Freitag, 3. Mai 2024

Bibliotheksleben

Bibliotheksleben

Wie lebt es sich in einer Bibliothek
Umgeben von Büchern die sich
Dank ständigen Zuwachsen schon
An vielen Orten hoch stapeln

Die Regale bis zum Rand längst
Gefüllt überlege ich eher wo noch
Stauraum zu finden wäre für alles
Was der Büchersammler findet

Manche Bretter biegen sich schon
Unter der Last der Bücher durch
Ein vielfaches noch in der digitalen
Bibliothek die keinen Raum braucht

Es lebt sich wunderbar hier wo alles
Sich findet was mich als Leser reizt
Wo ich mich überallhin lesen kann
Ohne mich wegbewegen zu müssen

Es bleibt mir ein Rätsel warum viele
Menschen irgendwohin fahren statt
Sich eine Bibliothek einzurichten die
Eine Welt und viel mehr enthält

Mit dem Diwan und zwei Sesseln sind
Lesesitzgelegenheiten genug vorhanden
Die Sehnsucht irgendwo anders zu sein
Schwindet mit jedem Band noch weiter

Beim Besuch des Antiquars meines
Vertrauens heute zwei neue Bände der
Geliebten Anderen Bibliothek entdeckt
Die nach Äthiopien wie zum Islam reisen

Evelyn Waughs Befremdliche Völker wie
Eduard Gibbons Sieg des Islam liegen nun
Auf den anderen bis sie angelesen eingereiht
In der Sammlung ihren Platz finden werden

Neben den vier anderen neuen die schon
Seit einigen Wochen nach einem Besuch
Bei Dussmann hier einziehen wollten was
Sich anfühlt wie neue Freunde begrüßen

Wüsste keinen Ort der Welt an dem ich
Lieber wäre und bliebe als in der kleinen
Bibliothek am Helmholtzplatz die mein
Zuhause seit über zehn Jahren ist

Nirgendwohin mehr zu müssen wie die
Welt zugleich zu Gast zu haben in den
Ungezählten Bänden um mich ist ein
Reiches wunderbares Gefühl

Kein Leben könnte schöner sein als
Umgeben von Büchern der schönen
Welt der Literatur höchstens dies mit
Einer Bücherliebhaberin zu teilen

Doch denkt der zurückgezogene Leser
Wollte ich die Ruhe wirklich aufgeben
Genügt nicht sporadischer Besuch um
Vollkommen glücklich schon zu sein

Wer in seiner Bibliothek alles hat wie
Als glücklicher Leser zufrieden lebt
Sollte sich hüten diese selige Ruhe
Für Wechselfälle der Liebe aufzugeben

Wie schon Cicero teilweise richtig
Erkannte braucht es nichts als eine
Bibliothek ein gutes Leben zu führen
Wozu er den Garten wollte bleibt dem

Zufriedenen Leser eher rätselhaft der
Sich nur in großen Notfällen durch stets
Lästige Gartenarbeit von der Lektüre
Noch abhalten ließe die nichts erreicht

So schenkt das Leben in einer Bibliothek
Die alles enthält was dem Leser wichtig ist
Eine so vollkommene Zufriedenheit dass
Es rätselhaft erschiene anderes zu wollen

Liebe und Lust sind gelegentlich wunderbar
Wenn sie die Lektüre nicht dauerhaft stören
Wie von den schönsten Seiten im Leben
Denen der Bücher mit Nichtigkeiten ablenken

Überhaupt ist was sporadisch bleibt stets
Reizvoller und schöner als als ständige
Begleitung die schnell Belastung wird weil
Weniger der Liebe auch besser tut

Habe den Traum zeitweise mit einer ganz
Wunderschönen Bücherliebhaberin geteilt
Was das Glück fast vollkommen machte
Wie ich lange darum trauernd dachte

Heute dagegen glücklich meist für sich
Erfreut über gelegentlichen Besuch
Genieße ich nach Monaten in Familie
Die Ruhe wieder noch viel mehr

Sehe wie wenig ich in trauter Zweisamkeit
Wirklich las und wie lange ich micht mit
Überflüssigen Problemen beschäftigte
Die nur von der Lektüre ablenkten

Das Leben in einer Bibliothek die
Gelegentlich nur sehr auserwählte
Besucherinnen empfängt ist wunderbar
Nichts könnte damit noch je konkurrieren

Brauche ganz viel Zeit für mich um sich
Der Bibliothek gebührend zu widmen ihr
Die verdiente Liebe lesend zu schenken
Damit zufrieden zu sein macht glücklich

Vielleicht ist es das Leben am Platz was
Wenn gewünscht genug Ablenkung um
Nahezu jede Uhrzeit aller Art bietet was
Zufriedenheit im Rückzug schenkt

Wieder bei mir angekommen nun sollte
Vielleicht mal der Staub der Monate der
Abwesenheit irgendwann beseitigt werden
Doch geht noch die Lektüre klar vor

Lesen und Dichten und gelegentlich
Liebe und Zärtlichkeit in Maßen machen
Das Leben ohne Garten vollkommen
Mehr als Lust und Bücher braucht es nie

Wer in einer Bibliothek mit Bett lebt
Hat alles Glück der Welt an einem Ort
Kann die schönsten Lieben verbinden
Der Liebsten nach der Lust vorlesen

jens tuengerthal 3.5.24

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