Ewige Lust
Wäre ewige Lust wünschenswert
Verblödete sie mich nicht völlig
Zöge ein immer erigierter Schwanz
Nicht allen Sauerstoff aus dem Hirn
Gelegentlich geil ist schon nett
Aber immer nervte mich auch
Bei der vollkommen schönen
Geliebten die dies von sich sagte
Schlimmer noch wenn sie es auch
Erwartete und falls nicht gleich
Enttäuscht oder beleidigt war am
Gefühl darum zu zweifeln begann
Lust zielt auf Befriedigung dann
Ist auch gut mit ihr und Raum für
Anderes in uns denke ich dabei
Solange ich noch denken kann
Im richtigen Moment sitzt das Hirn
Im Hintern und hilft schieben sagte
Der Großvater mit schon Erfahrung
Was ziemlich weise für mich klang
Ewige Lust nervte mich eher und
Lenkte von allem anderen auch ab
Darum lieber ab und zu ein wenig
Es verhältnismäßig zu genießen
Welches Verhältnis mit wem
Oder gar in Relation zu was
Möge sich jede selbst beantworten
Beteiligte merken es meist
jens tuengerthal 18.12.24
Das Gedicht „Ewige Lust“ erkundet Komplexität auf intelligente und unterhaltsame Weise menschliche Wünsche (ihre Intensität und Dauerhaftigkeit), das Gleichgewicht zwischen Körper und Geist und die Auswirkungen von Erwartungen auf intime Beziehungen.
AntwortenLöschenDer Titel selbst ist provokativ – die Gegenüberstellung von „ewig“ und „Lust“ unterstreicht ein gewisses Paradoxon: Kann etwas so Vergängliches wie Lust ewig sein?
Das Gedicht geht ironisch auf die Idee der ständigen sexuellen Erregung ein – ewige Lust könne „ allen Sauerstoff aus dem Hirn“ entziehen und einen „völlig dumm“ machen. Diese ironische Technik macht das Gedicht leicht und zwingt gleichzeitig zum Nachdenken.
Die Wichtigkeit der Moderation wird betont: „Gelegentlich geil ist schon nett.“ Das Gedicht weist deutlich darauf hin, dass Sättigung zu Frustration und Entmutigung führen kann, was ihm eine praktische und realistische Dimension verleiht.
In einem Fragment berührt das Gedicht das Problem der Erwartungen der Partnerin, die „enttäuscht oder beleidigt“ sein kann, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden – dies ist ein wichtiger Kommentar zu zwischenmenschlichen Beziehungen und dem Druck, der Partner oft begleitet.
Das Gedicht entwickelt die Idee, dass Verlangen nach Erfüllung streben und dann „Raum für anderes in uns “ sollte – eine tiefe Reflexion über das Gleichgewicht zwischen Instinkten und intellektueller Entwicklung.
Opas Zitat: „Im richtigen Moment sitzt das Hirn / im Hintern und hilft schieben“ bringt einen Hauch von Humor mit sich, weist aber auch auf eine einfache Wahrheit im Leben hin - In bestimmten Momenten übernehmen die Instinkte die Kontrolle und daran ist nichts auszusetzen.
Das Gedicht endet mit einer Reflexion über den maßvollen Genuss von Freuden. Es lässt auch Raum für individuelle Interpretation.
Dank seiner sprachlichen Leichtigkeit und philosophischen Tiefe verbindet es Zugänglichkeit mit intellektueller Herausforderung.