Freitag, 18. Oktober 2024

Lektürentagebuch 18.10.24

Lektürentagebuch 18.10.24

Im Zauberberg wieder bei einer
Mahlzeit verweilt die der Gast
Hans Castorp noch als ganz
Hervorragend wie reichhaltig

Empfindet was der Erzähler so
Mit Argumenten zur Konsistenz
Wie Menge der sieben Gänge
Als begeisterter Mitesser verstärkt

Wichtiger als die kulinarische Lust
Ist die diesmalige Überführung
Der Übeltäterin die jedes mal die
Glastür klirrend zuwarf wie deren

Namentliche Identifikation durch
Seine direkte Nachbarin die weiß
Wo Clawdia Chauchat sitzt und
Sie zu den guten Russen zählt

Verheiratet sei die rotblonde die
Mit so frecher Nachlässigkeit ihr
Erscheinen hörbar macht um dann
Auf Filz unhörbar durch den Saal

Scheinbar zu ihrem Platz zu schweben
Was zu ihrer Rolle auch passt die für
Hans Castorp Ziel der Sehnsucht wird
Weil sie nie zusammenpassen ist dies

Von noch größerer Leidenschaft durch
Die Geschichte des Buches getragen
Verknüpft Hans Castorp später mit
Mynheer Peeperkorn als Lochbruder

Was angesichts der wohl tropisch
Begründeten Impotenz des stets
Lauten in Floskeln nur stotternden
Holländers schon pikant auch ist

All dies beginnt mit der Kopfdrehung
Beim Erscheinen der sehr aparten
Rothaarigen Russin im weißen Rock
Mit lockerem bunten Sweater dazu

Die Dialektik vom Schleichen auf
Filzsohlen zum klirrenden Knall
Einer die seine Aufmerksamkeit
Gefühlt bewusst sucht ist spannend

Was sich daraus entwickelt ist
Eines der kleinen Wunder des
Zauberberg der mit erfrischender
Ironie durch das ganze Sein reitet

Von Drehbleistiften und Bildern
Der Innenseite des anderen hier
Zu erzählen wäre verfrüht doch
Bleibt wer verliebt noch lieber

Liegt die Ansiedlung von Hans
Die aus drei Wochen plötzlich
Ganze sieben Jahre machen
In diesem Moment begründet

Dann wäre das Klirren der Kitt
Der über die Jahre trägt was
Sicher nicht ausreichte doch eine
Initiale Zündung war er sicher


Mit Franz Hessel ging es heute
Nach Titipu wie in einen Brief aus
Erinnerungen an den Besuch im
Theater am Schiffbauerdamm

Schon die Fahrt dorthin noch an
Den Zelten vorbei im Cabrio wird
Von Hessel ästhetisch zelebriert
Im Brief an seine Begleitung

Erklärt ihr genau was es mit dem
Sagenhaften Titipu aus der Oper
Mikado von Gilbert und Sullivan
Auf sich hat in diesem Kontext

Wie er als Kind von den Eltern
Den Prospekt der Oper erhält
Die sie in London noch hörten
Was zeitlich zu Hessel passt

Der Autor war 1885 bei der
Uraufführung fünf Jahre und
Erinnert sich noch gemeinsam
An die aufregende Geschichte

Die attraktive Begleitung wohl
Tochter der Schwester also die
Nichte des Erzählers hier kommt
Aus einer anderen Generation

Als träfen Baby Boomer auf die
Millennials mit folgendem Knall
Wie gerade bei Gottschalk erlebt
Wozu alle irgendwas meinen 

Wer neugierig wird kann über
Mikado als Oper im Netz genug
Finden doch viel schöner noch ist
Wie zart Hessel hier der Dame von

Seinen Kindheitserinnerungen in
Briefform schreibt und so erzählt
Wie zwischen den Zeilen flirtet
Auf höflich vorsichtig dezente Art

Kein zupackender Aufreißer der
Damen ungefragt anfasst eher ein
Gentleman und Genießer der sich
Unter vielen Verneigungen nähert

Eine kleine feine Geschichte die
Zum Stil Hessels so gut passt
Wie sinnliches mit Kindereien
Und Komplimenten vermischt

Klar wurde mir wieder warum ich
Den bedächtigen Erzähler wie die
Höflichkeit dieses Flaneurs so sehr
Liebe wie nah er mir dabei auch ist

Dass wir nun sogar die gleiche Frisur
Tragen die eigentlich keine mehr ist
Offenbart weniger ähnlichen Stil als
Leben im Einklang mit der Natur

jens tuengerthal 18.10.24

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