Donnerstag, 28. November 2024

Lektürentagebuch 28.11 24

Lektürentagebuch 28.11 24

Am regnerischen Donnerstag die Zeit
Zum lesen und dichten genutzt dabei
Im Zauberberg lächelnd gelesen wie
Über Friedells Blick auf Spinoza gelacht


In Thomas Manns Zauberberg war heute
Das Kapitel Freiheit an der Reihe das den
Namen erst gegen Ende begründet außer
Wir zählen Hans Castorps Gedanken mit

Es beginnt mit Hermine Kleefeld die als
Schlichteres Gemüt ironisches zur Zeit
Im bald schon Oktober bemerkt und wie
Sie hier diese doch verschwendeten

Was Settembrini unglaubwürdig nennt
Dem der Verein Halbe Lunge ohnehin
Eher suspekt ist als verantwortungslos
Woraus sich ein Diskurs entwickelt

Hans findet die Urteile Settembrinis zu
Scharf aber sagt weniger als er denkt
Doch endet dieser vor der Zimmertür
Mit einer Bemerkung Settembrinis zu

Den Russinnen in seiner Liegekur
Die Hans empört weil er sich dabei
Ertappt fühlt und sich darauf zornig
Auf den Leierkastenmann verzieht

Doch findet all dies nur im Kopf des
Protagonisten statt in den uns der
Autor hier schauen lässt was seine
Freiheit ist und Hans Freiheitswillen zeigt

Eine Art Emanzipation von seinem Lehrer
Der stets das letzte humanistische Wort hat
Manches ungesagte wirkt in ihm fort noch
Potenziert durch seine großen Gefühle

Wie findet er in der anstehenden Pflicht
Nun wieder zur inneren Ruhe und so 
Beschließt er in der Liegekur die kleine
Lampe neben sich einen Brief nach Hause 

An seinen Onkel James Tienappel den er
Allen anderen vorzieht zu schreiben was
Seine Freiheit hier oben wie er in seinem
Trotz denkt auf Dauer dann sichern soll

Dies mit der Bitte um Anweisung von
Achthundert monatlich was seine Mittel
Die ihm frei zur Verfügung stehen aus
Dem Erbe bei weiten nicht überstiege

Jedoch ein großzügiges seiner Klasse
Er wusste ja was er sich schuldig war
Würdiges Leben ermöglichte ihm also
Freiheit hier auf Dauer damit sicherte

Erstaunt bemerkt Hans wie die Messung
Nach dem Brief sogar 37,8° ergibt was er
Dann als PS unter den Brief setzt als
Erklärung warum er nur selten schreibe

Diese kleineFreiheit nimmt er sich um so
Enttäuschung im Flachland zu umgehen
Ungestört sein Leben hier oben zu führen
Als nun einer von ihnen damit zufrieden

Die rebellische Freiheit gegenüber dem
Guten Menschen und Humanisten der
Settembrini sicher ist gab ihm die Kraft
Alles nötige voller Trotz zu erledigen

Damit richtete er sich ohne Angabe
Einer Zeit auf einen wohl dauerhaften
Aufenthalt im Sanatorium Berghof ein
Nahm sich diese Freiheit gegenüber

Seinem humanistischen Lehrer als
Der Settembrini ihn gern ermahnte
Richtete sich langfristig ein statt mit
Einer baldigen Rückkehr zu rechnen

Hans fühlte sich angekommen wie
Wohl in diesem neuen Leben und
Verfolgte eigene emotionale Ziele
Ging der Welt ein Stück verloren

Ob die erhöhte Temperatur eher an
Dem vorigen Gespräch mit Settembrini
Seiner Aufregung über diesen wie im
Besonderen dessen letzter Bemerkung

Lag als am entspannten Schreiben des
Briefes sei dahingestellt zumindest nutzt
Hans seine neue Freiheit als Kranker sich
Von gesellschaftlichen Pflichten freizustellen


Egon Friedell beschäftigt sich in seiner
Kulturgeschichte der Neuzeit mit dem
Juden Baruch Spinoza was er betont
Wie die geistige Gefahr durch diese immer

Diese kritische Sicht auf die Juden mag
Dem Juden Friedell gestattet sein der aus
Einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie
In Wien noch stammte und dort lebte

Erzählt wie die jüdische Gemeinde von
Amsterdam Spinoza zunächst für sich
Zu gewinnen versucht mit Versprechungen
Angebote machte bis sie ihn schließlich

Verfluchte und damit bannte was noch
Andere das Leben gekostet hatte aber
Spinoza der unbestechlich immer blieb
Nicht weiter zu erschüttern schien

Friedell erläutert warum das diesen
Freien Denker nicht tangierte sondern
Eher anspornte wie Spinoza seine Ethik
Mathematisch mIt Logik begründete

Gott und Natur dabei gleichsetzt ihm aber
Jede personale Existenz abspricht die nur
Menschlich begründet wäre kein irgend
Vollkommenes Wesen je haben könnte

Was zu Ende gedacht danach eigentlich
Nicht existieren kann auch wenn er dies
Lieber so nicht sagte  dafür das Streben
Nach Selbsterhaltung als Grundkraft des

Lebens wie er es verstand definierte
Die höchste Größe erreichte die Seele
Für Spinoza in der rein intellektuellen
Liebe zu Gott die den meisten fern liegt

Wie in Konsequenz Gott absurd überflüssig
Machte auch wenn er ihn die reinste Seele
Nannte die aber unpersönlich logisch blieb
Gott wird bei ihm konsequent zum Nichts

Die Welt damit sogar zu weniger als das
Friedell hält die Einordnung von Spinoza
Unter Pantheismus für falsch weil dieser
Religiöse Antworten für Fragen suche

Jener erledigte alles religiöse mit Vernunft
Er sieht Spinoza als Prediger und Propheten
Eines mathematischen Atheismus was eher
Zweifelhaft dem atheistischen Dichter scheint

Den Glauben des Autors begründet weil
Spinoza nicht predigt sondern schlicht
Logisch folgert ohne allen Hokuspokus
Die Natur als Grundlage allein nimmt

Atheismus der nur die Natur erkennt
Sie als alles nimmt ist eben keine
Weiterer Glaube neben anderen
Sondern logische Naturbetrachtung

Darin auch in der Tradition von Epikur
Der den Göttern wenn es sie geben sollte
Eine Parallelwelt zugesteht die uns nichts
Anginge noch je tangieren würde

Die mutige Gleichsetzung von Gott
Mit der Natur die den persönlichen
Gott als himmlische Figur lächerlichen
Aberglauben sein lässt war provokativ

Sie zeigte im siebzehnten Jahrhundert
Wie frei Menschen denken konnten die
Ihr Denken logisch nur aus der Natur
Ohne kirchliche Dogmen begründeten

Verkehrte den Aberglauben aus sich
Indem er ihn konsequent zu Ende dachte
Ein sicher großer Denker der seiner Zeit
Wie manchen bis heute voraus war

Wann bringt die arabische Welt einen
Denker wie ihn hervor der ihren doch
Eher lächerlich dogmatischen Propheten
Mit Mitteln der Logik überflüssig macht

Statt Götter zu erfinden sich auf die
Beobachtung der Natur zu verlassen
Täte manchen besser als uns der
Aberglaube je tun konnte

jens tuengerthal 27.11.24

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