Dienstag, 29. April 2025

Musenlos

Musenlos

Ein Dichter ohne Musen ist
So stumm wie tot vermutlich
Außer er ist selbstverliebt genug
Sich in Versen zu vergöttern
Woran es mir völlig mangelt
Was einigen seltsam genug
Sogar zeitweise gelang doch 
Ist dies Tun für andere meist
Völlig uninteressant dabei
Was der einzig vernünftige
Grund ist der noch blieb sich
Weiter mit Frauen abzugeben
Ohne zu wissen wie es umgekehrt
Für das eine oder andere Geschlecht
Sich gerade passend anfühlt
Sehen wir also von ästhetischen
Oder sexuellen Fragen ab 
Die schnell gewöhnlich werden
Wie von großen Gefühlen
Die ohnehin selten oder nie
Vernünftig gewesen sind
Warum Liebe niemals ein
Vernünftiger Grund sein wird
Sich mit anderen zu beschäftigen
Wie der sicherste Weg in die
Emotionale Abhängigkeit was
Liebe erfolgreich ausschließt
Warum es ohne Musen wohl
Keine Zukunft mehr gibt
Zumindest für Liebeslyrik 
Was bei den Dichtern die mit
Liebe dichten irgendwie alles ist
Zu vollständiger Erledigung führt
Die dann schon wieder egal ist
Weil ja schon nichts mehr blieb 
Denke ich und muss lächeln
Über alles oder nichts

jens tuengerthal 29.4.25

Montag, 28. April 2025

Lektürentagebuch 28.4.25

Lektürentagebuch 28.4.25

Von fruchtloser Pfändung gelesen
Bei Franz Hessel unter genau diesem
Titel auch ganz passend dabei wie ihn
Ein staatlicher Vollstreckungsbeamter

Zur Einziehung der Kirchensteuer
Besucht aber dann doch nichts pfändet
Weil so vieles doch geschützt ist wie
Die beiden ins Gespräch kommen

Er den schwer berlinernden schlichten 
Mann auf seiner Pfändungstour begleitet
Manches über die Nachbarschaft lernt
Wie diesen fruchtlos beamtischen Beruf

Sehr fein beobachtet Hessel dabei die
Umstände der Pfändung wie die eher
Nachsichtige Anschauung des Beamten
Der auch nur seine Pflicht halt erledigt

Viel in der Stadt noch herumkommt 
Früher auch Straßenbahn mal fuhr
Als die Fahrt noch 10 Pfennige kostete
Heute bei 20 lieber doch alles läuft

Am Ende ließ er sich noch zum Bier
In der nächsten Eckkneipe verführen 
Wo er noch tragische Geschichten
Aus der Laubenkolonie erzählt

Hier wurde Hessel wieder zum
Flaneur des Alltags den er als
Liebevoller Beinbacher begleitet
Die Pfändung menschlich macht


Wie grauenvoll sind die Schrecken
Des Krieges die Marcello Fois in
Mercede und der Meisterschmied so
Schmerzhaft treffend beschreibt

Von Gespräch das Gavino mit Jostu
Der ohne ein Bein und mit nur noch
Halbem Gesicht heimkehrte aus dem
Kampf gegen die Österreicher führt

Wie er einmal als sie ihn das erste mal
Mobilisierten Luigi Ippolito in einem
Gespensterhaften Trupp von bereits Wahnsinnig gewordenen noch sah 

Erzählt vom Schrecken der Schlacht
In der die Österreicher Giftgas noch
Einsetzten das nach Stall einfach roch
Wie dann 60.000 einfach verreckten

Es ist ein einziges Grauem für einen
Kampf nur um wenige Meter der an 
Die von den Russen überfallene Ukraine
Voller Mitgefühl wieder denken lässt

Warum tun Menschen sich dies an
Wo verläuft die Grenze vom längst
Wahnsinn zur gerade noch Vernunft
Wie lange bleiben wir Menschen dabei

Es ist schwer erträglich diese Seiten 
Aus dem Wahnsinn des Krieges der
Den Bruder wahnsinnig machte länger
Zu lesen und Leben so zu ertragen

Betrachte es nur von außen in der
Ferne denke an meinen damals
Noch jungen Urgroßvater der als
Schuldirektor vor Verdun fiel

Auch dort wie in den Alpen einst
Stellungskrieg um Zentimeter der
Berge von Leichen produzierte die
Keiner der Angehörigen sehen musste

Leben diese beiden großen Gemetzel
Aus dem 20. Jahrhundert noch in in der
Erinnerung von uns glücklich dabei
Spätgeborenen weiter nach

Leugne den psychoanalytischen Unfug
Lieber als einfache Erklärungen zu suchen
Merke wie wütend all dies mich macht 
Lebe leidend auf diesen Seiten mit

Warum ich es weiter lesen statt einfach
Dieses Grauen zu überspringen oder
Ein wenig zu pausieren frage ich mich
Vermutlich weil es gut geschrieben ist

Vielleicht auch um lesend das Grauen
Endlich zu überwinden wieder in dann
Lichtere Zeiten zu kommen die endlich
Zumindest eine Perspektive bieten


Langsam nähert sich das erste Jahr
Auf dem Zauberberg der Vollendung
Es sind die längsten Tage des Jahres
Ohne dass dies den Ablauf änderte

Mahlzeiten Spaziergänge Liegekur
Alles folgte dem immer gleichen Lauf
Nun trägt Hans Castorp wieder die
Gleichen Anzüge wie zu Beginn

Die Arme voller Blumen kehrt er
Von den kleinen Spaziergängen heim
Es sind Sommerblumen die ihn auch
Als kleiner Strauss zur Ankunft begrüßten

Mit Handbuch von Linné und mehr
Beginnt Hans zwischen Loggia und
Zimmer zu botanisieren zum
Spott seines Vetters Joachim

Sehr anschaulich beschreibt Mann
Dabei die Betrachtung der sinnlichen
Fortpflanzungsorgane der Blumen die
Menschlichen ja nicht unähnlich sind

Ohne es auszusprechen zeigt schon
Die Art der Beschreibung voller Lust
Wie nah der Sex der Blumen dem 
Menschlichen doch in ganz vielem ist

Dies alles beschreibt Thomas Mann
Mit einem lächelnden Humor der
Auch deftig sexuelle Anspielungen
Etwa zur Konsistenz des Schleims

Mit solcher Eleganz dabei bloß über
Die Blumen der Bergwelt referierend
Dass es für Freunde des großen
Literaten eine lachende Freude ist

Bei Mann ergießt sich niemals
Wie bei Henry Miller das Sperma
Gleich eimerweise noch ist der Sex
Konkret ein Thema dafür indirekt

Die Botanik und die Fortpflanzung
Der Blumen die der menschlichen
Begattung nicht ganz unähnlich ist
Lädt zu diesem Spiel wunderbar ein

Wer weiß wo und wie wann kann
Auf jeder Wiese Blümchenpornos sehen
Bei denen offen sich voller Lust
Einander zweckfrei hingegeben wird

Blumen zeigen ihre Geschlechtsorgane
Ohne alle Scham ganz offen werden
Vielleicht dafür von uns so bewundert
Unklar ob Damen sie darum so lieben

Diese feine Sinnlichkeit bei Mann
Welche die Natur als Spiegel nimmt
Schafft es über Sex zu schreiben
Während sie über Blumen berichtet

Dies ohne das sexuelle außer im
Pflanzenreich auch nur zu erwähnen
Was soviel Humor wie zugleich auch
Hohe Kunstfertigkeit dabei zeigt. 

jens tuengerthal 28.4.25


Nichtstunbezahlung

Nichtstunbezahlung

Eine ehemalige Programmdirektorin
Des RBB lässt sich ihr Nichtstun gut
Bis zum Lebensende vergolden und
Bekommt so bei ihrer vermutlichen
Lebenserwartung acht Millionen noch
Für gar nichts wie sie es einst vertraglich
Mit dem Sender vereinbart hat was
Dieser nun empört einstellen wollte
Weil Nichtstun nicht bezahlt wird
Im ordentlich fleißigen Deutschland
Worüber die Bild natürlich empört
Den aufgeregten Lesern berichtete
Finde das viel Lärm um Nichts aber
Ein Land was Millionen für Nichtstun
Ausgiebt wunderbar sympathisch
Melde mich auch dafür an als stets
Fleißiger armer täglicher Poet
Wozu zahlen denn alle Gebühren
Da ist ein wenig Punk und Chaos
Doch hoffentlich mit drinnen 
Denk ich und freu mich wenn
Nicht alles ordnungsgemäß läuft
Und Gerichte das bestätigen
Damit nicht jeder nur seinen
Berechenbaren Wert hat ist das
Auch mal acht Millionen wert

jens tuengerthal 28.4.25


Wendepunkte

Wendepunkte

Wendepunkte werden gerne
Verkündet wie gefordert damit
Endlich alles anders wird weil
Sich bekanntlich alles ändern muss
Damit es bleibt wie es immer war
Wie Tancredi zu seinem Onkel
In Lampedusas Leopard weise sagte
Dazwischen balancieren wir in der 
Leben genannten Versuchsreihe
Als blinde Narren die zu gerne
Ihre Meinung für Wahrheit halten
Ohne je zu wissen warum

jens tuengerthal 28.4.25

Bewährungschance

Bewährungschance

Überall wird nun über das künftige
Kabinett des noch nicht gewählten
Möchtegern Kanzlers Merz geredet
Dabei sind alle im Urteil sicher was
Mehr auf deren Persönlichkeit als
Auf sonst Umstände schließen lässt
Einige empört der Kulturstaatsminister
Der gar kein Minister eigentlich ist
Aber sicher dass Gegenteil der noch
Amtierenden Claudia Roth was doch
Zumindest den Diskurs belebt dafür
Wird die designierte Ministerin für
Wirtschaft von vielen gelobt die
Sonst gerne zweifeln und ich
Enthalte mich gerne dazu völlig
Jede bekommt ihre Bewährungschance
Jeder Typ natürlich auch seine
Sage darum gerne mal nichts
Was noch nicht gewählte als
Vielleicht Minister taugen könnten
Halte alles dazu vorab eher für
Geschwätz als je brauchbar
Genieße es nichts zu meinen

jens tuengerthal 28.4.25

Liebeserzählung

Liebeserzählung

Liebe erzählen
Lässt alte Geschichten viel
Schöner erscheinen

jens tuengerthal 28

Erlesen

Erlesen

Manche erleben
Große Abenteuer selbst
Erlese sie wenn

jens tuengerthal 28.4.25

Teebeginn

Teebeginn

Tage mit einer
Teetasse zu beginnen
Bleibt bester Anfang

jens tuengerthal 28.4.25

Liebesdefinition

Liebesdefinition

Wer Liebe definieren will
Hat vom Liebe wenig begriffen
Die es dennoch versuchen meinen
Sie sei starke Zuneigung mit
Wertschätzung dazu noch
Für einen anderen also
Auch eine andere dabei 
Dahingestellt ob die Wesen 
Von Venus und Mars noch
Unterschiedlich auch lieben 
Mit dem gleichen Organ
Oder den verschiedenen
Wie auch für Objekte was
Ein Bild Buch Auto Musik
Ganz egal was sein kann 
Jedenfalls etwas außer mir
Dem große Zuneigung gilt
Also nicht Selbstliebe dies
Gewäsch der Egomanen
Weil Liebe altruistusch ist
Oder keine mehr ist
Was sich nun viel eher
Lexikalisch als nach
Liebeslsrik hier anhört
Aber ich liebe ja Lexika
Von daher passt es auch
Aber ich lasse es lieber um
Den ersten Satz vom Anfang
Wahr werden zu lassen und
Am Ende nicht der Idiot der
Übrig blieb zu sein was aber
Zunehmend attraktiver wird

jens tuengerthal 28.4.25

Gesundkrank

Gesundkrank

Depression ist eine psychische Störung
Sie ist als Krankheit anerkannt dabei
Gemessen an der Zahl von Menschen
Mit Suizidgedanken nicht mehr selten
Sondern für immer mehr normal
Sie zeigt sich in Symptomen wie
Hoffnungslosigkeit Lebenszweifeln
Gedrückter Stimmung häufigem Grübeln
Wie vermindertem Antrieb dabei sind
Die Ursachen noch relativ unbekannt
Die Behauptung der Psychoanalyse
Sie wurzele im Unterbewusstsein
Etwa durch traumatische Erfahrungen 
Ist wie die geaberglaubte Seele nur
Ein unbeweisbarer Glaubenssatz
Der geistige Unfreiheit begründet
Ohne Nachweis in der Natur
Die Versuche der Neurologie sie
Mit Psychopharmaka zu behandeln
Sind bloß teilweise erfolgreich doch
Frage ich mich beim Blick in die Welt
Zwischen Krieg Hass und Klimamandel
Wie die menschlichen Perspektiven
Im Leben mit Alter und Krankheit in
Kriegen mit geerbtem Hass zu leben
Von denen nur die Phantasie Liebe
Für kurze Zeit ablenken kann
Welche die Impotenz erledigt da
Sie die nötige Ausschaltung des
Verbliebenen Verstandes durch die
Dominierenden Triebe verhindert
Womit wenig Hoffnung uns bleibt
Ob angesichts dessen was ist
Nicht depressiv zu werden längst
So viel Ignoranz braucht dass sie
Die einzig gesunde Reaktion auf
Das was ist sein könnte also viel
Weniger krank als eher gesund ist
Aber ich fürchte die Mehrheit wird
Diese Sicht für krank halten also
Schafft nur Schweigen noch Frieden
Mit normalen Depressionen zu leben
Die kein Medikament betäuben soll

jens tuengerthal 28.4.25

Sonntag, 27. April 2025

Lektürentagebuch 27.4.25

Lektürentagebuch 27.4.25

Zart sinnlich erzählt Franz Hesel unter
Dem eher spröden Titel das Leibchen
Von einer erotischen Begebenheit aus
München als es mit der Liebe noch nicht

So einfach zuging wie später als in der
Münchner Bohème eine Studentin vor
Dem ersten mal ihrem Geliebten noch
Zuflüsterte sie sei noch Jungfrau

Wofür er sie bitte nicht verachten solle
Also noch vor dieser Zeit und doch 
Eigentlich nicht so lange her beschloss
Eine junge Dame ihn zum Tee zu besuchen

Dazu trug sie ein Prinzesskleidchen unter
Dem sie ein Schnürmieder hatte das ihr die
Alte Mutter noch hinten zugehakt hatte
Weil es allein schwerlich möglich war

Wie sie dann Tee tanken Bilder und
Bücher gemeinsam betrachteten dann
Überraschend nicht beim idyllischen Tun
Alleine blieb sondern noch weiter gingen

Worüber Hessel dezent schweigt nur
Erwähnt wie der junge Mann mit noch
Nachzittenden Fingern sich als es dunkel
Wurde und sie schnell weg musste

Ihr das besagte Leibchen ungeschickt 
Wieder zuhakte und wie die Mutter
Als sie der Tochter zuhause half das
Mieder wieder auszuziehen meinte 

Sie sei heute wohl tüddelig gewesen
Hätte ihr das Mieder schief zugehakt
Was genug uns Lesern erzählt ohne
Etwas zu sagen was dabei passierte

Wie fein ist diese zarte Erotik die von
Längst vergangenen Zeiten erzählt
Die glühende Lust nicht ausspricht
Doch dafür umso fühlbarer macht

Franz Hessel schafft es so mit bloßen
Andeutungen eine sinnliche Spannung
Die unausgesprochen zwischen den
Zeilen liegt fühlbar zu erschreiben


Durch eine kleine Andeutung zum
Thema Botanik bei Doktor Krokowski
Macht Joachim Ziemßen seinem Vetter
Hans Castorp im Zauberberg deutlich

Welche Spannung zwischen ihnen lag
Wieviel in Joachim wohl gärte der sich
Sonst militärisch korrekt immer zurückhielt
Bis es in ihm unerträglich wohl wurde

Er erinnerte damit an einem der letzten
Vorträge des Doktors nun zum Thema 
Liebe und Tod bei dem es um Morcheln ging
Die genial aussahen aber dafür nach Leiche

Intensiv duften was durch das schleimige
Sekret das sie zur Fortpflanzung mit ihren
Samen gemeinsam absonderten was 
Einige Gäste eine Zumutung fanden

Frau Stör die große Bildungschnitzerin
Nannte es empört sogar obskur womit
Sie vermutlich obszön noch meinte was
Empörung über das sexuelle ausdrückte

Ob die Gedanken beim weißen Sekret
Das Pilze zur Fortpflanzung absondern
Natur oder sexuelle Bedürfnisse eher
Offenbaren bleibt eine spannende Frage

Ist Sex unter Tieren oder Pflanzen der
Überall öffentlich stattfindet im Frühling
Weniger obszön weil natürlich warum
Behandeln wir unsere Gattung anders

Wie nah liegt es doch immer auch bei
Liebe und Tod an den petite mort gleich
Zu denken was zwischen den Vettern
Natürlich nie ein Thema gewesen war

Warum erinnerte also Joachim seinen
Vetter Hans an diesen Vortrag als jener
Voller Freude über Blüten im Frühling
Sprach die auf Bergwiesen nun kämen

Soll diese sexuelle Andeutung an ein
Thema rühren über das sonst zwischen
Beiden eisern geschwiegen wurde sich
Nicht emotional zu nah zu kommen

Kaum war eine solch doppelbödige
Anspielung von Joachim zu erwarten
Sex und Liebe waren kein Thema
Beide respektierten den anderen

Was nun sollte diese Andeutung
Fragt Thomas Mann als Erzähler
Die amüsierten Leser um dann über
Manche Umwege zum Punkt zu kommen

So hatte Joachim neulich erst als er
Vom Wiegen durch den Bademeister kam
Hans der vom Spritzen kam im dunklen
Raum der Analyse verschwinden sehen

Was trieb Hans wohl zu Terminen in die
Analytische Grube herabzusteigen ohne
Solches mit einem Wort zu erwähnen
Um was ging es dabei diesen wohl

Eine kleine Andeutung nur gemacht
In einer Zeit in der Joachim längst mit
Seinem Aufenthalt hardert öffnet eine 
Welt von nur angedeuteten Untiefen

Kaum werden sie über botanische
Themen dabei diskutiert haben wird
Der im unklaren gelassene Leser denken
Ging es um die Triebe oder die Liebe

Die unter den Kranken wie zu der einen
Abgereisten Kranken die Hans noch im
Karneval sowohl als auch erleben durfte
Als sie auf französisch verkehrten

Meisterhaft mit kleinen Andeutungen
Wie über die Umwege eines Verdachts
Inszeniert Mann hier eine Spannung 
Zwischen den Vettern ohne Gründe

Das ganze was immer es einmal war 
Verliert sich in Andeutungen über ein
Thema über das nicht gesprochen wird
Sagt nichts aber lässt tief blicken

Dieser zugleich bissige Spott über die
Da noch junge Psychoanalyse wie ihre
Neigung zur Suche nach sexuellen Mustern 
Ist mit großer Feinheit komponiert

Daneben ist es auch ein Spott über die
Engen Konventionen der oberen Schichten
Die viele Erwartungen unausgesprochen
Lieber lassen aber manchmal aufbrechen 

Wie radikal ein scheinbares Nichts einer
Andeutung zu einem gemeinsam besuchten
Vortrag dabei wirken kann zeigt Mann 
Mit viel Humor und großer Eleganz 

So setzt sich der Zauberberg mit den
Konventionen einer Zeit im Umbruch
Wie mit geistigen Fragen der Zeit auf
Humorvolle Art dabei auseinander

Dies tut Mann auf literarisch so feine Art
Dass die Lektüre bis heute eine Freude ist
Noch dazu viel über Konventionen lehrt
Welche sie sehr ernsthaft dabei verspottet

Wenig bis in nichts hat sich daran bis heute
Je geändert besonders bei denen die sich
Für bedeutend gerne halten ist der Sex
Eher kein Thema dafür meist langweilig

Genau das macht neben der großen
Künstlerischen Vollendung den Roman
Auch hundert Jahre nach seinem ersten
Erschienen noch so aktuell wie komisch

In wievielen Rollen die dort gespielt
Werden erkennen wir uns nicht wieder
Mischt dabei Liebe Sexualität noch mit
Philosophie zur großen Symphonie


Mit geradezu genialer Bösartigkeit
Inszeniert der kleinwüchsige Dudu
Seine Intrige gegen Joseph im Roman
Joseph und seine Brüder von Mann

Erst verkehrt er seine Rede gegenüber
Muth seiner Herrin die er feinfühlig wie
Das Spähen gewohnt auch als Kenner
Der Zeugung schon verliebt sah 

Langsam wandelt er das Bild dabei
Mit großem Geschick aber doch so
Seltsam eindeutig dabei noch dass
Jeder Vernünftige an ihm zweifelte 

Keiner mit genug Verstand hätte 
Dem Hofzwerg der Kleiderkammer
Diesen radikalen Kurswechsel noch
Abgenommen doch Muth war verliebt

Dankbar saugte sie seine Worte auf
Aufgeregt errötend dabei was er dem
Joseph umgekehrt gleich unterstellte 
Damit sie sich ganz verstanden fühle 

Mann nutzt dabei sehr humorvoll ein
Bild aus den Märchen der Brüder Grimm
Von den sieben Hügeln jenseits derer
Seine Herrin die Schönste ihm sei

Das gleiche Spiel führt er dann noch
Umgekehrt bei Joseph auf dem er sich 
Nach sieben Jahren der Prüfung nun 
Als Freund und treuer Freund anbietet 

Gerade der lange Zeitraum seiner Prüfung
Belege doch wie ernst es ihm nun sei 
Was er durch ein geflüstertes Geheimnis
Zu Muth der Herrin vor ihm belegen will 

Noch aufrecht und ehrlich verbittet sich
Joseph aber das Flüstern wie die Hand
Vor dem Mund die unaufrichtig wäre
Aber seine Neugier ist schon geweckt

Mit perfide intriganten Lüngen verkehrt
Der bösartige Zwerg so aus Rachsucht
Die Tatsachen und verführt beide zu
Gedanken die sie so nie wollten 

Wer die Wirklichkeit so dreist in seinem
Interesse verkehren kann wie damit
Einen radikalen Kurswechsel kaschiert 
Steuert Menschen mutwillig für sich

Nichts ist dafür geeigneter als Gefühle
Die den Verstand gerne ausblenden
Was Intriganten wie Populisten nutzen
Liebe half manch großem Spion auch

Genial in aller Bösartigkeit ist es wie Mann
Die knappe biblische Geschichte viel weiter
Erzählt als die Quellen es ahnen ließen aus
Aus dem religiösen Text ein menschliches

Drama mit Offenbarung aller Schwächen 
Wie großer Gefühle dazu die es von der
Stammesgeschichte zum Epos formt das
Mit seinen Figuren auch leiden lässt


Wirklich dramatisch zeigt sich der Krieg
In Mercede und der Meisterschmied wo ein
Erste Verwundeter völlig entstellt aber
Lebendig von der Front heimkehrt

Die Ehehoffnung für Gavino erfüllt sich
Mangels weiterem Interesse nicht
Stattdessen entdeckt er seltsame
Floskeln in den Briefen des Bruders

Das Gespräch mit dem entstellten Freund
Aus Zeiten des Friedens wirkt verdächtig 
Gavino begibt sich auf Spurensuche um
Die Wirklichkeit noch zu entdecken

Dunkle Wolken hängen über dem Gemüt
Der Menschen auf der Insel die nicht ahnen
Wie schrecklich die Wirklichkeit ist die sich
Dem Unerträglichen langsam nähert 

Schwer zu ertragende Lektüre die das
Grauen des Krieges gut abbildet wie
Des Wahnsinns der nach ihm strebt 
Von Heldenmut dabei noch faselnd

jens tuengerthal 27.4.25

Liebesfeiertag

Liebesfeiertag

Liebe macht alle
Tage zu Feiertagen
Für unser Gefühl

jens tuengerthal 27.4.25

Sonntagsunruhe

Sonntagsunruhe

Geschäftig werden
Sonntage auf Flohmärkten
Unruhe anstatt

jens tuengerthal 27.4.25

Sonntagsliebe

Sonntagsliebe

Sonntage lieben
Wöchentlich Feiertage
Damit genießen

jens tuengerthal 27.4.25

Liebesleere

Liebesleere

Ohne Liebe bleibt das Leben leer
Dafür ersparen wir uns ewige Leiden 
Die sonst unvermeidlich scheinen 
Ob es mit oder ohne besser ist 
Bleibt vielleicht die letzte große
Frage im Leben das irgendwann
Keine mehr stellen wird dann
Bleibt nur die Leere übrig

jens tuengerthal 27.4.25

Halbzwölfriesling

Halbzwölfriesling

Pünktlich um halb zwölf noch
Auf den ersten Riesling wieder
Im Crossroads angekommen wo
Tino mit dem ersten Phil alle versorgt

Heute sind alle Plätze belegt nur die
Zwischentage war zum Glück noch frei
Entsprechend dauert alles etwas länger
Der Lärmpegel ist hoch die Musik schnell

Ein Tisch mit vier Spanienrinnen die wie
Es dieser Volksstamm so gerne tut redet
Konstant in hohem Tempo relativ laut 
Besonders eine Amerikanerin darunter

Zwei der spanischen Damen besuchten
Gemeinsam die Örtlichkeiten hier um
Auch dabei das Gespräch keine Sekunde
Unterbrechen zu müssen über egal was

Weiß mangels Spanisch Kenntnissen 
Obwohl sie direkt vor mir sprachen
Nicht was bei ihnen so wichtig war
Doch war es dabei sehr intensiv

Kaum hatte Phil mich entdeckt kam
Auch schon mein Riesling und dann
Fiel mir überraschend eine Dame mit
Kreislaufkollaps vor die Füße

Sie kam zum Glück schnell wieder
Zu sich und Tino brachte ihr gleich
Ein Wasser und ein Herr sorgte mit
Großer Anteilnahme für sie die

Nun gemeinsam einen Moment raus
An die frische Luft ging so etwas
Passiert auch in Zeiten ohne Korsett
Gelegentlich ihr Puls war normal

So wurde es schnell Mitternacht 
Langsam beruhigt es sich etwas
Die Spanienrinnen bleiben laut auch
Auf englisch in hohem Tempo

Die kleinen Katastrophen sorgten
Hier dafür dass die anderen Gäste
Ein wenig in den Hintergrund traten
Die gefallene Dame ging inzwischen

Selbständig am Arm ihres Freundes
Nach kurzer Erholung draußen war
Der Kreislauf scheinbar wieder stabil
Zeit sich den anderen zu widmen

Gegenüber von Bowie sitzen zwei
Mutmaßlich osteuropäische Herren
Im intensiven Gespräch rauchend
Wenig Vertrauen ausstrahlend dabei

Wären es weniger die Menschen
Mit denen ich gerne Geschäfte machte
Aber sie bleiben interessant zu beobachten
Mit Schnäuzer der eine immer rauchend

Während der andere mit rasiertem Schädel
Eher im Sessel hängt gibt der mit Bart
Den feinen Herren haben beide volle
Lippen und bemerken die Beobachtung

Sehe davon darum im weiteren lieber ab
Dafür war schön zu beobachten wie ein
Gentleman hier seiner Dame mit viel
Eleganz dabei in den Mantel half

Es gibt also auch noch solche auch
Wenn immer weniger Damen dies
Noch zu schätzen wissen ist es ein
Schöner eleganter Anblick immer

Zumindest dann wenn er es kann 
Mit genug Gelassenheit hilft ohne
Dabei mehr zu wollen wollen als
Die Dame seiner Gegenwart zu ehren 

Sie weiß es zu schätzen ist sichtbar
Jenseits der fünfzig auch nimmt die
Kleine Geste lächelnd an derer es
Der Schönheit wegen mehr bräuchte

Dabei als Herr die Gelassenheit auch
Zu wahren wenn sie das unemanzipiert
Nennt und meint sie könne das allein
Ist eine der Aufgaben der Gegenwart

Weiß nicht was gut und richtig hier ist
Freue mich nur darüber wo es passt
Beide es mit Stil zelebrieren weil es
Dem Miteinander Zauber schenkt

jens tuengerthal 27.2.25