Dienstag, 30. September 2025

Montag, 29. September 2025

Lektürentagebuch 29.9.25

Lektürentagebuch 29.9.25

Weitere Kapitel in Ruhe zum Tee in
Lázár gelesen wo sich die Baronin
Wieder ritzt und Ilona auf der Spur
Von irgendwas im Wald verschwindet 

Dies am ersten Tag ihrer ersten
Regelblutung und wie es langsam
Im Waldschloss immer unerträglicher
Wird bis der Baron ein weiteres Schloss

Von einem kauft der alles beim Spielen
Verlor und Mária mit den Kindern dorthin
Zieht das zauberhaft in einem kleinen
Städtchen gelegen noch dazu ist

Dort taucht bald Jonathan als Hauslehrer
Auf für den Mutter und Tochter schwärmen
Wie Ilona meint der Dichter mit den langen
Feinen Fingern schwärme für sie in Versen

Diese feinen Finger hatten in Wien genug
Frauen zum Orgasmus gebracht wie hier
Nelio Biedermann wörtlich schreibt der
Zuvor noch von Höhepunkten berichtet

Tatsächlich war der Dichter und Denker
Vor der Lust und den Huren in Wien zum
Einfachen Leben aufs Land geflohen
Dort eben zum Hauslehrer geworden

Im Nichts der Peinlichkeit endet der
Versuch Ilonas ihn zu verführen
Dafür begegnen sich Jonathan und Mária
Zur blauen Stunde am Feldrand worauf

Eine Liebesgeschichte ohne Worte über
Die nie geredet wurde begann doch die
Verstreuten Verse des Dichters Jonathan
Fanden später noch die Russen dort

Zu Weihnachten kam Sándor denn zu
Weihnachten mindestens zu Weihnachten
Musste er kommen den Anstand wie die
Form noch irgendwie zu wahren

Sonst lebte er mit seiner Geliebten im
Waldschloss und verließ kaum noch das
Bett was er nun immer mit ihr teilte dafür
Waren ihm seine Geschäfte völlig egal

Kaum ist dessen Kutsche im Hof stürzt
Ilona zum Vater und erzählt ihm unter 
Schluchzen der Hauslehrer hätte sie 
Vergewaltigt was noch geküsst hieß

Beide Frauen hatten sich wohl um den
Reizvollen Anblick und die Gedanken
Daran ertragen zu können Kissen
Zwischen die Beine geschoben 

So erfand die Tochter ihre Träume um
Der Mutter nicht zu gönnen was sie
Selbst nicht bekommen hatte und der
Hauslehrer wird nun sofort entlassen

Über die eisigen Felder lief er mit seinem
Koffer zum Bahnhof am nächsten Tag
Fanden die Bauern ihn am Feldrand
Das Gesicht von den Krähen zerhackt 

Soweit so offensichtlich dreht sich die
Familiengeschichte mit kleinen Dramen
Weiter und während ich mich frage ob
Das nicht etwas viel alles schon ist

Giert etwas in mir dies Buch weiterzulesen
Die Konstruktion des Sog durch ständige
Andeutungen die sich erfüllen sollen ist
Technisch zu gut gemacht nicht zu fesseln

Biedermann plaudert über alles dabei
Entfaltet einen Rausch der uns Leser
Wie lesbar viele Rezensenten völlig
In den Bann sinnlichen Gruselns zieht 

Das geschieht so gut mit literarischen
Spielen über das Gemüt dabei die auch
Fein umgesetzt werden dass es stets
Auch in der Tristesse spannend bleibt

Sehr angenehm sind die kurzen Kapitel
Die Perspektivwechsel meist auch bringen
Dann plötzlich eine absurde Richtung im
Lauf der Handlung nehmen die echt klingt

Leserinnen wie Leser wissen natürlich
Hinter diesem Roman steckt auch eine
Wahre Geschichte aus kuk Zeiten noch
Überlegen was stets alles erfunden ist

Es geht um Sex Liebe und Tod alles
Was das Herz höher schlagen lässt
Dabei feinfühlig noch beobachtet auf
Die immer gleichen Sitten geschaut 

Das ist erstaunlich gut komponiert 
Auch in größeren Abschnitten wie
Den hier zusammengefassten Kapiteln
Kehren Stimmung und Motive wieder


Die nächste Plauderei des Wolf von 
Niebelschütz handelt von schönen
Büchern wie ihrer Bindung und was
Diese Behandlung wirklich verdient

Als leidenschaftlicher Sammler wie 
Damit Kenner der echt edlen Bände
Die sich kaum einer je leisten kann
Schreibt Niebelschütz mit viel Liebe

Das tut er auch humorvoll wenn er
An die Schuhe der Töchter erinnert 
Die vor dem Ziegenleder der Bände
Seiner bescheidenen Bibliothek ständen 

Erzählt von seinem Vater dem bekannten
Kunsthistoriker und dessen Bibliothek die
Selten auch edel in Leder gebunden war
Weil zahlreiche Kinder Schuhe brauchten 

Wie diese im Erbe zu ihm kam der auch
Lieber den langen Beinen seiner Töchter 
Schöne Schuhe kauft bevor er sich noch
Mehr Ledereinbände leistet wie üblich also

Kenne die Worte meines Vaters dazu der
Sich einiges leistete an Schätzen weil er
Es irgendwann konnte aber auch schon
Tat als Kinderschuhe dringender waren

Darin ähnelte er seinem Vater der auch
Ein leidenschaftlicher Sammler war und
Hatte auch gleiche häusliche Konflikte 
Infolge durchzustehen die ich vermied

Kenne dieses Problem und kann es gut 
Nachempfinden denn wie gerne hätte ich
Etwa die Andere Bibliothek vollständig in
Feinem Leder gebunden aber lasse es

Lieber als armer Dichter auch nur davon
Zu träumen um mit den bescheidenen
Möglichkeiten glücklich zufrieden zu leben
Suchte sogar moralische Ausreden dafür

Kein Tier muss für meine Bücherliebe
Sein Fell zu Markte tragen auch wenn
Edle solche gut in Erinnerung mir sind 
Sie halten solange wie ich bin was auch

Wolf von Niebelschütz genauso sagt der
Von einer gräßlichen Ausgabe noch von 
Mein Kampf erzählt den er einst zur
Hochzeit noch bekam mit Goldschmitt

Wie unpassend ihm die Ehrung dieses
Zeitweise politischen Werkes im Format
Einer Bibel scheint spricht für ihn der
Bibel dies zuzusprechen eher weniger

Nach der letztmaligen Langeweile bei
Der Lektüre diesmal in Begeisterung
Was vermutlich am Thema lag denn
Was ist schöner als schöne Bücher

Auch hier teilweise etwas altbacken im
Ton dennoch mit echter Leidenschaft noch
Als Bücherliebhaber spürbar ist es lebendig
Plaudert er über etwas das er liebt

jens tuengerthal 29.9.25

Zeitreisende

Zeitreisende

Als Zeitreisender lebe ich lange schon
Nicht mehr in der lästigen Gegenwart
Die sich gerne zu wichtig nimmt
Als ob sich alles um sie drehe 

Komm ich heut nicht komm ich morgen
Andere Leute haben ständig Sorgen 
Hab nicht mehr lang zu leben wohl
Gemessen am Alter des Planeten
Da klingen alle Phrasen nur hohl
Lass sie fliegen ein Leben zu kneten

Vergangenheit und Zukunft nach Laune
Liegen meiner Phantasie viel näher die
Keine räumlichen Grenzen braucht
Dem Leben in einer Bibliothek gleicht

Komm ich heut nicht komm ich morgen
Andere Leute haben ständig Sorgen 
Hab nicht mehr lang zu leben wohl
Gemessen am Alter des Planeten
Da klingen alle Phrasen nur hohl
Lass sie fliegen ein Leben zu kneten

Ziehe meine seit Jahren stehende
Taschenuhr aus der Weste um mich
Der inneren Ruhe zu versichern weil
Nichts mehr muss aber alles kann

Komm ich heut nicht komm ich morgen
Andere Leute haben ständig Sorgen 
Hab nicht mehr lang zu leben wohl
Gemessen am Alter des Planeten
Da klingen alle Phrasen nur hohl
Lass sie fliegen ein Leben zu kneten

Lebe jenseits von Raum und Zeit
Reise in meiner Phantasie völlig
Unbegrenzt zwischen Seiten die
Von den Qualen des Reisens erzählen

Komm ich heut nicht komm ich morgen
Andere Leute haben ständig Sorgen 
Hab nicht mehr lang zu leben wohl
Gemessen am Alter des Planeten
Da klingen alle Phrasen nur hohl
Lass sie fliegen ein Leben zu kneten

So bin ich irgendwann unterwegs
Einfach aus der Zeit gefallen was 
Erschreckend für alle Sklaven der
Uhr klingt wurde mein Paradies

Komm ich heut nicht komm ich morgen
Andere Leute haben ständig Sorgen 
Hab noch lang genug zu leben wohl
Ignorier das Alter des Planeten
Da klingen alle Phrasen nur hohl
Lass sie fliegen ein Leben zu kneten

jens tuengerthal 29.9.25

Geburtstagshaiku

Geburtstagshaiku

Geburtstage auf 
Montage legen passiert
Alle paar Jahre

Heute habe ich
Geburtstag aber morgen
Ist wieder Dienstag

Feiert alle schön
Verschlafe es inzwischen
Geht schneller vorbei

jens tuengerthal 29.9.25

Sonntag, 28. September 2025

Ausstellungsdoppel

Ausstellungsdoppel

Heute zwei Ausstellungen besucht in der
Alten Nationalgalerie zum einen im Visier
Lovis Corinth die Nationalgalerie und die
Aktion ‘Entartete Kunst’ und ihre Folgen

Zum anderen eine Doppelausstellung
Camille Claudel und Bernhard Hoetger
Zweier Künstler deren Wege sich in Paris
Kreuzten auf der Suche nach Anerkennung

Begonnen im Hochparterre mit der sehr
Gut gemachten Ausstellung mit Werken
Von Lovis Corinth sowie seiner künstlerisch
Großartigen Frau Charlotte Berend-Corinth 

Von Lovis Corinth als einem der ganz
Bedeutenden deutschen Impressionisten
Besitzt die Nationalgalerie allein zwanzig
Teils großformatige Ölgemälde dabei wird

Durch Tafeln erläutert wie sie in den Besitz
Der Sammlung kamen und was mit diesen
Teils als entartet bezeichneten Bildern in
Der Zeit des Nationalsozialismus geschah

Auch über ungeklärte Provenienz wird hier
Aufgeklärt wie welche Bilder wann wie
Bewertet wurden dabei sind teilweise
Auch Reproduktionen nur zu sehen

In Farbe soweit sie in andere Sammlungen 
Kamen in schwarz weiß wenn sie verloren
Gegangen sind was den einst großen
Bestand der Sammlung deutlich macht

Sehr spannend sind auch die Bilder
Seiner aus Ostpreußen stammenden Frau
Charlotte Berend-Corinth die noch bis
1967 lebte und vielfach sein Modell war 

Zusätzlich wird noch erläutert wie die
Verluste der Sammlung nach dem Krieg
In Ost und West ausgeglichen wurden
Dabei war der Bestand im Westen größer 

Sehr fein und sehenswert ist die auch dort 
Präsentierte Sammlung von Zeichnungen
Aus dem Berliner Kupferstichkabinett die
Teils Vorzeichnung teils eigen waren

Nach diesem Gang durch das Werk
Der beiden Corinths und den Bestand
Ging es eine Etage höher hier zu den
Impressionisten wo die Plastiken standen

Camille Claudel und Bernhard Hoetger
In einem Satz und nebeneinander nennen
Ist schon relativ gewagt dachte ich und
Der Verdacht bestätigte sich dann auch

Camille Claudel ist elegant sinnlich groß
Überflügelt teils ihren einst Lehrer und 
Geliebten Rodin lässt ihre Figuren tanzen
Schafft eine spürbare Lebendigkeit

Bernhard Hoetger hat in Paris unter dem
Einfluss dort einige schöne Plastiken noch
Geschaffen später deutschtümelnd wird es
Eher peinlich etwas grober und schlichter

Obwohl Hoetger sich als Parteimitglied
Nach 1933 den Nazis andiente wurde er
Ab 1937 teils für entartet gehalten hat
Sich in dieser Zeit eher peinlich gezeigt

Schaue ich mir dagegen die eleganten
Meisterwerke von Camille Claudel an 
Die in der Mitte des Raumes mit den 
Französischen Impressionsten gezeigt

Dann überwiegt die Eleganz wie der Stil
Einer Camille Claudel gegen die eher
Gnomenhaften Plastiken Hoetgers was
Zumindest ihre Überlegenheit zeigt

Es ist spannend wie unterschiedlich sich
Zwei quasi Zeitgenossen auch wenn
Claudel zehn Jahre älter war entwickelten
Französisch weibliche Eleganz gewinnt

Gegen eher sagenhafte deutsche Kunst
Die immer tumber wird um so näher die
Beschränkte Ideologie der Nazis war
Während Claudel in die Psychiatrie kam

Es gab übrigens schon einmal 1905 in
Paris eine Doppelausstellung der beiden
Durch den Galeristen Eugène Blot was
Zu dieser Zeit noch passend schien 

Die vorher schon in Bremen dort im
Paula Modersohn-Becker Museum
Gezeigte Ausstellung wurde für Berlin
Um internationale Leihgaben bereichert

Dafür wanderte die Bremer Ausstellung
Ins Musée Camille Claudel in Frankreich
Während Berlin seine Rodins mit dem 2024
Erworbenen Werk Claudels ergänzt

Gab es in Paris noch eine gewisse Nähe
Der beiden Schüler Rodins scheint diese
Später eher absurd aber betont so das
Besondere Talent von Camille Claudel

Der männliche Teil der Ausstellung
Entwickelt sich künstlerisch zurück
Während der weibliche elegant bleibt
Dafür aber in der Psychiatrie endete

Tragisch und dramatisch ist wie die
Mutter und die Schwester Camille Claudel
Nach dem Tod des Vaters der für sie stets
Gesorgt hatte in die Psychiatrie brachten

Doch war dieses Drama nicht Thema
Der Ausstellung denn ab 1913 hat die
Große Künstlerin nichts mehr geschaffen
Zu lange wurde sie nur im Schatten

Des großen Rodin als dessen junge
Geliebte Auguste war 24 Jahre älter
Als Camille die eine vielfältig sehr
Schwierige Beziehung hatten 

Die psychischen Probleme und Dramen
Infolge der Beziehungen mit mehr als
Zwanzig Jahre jüngeren Damen sind
Dem Dichter und Flaneur nicht unbekannt

So hat dieser schöne Museumsbesuch
Noch weitere geistige Bezüge wie auch
Erinnerungen geweckt was lehrreich war
Nur nicht zur Nachahmung empfohlen wird

Ein spannender wunderbarer Besuch
In der Alten Nationalgalerie in zwei
Ausstellungen die durch Wahnsinn
Geprägt wurden staatlich und privat

Die Ausstellung von Lovis Corinth und
Charlotte Berend-Corinth läuft noch bis
Januar und ist sehr zu empfehlen auch 
Für das Verständnis der Natur Provenienz

Zurück über den Flohmarkt noch gelaufen
Ohne ein Buch zu kaufen dafür hatte ich
Zumindest zwei Lesezeichen noch in der
Alten Nationalgalerie im Keller erworben

In strahlend warmer Herbstsonne dann
Zurück zum Helmholtzplatz geradelt um
Über das gesehene zu dichten was nun
Die schöne Kür mit der Pflicht vereinte

Kann nur immer wiederholen wie sehr
Sich die Jahreskarte der Museen lohnt
Wie dankbar ich meiner kleinen Schwester
Bin diese dem Bruder zu schenken

jens tuengerthal 28.9.25