Donnerstag, 10. April 2025

Lektürentagebuch 10.4.25

Lektürentagebuch 10.4.25

Noch in der Nacht von Franz Hessel den 
Kramladen des Glücks zu Ende gelesen
Was ich immer eher ungern tue weil wenn
Bücher enden ein Stück Leben aufhört

Doch gehören diese kleinen Tode wohl
Zum Leben eines jeden Lesers auch ist
Genug Vorrat noch da weiterzulesen was
Jedem Ende seine Trauer auch nimmt

Dennoch hatte ich Gustav nun doch
Über Wochen der Lektüre lieb gewonnen 
Dieses alterego des Autors Hessel mit
Vielen schönen biographischen Bezügen

Nach dem Urlaub auf dem Land beginnt
Wieder der intensive Kontakt mit der
Süßen Marianne die ihn immer noch nicht
Mit dafür stets vagen Ausreden ran lässt 

Sie zieht quasi bei ihm ein aber lässt
Immer noch keinen wirklichen Sex zu
Auch bei ihrem Ausflug aufs Land
Passiert außer Kuscheln nicht viel

Eine Nacht verbringt Gustav dafür
Mit einer Geliebten aus dem Kreis
Der Kunsthochschule was einfach
Lustvoll schön ohne alles Drama ist

Doch kann er auch dies nicht wirklich
Genießen weil die fremde Lust 
Ihm ein schlechtes Gewissen macht
Er wieder auf der Flucht danach ist

Am letzten Abend in der Nacht dann
Endlich küsst er ihren ganzen Körper
Ohne zu fragen bis ihn ein Schrei
Von ihr im lustvollen Tun unterbricht 

Tränenüberströmt verkündet sie er
Habe sie nicht mehr so lieb wie zuvor
Er ist völlig erschüttert kann aber auch
Nicht ganz entschieden widersprechen

Eine spannende Frage taucht hier auf
Bringt der Schritt von der Zärtlichkeit zum
Sex auch eine.notwendige Distanz in
Der Liebe die Spannung zu finden 

Möchte nichts generalisieren weil alle es
Dabei auch unterschiedlich erleben doch
Ist die Haltung zueinander beim lustvollen
Sex anders als nur verliebt zärtlich

Manche hoffen dadurch Liebe zu kaufen
Statt das Vergnügen separat zu sehen
Ist Hingabe für Hergabe im ehelichen
Kontext häufiger noch als im Bordell 

Zumindest ist sie dort ein ehrliches Geschäft
Bei dem eine Seite wissentlich die Show
Der anderen bezahlt statt über Liebe oder
Ihre Mängel dabei zu schwadronieren

Ob der gefühllose Sex mit Huren je lohnt
Wenn du lustvoll echten haben kannst ist
Eine andere Frage doch wie wenige lernen
Dies Glück je miteinander kennen

Gustav und Marianne jedenfalls nicht
Worauf er endgültig die Flucht ergreift
Weil es mit der Liebe nie etwas wurde
Er lieber zum Lernen nach Berlin fährt

Ob Gustav dort die Jurisprudenz endlich
Zu Ende bringen oder die Liebe doch
Noch lernen möchte bleibt hier im offen 
Mit der Auskunft seiner Abreise ist Ende 

Sehe ich vom Anfang ab war der
Kramladen des Glücks ein vielfältig
Wunderbarer Roman über ein Leben
Auf der Suche nach Liebe die misslingt

Doch wie zärtlich schön und aufregend
Sind die Versuche auf dem Weg wie 
Fein die Beschreibungen des beinahe
Was die falsche Wahl treffen lässt

War was geschah wirklich misslungen
Kann je mehr sein als große Gefühle
Wie schön ist es doch diese zu erleben
Ganz egal wer dabei in wem steckte

Die ersten in Kapitel oder eigentlich
Der erste Teil frühestern Kindheit ist
Weniger gelungen wie auch die ersten
Liebesknospen zu romantisch werden 

Doch sobald Hessel wieder als Flaneur
Auch in der Liebe mit feiner Zärtlichkeit
Sich zeigt wird er liebenswert genial
Ist die Lektüre eine bedingte Empfehlung

Fraglich bleibt nur warum der große
Flaneur seinem Protagonisten nicht
Zugesteht die Erfüllung in der Liebe
Als auch dort noch Flaneur zu finden

Vielleicht braucht es viel Erfahrung
Dieses Glück genießen zu können
Ohne Angst etwas zu verpassen weil
Alles was bleibt nur im Kopf stattfindet

Die kurzzeitigen körperlichen Verrenkungen
Bei denen wir meinen eins zu werden 
Sind unwichtig verglichen geistiger Nähe
Welche der kostbarste Schatz bleibt

So gesehen ist Gustav sehr tief in die
Mysterien der Liebe eingedrungen auch
Ohne physisch zu eindringlich zu werden
Was auch mehr gewürdigt werden könnte 

Der Entwicklungsroman der ein ganzes
Leben umfasst und mit der Flucht vor
Einer Liebe fast ohne Sex endet hat
Eine tragische Komik noch im Ende


Nach Hessel noch einige Seiten in 
Alexander von Humboldt über sein
Vielbewegtes Leben von Frank Holl
Aus der Anderen Bibliothek eingetaucht

Dieser große Band mit zahlreichen Bildern
Aus dem Leben des berühmten Reisenden
Der tatsächlich nur wenige Reisen machte
Was vielen heute unvorstellbar noch wäre

Mit vielen Zitaten des klugen Kopfes der
Den Umweltschutz schon lange voraus sah
Gibt diese Biografie ein gutes Bild des
Großen Berliners der die Welt erkundete

Tatsächlich reiste er nur nach Südamerika
Wie später noch einmal nach Russland
Als junger Mann mit dem bekannten
Weltreisenden Forster am Niederrhein

Seine späteren Vorlesungen zum Kosmos
Der die Welt im Zusammenhang vorstellt
Sind in Berlin Legende geworden und alle
Bürger strömten in die Singakademie 

Dieser Kulturtort des bürgerlichen Berlin
Den zu DDR Zeiten das Gorki Theater
Besetzte ist ein wichtiger Ort in der
Geschichte des geistigen Welt hier

Bei der heutigen Lektüre schildert Holl
Die Reise auf dem Orinoco wie die dabei
Erlebten Abenteuer mit vielen Zitaten die
Auch seine Menschlichkeit klar zeigen

So empört sich Humboldt immer wieder
Über die Spanier und ihre Behandlung
Der Eingegeborenen die er unmenschlich 
Wie würdelos und schrecklich nennt 

Auch die Naturbeobachtung wird an
Eindrücklichen Beispielen geschildert
Wie die Veränderung der Wassers zu
Einer veränderten Fauna dort führt 

Sich nicht auf den eigentlichen Zweck
Seiner Reise Land und Natur zu erkunden
Dabei zu beschränken sondern auch die
Sozialen Zusammenhänge zu sehen

Die Natur nicht einfach zu beobachten
Sondern die Folgen des menschlichen
Wirkens in dieser kritisch zu sehen ist
Seiner Zeit weit voraus macht es groß

So lohnt Humboldt zu lesen nicht nur
Historisch als netter Reisebericht um
Mehr zu Südamerika zu erfahren sondern
Ist auch geistig noch von Bedeutung

Während ein psychisch auffälliger wie
Völlig ungebildeter Makler als Präsident
Der USA den Klimawandel leugnet hat er
Schon vor über 200 Jahren davor gewarnt 

Die sozial wie ökologisch kritischen
Auswirkungen menschlichen Handelns
Beschrieben und die Folgen erkannt die
Zur Zerstörung der Welt führen werden

Es gibt genug Gründe sich heute mit
Alexander von Humboldt zu beschäftigen 
Denke es immer wieder bei der Lektüre
Die noch dazu aufregend spannend ist

jens tuengerthal 10.4.25

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