Montag, 24. Juni 2024

Lächerlichkeiten

Lächerlichkeiten

Wie klein scheint die Welt mit etwas
Geistigem Abstand betrachtet aus
Einer wohlsortierten Bibliothek sind
Alle Aufregungen kaum der Rede wert

Blättere mich leicht durch Jahrtausende
Von den Weiten des Weltraums bis an
Entlegenste Orte die mir mit Humboldt
Forster Chamisso Byron Waugh oder

Auch dem Ehepaar Gondela aus Bremen
So nah kommen wie kaum Reisenden je
Ohne mich über deren Missgeschicke auf
Reisen zu erheben nur ein wenig vielleicht

Zu amüsieren wie lächerlich klein doch die
Welt mir als Leser erscheint und wie uns
Gerade Aufregungen der Tagespolitik nur
Klein historisch besehen erscheinen

Lausche den sich überall ereifenden
Menschen die immer mehr Meinung
Als erlesene Bildung selbst haben
Was ihr Urteil für mich sehr relativiert

Wie leicht fällt es sich im Diskurs mit
Montaigne in Gedanken zu enthalten
Welcher Liebeskummer ist noch groß
Verglichen mit Werthers einst Leiden

Hatte ich bei meinen Lieben je ein
Schicksal wie Romeo und Julia als
Liebender Dichter zu beklagen wie
Lächerlich war alles verglichen doch

Wie sehr ähneln auch die Berichte der
Brüder Goncourt heutigen literarischen
Diskussionen noch wenn sie sich nicht
In politischen Kleinigkeiten verliert

Ein kleiner Planet am Rande nur der
Lichtstraße dreht sich um seinen Stern
Nur Bruchteile des Universums sind
Für uns zu ahnen oder zu erkennen

Amüsiere mich immer mehr über die
Aufreger unserer Zeit die mir schon
Mit denen der Großeltern verglichen
Kleinlich und lächerlich erscheinen

Lese ich bei Montaigne oder auch
Literarisch bei Heinrich Mann über
Die Hugenottenkriege und all ihre
Politischen Intrigen scheint sogar

Die Affäre Barschel eher als ein Witz
Gegen das Wirken der Medici in Paris
Folge ich Friedell in seinen Gedanken
Zu dieser Zeit wird unsere immer kleiner

Abstand zu finden wie zugleich auch
Der Aufregung fern zu bleiben um die
Muster und Wiederholungen zu sehen
Tut besser als alle aktuellen Nachrichten

Fand es als gelernter Journalist stets
Selbstverständlich mich zu informieren
Um die Welt zu verstehen doch wird sie
In guten Büchern viel durchsichtiger als

In den Brocken aktueller Nachrichten
Egal wer diese wie filtert im Krieg etwa
Wer den Krieg verstehen will sollte die
Bücher von Remarque und Jünger lesen

Auch Grimmelshausen lässt besser auf
Religiöse Konflikte schauen als aktuelle
Reportagen von lebenden Fanatikern
Die für den Glauben über Leichen gehen

Der Abstand als Leser der zwischen den
Zeiten und Epochen beliebig springt gibt
Einen weiteren Blick als jeder Bericht von
Der Front in egal welchem Krieg

Wer Zusammenhänge sieht wie sie die
Großen Literaten schaffen erkennt eher
Was uns in Konflikte treibt und wie diese
Wenn zu lösen wären worauf es ankommt

Wer Nachrichten im Ticker folgt ist nicht
Frei mehr im Denken sondern stets ein
Gefangener der Ereignisse auf die es
Für eine Lösung viel weniger ankommt

Zum Frieden lieber Kant lesen statt
Frontberichte weiter zu verfolgen über
Den Fortschritt der einen oder anderen
Seite in gerade Kriegen egal wo

Sich vom kleinen Alltäglichen zu lösen
Aus höheren geistigen Welten dafür
Die Zusammenhänge erkennen die uns
Vieles eher belächeln lassen führt weiter

Das alltägliche der Politik ist schlicht die
Leitung der Verwaltung die mich bitte
So wenig wie möglich belästigen soll
Dezent still im Hintergrund funktioniert

Über politische Polarisierung lächeln
Auf geistiger Ebene Abstand finden
Um Wege einer Kultur zu erkennen
Ist worauf es Literatur ankommt

Überlasse die Lächerlichkeiten darum
Kleinen Geistern in der Verwaltung den
Blick auf Zusammenhänge zu werfen wie
Herzlich über unser Streben zu lachen

Lächerlichkeiten als Lächerlichkeiten
Zu erkennen und darüber zu lachen
Wie ansonsten mit sich in Frieden
Abstand zu halten ist ein Glück

jens tuengerthal 24.6.24

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