Mittwoch, 9. April 2025

Zeitgefühl

Zeitgefühl

Der Flaneur tut nichts als passiv 
Beobachten was um ihn geschieht
Andere bewegen sich mit einem
Ziel wie um etwas zu erreichen
Wir Flaneure dagegen bleiben
Ewig ziellos ohne Aussicht je
Noch etwas erreichen zu wollen
Weil uns genügt was ist doch
Wie verändert sich die Zeit
Infolge dieser stoischen Haltung
Die mehr neben den Dingen steht
Als Teil von ihnen noch zu sein
Damit ohne Termine sind wir nie
Gehetzt was auch dem Wesen
Des Flaneur völlig widerspräche
Wie Hans Castorp der im Zauberberg
Zum Flaneur des Lebens wird
Ist uns die Horizontale auch
Sofern wir nicht gerade flanieren
Die einzig aufrechte Lebenslage
Warum der Diwan in meiner kleinen
Bibliothek zum Lebensmittelpunkt
Des lesenden Flaneur wurde der
Damit wie so viele Flaneure stets
Geistig unterwegs ist ohne ein
Ziel zu verfolgen als zu sein
Was Herrschaft über die Zeit gibt
Die Termine von außen uns nur
Rauben steht endlos zur Verfügung
Wie wir diese uns gerade nehmen
So stellte ich überraschend fest
Ostern ist erst übernächste Woche
Feiere diese geschenkt Zeit als
Gnade die Verträumtheit schenkte 
So verlängere ich mein Leben einfach
Indem ich Teile davon schlicht verträume
Das ist vielleicht für niemanden messbar
Doch für mich ein großer Gewinn
Habe soviel Zeit wie ich mir nehme
Weil es nicht um Effizienz mir geht
Darum für verrückt gehalten zu werden
Wäre ein geringer Preis der großen
Freiheit an unendlicher Zeit als ein
Jenseits dieser stehender zu sein
So schenkt das Zeitgefühl dem Flaneur
Ein ganzes Universum an Momenten
Die ich mir nach Laune nehmen kann
Dafür mit einer gewissen Aussätzigkeit
In der Gesellschaft der Nützlichen mit
Gelegentlichen Selbstzweifeln zu bezahlen
Scheint ein angemessener Preis denn 
Ob wir überarbeitet am Herzinfarkt sterben
Oder es aus Depressionen beenden
Ist für das Ergebniss irrelevant
Mit dem Nichts endet unsere Zeit
Dessen können wir sicher sein

jens tuengerthal 9.4.25

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