Lektürentagebuch 27.11.24
Im Zauberberg gelesen und in die so
Vertraute Welt der Durchleuchtung dort
Eingetaucht wie bei Friedell über geistige
Hintergründe Englands noch gelesen
In Thomas Manns Zauberberg dem nun
Überall bejubelten Jubiläumsbuch über die
Innenansichten durch Röntgenaufnahmen
Gelesen wie das Erlebnis eben dieser
Gemeinsam mit Joachim hat Hans sich
Ins Wartezimmer im Untergeschoss ganz
Pünktlich natürlich aufgemacht doch sind
Noch Wartende vor ihnen anwesend
Sie dürfen sich also auf heute übliche
Wartezeiten einstellen die Hans nutzt
Die anderen Patienten zu beobachten
Die noch ihrer Durchleuchtung harren
Ob so das Besondere gewöhnlich wird
Dort in allem einfach leichtsinnig mit der
Zeit aller umgesprungen wird oder es
Gute Gründe der Verzögerung gibt bleibt
Bis auf weiteres offen doch als die beiden
Als letzte auf ihren Termin warten kommt
Überraschend Clawdia ins Wartezimmer
Was die Wartezeit für Hans rasant verkürzt
Auf deren Nachfrage wegen der Verzögerung
Antwortet der angesprochene Joachim knapp
Es dauere eben noch was die schöne Russin
Kopfschüttelnd hinnimmt um sogleich etwas
Nervös durch den kleine Warteraum zu tigern
Doch begrenzen die beengten Verhältnisse
Ihren Auslauf und so setzt sie sich in einen
Der komfortablen Sessel dort lesend
Der Anblick ihres Beines durch den Rock
In Schemen zwar nur doch sichtbar ist
Für Hans sicher Temperatur steigernd aber
Wird auch mit großer Freude genossen
Als Joachim und Hans aufgerufen werden
Den verdunkelten Raum zu betreten folgt
Joachim mit so schnellem Selbstverständnis
Das Hans Gedanke der nervösen Clawdia
Den Vortritt doch zu lassen verfliegt bevor
Er die richtigen Worte in französisch die er
In diesem Moment suchte gefunden hatte
Ohne zu wissen ob dies je tunlich dort wäre
Die Beschreibung des Apparates wie das
Folgende Erlebnis des spukhaften Blicks
nach Innen beschreibt Mann mit großem
Humor und Wissen für die dabei Details
So recherchierte Mann immer gründlich
Für all seine Romane und schafft es
Dennoch aus bloßen Fakten magische
Geschichten im Moment zu zaubern
Die Aufnahmen wie die Bilder von sich
Die sie bald auch erhalten sollen führen
Zur Bestätigung der Erwartung nach der
Bereits Diagnose durch das Klopfen
Hans hat Kavernen und entzündliche
Stellen darf sich also zu recht als ein
Kranker und Patient fühlen der damit
Auf erstmal unbestimmte Zeit bleibt
Die erste direkte Begegnung mit der
Von ihm so verehrten Schönen wie
Der von Hofrat Behrens amüsant
Gestaltete Einblick sind ein Erlebnis
Schauen wir auf den Tod wenn wir
Unser sonst unsichtbares Gerippe
Plötzlich bildlich vor uns sehen wie
Passend scheint dies gerade hier
Das Rattern und Donnern vor den
Blitzen wie die dann wieder völlig
Geräuschlose Durchleuchtung selbst
Schafft eine spukhafte Atmosphäre
Eher amüsant distanziert betrachtet
Egon Friedell in seiner wunderbaren
Kulturgeschichte der Neuzeit dafür
Den englischen Puritanismus als ein
Schreckliches schlecht gelauntes wie
Jüdisches Christentum was am Sabbat
Wie um diesen Tag gerne alles verbietet
Was Menschen Freude und Lust schenkt
Warum sich Menschen bis heute auf solch
Lebensfeindlichen Aberglauben noch so
Gerne einlassen bleibt hier unverständlich
Dazu muss Mensch wohl gläubig sein
Die sympathischste Version davon waren
Nach Friedells Urteil die Quäker mit ihren
Bis heute in den Vereinigten Staaten noch
Verbreiteten Sitten als die Schüttler Sekte
Dafür wird John Milton zum großen Dichter
Der Puritaner der im verlorenen Paradies
Dichtet wie Christus zum Donnergott wird
Der den rebellierenden Engeln seine Blitze
Als Sohn des alttestamentarischen Gottes
Der Rache entgegen schleudert und sie so
In den Abgrund stürzt als Vaters Stellvertreter
Hier ist er kein Botschafter endloser Liebe
Gegenspieler Miltons war für Friedell Hobbes
Als Advokat der Krone mit seiner doch eher
Pessimistischen Philosophie sieht er nur
Herde und Herren und rechtfertigt dafür
Den Absolutismus aus der Konsequenz der
Notwendigkeit absoluter Macht was dem
Wahnsinn der Stuart Könige Jakob und Karl
Wohl im Geiste in vielem sehr entsprach
Er schuf eine nihilistische Ethik nach der
Nichts gut oder böse ist sondern die Moral
Erst im Staat entsteht alles Denken sei wie
Rechnen alle Worte danach Mathematik
Zwar war Hobbes Mathematiker aber diese
Zu prägnante Sicht Friedells auf den Vater
Des Leviathan und damit Großvater wohl
Der Vertragstheorie greift eher zu kurz
Doch ist die Wiederentdeckung Hobbes
Als konstruktiver Denker erst seit den
Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts
Aufgekommen also schon nach Friedell
Seine Meinungen zur Geschichte sind
Nicht alle wohl ausgewogen begründet
Wie ohne Fußnoten hergeleitet doch
Lohnt diese Frechheit die Lektüre schon
Friedell ist kein langweiliger Historiker
Der fein abgewogene Urteile gibt um
Geschichte zu zeigen wie sie halt war
Sondern provoziert und bewertet
Wer scharf urteilt kann sicher auch
Immer wieder mal danebenliegen
Ist jedoch darum so gut zu lesen
Friedell sei darum allen empfohlen
Die Lektüre bildet und bringt zur
Weiteren kritischen Diskussion
Weckt so die Auseinandersetzung
Macht die Geschichte lebendig
Dies zu erleben ist eine große
Freude und kann damit auch
Vermeintlich trockene Themen
Spannend unterhaltsam machen
So spielt Friedell ein wenig Theater
Mit der Geschichte die damit zur
Lebendigen Quelle der Gegenwart
Wieder wird was das beste wohl ist
jens tuengerthal 27.11.24
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