Dienstag, 7. Januar 2025

Lektürentagebuch 7.1.25

Lektürentagebuch 7.1.25

Die Beschreibung der Besuche bei
Moribunden Patienten die dessen 
Besonders bedürftig wären nutzt
Thomas Mann im Zauberberg gern

Für feine Charakterstudien seines
Helden Hans wie der dabei nebenbei 
Porträtierten Kranken die sich ganz
Verschieden in ihre Lage fügen

Der Knabe Teddy ein reicher Erbe
Was dieser selbst gerne erzählte
Wenn er sie im seidenen Pyjama
An seinen Bett höflich empfing

Die Klasse zu haben mit Stil auf
Das mögliche frühe Ende lächelnd
Zuzugehen verdient der Würdigung
Zumindest in einem halben Absatz 

Mehr Raum dagegen nimmt die so
Vielfältig kranke Frau von Malinckrodt ein
Die als Sünderin Mann und Kinder verließ
Mit einem viel jüngeren durchzubrennen

So nimmt sie wie ein Hiob ihre Plagen
Wie Ekzeme und sonstige Leiden hin
Was Hans wiederum veranlasst der
Unglücklichen mehr Zeit zu widmen

Genießt dabei die sinnliche Seite
Der Pflege die er ihr widmet mit
Diebischer Freude weil sein Tun
Einen humanitären Anschein hat

Mann schildert dabei die Malinckrodt
Als Frau von Rasse und Klasse die
Ihrer Entstellung mit der sie kokettierte
Eine reizvolle schöne Frau blieb


Weiter mit dem Büchspazierer von
Carsten Henn durch die Stadt spaziert
In der er literarischen Figuren eher
Begegnet als wirklichen Menschen

Wie Christian von Hohenesch zum
Fitzwilliam Darcy aus Jane Austens
Stolz und Vorurteil wurde oder der
Punk im Uniformmantel zum Schweijk

So fand er mit den Jahren für jeden
Bewohner der Stadt seine literarische
Entsprechung in einer Gestalt wieder
Von der er zuvor gelesen hatte

Traf Sherlock Holmes als Kommissar 
Vom Morddezernat der Stadt während
Lady Chatterly im Kimono ihm öffnete 
Bevor sie mit Adson von Melk ging

Es jagte Kapitän Ahab die Maulwürfe
In seinem Garten und bekam sie nie
Während eine junge blonde Frau ihm
Durch den Spion spähend erwartet 

Andrea Cremmen ist vollkommen schön
Lächelt beruflich schon immer und liebt 
Darum Geschichten die tragisch enden
Sucht Bücher mit düsterer Stimmung 

Diese war Effie Bríest für ihn die auch
Tragisch traurig zu früh verheiratet ein
Trübes Leben führen musste als sie
Einmal ihrem Gefühl nur folgte 

Von der tragisch traurigen Effi ging es
Zur lustigen Witwe Frau Langstrumpf 
Bei der die dreibeinige Katze Hund
Immer etwas zu naschen bekam

Am Ende steht der Vorleser aus dem
Gleichnamigen Roman von Schlink 
Der in der Zigarrenfabrik als eben
Vorleser wie in Kuba engagiert war

Diesem der in einem kalten ganz
Hässlich kalten Haus wohnt
Brachte Carl nur Halspastillen
Die er besorgt durch die Tür annahm


Über Freunde und sehr persönlich
Schreibt Hermann Kesten unter dem
Titel Meine Freunde die Poeten über
Die Autoren seines Bekanntenkreises

Dabei ist vieles nahezu alles was im
Deutschland vor dem Weltkrieg wie
Bis Hitler nach der Macht griff noch
Einen literarischen Namen hatte

So heute Alfred Döblin dem Kesten
In Paris zuerst persönlich begegnete
Wie fern ihm noch Alexanderplatz lag
Der auch mich mehrfach abschreckte

Wie Kesten besonders auch dessen
Wallenstein stattdessen lobt und so
Ganz nebenbei von den vielen Wegen
Erzählt die Döblin im Leben ging

Vom Verteidiger der Arbeiterklasse
Noch in der preußischen Akademie
Zum Vorkämpfer jüdischer Siedler
Zum konvertierten Jesuiten endlich

Der führende Kopf des literarischen
Expressionismus in Berlin war als
Psychiater mit eigener Praxis tätig
Produzierte dabei weiter Literatur

Kesten erzählt nicht wie Döblin
Zuerst eine Krankenschwester
Aus Berlin Buch schwängerte
Um später reich zu heiraten

Abgesehen von Details wie
Kestens Fremdeln mit dem
Bekannten Berlin Alexanderplatz
Was ich verstehe ist er voller Lob

Die späte katholische Konversion
Bei den Jesuiten 1941 wie dann noch
Veröffentlichte fromme Worte werden
Von Kesten höflich spöttisch bemerkt

Eine liebevolle Beschreibung eines
Freundes aus dem Pariser Exil die
Neugierig auf Döblin jenseits des
Alexanderplatz wieder machte

jens tuengerthal 7.1.24

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