Lektürentagebuch 21.11.24
Heute und gestern Nacht noch im
Zauberberg und in Friedells ganz
Wunderbarer Kulturgeschichte gelesen
Wie dies als Leser glücklich genossen
Was kann im November besser sein
Als gute Bücher denke ich dazu mit
Heißem Tee gemütlich auf dem Diwan
Ist es die beste aller möglichen Welten
Sehen wir von schönster Gesellschaft
Einmal ab die aber nur beim Lesen den
Flaneur vermutlich stören würde warum
Was ist zum Glück vollkommen genügt
Thomas Mann beschreibt im Zauberberg
Im Kapitel Das Thermometer wie Hans vom
Besucher mit lästiger Erkältung plötzlich
Zum Patienten im Sanatorium Berghof wird
Er tut dies mit ironischem Humor wie
Der Freude an kleinen Details die den
Leser lächeln lässt der doch schon die
Ganze Zeit genau darauf wartete
Wie Hans Castorp von der Oberin mit dem
Schönen Namen von Myllendonk endlich ein
Thermometer erwarb günstig dazu im roten
Lederetui eine gute Anschaffung scheint
Jene leitende Schwester für alles die
Neben der Versorgung Sterbender auch
Im OP zur Hand geht aus altem Adel
Mit deutlicher Rede und Gerstenkorn
Er benutzt es sachgemäß und erlebt die
Intensivsten Minuten des Romans bisher
Während er durch das Zimmer tigert und
Dann zeigte es nach fast 8 Minuten 37,6°
Er hatte also Temperatur auch wenn er nur
Von einer lästigen Erkältung ausgeht sorgt
Diese Mitteilung für große Teilnahme wie
Lachenden Spott bei der nächsten Mahlzeit
Nach dieser die er wie im Rausch übersteht
Treffen sie zufällig auf Hofrat Behrens der
Sich gerade mit seiner Zigarre zu seinen
Privatpatienten in Davos Dorf aufmachte
Sogleich wird ein Termin vereinbart er soll
Mit Joachim zu dessen allmonatlicher
Untersuchung am Freitag mitkommen um
Sich mal genau untersuchen zu lassen
Das Erlebnis der Untersuchung ist fein
Mit viel Humor wieder beschrieben vom
Abhören und Klopfen den dumpfen wie
Den rauhen Stellen und was es heißt
Joachim soll noch fünf Monate weiter
Kuren weil zu viele Stellen hörbar sind
Doch dann ist Hans an der Reihe und
Behrens diktiert Krokowski den Befund
Wie der Hofrat gleich vermutete
Ist auch Hans längst infiziert soll sich
Den Plan ins Flachland zu fahren lieber
Gleich abschminken es lohne nicht
Dann käme er in zwei Monaten spätestens
Wieder in noch schlimmerem Zustand was
Doch keiner sich wünschen kann und also
Wird erstmal strenge Bettruhe angeordnet
Dies um die Temperatur eventuell zu senken
Der nur Besucher wird zum Patienten welcher
Sich den üblichen Maßnahmen unterwirft und
Hans nur leicht schockiert fügt sich hinein
Ein Wendepunkt des Romans auf den
Alle Leser gespannt schon warteten
Wird humorvoll nebenbei erzählt bei
Zugleich schönem Spiel mit der Zeit
In Egon Friedells Kulturgeschichte der
Neuzeit heute über die Vormachtstellung
Der Niederlande durch ihre zeitweise
Merkantile Überlegenheit gelesen
Dabei vergleicht Friedell die Holländer
Mit den Phöniziern und erzählt wie er
Es so wunderbar kann plaudernd von
Der Kultur im Goldenen Zeitalter
In dieser Epoche waren die Niederlande
Dem übrigen Europa kulturell weit voraus
Universitäten wie Leiden waren Europas
Führende freie Hochschulen geworden
Dort lehrten Descartes Spinoza Grotius
Wie andere hier ungenannte keine ganz
Unnötige Verwirrung zu stiften dafür
Beherrschte die Verleger Dynastie Elzevir
Den Buchmarkt in Europa mit ihren Bibeln
Diese galten als besonders schön wie das
Beste was seinerzeit erhältlich war und
Holland war fast vollständig alphabetisiert
Wie dies der protestantischen Überzeugung
Selbst das Wort zu lesen entspricht und so
Hatte die Reformation das Fundament des
Rasanten Aufstiegs dort bereits gelegt
Was im übrigen Europa noch selten war
Dazu hoch kultiviert und in der Erziehung
Galt als fein was holländisch üblich war
Sie waren die Führungsnation Europas
Auch ihre Kolonialisierung war erfolgreich
Wie etwa die Gründung von Neu Amsterdam
Dem späteren New York oder sie kamen als
Buren nach Südafrika bauten Wein an den sie
Erfolgreich exportierten und beherrschten
Den Handel mit Indien weniger kolonial
Denn ökonomisch marktbeherrschend
Etwa für Gewürzen Reis und auch Tee
Sie belieferten ganz Europa aus ihrer
Eigenen Produktion mit Tonpfeifen und
Hering einer riesigen Fangflotte noch
Delft war Zentrum der Fayence Industrie
Auch Tulpenzwiebeln waren der Hit
Wurden hoch spekuliert und der große
Tulpenkrach von 1637 ist der erste echte
Börsenkrach mit gravierenden Folgen
Die Aktien ihrer Handels Kompanien
Waren die ersten Effekten im Handel
Sie setzten sich für Freihandel ein und
Waren darum in Europa auch verhasst
Frei sollte der Handel bis in die Hölle sein
War das Motto dieser Kaufleute so wurden
Die Vereinigten Niederlande zum reichsten
Staat im ganzen damaligen Europa
Dort herrschten reiche Regenten Familien
Sie regierten das Land wie eine Oligarchie
Fast absolutistisch warum die Oranier so
Beliebt waren die den Draht zum Volk hielten
Es war auch die Zeit der großen Malerei
Die sich wie Friedell meint eher trotz der
Kaufleute zu einer großen Blüte entwickelte
Ganz Europa kaufte niedeländische Kunst
Rembrandt Frans Hals Ruisdael Rubens
Nur einige der Großen hier zu nennen
Doch die Kunst Hollands ist bürgerlich
Sie schufen eine Mythologie des Alltags
Den sie vielfältig künstlerisch darstellten
Rembrandt überragt die sonst eher doch
Nur emsigen Künstler alle und wird später
Sphärisch in seinen letzten Werken sogar
Ganz irdisch in aller Fülle dagegen blieb
Rubens der sich der üppigen Fleischeslust
Zuwendet die er gekonnt darstellt auch in
Seiner Frau nackt modellhaft noch findet
Friedell sieht Rubens eher als königlichen
Tiermaler von Fleischeslust und dazu der
Übergesundheit seiner antiken Helden die
Er als Motive für sich einfach nur benutzt
Es bleibt dieses Goldene Zeitalter der
Niederlande als eine große Epoche in
Seiner Kunst uns heute in Erinnerung
Als das kleine Land Europa beherrschte
Gewachsen aus dem Widerstand wie
Dem hundertjährigen Krieg gegen die
Erst Österreicher dann Spanier die nur
Anfänglich in Personalunion noch waren
Hatte das winzige Land hinter den Deichen
Gelernt zu überleben wie erfolgreich noch
Zu handeln was sie für eine gewisse Zeit
Erste noch seien ließ die bald endete
Sie waren eben doch zu klein um alle
Anforderungen von Kolonien zu leisten
Wie ihre beherrschende Stellung zu halten
Wofür es ihnen dauerhaft an Masse fehlte
Ein wenig Missgunst klingt bei Friedell
Gegenüber dem Erfolg der Niederlande
Der auf Kosten Spaniens erst wuchs
So bleibt der Wiener sich doch treu
jens tuengerthal 21.11.24
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen