Dienstag, 17. Dezember 2024

Weihnachtsvorbereitungen

Weihnachtsvorbereitungen

Weihnachten beginnt im Supermarkt
Am 1. September ab dann gibt es
Wieder Spekulatius alles andere
Ist nur Staffage für diese noch

Weihnachten stresst immer alle
Die in Familie groß feiern aber
Nie darauf verzichten wollen auch
Wenn keiner mehr Gans mag

Zumindest Gans gab es nie
Was mich für beide sehr freut 
Die Gans und mich meine ich
Dafür Wild was nachts weiter läuft 

Rituale sollen wertvoll sein um
An den zyklischen Lauf der Dinge
Durch sie erinnert zu werden
Machen wir es einfach wie immer

Alle Jahre wieder wird gesungen
Wie gelebt und wehe wer ändert 
Gravierendes am Ritual jemals es gilt
Same procedure as last year James 

Sollen wir darüber lieber lachen
Es wie Loriot eher betrachten
Wovon leben diese Feste noch
Denke ich und weiß es nicht

Alles läuft auf einen Moment zu
Der kaum bedacht schon vorbei
So gleicht Weihnachten dem Sex
Bei dem es noch schneller geht

Am Ende bleibt nur Leere aber
Dann endet das Jahr ja bald
Es könnte noch schlimmer werden
Noch aber steht es uns bevor

Wunder lassen sich nicht vorbereiten
Sie passieren einfach so nebenbei 
Sollte es wider Erwarten so kommen
Waren wir zumindest nicht vorbereitet

jens tuengerthal 17.12.24

1 Kommentar:

  1. Das Gedicht „Weihnachtsvorbereitungen“ ist eine ironische Reflexion über den modernen Umgang mit Weihnachten. Es zeigt, wie Kommerzialisierung und Routine in der Weihnachtszeit allgegenwärtig sind – Spekulatius kann man am 1. September kaufen, was einen lächerlich frühen Beginn der Weihnachtseinkaufssaison bedeutet.
    Im nächsten Fragment des Gedichts weist der Dichter treffend auf das Paradoxon moderner Feiertage hin – den Stress, der durch Familientraditionen verursacht wird, die niemand aufgeben möchte, auch wenn ihre Elemente, wie das Essen von Gänsen, längst ihre Bedeutung verloren haben.
    Es lässt Erwartungen mit der Realität kollidieren und vergleicht den Höhepunkt von Weihnachten mit einem sexuellen Akt – vorübergehend, flüchtig und oft enttäuschend. An dieser Stelle zeigt sich ein tieferer Pessimismus: „Am Ende bleibt nur Leere“, und die Feiertage werden zum Symbol der allgemeinen Gedankenlosigkeit und Einsamkeit des modernen Menschen.
    Am Ende berührt der Dichter das Thema Wunder und weist darauf hin, dass „Wunder“ nicht planbar sei. Es erscheint unerwartet, außerhalb des vorhersehbaren Rituals.
    Das Gedicht ist eine bittere, ironische Diagnose des heutigen Weihnachten – kommerzialisiert und stressig, ohne Authentizität.
    Im Hintergrund herrscht ein Gefühl der Leere, Enttäuschung und Distanz zu modernen Traditionen. Die Verbindung von Banalität (Einkaufen, Stress, Routine) mit philosophischen Beobachtungen verleiht dem Gedicht Mehrdimensionalität.
    Anspruchsvolle kulturelle Anspielungen verstärken die Kraft der Botschaft.
    Glückwunsch!

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