Mittwoch, 6. August 2014

Aberglaubensglücksgefahr

Wie sehr gefährdet der immer noch weit verbreitete Aberglaube an Götter oder die Existenz einer Seele, etwas jenseits des Menschen und andere wahnwitzige Ideen die Suche nach Glück und wie sehr haben sie der Menschheit bis jetzt geschadet, ist es Zeit für eine Revision?

Insofern es auch glückliche Gläubige gibt, vermutlich sogar rein numerisch derzeit mehr glückliche Gläubige als Ungläubige, beantwortet sich ein Teil der Frage schon statistisch. Es hindert die Gläubigen wohl nicht am Glück, umgekehrt definieren viele der egal welchem Aberglauben verfallenen ja ihr Glück durch ihren Aberglauben, wie absurd er den logisch denkenden Menschen auch immer scheinen mag.

Ob diese, da einer Illusion hingegeben, eben der von der Existenz Gottes, einer Seele oder anderer erfundener Dinge außer der Natur, wirklich glücklich sind, wäre noch die Frage, da sich ihr Glücksbewusstsein ja auf etwas irreales richtet. Dann stellte sich logisch im Anschluss die Frage, ob Glück an die Bedingung der bewussten Erkenntnis geknüpft ist oder dafür ein nur irgendwie Gefühl genügt.

Was dem Atheisten im religiösen noch absurd erscheinen mag, wird wohl für die meisten einleuchtend, soweit es um die Liebe geht, wir also die Liebe zu Göttern durch die zu einem anderen Menschen ersetzen. Dabei zeigt sich, wie wenig wichtig uns für das Glück in der Liebe ist, zu begreifen warum wir es tun und in welchem natürlichen Kontext von Hormonen und Wunsch nach Fortpflanzung es steht, wie wir nahezu bewusstlos genießen, was ist, weil die Liebe einfach wunderbar ist. Da religiöse Menschen von ihrer Liebe zu ihrem Gott oder Propheten sprechen, scheint hier kein Unterschied wirklich möglich bezüglich des genossenen Gefühls.

Wenn bezüglich des empfundenen Glücks aber kein Unterschied messbar oder feststellbar ist, egal, ob wir nun etwas zur Welt dazu erfinden, was es in der Natur nicht gibt, wie Götter, ihre Kinder oder Propheten oder einfach genießen, was ist, stellt sich die Frage, ob eine historisch kritische Betrachtung in Summa zu einer anderen Bilanz für die Religionen kommt oder nicht.

Die tödliche Bilanz der Religionen über die Jahrtausende fällt sehr negativ aus. Das Schwarzbuch der Religionen füllt mehr Leichen in der Geschichte als jede andere Ideologie, auch wenn wir so eigentlich eher religiöse, zumindest in vielem irrational dogmatische Bewegungen wie Nationalsozialismus und Kommunismus nicht dazu zählen, wofür allerdings viel spräche, trotz deren gegenteiliger Aussage ihrem System nach.

Die sie umbrachten machten sie nicht glücklicher, aber zumindest auch nicht unglücklicher aus atheistischer Hinsicht, da wer nicht mehr ist, weder leidet noch sich freut, einfach nicht mehr ist. Ob dies aus Sicht der Religionen, die sich ein Leben nach dem Leben phantasieren anders betrachtet werden muss, kann dahinstehen, da persönlicher Aberglaube nie einen sachlichen Beitrag zur Klärung sozialer Probleme leisten kann. Sicher machten sie viele Angehörige unglücklich, wenn auch vielleicht manche Erben glücklicher, wird die Gesammtbilanz der Tötungen durch die Gläubigen negativ in der Glücksbilanz wirken.

Ob nicht mehr oder genauso viele Menschen, dem Geist der Zeit entsprechend einfach von anderen Institutionen getötet worden wären, wird dabei nicht geklärt. Bezüglich der Hexen, um nur ein Beispiel zu bringen, zeigt eine nüchterne Bilanz der Urteile, dass die Inquisition wohl mehr Hexen rettete, als tötete, die Bilanz der öffentlichen Kommunen da weit negativer ist. Dennoch stellt noch kaum einer die Existenz öffentlich organisierter Gemeinwesen infrage, auch wenn ihnen der größere Teil der Grausamkeiten zufällt.

Dies sollte ein Plädoyer für die Freiheit und gegen den Aberglauben werden, der das Unglück mehrt und die Menschen auseinandertreibt - nur leider muss ich bekennen, außer historisch betrachtet, ist derzeit nicht erkennbar, wie der Aberglaube eklatant das Unglück gegenüber dem Glück mehrt - für die negativen und destruktiven Aussetzer wie etwa Hamas oder ISIS, die Taliban und andere Fanatiker, die ihren religiösen Wahn der Welt aufzwingen wollen, gibt es sehr kontruktive Beispiel in denen Gläubige statt ihren spirituellen Unsinn in die Welt zu blasen, tatkräftig menschlich helfen, konstruktiv wirken aufgrund ihres Glaubens, der ihnen die Hilfe für andere zur Aufgabe macht. Ob hier eine Bilanz im ganzen zu ungunsten des Glaubens ausfiele oder umgekehrt gerade mehr Gläubige Glück verbreiten, scheint weniger klar als eine nur Bilanzierung der destruktive Effekte bringt. Es zeigt sich, historisch kritisch betrachtet vielmehr, dass die Elemente von Gewalt und Grausamkeit nur auch religiös waren, primär sich aber mit der Ausübung von Macht verbanden und diese oft noch grausamer oder zumindest genauso grausam war, wenn die Religion an ihrem Handeln nicht beteiligt war.

Danach wäre das grausame Handeln der Religionen bis heute zwar kausal für viel Unglück gewesen, was dagegen spräche, dass Religion historisch die Menschen glücklicher machte, aber es ist nicht zu erkennen, ob die Menschen ohne Glauben weniger grausam gehandelt hätten oder vielleicht sogar noch grausamer und ob daran gemessen, also einer möglichen Neutralität der Grausamkeiten in der Glücksbilanz zwischen sonstigen staatlichen und religiösen Stellen, im Vergleich nicht sogar am Ende die konstruktiven Elemente überwogen haben.

Dies soll die Dummheit der katholischen Kirche im Mittelalter nicht verteidigen, die Prozesse gegen die Vernunft in Gestalt von Giordano Bruno und Galilei nie rechtfertigen, aber vielleicht den einseitigen Fokus verschieben, soweit es um das Ergebnis des mehr an Glück geht. So eindeutig negativ oder positiv hat sich historisch auf lange Sicht weder die Ablehnung des Glauben noch dessen Bejahung ausgewirkt. Es muss und sollte dem einzelnen überlassen werden, wie er das definiert, wie es dem Kulturkreis entspricht, was gefällt und glücklich macht.

Was glücklich macht, ist höchst individuell unterschiedlich aber Einigkeit besteht wohl darin, dass kaum sich glücklich nennt, wer sich dessen nicht bewusst ist, glücklich zu sein. Danach erhöht es die Chance glücklich zu sein, wenn wir bewusst danach streben. Ob dies vernünftig sein muss oder einer irgendwie vernünftigen Erklärung zugänglich, scheint nach obiger Betrachtung zur Liebe geklärt, egal, ob Glaube oder nicht, uns kann ein nur Gefühl zum scheinbar vollständigen Glück genügen.

Wenn es aber das Glück nicht logisch mehrt, vernünftig zu handeln, vielmehr großes Glück oft jenseits der Vernunft liegt, fragt sich, was im Sinne des größtmöglichen Wohles der größten Menge dafür spricht, noch aufgeklärt und vernünftig zu handeln und ob dies tatsächlich einen höheren Wert in der summarischen Glücksbilanz hat.

Den Betrachter und Autor dieser Zeilen,  als Jünger des Lukrez und Kants, macht die vernünftige Betrachtung glücklicher, scheint sie ihm in der Natur zu liegen und jede andere abwegig. Er kann jedoch nicht leugnen in Fragen der Liebe gelegentlich irrationalen Mustern zu folgen, die sich nahezu jeder Erklärung bis jetzt entziehen, so logisch sie scheinen mögen und hat dennoch gute Freunde, denen die Annahme eines Gottes als Urgrund Freude macht und die dabei sehr gebildet glücklich sind.

In der Betrachtung scheint es mir nach vielen Kämpfen um Vernunft oder Unvernunft der Religion, um die Bilanz des Glückes mit oder ohne am Ende völlig logisch, jeden nach seiner Fasson selig werden zu lassen, auch wenn es nicht schadet, einem religiösen Selbstverständnis im Alltag klare Grenzen zu ziehen, scheint inzwischen der Frieden und das persönliche Glück aller Beteiligten mir wichtiger im Einzelfall als die Frage, ob es einen Gott gibt oder nicht, Aberglaube nutzt oder schadet.

Nur eine Sache scheint noch immer des Kampfes wert und sollte im demokratischen Rechtsstaat selbstverständlich werden. Kinder sind von aller Religion zu verschonen. Jeder Ritus, der eine religiöse Bindung von Minderjährigen bedeutet, ist zu verbieten, die Taufe wie die Beschneidung, die Konfirmation wie Kommunion und Firmung. Wer sich mit 18 für egal welchen Aberglauben entscheidet, vielleicht auch weil die Erziehung der Eltern Früchte trägt - wer wollte dies verbieten? - soll dies tun und sich beschneiden, kastrieren, bestäuben lasen, wie es ihm oder ihr gefällt, aber bis dahin muss jeder Mensch die Chance haben, sich frei zu entwickeln, dies muss so selbstverständlich werden wie ein Verbot der Kinderarbeit, ein Gebot der Schule und der Freiheit des Menschen überhaupt.

Es gibt keine Freiheit der Eltern über ihre Kinder zu herrschen und ihnen einen Glauben aufzudrängen, aber es gibt eine Freiheit der Kinder, dies erst entscheiden zu müssen, wenn sie 18 sind und jeder vorige körperliche Eingriff oder jede geistige Beeinflussung in diesem Sinne, ist zu verbieten. Keine konfessionellen Schulen und keine Religion für Kinder, damit sich nur Menschen im Vollbewusstsin ihrer Vernunft oder ihres Gefühls für das eine oder andere entscheiden. Ansonsten möge jeder mit dem glücklich werden, was gefällt und keine Sekte sollte vom Staat privilegiert werden, was unwahrscheinlich ist bis jetzt, da immer die gerade herrschenden Sekten, sich mit der Macht arrangierten, sich deren Herrschaftsinteressen konform anpasste, ein gutes Instrument der Entmündigung waren und sind, sogar aus voller Glaubensüberzeugung, sich hinzugeben für das Große des Staates.

Fraglich, ob sich der Autor in den letzten beiden Absätzen nicht nur um die Durchsetzung persönlicher Interessen unter dem Deckmantel der Aufklärung bemüht und wie dies hinsichtlich der grundsätzlichen Bewertung der These für die Glücksbilanz wirkt, um die es ja am Ende nur geht.

Den Kindern Freiheit zu schenken, wirkt sich positiv auf ihre Glücksbilanz aus, sie von allen religiösen Zwängen zu befreien auch. Fraglich ob der dazu teilweise nötige Bruch mit der Tradition der Eltern, sie nicht in der Familie isoliert oder ob dies Risiko durch den Zugewinn an Freiheit wieder ausgeglichen wird. Da Kinder ohnehin auch in ihrer eigenen Welt leben, die sich nur soweit gefordert an die der Erwachsenen anschmiegt, diese teilweise immitiert, scheint die Gefahr der Isolation gegenüber dem Zugewinn an Freiheit deutlich zu überwiegen.

Insofern Kinder die Zukunft gestalten, wird das Glück kindlicher Freiheit die Zukunft prägen - wer die Freiheit sichern und ihr einen Wert geben will, muss sie den Kindern geben, damit sie weiter wirkt. Insofern überwiegt der Wunsch nach einer Zukunft in größtmöglicher Freiheit alle Wünsche nach dem Erhalt atavistischer Traditionen wie Beschneidung, Taufe oder Religionsunterricht für Kinder. Dies insbesondere, da das Bekenntnis der Kinder zu einer Religion, zu der sie als Babys zurechtgeschnitten oder befeuchtet wurden und die ihnen schon vorab serviert wurde, immer nur ein dummes ist, nie ein aktives, da es keine Entscheidung dafür gibt.

Wer Kinder liebt, wird sie in Freiheit aufwachsen sehen wollen, Kinderarbeit verhindern und ihnen Bildung gönnen. Jede Tradition, die damit bricht und Kinder zwingt oder unterdrückt, verdient keinen Respekt, sollte unterdrückt werden, um nur das überleben zu lassen, was die Chance des Glücks nicht hindert. Die Religion gleicht so gesehen Kindern gegenüber dem erregten männlichen Glied. Es ist gut, dass es dieses gibt, es ist ganz natürlich und es dient einem guten, natürlichen Zweck, aber es ist auch völlig natürlich und gut, dieses Kindern gegenüber nicht seinem Zweck entsprechend zu benutzen. Dafür sind sie noch nicht reif und das braucht seine Zeit, bis sie es von alleine entdecken, darum ist Pädophilie ein Delikt und wird wie eine Krankheit behandelt. Es gibt keine natürliche, gute Lust im sexuellen von Erwachsenen auf Kinder. Genauso verhält es sich mit der Religion. Es ist gut, dass es sie gibt, für die, die an sie glauben und die es glücklich macht, aber sie hat nichts vor Kindern verloren, die sich erst ein Bild von der Natur machen sollen, um zu erkennen, was ist.

Es ist also abschließend nicht ersichtlich, ob der Aberglaube oder der Atheismus die Menschen glücklicher macht in Summa. Deutlich ist nur, dass es die Menschheit unglücklicher macht, Kinder zu etwas zu zwingen, es der Zukunft schadet und wir jeden nach seiner Fasson selig werden lassen sollen, nur der Religionsunterrischt als konfessioneller ebenso wie Taufe und Beschneidung genauso verboten gehören wie die Kinderarbeit und es das gleiche Selbstverständnis erlangen muss. Im übrigen der geistige Mißbrauch von Kindern zu religiösen Zwecken nichts anderes ist als Pädophilie und deshalb dringend zu bekämpfen. Eine wunderbare Bestätigung dieser Sicht liefern die Kirchen durch die verzögerte Aufdeckung der Fälle von realem Missbrauch der letzten Jahre. Machen wir uns einfach klar, Religion und Sex sind Kindern gegenüber dasselbe.  Sie dürfen wissen, dass es so etwas gibt, gehören aufgeklärt, aber sollen ihre Erfahrungen selbst machen, wenn sie alt genug sind. So wie Bordelle und Pornokinos erst ab 18 zugelassen sind, sollte dies auch für alle Religion gelten.
jt 6.8.14


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen