Samstag, 2. November 2024

Lektürentagebuch 2.11.24

Lektürentagebuch 2.11.24

In drei Büchern genüsslich gelesen
Begonnen mit Egon Friedells großer
Kulturgeschichte der Neuzeit weiter
Im Zauberbergs und ein Kapitel noch
In ein tadelloses Glück von Breloer

Friedell mit seiner umfassenden Bildung
Wie hohen Intelligenz verknüpft Kultur
Als Kommentar zur Zeitgeschichte mit
Großer Eleganz und Schönheit dazu

Diesmal ging es um Wallenstein wie
Gustav Adolf von Schweden wie die
Ähnlichkeit der beiden Krieger deren
Machtgier zumindest unermüdlich war

Spannend beobachtet Friedell der den
Frieden im Namen trägt nicht den Krieg
Die Nähe der zwei Gegner die für das
Katholische und protestantische Lager

Zu je verehrten Helden wurden die in
Diesem zufälligen Krieg am Zufall so
Scheiterten wie am eigenen Anspruch
Wie der immer wieder auch Gier dabei

Wallenstein hatte Mecklenburg womit
Dem da Herzog die Ostsee und auch
Schweden offen gestanden hätten
Doch misstraute ihm Ferdinand immer

Der aus Böhmen stammende General
War aus Friedells Sicht ein genialerer
Unternehmer als Militär und Politiker
Mehr als großer Stratege im Krieg

Gutes Unternehmertum entschied
Kriege der Privatarmeen die sich
Vor Ort irgendwie versorgen mussten
Militärisch hatte es keinerlei Wert

Feinsinnig beschreibt Friedell uns
Das Bemühen der Habsburger jeden
Verdacht der mit dem Tod Wallensteins
Auf sie fiel umgehend zu relativieren

Ohne es auszusprechen oder sich hier
Weiter festzulegen wird deutlich für wie
Begründet Friedell den Verdacht hält
So beschreibt er auch den Krieg weiter

Gustav Adolf der Säulenheilige aller
Protestanten während in unseren Kreisen
Wallenstein als abergläubisches Schwein
Von der alten katholischen Hure nur galt

Abhängig von seinen Astrologen wie zur
Entscheidung unfähig beschreibt ihn etwa
Auch Golo Mann Schiller dabei folgend
Doch plante er früh Großes genial

Friedell stellt sie gegenüber und zeigt
Wie nah sich ihre Strategie war in dem
Zufälligen Krieg ohne Sinn und Ziele
Wie beider Tod auch so zu sehen ist

Gustav Adolf fiel Kroaten zum Opfer
Wallenstein seinen Mördern die aus
Allen Lagern kommen könnten denn
Feinde hatte er überall im Land

Beide überlebten den Krieg nicht
Der mit ihren Namen verbunden
Sie starben zwei Jahre auseinander
Dabei 16 und 14 Jahre vor Kriegsende

Sie hatten großes bewegt doch auf
Ihre Erfolge folgte nicht größeres mehr
Für keines der Lager es endete eher
Unentschieden erfolglos wie egal

Eines der überflüssigsten Massaker
Was Millionen das Leben kostete
Ohne jeglichen Gewinn für egal wen
Könnte uns etwas lehren lernte je wer


Auf diese kluge Betrachtung des
Wiener Kaffehausgängers Friedell
Folgte im Zauberberg ein eher
Amüsantes Tischgespräch wieder

Wie er mit Fräulein Engelhart der
Ältlichen Lehrerin ein seltsames
Doppeltes Spiel um die schöne
Russin Clawdia Chauchat spielt

Sie miteinander Theater spielen
Wie sich unsinnige Dinge dabei
Unterstellen nur um das eigene
Offensichtliche Interesse zu tarnen

Diese doppelbödige Inszenierung
Spielt mit wachsenden Gefühlen
Die ältliche Lehrerin nimmt gerne
Die Rolle in die Hans sie drängt

Für etwas emotionale Aufregung
Als quasi Kupplerin zwischen den
Suchenden Clawdia und Hans ist
Ihr die zugewiesene Rolle recht

So plätschert das Geplauder über
Verdrehten Unsinn dahin um so
Verliebtes Interesse zu erkunden
Was noch keine so nennen würde

Eine ganz feine Beobachtung Manns
Die mit mehrfachen Salti die sich
Noch in sich dabei drehen zur Kunst
Des Redens über Liebe vorab wird

Es steckt in diesen verdrehten wie
Absurden Gesprächen die so tun
Als ginge es um das Gegenteil so
Viel Gefühl das dem Leser fast

Schwindelig bei der Lektüre wird
Mann schafft es sogar die Suche
Nach Liebe feinsinnig ironisch als
Theater mit Umwegen zu inszenieren

Es scheinen alberne Nichtigkeiten
Verliebte junge Leute spielen um
Das unaussprechliche doch hier
Mit älterer kranker Lehrerin dabei

Sie empfindet große Lust am Laster
Der Lügen die sie sich vorspielen es
Ist der geistige Sex des Alters der sie
Zu dem Theater gerne lächeln lässt


Zum Abschluss noch ein Kapitelchen
In Breloers Ein fabelhaftes Glück in
Dem der junge Thomas Mann am
Ofen in Schwabing Tagebücher verbrennt

Eine nette Geschichte vielleicht auch
Relativ gut recherchiert was ich dem
Autor durchaus zutraue doch wieder
Mit dem schwülen Charme verklemmter

Homosexualität die sich nicht traut
Von der keiner erfahren soll was es
Noch peinlicher wie belangloser
Für Thomas Mann Leser macht

Mann mag seine Neigungen die
Auch seine Literatur spiegelt als
Vielfältiger Mensch gehabt haben
Wer hat sich nicht schon probiert

Doch ist diese schwüle Inszenierung
Literarisch völlig unwichtiger Dinge
Die Mann bewusst privat hielt einfach
Eine Regenbogenpeinlichkeit wieder

Wie jene billig schlechte Presse wird
Unter der Decke geschnüffelt wie dies
Noch irgendwie peinlich dramatisch
Als peinliche Verfehlung inszeniert

Wer will das wissen und wozu braucht
Ein Leser Thomas Manns diese eher
Unwichtigen privaten Informationen
Deren einziger Wert sein könnte

Zu Bestätigen was alle schon ahnten
Er andeutungsweise literarisch schrieb
Warum Borchmeyers völlig werktreue
Biografie so wunderbar treffend ist

Breloer fehlt alles was Borchmeyer hat
Der Mann elegant großartig beschreibt
Wie bei Reemtsmas Wieland wühlt er
Im Dreck ohne Erkenntnisgewinn

Natürlich war Thomas Mann auch
Ein irgendwie verklemmter Typ der
Epoche der er entstammt und dazu
Einer der seine Rolle perfekt spielte

Nebenbei war er aber auch einer der
Witzigsten aller Deutschen der dazu
Die Fähigkeit besaß sich selbst noch
Literarisch liebevoll zu verspotten

Sex ist wunderbar aber große
Literatur ist wichtiger und Thomas
Hat seine Entscheidung getroffen
Ein Leben für die Literatur geführt

Wie sein Sohn Klaus der Sex wählte
Also genau das andere tat immer ein
Unbedeutender kleiner Literat blieb
Ohne dies als Konsequenz zu sehen

Werde Breloer weiterlesen auch
Wenn er mich gerade sehr nervt
Schon allein weil er so liebevoll
Zu mir kam aber es verkennt klar

Thomas Mann ist kein verklemmter
Schwuler sondern der größte Literat
Den Deutschland in dem Jahrhundert
Hervorgebracht hat seine Neigung ist 

In Anbetracht seines Werkes egal
Wer im Dreck wühlt macht sich
Sicher immer schmutzig was mir
Bei Thomas Mann weniger liegt

Wer sechs eigene Kinder zeugte
Wie bei seiner Ehefrau lebenslang
Blieb hatte weniger Probleme als
Viele andere wohl nach ihm

Was Thomas Mann so großartig
Feingeistig und elegant macht ist
Sein selbstironischer Stil der uns
Lehrt über uns auch zu lachen

Nebenbei noch Kulturgeschichte
Als kleines Anhängsel erzählt die
Eine Epoche mit feinem Strich malt
Doch bei allem ironisch fein lächelnd

Das ist was Thomas Mann groß macht
Nicht eine sexuelle Neigung und ob sie
Ausgelebt wurde oder nicht hat eher
Freizeit Revue oder Sankt Pauli Niveau

Wer auf diesem Niveau fischt wird wohl
Das eine oder andere finden was sich
Bei jedem Mensch irgendwie findet ohne
Darum literarisch wertvoll zu werden

Natürlich hat auch ein Thomas Mann
Nach dem Scheißen Klopapier zum
Arsch abwischen benutzt doch trägt
Diese Neuigkeit genau nichts zum

Weiteren Verständnis des Werks bei
Respekt vor einem großen Autor
Heißt für mich seinen Weg der
Selbstdarstellung zu respektieren

Es trägt nichts zum Verständnis des
Großartigen Werks von Mann bei
Zu wissen ob wir beide zufällig auf
Analen Verkehr stehen oder nicht

Mann ist ein großartiger gebildeter
Literat und Geschichtenerzähler
Dieser interessiert mich dafür ist
Seine sexuelle Neigung mir egal

Bei der Betrachtung von Literatur
Mehr auf das achten was diese
Im Kern ausmacht heißt sie so
Zu lieben wie sie zu uns kommt 

jens tuengerthal 2.11.24

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