Sonntag, 5. Januar 2025

Schneeverliebt

Schneeverliebt

Liebe den Schnee wirklich
Wenn er sich als weißer Zauber
Über alles legt mit seiner großen
Schönheit die von Stille erzählt

Die Welt ist nicht nur wie erstarrt
Sondern tatsächlich nun gefroren
Um unter der egalitären Decke
Alle Formen und Kanten zu verlieren

Im Frost stirbt das letzte Grün der
Natur deren Triebe nun nur noch
Bis der Frühling kommt quasi im
Verborgenen weiter ruhen 

So ist die Schneedecke auch das
Leichentuch der Natur vergangener
Jahre wieder schmelzend dann als
Wasser Lebenselixier des Frühlings

Es schluckt dies Leichentuch auch
Den Lärm der Welt die so mir zum
Paradies weichgezeichneter Formen
Im schönsten Tode damit wird 

Der Schnee schafft eine verwandelte
Welt die noch völlig unberührt ist die
Wir mit jedem Schritt neu deflorieren
Während neuer Schnee alte Spuren verweht

Der Schnee als Leichentuch der Natur
Gibt dem Tod die ihm auch gebührende
Leichtigkeit weil er von allem befreit wie
Jede starre Form so für uns auflöst

Genieße nun die wenigen Stunden
Bis das Glück wieder geschmolzen
Mit der vom Leichentuch verhüllten 
Natur in der großen Freiheit des Todes

jens tuengerthal 5.1.25

1 Kommentar:

  1. Das Gedicht „Schneeverliebt“ begeisterte mich beim Lesen – es war mitten in der Nacht, die Welt vor dem Fenster war mit Schnee bedeckt – mit seiner außergewöhnlichen Poetik und Wortmagie. Lassen Sie mich also meine Eindrücke teilen.
    Das Gedicht ist eine poetische Faszination für Schnee als Symbol für Vergänglichkeit, Transformation und Schönheit in der winterlichen Natur. Es bildet einen Kontrast zwischen der Stille und dem Frieden, die die Schneedecke mit sich bringt, und der darin verborgenen Symbolik von Tod und Erneuerung.
    Schnee wird als weißer Zauber beschrieben, der die Welt umhüllt und sie in einen Ort ohne scharfe Formen und Kontraste verwandelt. In dieser scheinbaren Unbeweglichkeit wird die Welt sowohl tot als auch wiederbelebt – die Schneedecke ist sowohl ein Leichentuch der Vergangenheit als auch ein Vorbote eines neuen Lebens, wenn das Wasser aus dem geschmolzenen Schnee zum „Lebenselixier“ für den Frühling wird.
    Die Symbolik des Schnees als Leichentuch der Natur vertieft die Reflexion über den Tod – im wörtlichen und metaphorischen Sinne. Schnee dämpft Geräusche und verwandelt die Welt in einen idyllischen Ort. Gleichzeitig jedoch maskiert und vernichtet die Schneedecke die Vergangenheit und fordert uns auf, Spuren in einer sauberen, unberührten Landschaft zu hinterlassen. Dieses Gefühl der Vergänglichkeit ist allgegenwärtig – der Dichter erinnert uns daran, dass das Glück, die Welt durch Schnee zu verwandeln, nur einen Moment anhält, bevor alles schmilzt und vergeht.
    Das Gedicht fängt die Schönheit einer Winterlandschaft ein, in der der Tod nicht nur ein Ende, sondern Teil des Kreislaufs des Lebens ist. Es regt den Leser zweifellos dazu an, über die Vergänglichkeit der Momente und die Harmonie nachzudenken, die in der Natur liegt, selbst in ihren kältesten und rauesten Aspekten.
    Dadurch feiert das Gedicht den Schnee nicht nur als Naturphänomen, sondern auch als Metapher für Wiedergeburt und Vergänglichkeit.
    Das Gedicht strahlt Frieden aus. Die wundervolle, erhabene, metaphorische und symbolische Sprache erfreut. Der hohe Stil dominiert und betont die Tiefe der Reflexion über die Welt und das Leben. Sprache – sinnlich, aber auch intellektuell – ermöglicht es Ihnen, die Schönheit der Natur zu sehen und gleichzeitig über die philosophischen Aspekte von Leben und Tod nachzudenken.
    Großer Applaus für den Dichter!!!
    Ich bin immer noch sehr beeindruckt von diesem Gedicht! Es ist ein poetisches Juwel.

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