Montag, 21. Oktober 2024

Lektürentagebuch 20./21.10.24

Lektürentagebuch 20./21.10.24

Von geruhsamer Sonntagslektüre
Die am Montag fortgesetzt wurde
Um durch geistige Welten zu reisen
Was wie Heimaturlaub für mich ist

Mit guten Büchern zu leben macht
Ortlos zufrieden wie es zugleich von
Zufällen der Zeit unabhängig macht
Sie sind mein geistiger Freizeitpark

Hier sind Zeitreisen leicht möglich
Wie überall auf der Welt zu sein
Ohne vom schönsten Ort in der
Kleinen Bibliothek weg zu müssen

Dabei ging es bis nach Indien
Wieder hoch nach Davos um in
Königsberg bei Kant Station zu
Machen wie zu den Romantikern

Nach Jena mit den Schlegels
Um heute noch mit Jan Assmann
Über die Achsenzeit nachzulesen
Wie die Idee gleich zu hinterfragen

So werde ich zunehmend mehr vom
Romantischen Schwärmer zum gern
Kritischen Denker der hinterfragt um
Die Freiheit so zu verteidigen noch

Dabei ganz nebenbei wieder mal
Tausende von Jahren durchquert
In der Gegenwart anzukommen die
Sich im Licht der Gedanken wandelt

Die ökologisch korrekteste Form
In heutigen Zeiten noch zu reisen
Ist das entspannteste Vergnügen
Was zufrieden mich leben lässt

So reiste ich lesend nach Indien
Wieder mit dem Papageienbuch
Las über den Schakal der daran
Stirbt dass er die Seinen verriet

Der sich zum König der Tiere
Selbst erhoben hatte wurde
Von diesen zerrissen als sie
Merkten er war nur ein Schakal

Auch mit dieser Geschichte wollte
Die Tochter des Ministers wieder
Den König ermahnen nicht weiter
Nach den Gründen zu fragen

Es klingt diese Warnung vor der
Möglichen Erkenntnis wie damit
Aufklärung ähnlich der Warnung
Vor dem Baum der Erkenntnis

Die unsägliche Geschichte von
Adam und Eva welche die Juden
Im babylonischen Exil sich als
Antwort auf den Gilgamesch Epos

Ausdachten um Frauen weiter zu
Diskriminieren wie zu unterdrücken
Wie es der Viehhirtenkultur noch
Eher entsprach als der Stadt

Es mag da praktische und auch
Pragmatische Gründe geben die
Dafür sprechen lieber nicht alles
Ganz genau wissen zu wollen

Doch widerstrebt dem Aufklärer
Jede Lehre die Neugier beschränkt
Ohne zu wissen warum weil sonst
Irgendwas eintreten könnte

Dies ist immer der Anfang nur von
Aberglaube und Verschwörung die
Angst verbreitet statt Vernunft was
Das Gegenteil kritischen Denkens

Die anderen Schakale zu vertreiben
War sicher zumindest naiv dumm
Etwas wissen zu wollen sollte nie
Eine größere Gefahr darstellen

Vielleicht sind mir Märchen darum
So häufig eher befremdlich als gute
Geschichten der Moral zu sein die
Von Angst damit getrieben wird

Doch abgesehen von diesem eher
Ethischen Einwand gegen die Art
Dieser Sammlung von Erzählungen
Lasen sie sich wieder wunderbar

Nur die Moral von der Geschicht
Die gefällt dem Dichter halt nicht
Weil sie zu schlicht gehalten dem
Aberglauben zu viel Macht gibt


Im Zauberberg fällt für Hans der
Mit Sommerurlaub nur rechnete
Noch völlig überraschend nun
Schnee im August was jedoch

Wie Joachim ihn gleich belehrt
In dieser Höhe nicht ungewöhnlich
Sei sogar regelmäßig vorkomme
Die Heizung anstellen dann ließe

Sie gehen sogleich gen Dorf um
Dort Decken für die Liegekur zu
Erwerben für Hans der diese für
Nützlich egal wo auch hält

Auf dem Weg treffen sie Settembrini
Der über die neue Kälte klagt und so
Als jammernder Humanist erscheint
Der sich mit Humor über alles empört

Dies tut er mit stets literarischen
Wie philosophischen Beispielen
Bei gewählt schöner Sprache was
Die Empörung wieder relativiert

Wichtiger jedoch inhaltlich war
Die Reaktion des Literaten auf
Hans Feststellung Krankheit
Passe nicht zu Dummheit als

Spott über die Schlichtheit der
Frau Stöhr was Settembrini
Der Aufklärung verpflichtet
Streng zurückweist darum

Es sei nichts edleres um die
Krankheit der Schwindsucht
Wie die Tuberkulose auch
Im Volksmund genannt wurde

Lieber hält der die Gesundheit
Des Körpers und Geistes hoch
Rationalen Idealen entsprechend
Weist Hans damit streng zurecht


Nach Königsberg zu Kant kam ich
Mit der klugen Biografie von Willaschek
Der heute sehr verständlich dabei
Über analytische und synthetische

Urteile a priori und post priori mich
Leser aufklärte wie hinterfragte ob
Die Kritik mit Vernunft über Vernunft
Urteilt oder nur mit dieser alles öffnet

Wie klar und logisch Kant damit den
Wahrheitsanspruch im Aberglauben
Als logisch unbelegt offenbart wie nur
Belegbares wahr nennt ist großartig

Der Philosoph spielt dabei nicht den
Revolutionär der die Kirche vorführt
Er zeigt nur was logisch schlüssig ist
Tut es somit indirekt ganz elegant

Wie sehr das den Aufklärer freut
Bedarf keiner weiteren Betonung
Es zeigt schlicht wie die Vernunft
Die Welt mit ihren Mitteln befreit


Von Königsberg ging es danach
Mit Andrea Wulf wieder gen Jena
Wo bei ihren fabelhaften Rebellen
Großer Jammer nach Augustes Tod

Alles andere verdrängt zuerst
Wie August Wilhelm Caroline beisteht
Während sich Schelling lieber verzieht
Zeigt was in guten wie in schlechten

Zeiten meint und was Liebhaber in
Diesen Zeiten nur taugen die sich
Lieber an der Lust freuen wollen
Statt das Leid zu teilen wo nötig

Wie immer erlebt Caroline alles
Noch extremer und emotional
Stärker als jeder andere Mensch
Ist wohl was wir hypersensibel

Heute verständnisvoller nennen
Ohne genau zu wissen ob das
Irgendwem mehr hilft oder nur
Eine romantische Ausrede ist

Erzählt wird auch was Friedrich
Schlegel in Jena versucht mit
Den Vorlesungen in Shellings
Abwesenheit die erfolglos sind

Dies weil Friedrich zu abgehoben
Schlecht über andere denkt ohne
Seine Vorlesungen vorzubereiten
Was ihn eher entbehrlich machte

Wer in dieser Phase dann mit wem
Warum etwas anfing oder nicht
Was aus der romantischen Liebe
In Zeiten der Krise wirklich wurde

Immer denke ich so gerne ich den
Alten Geheimrat Goethe noch
Getroffen und gesprochen hätte
So entbehrlich waren die Romantiker

Liebe Novalis wunderbares Gedicht
An Carolinen schon sehr lange doch
Dessen christliche Doppelmoral in den
Urteilen klingt immer mehr verlogen


Heute schließlich noch mit dem im
Februar verstorbenen Jan Assmann
Über die Idee der Achsenzeit als
Verbindung lesend nachgedacht

Welche die Entwicklung der Idee
Im historischen Kontext erläutert
Ganz dezent als Ägyptologe dabei
Schon in der Einleitung hinterfragt

Wie kann eine Zeit entscheidend
Noch sein die Ägypten wie auch
Babylonien Sumerer Assyrer und
Auch Hethiter noch völlig ignoriert

Kulturen die weit vor der behaupteten
Achse um die sich die Entwicklung
Der Kultur drehen soll mehr leisteten
Als viele heute noch erinnern können

Fragt ob die Maßstäbe dazu nicht
Eurozentrisch wieder nur sind auch
Wenn sie tief nach Asien blicken nur
Teile von Kulturen dabei wahrnimmt
 
Dies alles ist klug argumentiert doch
Fehlt mir dabei ein kritischer Blick auf
Die Überhöhung des spirituellen in der
Kultur und nicht als bloßer Gegensatz

Ob die Orientierung an zufälliger
Zeitlicher Koinzidenz für bestimmte
Kulturelle Entwicklungen genügt um
Eine Verbindung zu knüpfen etwa

Es fehlt in der historischen Sicht
Die zuverlässig und exakt ist das
Kritische Urteil über die Annahme
Aberglaube sei für das Denken

Der Menschen als Teil ihrer Kultur
Relevant wem die Einengung auf
Eine Achse dabei nutzen soll
Bleibt so unklar wie vieles darum

Spannend darum der Gedanke
Den Assmann anspricht ob in
Der Annahme solcher Achsen
Sich nicht das Problem zeige

Was nur einen sehr verengten
Horizont offenbarte der aus
Wenigen Leitfiguren besteht
Ohne es sozial zu reflektieren

Denke zwar auch dass es zum
Verständnis der Geschichte auf
Personen und Familien ankommt
Halte Religion aber für eine Ausrede

Noch dazu eine schlechte die nur
Den Missbrauch des Aberglaubens
Fortsetzt statt ihn zu kritisieren als
Hindernis kultureller Entwicklung

Die Achse um die sich die Kultur
Aufgrund des gehäuften Auftretens
Von Sektengründern mit wenigen
Philosophen drehen soll ist fraglich

Sie klingt fast schon eher wie eine
Verschwörungstheorie die aus dem
Gewünschten Ergebnis bereits die
Art der Betrachtung ableitet

Eine weitere Beschäftigung damit
Scheint weniger zielführend als
Die Suche nach den gemeinsamen
Wurzeln der kritischen Vernunft

jens tuengerthal 21.10.24

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