Samstag, 26. Oktober 2024

Lektürentagebuch 25./26.10.24

Lektürentagebuch 25./26.10.24

Voll auf Familie Mann konzentriert
Las ich gestern und heute nur im
Zauberberg wie in Heinrich Breloers
Ein fabelhaftes Glück und fühlte mich
Dabei wieder mal wie zuhause ohne
Dies schon ganz dabei zu verstehen

Sicher ist mir der Zauberberg vertraut
Habe ich zehn Jahre immer mal auch
In einer Lungenklinik gearbeitet ist das
Was Breloer von den Manns schreibt

Wohl vertrautes Ritual in vermutlich
Ganz vielen alten Familien die sich
Gerne für etwas besonderes halten
Auch ohne sachliche Gründe dafür

Doch ist es mehr noch die Stimmung
Dessen der sich anders fühlt in den
Ritualen der Menge immer auch eine
Sonderrolle für sich sucht im irgendwo

Nicht auf der pubertären Ebene wie
Hesse sie so gerne zelebriert sondern
Als geistige Haltung zur Welt auf der
Suche nach eigenen Wegen dabei

Die Sonntagsstimmung im Berghof
Mit Konzert und Ausflügen wie auch
Das Gespräch mit Settembrini über
Die Wirkung der Musik gehört dazu

Dabei sitzen als nur Besucher ohne
Dazu zu gehören wie ein Flaneur in
Der Welt des Sanatoriums neben den
Kranken sich seltsam krank fühlend

Die eigene Unvollständigkeit treibt
Hans Castorp dann auch am Montag
Vor dem obligatorischen Vortrag des
Doktor Krokowski in die Berge

Laut singend wandernd erschöpft
Sich der vermeintlich Gesunde völlig
Wird von seltsamen Gedanken wie
Endlich Erinnerungen erfasst

Ein ganz wichtiges Kapitel ist dies
In dem es um das Wesen des nur
Durchschnittlichen Protagonisten geht
Der unterwegs nach sich sucht

Dabei geht er beinahe der Zeit auch
Verloren und muss dann umkehren
Noch gerade pünktlich zu kommen
Unangenehm auffallen will er nicht

Es ist dieses Spiel mit Zeit und Raum
In dem der Zauberberg seine Größe
Als historischer Roman entfaltet der
Nebenbei eine Kulturgeschichte ist

Nicht nur die Reflektion über die Zeit
Sondern auch ihre kulturelle Bedeutung
Wird dabei zentrales Thema in dem
Der Protagonist nur eben auch da ist

Es geht dabei um die erzählenswerte
Geschichte nicht um den Protagonisten
Wie Thomas Mann im Vorsatz schrieb
Die ganz mit historischem Edelrost

Überzogen ist was ja nicht stören muss
Aber das Ausmaß dieser sieben Jahre
Zwischen 1907 und 1914 überschreitet
Weit sogar noch die erzählte Zeit

Dies weil es Mann gelingt auch die
Geistigen Grundlagen unserer Kultur
Wie ihre Entwicklung zu beschreiben
Mit dem Auftreten seiner Figuren

Dabei auch die spannende Entwicklung
Des Autors selbst vom konservativen
Gegner der westlichen Demokratie zum
Liberalen Demokraten noch zu zeigen

Der Gegensatz zwischen den im Krieg
Geschriebenen Bekenntnissen die auch
Ausdruck eines Bruderkonfliktes waren
Wird in Settembrini besonders deutlich

Daneben noch in Dialogen auch die
Geistige Kulturgeschichte Europas
Zu reflektieren und für die Freiheit
Wie das Leben Partei zu ergreifen

Macht diesen Krankenhausroman
Aus der Lungenheilstätte der erst
Nur eine Novelle zu Katias dortigen
Erlebnissen sein sollte so großartig


Die beiden Brüder sehen sich auch
In Breloers Ein fabelhaftes Glück
Anlässlich des Todes des Vaters
In Lübeck wieder in ihren Rollen

Dabei werden noch einmal alle
Rituale so zelebriert wie es der
Verstorbene Finanzsenator noch
Mit allen Details angeordnet hatte

Doch endet mit diesem Tag auch
Die Welt in der sie alle lebten wie
Ihre Position als Familie von Rang
Die Tage in Lübeck sind gezählt

Wie sehr prägen diese Erlebnisse
Des beim Tod des Vaters gerade
Sechzehnjährigen Thomas noch
Sein späteres Werk fragt sich da

Es ist sehr spannend über einen
Autor in Romanform zu lesen wie
Diesen parallel dazu auch wieder
Und wie sich meine Wahrnehmung

Von Werk Autor und Mensch mit
Den Jahren auch verändert hat
Bei Thomas Mann sich immer der
Mensch in den Geschichten spiegelt

Vielleicht ist das auch der Schlüssel
Warum es sich für mich wie ein nach
Hause kommen anfühlt ihn zu lesen
Weil er sich im Werk stets spiegelt

Dies mit seinem feinen Humor
Der nie schenkelklopfend ist
Sondern hintergründig lächelnd
Voller Freude am dabei Theater

Wie Breloer treffend die Szene
Beschrieb in der Thomas mit 14
Die Zauberflöte für Puppentheater
Inszeniert und dabei vom Vater

Wütend mit seinem schlechten
Zeugnis in der Hand unterbrochen
Wurde um nach der Standpauke
Das Spiel ungerührt fortzusetzen

Da setzt einer Prioritäten für das
Was zählt in seinem Leben das er
Ganz der Kunst widmete als stets
Fleißiger Handwerker dabei auch

Sich gegen familiäre bürgerliche
Traditionen für die Kunst wie den
Ungewissen Weg zu entscheiden
Weil die Anziehung stärker war

Dieses Thema durchzieht das
Ganze Werk von Thomas Mann
Taucht immer wieder auf in der
Einen oder anderen Form dabei

Vielleicht liegt auch darin das
Gefühl von Zuhause verborgen
Wie der bürgerliche Künstler durch
Die Zufälle des Lebens balanciert

jens tuengerthal 26.10.24

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