Eine die Gefühlen wie auch der
Unterdrückten Lust zum Opfer fiel
War es sexueller Missbrauch
Eines Abhängigen oder doch
Zumindest der Versuch dazu
Fragen wir uns als Leser
Doch genau diese uns so
Naheliegende Vermutung
Versucht der Autor vorab
Ein Kapitel lang zu zerstreuen
Er sagt damit nichts anderes
Als die Bibel erzählt es falsch
Ignoriere entscheidendes um
Die Frau nur zu beschuldigen
Sagt es nicht direkt und stellt
Die biblischen Sagen sogar als
Unbezweifelte Wirklichkeit dar
Was noch intensiver wirkt
Welch Humor und welche
Erzählerische Größe steckt
In diesem Ansatz der es
Besser weiß als die Bibel
Wie stünde heute ein Mann dar
Der versuchten sexuellen Missbrauch
Mit übermächtigen Kräften die ihm
Zum Opfer machten darstellte
Genau das erlebten wir gerade
Beim Prozess in Avignon um die
Täter die Gisèle Pelicot von ihrem
Mann angestiftet missbrauchten
Moralische Empörung ernten diese
Täter an der Heldin Pelicot die ihr
Leid öffentlich machte und doch
Wirbt Mann noch um Verständnis
Für die Frau des Potiphar die Opfer
Ihrer unterdrückten Triebe wurde was
Zur Enthaltsamkeit bei moralischen
Urteilen mich am ehesten verführt
jens tuengerthal 18.12.24,
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