Sonntag, 5. Januar 2025

Liebeseinzig

Liebeseinzig

Liebe ist einzig
Artig immer austauschbar
Will keine bleiben

jens tuengerthal 5.1.25

Konkurrenzlos

Konkurrenzlos

Ohne Konkurrenz
Leben erleichtert unser
Miteinander sehr

jens tuengerthal 5.1.25

Verzichtfrieden

Verzichtfrieden

Weniger ist mehr
Verzichten stiftet Frieden
Drohen ist albern

jens tuengerthal 5.1.25

Sonntagsunruhe

Sonntagsunruhe

Alle Sonntage
Mit Terminen bringen mehr
Unruhe als sonst

jens tuengerthal 5.1.25

Liebesplan

Liebesplan

Habe keinen Plan von der Liebe
Aber philosophiere viel über sie
Was sie kann und was niemals
Sein kann oder darf wenn wir sie
Irgendwie leben wollen und weiß
Doch sie wiederlegt mich jedes mal
Wieder weil sie einfach tut was ihr
Gerade gefällt um mir zu zeigen
Sie kann alles was sie will weil
Sie ist was sie ist mehr nicht
Aber eigentlich ist das alles

jens tuengerthal 5.1.25

Kreuzungsriesling

Kreuzungsriesling

Am Samstagabend noch auf
Einen oder zwei Riesling um 
Zwei Ecken über die Kreuzung 
Ins Crossroads gelaufen

Tino ein frohes neues Jahr
Gewünscht und gleich den feinen
Hier Rheingauer Riesling bekommen
Am üblichen gewohnt guten Platz

Hier zwischen den Etagen noch
Alles im Blick und doch am Rand
Hat der Flaneur sein kleines Paradies
Was sogar lohnt vom Diwan aufzustehen

Das beginnende leichte Schneetreiben
Hob meine Laune auf dem Weg noch
Zusätzlich wie wunderbar ist doch die
Welt sogar in Berlin verschneit

Hier ist es gut gefüllt und Tino eilt heute
Mit erstaunlichem Tempo zwischen den
Etagen seiner kleinen Bar hin und her
Was doch eine eigene Leistung ist

Die Vielzahl der Gäste verschwimmt zur
Lauten Masse und auf Ninas Platz sitzt
Eine Dame von Format die nicht Nina ist
Um die Bar sitzen auch neue Gesichter

Eine große Gruppe in der Ecke übertönt
Vielsprachig alle anderen die noch ein 
Gespräch suchen manche knutschen
Vielleicht anstatt oder einfach dennoch

Die Musik ist bunt gemischt macht teils
Stimmung was nicht nötig wäre aber 
Auch nicht übermäßig mich stört was
Der Flaneur unbeteiligt ignoriert

Staune weiter über Tinos neues hier
Fitnessprogramm was noch bei jedem
Rasanten Gang den Rieslingspiegel in
Bewegung setzt - es ist was los hier

jens tuengerthal 5.1.25

Samstag, 4. Januar 2025

Diwanfrieden

Diwanfrieden

In der Welt herrscht Krieg
Die einen wollen Land andere
Reichste Beste Schnellste sein
Einander egal wie besiegen

Welch Unsinn als wäre nicht
Genug für alle da um das was
An Leben uns bleibt zu genießen
Denke ich friedlich auf dem Diwan

Auf dem Diwan herrscht Frieden
Bücher stehen hier um mich
Ungestört gelesen zu werden
Was niemanden stören muss

Der Diwan kann dazu noch
Wie er es schon mehr als einmal
Voller Freude durfte ein Ort der
Hingebung an Liebe und Lust sein 

Es ist damit ein vollkommener Ort 
Der alles enthält was das Leben in 
Erinnerung wie Verlauf schön macht
Auf dem sich glücklich leben lässt

Mithin gleicht dieser Diwan für mich
Dem Paradies aus Literatur und Liebe
Doch zum Glück mit Bewusstsein um
Genießen zu können was hier lebt

jens tuengerthal 4.9.24

Lektürentagebuch 4.1.25

Lektürentagebuch 4.1.25

Im Zauberberg gelesen warum und wie
Hans Castorp die Moribunden besucht
Unter mehr oder weniger freiwilliger
Begleitung seines Vetters Joachim

Wie er die Sterbenden dabei den 
Geburtstagskindern quasi gleichsetzt
Damen Herren und Knaben also ohne
Unterschied Blumen zum Besuch bringt

Wie er nett dabei plaudert manchmal
Erstaunt über komische Heiterkeit der
Sterbenden die ihm unwürdig scheint
Dem großen Tode unangemessen

Las wie Behrens ihn dafür lobt während
Settembrini kritisches anzumerken hat
Hans ein Sorgenkind des Lebens nennt
Der die Toten den Toten überlassen solle 

Diese auch in Italien weit verbreitete Sicht 
Nach der dem Tod lieber ausgewichen wird
Klingt jedoch mehr nach Aberglaube statt
Nach kritisch vernünftiger Aufklärung

So macht auch Hans sich hier von seinem
Erzieher unabhängig und selbständig im
Sinne seiner Überzeugung wie Erfahrung
Die er als Waisenkind schon früh machte 

Sollte er sich nicht lieber den Schiffen
Zuwenden statt eine soziale Instanz im
Berghoff wie in Davos zu werden um
Einen Weg ins Leben zurück zu finden

Dem Tod keine Macht über das Leben
Zu geben war für Thomas Mann ein
Zentraler Satz im Zauberberg doch 
Wie passt dieses Samaritertum dazu

Es gibt dem Leben hier oben eine
Rechtfertigung wie seinem Verbleib
Machte ihn zur sozialen Institution
Aus langer Erfahrung mit dem Tod

Erstaunlich belebend und motivierend
Wirken die Sterbemden auf Hans der
Zu seiner sozialen Rolle damit findet
Die ihm gerade so gut tut wie steht

Spannend die Rolle Settembrinis der
Als Erzieher pädagogisch nun gegen
Eine soziale Arbeit vorgeht wobei sich
Fragt welche Rolle seine Todesangst spielt

Wer wie ich es auch erleben durfte
Schon zu der Zeit als ich den Zauberberg 
Das erste mal las mit gerade neunzehn
Sterbende begleitete lernt dabei viel

Über das Leben wie unsere Haltung
Zu diesem die von Aberglaube und Angst
Oft mehr geprägt ist als von Vernunft
Wie friedlich befreiend der Tod ist

In der Krebsbaracke in der ich arbeitete
Wurde regelmäßig und quälend noch
Unter Schmerzen gestorben wenn der
Tumor ihre Lunge langsam auffraß

Entspannt und erlöst habe ich darum
Den Tod ohne Schrecken kennengelernt
Wenn auch mit viel Aberglaube verbunden
Wie etwa dem Lüften der Fenster danach

Was das Pflegepersonal gerne tat wie
Aber auch eine nahe Oberärztin der
Herzchirurgie von sich erzählte was zeigt
Wie nah Aberglaube Wissenschaft kommt

Der Umgang mit Tod und Sterben wie 
Die Entwicklung eines eigenen Weges
Aus seinen Erfahrungen gehört für mich
Zu den zentralen Stellen im Roman

Mit einer gewissen Ironie dennoch
Ohne großen Pathos schildert Mann 
Diese Begegnungen wie auch die
Lehren die Hans daraus ziehen wird 

Wie er sich von seinem Erzieher
Ganz bewusst distanziert um dafür
Seiner Überzeugung feinfühlig zu folgen
Um den Sterbenden Gutes zu tun

Den natürlichen alltäglichen Tod als
Solchen behandelt wie dies mit dem
Für Mann so typischen leicht ironischen
Humor der sich selbst nicht zu ernst nimmt 

Das hat wirklich Größe und zeigt die
Bedeutung dieses Romans als eine
Reise durch das Leben bis zum Ende
Was zu einem Teil inmitten wird 

Spannend ist wie viele Begegnungen
Einmalig bleiben trotz versprochenem
Wiedersehen weil der Tod unverhofft
Wie es seine Art ist dazwischen kam

So ist am Ende nichts zuverlässiger
Als das Ende was auf Sterbende mit
Ruhiger Sicherheit eben zukommt 
Auf das dann nichts mehr folgt

jens tuengerthal 4.1.24

Liebesverlust

Liebesverlust

Liebe verliert sich
Hoffnungslos gerne wieder
Dann fast unbemerkt

jens tuengerthal 4.1.25

Ruhestörung

Ruhestörung

Manche meinen noch
Etwas erledigen zu
Müssen vor Abgang

Bleibt meistens bloße
Ruhestörung anstatt zu
Genießen was bleibt

jens tuengerthal 4.1.24

Aussichtsarm

Aussichtsarm

Die Aussichten sind
Bescheiden geworden nichts
Gutes steht bevor

jens tuengerthal 4.1.25


Grauen

Grauen

Der graue Himmel
Hängt tief über der Stadt im
Januargrauen

jens tuengerthal 4.1.25

Liebeswahl

Liebeswahl

Natürlich lieben wir die Familie
Zumindest zeitweilig und wenn
Du dich nicht zu oft siehst denn 
Die haben wir uns ja nie ausgesucht

Was wir große Liebe nennen 
Zumindest solange sie währt
Haben wir dagegen gewählt
Auch wenn manche lieber

Sich füreinander bestimmt glauben
Wer auch immer da bestimmen soll
Ist Ergebnis unserer Entscheidung 
Die vom miteinander noch träumt 

Wer die Wahl hat quält sich gerne
Mit dieser wie mehr noch untereinander
Wer einmal länger als frisch verliebt
Zusammen zu sein versuchte kennt es

Schwieriger noch wird es wenn wir
Die Wahl tatsächlich dabei haben 
Oder nach Alternativen schon schauen 
Um uns nicht zu sehr festzulegen

Wer möchte schon zweite Wahl sein
Können wir etwas ganz genießen
Solange wir dabei die Wahl haben
Oder erst wenn ganz entschieden

Es bleibt scheinbar schwierig mit
Der Wahl oder doch lieber nicht 
Weil wir uns nur mit füreinander
Entscheiden können wenn wir

Vorher die Wahl hatten die aber
Nie wahllos sein soll damit sich
Die Liebste erwählt fühlen kann 
Wovon wir doch alle träumen

Nur was täten wir am Ende dann
Wenn wir wirklich die Wahl hätten
Könnten wir uns entscheiden was
Fraglos für immer gelten soll 

So haben wir bei der Liebe die Wahl
Ohne zu wissen wohin es führen soll
Außer keine mehr haben zu wollen
Weil wir die richtige Wahl trafen 

Jens tuengerthal 3.1.25

Freitag, 3. Januar 2025

Lektürentagebuch 3.1.25

Lektürentagebuch 3.1.25

Tief in den arabischen Diwan 
Getaucht um sagenhaftes über
Den Dichter Alkama al-Fahl zu
Erfahren der zu den großen

Klassikern arabischer Literatur
Gehörte wie als Angehöriger des
Stammes der Tamin auch noch
Als Diplomat gewirkt haben soll

Er war ein Zeitgenosse des vorigen
Dichters Imru al-Kais danach wohl
Gilt als ein perfekter Vertreter dabei
Der beduinisch ritterlichen Ideale 

Mit Imru al-Kais dem verstoßenen
Königssohn soll er sich einen wichtigen
Dichterwettstreit geliefert haben bei dem
Dessen Frau zugunsten vom Alkama

Ihr Urteil fällte woraufhin dieser sich von
Umm Dschundan scheiden ließ die dann
Alkama heiratete der damit doppelt gewann 
Wie zugleich den Wüsten Don Juan hörnte

Seine altarabische Kasside beginnt mit
Einer Liebesklage nach dem Aufbruch
Seiner Geliebten worauf auch er sich
Auf Reisen begibt was Gelegenheit gibt

Die Tiere wie Kamele Pferde und Onyx
Sehr menschlich zu beschreiben schon
Ein Familienleben fast erzählt von dem
Der Dichter noch zu träumen scheint 

Auf Aphorismen und Weisheiten folgt
Ein Trinkgelage an dem der Dichter sich 
Rühmt teilgenommen zu haben wird so
Repräsentativ für das Leben dieser Zeit 

Wundervolle Verse die tief in das Leben
Der beduinischen Welt eintaucht und 
Wie gerne fragte ich meine jemenitische
Prinzessin noch zu diesen Versen auch

Ein wahres Zauberwerk entfalten diese
Dichter vorislamischer Zeit die noch
Lieber von Lust und Liebe dichten als 
Es nach dem Propheten üblich war

Spannend auch wie selbstverständlich
Sich zwei große Dichter dem Urteil
Einer Frau unterwerfen die noch
Dazu völlig selbständig entscheidet

Ob die arabische Legende um den
Dichter Alkama wahr ist wissen wir
Wie bei allen Legenden nicht genau
Doch erhöht sie die Magie der Verse

jens tuengerthal 3.1.24

Schneehauch

Schneehauch

Die Berliner meckern ja gerne
Auch über das Wetter besonders
Was heute schauerlich stürmisch
Sich zeigte fanden viele vermutlich
Gründe genug dazu ich aber freue mich
Lieber an dem Hauch von Schnee
Der zwischendurch noch fiel 
Einen leichten weißen Zauber 
Über das Grau der Stadt legte
Es könnte von mir aus mehr sein
Doch sich am wenigen freuen
Macht mich viel glücklicher
Alles andere sei wie es sei
Schmutzig und grau wie immer
Doch dies ist der erste Schnee
In diesem Jahr und ich freu mich
Komme was wolle

jens tuengerthal 3.1.25

Liebesbeweis

Liebesbeweis

Liebe braucht keine
Beweise um zu bleiben
Ihr Dasein genügt

jens tuengerthal 3.1.25